Probleme mit einer NSM Prestige 160 B

geschrieben von - posted by Binger 
Probleme mit einer NSM Prestige 160 B
10.10.13 12:24
Hallo liebe Jukeboxfreunde!

Es freut mich, dass es ein Forum gibt, dem ich meine Anliegen vortragen kann - bin nämlich Jukeboxneuling.

Ich bin vor Kurzem an eine Prestige 160 B gelangt, die aber aktuell nicht läuft. Die 160 B, die ich habe, ist mit einem Verstärker 70 Sbb und einer dazupassenden Steuereinheit (#41475) sowie dem Laufwerk (#41491) ausgestattet. Hier im Archiv des Forums hat die Prestige 160 B ja den Verstärker 70S angegeben, bei mir ist aber definitiv der 70Sbb verbaut, da die Steuereinheit auch die 1,25 A Sicherung hat. Vom Aussehen ist die Box aber eine 160 B. Sie ist übrigens auf 220 V ausgelegt.
Zu meinem Hintergrund bevor ich zu den Problemen komme: ich habe bislang Elektronikerfahrung aus dem hochstromigen RC-Modellbau und auch im Bereich von Geldspielautomaten - an eine Jukebox hatte ich mich bislang noch nicht gewagt. Aber die Grundkenntnisse und Fähigkeiten sollten auch durch meine Ingenieurstätigkeit vorhanden sein. Grundausstattung wie Multimeter, Lötkolben, etc. ist alles vorhanden. Den prinzipiellen Aufbau der Box habe ich verstanden und auch wie die einzelnen Schritte sind bis die Platte abgespielt wird.

Die Box befindet sich in einem stark nikotinierten Zustand. Ich bin deshalb "von vorne" vorgegangen und habe bislang den Münzprüfer und das Kreditwerk gereinigt. Der Münzprüfer war total mit Pfennigen und ausländischen Münzen verstopft, außerdem waren Teile leicht verbogen. Die Automatenvorkenntnisse halfen mir, das relativ schnell wieder "gerade zu biegen". Münzen werden nun richtig angenommen und an die entsprechenden Kontakte geleitet. Das Kreditwerk wollte zunächst nicht so wie ich, bis ich festgestellt habe, dass jemand einen Kartonstreifen dort verbaut hatte (damit gab es einen "Dauerkredit" - ist so ein Vorgehen üblich?). Nach dem Entfernen und dem Zurücksetzen auf null Kredite werden die Münzen nun richtig aufgebucht.
Wenn ich nun nach Münzeinwurf eine Platte wählte, werden die Tasten zurückgesetzt und es passiert erstmal nix. Nach Betätigung des Fahrknopfs fährt der Schlitten nach links und wieder zurück nach rechts in die Ruheposition. Ich gehe deshalb von einem Einschreibefehler aus (einige alte Forumsbeiträge helfen hier durchaus!). Hin und wieder flog aber gleichzeitig auch die 2 A Sicherung raus. Ich habe also die Steuereinheit ausgebaut und festgestellt, dass auf LP III die Sicherung (315 mA, träge) ebenfalls defekt war. Meine Fragen sind nun die folgenden:

1. Wie sind die nächsten Reparaturschritte am besten vorzunehmen? Sollte ich beide Sicherungen ersetzen und dann einen Testlauf durchführen oder sollte ich mich daran machen, die Bauteile der Steuereinheit (hauptsächlich die Kondensatoren und Dioden) zu überprüfen? Oder wäre es gar erstmal besser den Schlitten auszubauen und neu abzuschmieren sowie die Nocken neben den Platten zu reinigen?

2. Die Kontrolleinheit hat vorne eine abschraubbare Klappe mit Kontakten. Wofür sind diese Kontakte da? Kann man hieran Spannungsmessungen durchführen, so dass die Kontrolleinheit zum Abgreifen der Spannungen (beim Einschreibe- oder Auslesevorgang) gar nicht nach vorne geklappt werden muss?

3. Im Kreditwerk ist eine rote-durchsichtige Abdeckung für ein Lämpchen verbaut. Leider ist im Kreditwerk keine drin. Kann es sein, dass das ein Relikt ist und man in späteren Modellen des Kreditwerks auf diese Lampe verzichtet hat?

4. In der 600 mA-Sicherungsbuchse war von Anfang an eine 630 mA-Sicherung. Das sollte nicht weiter tragisch sein oder könnte das zu einem Defekt/Überlast in einem Stromkreis geführt haben? Das wäre dann aber mit einem sehr geringen Sichheitsfaktor ausgelegt worden... (Die 630 mA und 1,25 A-Sicherungen sind mir bislang in Testläufen nicht rausgeflogen.) Seit wann die angesprochene 315 mA-Sicherung auf LP III defekt ist, weiß ich nicht.

5. Sowohl in der Kontrolleinheit als auch im Verstärker sind schwarze Flecken an der Decke. Aktuell gehe ich davon aus, dass es sich um 40 Jahre überdauernde Nikotinablagerungen handelt, die sich bedingt durch die nahen elektrischen Felder dort vermehrt abgelagert haben. Ich hoffe nicht, dass es da mal irgendwo gebrannt hat. Die Bauteile sehen aktuell nämlich nicht so aus. Hat damit jemand Erfahrungen oder genaueres Wissen, um mir meine Vermutung zu bestätigen?

6. Ich habe Pläne zur Box 160 B II (110 V), zum Schlitten und zum Verstärker 70S (220 V). Wo liegen die Unterschiede zum Verstärker 70 Sbb? Gibt es eine Einzelteilliste der Kontrolleinheitkomponenten? Bisher hatte ich in den NSM-Anleitungen nur Teilelisten der Verstärker gesehen.


So, das wären erstmal genügend Fragen. Ich danke euch für Eure Antworten und freue mich auf Eure Tipps.

Beste Grüße
Thomas
Re: Probleme mit einer NSM Prestige 160 B
08.03.14 21:30
So, nachdem hier keiner helfen konnte, antworte ich mir mal nach getaner Arbeit selbst und teile euch meine Erfahrungen mit.

1,) Verstehen, was kaputt sein könnte sollte die erste Devise sein. Dadurch sollte auch klar sein, dass man verstehen sollte, wie die Dinge eigentlich mal funktioniert haben. Hierbei fand ich die Ausführungen im Archiv sehr hilfreich. Dazu sollten auch die dazugehörigen Handbücher der Jukebox studiert werden. Die Handbücher können auch von artverwandten Maschinenen sein, so lange es um Verständnisdinge und nicht um Kondensatorwerte geht.

In meinem Fall habe ich also die Kabel nummeriert, abgeklemmt und anschließend alle Baugruppen einzeln betrachtet. Davor hatte ich natürlich genug Fotos gemacht, um später auch alles wieder zusammensetzen zu können. Begonnen habe ich mit der Steuereinheit - hier habe ich alle Elkos durchgemessen und ggf. ersetzt. Ein wenig Löten und fertig!

Am Laufwagen habe ich durch die Studien und die defekte 2A Sicherung vermutet, dass der Auslösemagnet defekt ist. Mein Multimeter zeigte dort praktisch keinen Widerstand und so entschloss ich mich den Magneten zu reparieren. Hierzu gibt es eine tolle Anleitung im Archiv, wie man den Magnet neu wickelt. War sehr abenteuerlich, hat aber hervorragend geklappt. Beim Einbau stellte ich jedoch fest, dass die rechte Steuernocke auf der Nockenwelle des Laufwagens gebrochen war. Im Forum trauten mir einige nicht zu, diese Reparatur selbst zu bewerkstelligen. Ich danke denen, die trotzdem an mich geglaubt haben und mir gewisse Hilfestellungen geleistet haben. Im Endeffekt funktioniert es so, dass man den Motor abnimmt, den Tonabnehmerschlitten entfernt und man dann praktisch schon vor der Nockenwelle steht. Hier hat geholfen, dass man die Spannhebel mit Kabelbindern zurückbindet, um spannungsfrei die Welle ausbauen zu können. Wenn man die Welle dann ausgebaut hat, kann man ein Ersatzteil bestellen, da es zwei Größen gibt, muss man erst werkeln und dann bestellen. Zwischendrin hat man Zeit, alles zu reinigen und zu fetten. Der Zusammenbau hat dann durch meine Dokumentation (mehr als 100 Fotos und 4 Seiten Text!) wunderbar funktioniert. Ich habe mir natürlich auch gleich einen neuen Antriebsriemen gegönnt, denn was einmal zerlegt ist, muss nicht zweimal zerlegt werden. Nur Mut lautet die Devise! Nach dieser Reparatur konnte ich übrigens zum ersten Mal Platten hören.
Leider lief der Schlitten nicht von selbst an und deshalb habe ich die Nocken neben den Platten gereinigt. War auch wieder kein Hexenwerk, da die Technik doch wirklich überschaubar ist.

2.) Weiß ich bis heute nicht - habe die Kontate aber auch noch nicht benötigt, da es in der offenen Steuereinheit auch Abgreifpunkte gibt. Bei 300 V habe ich aber die Finger davon gelassen, da es einfacher ist, die Kondensatoren komplett zu tauschen und gut war.

3.) Ich denke, dass es ein Relikt ist.

4.) 600 mA-Sicherungen gibt es neu nicht mehr. 630 mA funktioniert genauso gut. Das sollte übrigens der erste Schritt zur Reparatur sein; Sicherungskontrolle!

5.) Das ist ganz klar Nikotin gewesen. Unglaublich was sich nach 40 Jahren so ansammelt! Hier hilft ein guter Elektroreiniger.

6.) s.o. - Die Pläne waren trotzdem ganz hilfreich. Auf den Bauteilen steht ja drauf, was rein gehört, falls man was ersetzen will...

Nochmals herzlichen Dank an diejenigen, die mir auf dem steinigen Weg mit Tipps weitergeholfen haben. Auch danke an Stamanns für die Archivpflege - das hilft ungemein! Hätte ich nicht zwischendrin 2 Spielautomaten repariert, wäre ich sicherlich schneller fertiggeworden.

An alle Newbies: lasst euch nicht entmutigen. Step-by-step und das wird schon! Wichtig ist es, alles gut zu dokumentieren und Durchhaltevermögen zu beweisen! Denn meist ist es nicht nur ein Fehler...
Re: Probleme mit einer NSM Prestige 160 B
09.03.14 07:36
Hallo Binger,
Gratulation zum Erfolg!

Aber nur so geht es!!!!!!

Erst sich genau um den Typ der Musikbox erkundigen, fehlende Manuals besorgen und lesen.
Es gibt hier ein perfektes Archiv und dann kommen auch noch die Ratschläge von Jukebox Kollegen.

Viel Spass mit deiner Box.

Gruß Ronny



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.03.14 07:36.
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