Seeburg 220, B-Seiten Anwahl

Hallo,
ich benötige mal wieder eure fachliche Hilfe:
Meine Seeburg 220 zeigt seit kurzem folgenden Fehler:
Auswahl und Abspielen der A-Seiten ohne Problem.
Bei den B-Seiten wählt sie die Titel bis zur F-Reihe aus und spielt sie ebenfalls ohne Problem. Bei der G bis K-Reihe reagiert sie nicht auf die Auswahl. Gewählte B-Seiten der G bis K-Reihe werden einfach „ignoriert“. Der Wagen fährt 2x hin und her und parkt wieder.
Zwischendurch kann es allerdings sein, dass nach einer erneuten Wahl einer beliebigen Platte eine vorherige, ignorierte Platte dann ebenfalls ausgewählt und gespielt wird. Das aber eher selten....

In dem Handbuch habe ich eine entsprechende Fehlerbeschreibung gefunden, die auf verschmutzte Kontakte der „Tormat Memory Unit“ hinweist. Passt die Fehlerbeschreibung eurer Meinung nach zu einem Kontaktproblem oder gibt es noch weitere mögliche Ursachen für dieses Verhalten?

Soweit ich das in dem Handbuch sehen kann, befindet sich die „Tormat Memory Unit“ hinter dem Laufwagen und ist von der Rückseite ( Blecheinsatz ) erreichbar?
Wenn ja, kann ich die Kontakte mit herkömmlichen Kontaktreiniger behandeln oder muss ich bei diesem Bauteil etwas besonderes beachten?

Für eure Rückmeldungen und Tipps wäre ich euch sehr dankbar....

Danke und schöne Grüße
Manfred

Hallo Manfred

Als erstes solltest du den Batterietest machen.

Ist im Archiv beschrieben.
[www.jukebox-world.de]

Sog. Batterietest zum Testen des Read-Out-Vorgangs - Geräte mit Röhrenbestückung: den Cinchstecker vom Impulsverstärker abziehen und kurzzeitig den Minuspol einer 1,5 V-Batterie mit Masse und den Pluspol mit dem Mittelstift des Steckers verbinden. Dadurch werden alle Musikstücke gewählt. Danach die Leitung wieder anstecken und eine Platte wählen (um den Scanvorgang zu starten). Der Serviceschalter muß in PLAY-Position sein. Jetzt müßten der Reihe nach alle Musikstücke gespielt werden. Wenn das der Fall ist, ist der Read Out-Vorgang einschließlich Impulsverstärker in Ordnung und der Fehler liegt am Write In.

Ergänzung:
Von 1,5 Volt Batterien gibt es einige Ausführungen! Sicherheitshalber solltest du eine neue 1,5 Volt Mono D Zelle verwenden. Wichtig ist der Strom, nicht die Spannung! Der Strom muss mind. 1,5 A betragen.

Damit du dir das händische Löschen jeder einzelnen Platte ersparst, überbrücke den Taster (Löschknopf) auf der Rückseite (beim Lautstärkeregler) mit einer Krokodilstrippe (https://www.reichelt.at/at/de/verbindungsleitungs-satz-10-teilig-mk-612s-p12242.html?PROVID=2807&gclid=EAIaIQobChMI9eHJ8N6zgQMVv5FoCR1rAg4xEAQYAyABEgJqOvD_BwE) oder einen Stück Draht.

Gruß
Roland

Hallo Roland,

danke für deine Infos. Werde ich die Tage mal testen und mich dann wieder melden......

Gruß
Manfred

Hallo Roland,

Batterietest hatte folgendes Ergebnis:
- die A-Seiten wurden ALLE gespielt
- bei den B-Seiten wurden A2, B4 und alle zwischen G4 bis K0 ignoriert.
- nach dem der Wagen gescannt hat und wieder in seiner Parkposition stand, habe ich dann nochmal 3 Titel ( A-Seiten )
angewählt.
- Es wurden dann 5 Titel gespielt: Meine 3 gewählten A-Seiten und 2 B-Seiten ( A-2 und B-4 )

Hast du dazu eine Idee?
Wäre nett, wenn du mir hier weiterhelfen könntest.....

Danke und Gruß
Manfred



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 23.09.23 13:10.

Servus Manfred,
ich hatte ein ähnliches Problem bei einer Seeburg (anderes Modell). Bei mir war es so, dass der Detent-Switch zu früh zugemacht hat.
Der Detent-Switch ist rechts hinten am Laufwagen, und macht beim Scannen bei jeder Platte einen Kontakt.
Vom Laufwagen geht der "Lese-Arm" (keine Ahnung, wie der offiziell heißt) auf die Rückseite der Box zur Speichereinheit (dem Teil, wo die vielen kleinen Nieten auf der Unterseite zu sehen sind).
Ich habe meinen Detent-Switch so eingestellt, dass die Kontakte des Lese-Armes schon auf der Niete sind, bevor der Detent-Switch zumacht und dieser auch wieder aufmacht, bevor die Kontakte des Lese-Arms die Niete wieder verlässt. Und das in beide Richtungen (also A- und B-Seiten).
Das kann man sich recht schön im ausgeschalteten Zustand mit einem Ohmmeter am Detent-Switch und der optischen Kontrolle der Lage der gefederten Auslesestifte des Auslesearms im Bezug auf die Nieten der Speichereinheit anschauen. Den Wagen dabei an der Motorachse drehend bewegen, da ist ein Gummiteil zwischen Motorwelle und dem Rest des Laufwagens, der stark beansprucht wird, wenn man am Plattenteller dreht, und dann gerne auch (ein-)reißt.

Möglichkeit 2: Die Speichereinheit ist verrutscht und/oder die Einstellung des "Kopfes" des Lese-Armes, auf dem die insgesamt 4 gefederten Kontaktstifte sitzen, ist verstellt

Möglichkeit 3: Verschmutzte Kontakt-Nieten auf der Speichereinheit, Das wäre der am Einfachsten zu behebende Fehler, meiner Meinung nach ist das aber der unwahrscheinlichste Fall, hatte ich zumindest bisher noch nie.

Möglichkeit 4: Probleme bei der Ansteuerung der Trip-Spule (Habe ich bei einer VL, die 220 ist aber da anders aufgebaut, Thyratrons usw.)

Grüße
Hefter

Hallo Manfred

Die möglichen Ursachen die Hefter aufgelistet sind grundsätzlich richtig.
Da bei deiner Box sämtliche A Seiten gewählt werden und bei den B-Seiten doch auch einige würde ich als nächstes den mittleren Streifen zwischen den Tormatkontakten, und gleich auch die Kontaktnieten selbst reinigen. Auf dem mittleren Blech liegen auch Abtaststifte auf (für die Masse). Dieser Teil ist häufig verrostet. Also sämtliche Ablagerungen auf der Schiene entfernen. Wichtig ist der Bereich auf dem die Stifte aufliegen. Dazu kannst du auch gröberes Schleifpapier verwenden. Dann noch die Abtaststifte selbst kontrollieren und nachbearbeiten (siehe Abbildung), da sich die Stifte im Laufe der Zeit einschleifen. Der korrekte Abstand der der Stifte ist auch wichtig. Dazu kann der Halteblock in der Höhe justiert werden. Im Servicemanual ist diese Justage beschrieben.

Viel Erfolg
Roland

Hallo Hefter / Roland,

vielen Dank für die Tipps. Werde mich da mal dran machen und berichten.
Hoffe, ich finde da irgendwo die Lösung.

Danke erstmal und viele Grüße
Manfred

Hallo zusammen,

kurzer Zwischenstand: Ich habe die Schiene vom Tormat System wie von Roland beschrieben gereinigt und leicht geschmirgelt. Die Nieten selbst habe ich nur gereinigt und die 4 Stifte sind sowie ich das sehe nicht abgenutzt und haben alle identischen Kontakt zu den Nieten bzw. zu der Fläche. (Ein Papiertest "klemmte" bei allen Stiften gleichmäßig ) Sind auch alle "leichtgängig". .
Dann wollte ich mir den von Hefter besagten "Detent Switch" anschauen und den Kontakt erstmal nur reinigen. Sorry, aber wie gelangt man am besten ( einfachsten) an den Kontakt? Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Kontakt richtig lokalisiere. Von der Rückseite aus gesehen unten links am Laufwagen? Da kann man einen Kontakt sehen, der sich aber innerhalb des Gestells befindet und da komme ich nicht wirklich dran..... ;-(
Ist das der richtige und habt ihr da einen Tipp für mich, der mir als "Laie" weiterhilft?

DANKE und Gruß
Manfred

Servus Manfred,
der Detent-Switch ist von vorne zugänglich. Allerdings muss man den Laufwagen zuerst etwas nach links fahren (z.B. mit dem Scan-Schalter). Dann kommst Du gut zum Detent-Switch, der sich am Laufwagen rechts, hinter dem Motor befindet. Wie die Einstellung genau vorzunehmen ist sieht man auf Seite 2462 des (englischen) Manuals. Dort beginnt das ganze mit "A: Remove cover from switch stack".
Ohmsch messen kann man den Detent-Switch natürlich auch. Wenn Du nicht an die Anschlüsse der beiden Kabel direkt am Switch rankommst, dann kannst Du auch messen zwischen folgenden Punkten:
1. Am Reversing-Switch der linkeste Kontaktblock (Wechselkontakt) in der Mitte (= 2. Anschluss von links)
2a. entweder am 6-poligen Stecker P665 (ist am TSU mit J501 beschriftet denke ich) Pin 1
2b. oder direkt auf der TSU die Testpunkte G und H (sind miteinander im Normalfall verbunden)

Nach Deinen bisherigen Fehlerbeschreibungen könnte ich mir Folgendes vorstellen (reine Vermutung!):
Bei den (funktionierenden) A-Seiten schließt der Detent-Switch erst knapp, bevor der Stift die Niete verlässt, aber noch rechtzeitig genug.
Bei den B-Seiten schließt der Kontakt schon, bevor der Stift noch auf der Niete ist, zumindest bei den Wahlen, die nicht funktioniert haben.
Das könnte auch erklären, warum bei Deinem Batterietest im Nachgang dann noch 2 weitere B-Seiten gespielt wurden, da hat der Stift die Niete zum Zeitpunkt des Schließens des Detent-Switches gerade so berührt.
In dem Fall wäre es auch möglich, die Tormat-Speichereinheit (NACHDEM DU DIE GENAUE LAGE ANGEZEICHNET HAST!!!) eine "Kleinigkeit" nach rechts zu verschieben (dafür insgesamt 4 Schrauben links und rechts an der Speichereinheit lösen, nicht ganz abschrauben!). Damit würde der Stift schon etwas früher auf die Niete kommen.
Aber nochmals: Das ist eine reine Vermutung.

Und Rolands Hinweis auf die Lage des Halteblockes (der Stifte) im Bezug auf die Nieten der Tormat-Speichereinheit ist natürlich auch zu beachten. Auch ob die Federung aller 4 Stifte in Ordnung ist. Nicht, dass da etwas klemmt oder die Stifte die Nieten (oder die mittlere Schleifleiste zwischen den Nieten) nicht satt berühren.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter.

Grüße
Hefter

Hallo,

möchte noch nicht zu euphorisch sein, aber habe heute mit den Tipps von Hefter und Roland den Fehler evtl. beheben können.
Allerdings zeigte sich nach einer minimalen Verschiebung der Speichereinheit nach "rechts" ( Von hinten gesehen ) noch keine Verbesserung. Nachdem ich dann den eigentlichen Kontaktblock gemäß dem Handbuch in der Höhe etwas nachjustiert hatte, wurden die letzten - noch aus dem Batterietest aktivierten - B-Seiten gespielt. Leider noch nicht alle. Dann habe ich die Speichereinheit wieder auf die Originalposition gesetzt. Danach wurden weitere noch fehlende B-Seiten gespielt. Als ich dann die Einheit von der Originalposition ganz leicht nach "links" versetzt hatte, wurden auch die letzten noch fehlenden B-Seiten gespielt. Als der Wagen nach dem Scanvorgang wieder in Parkposition stand, habe ich A1, eine mittlere vorher nicht funktionierende B-Seite und K0 gewählt. ( Sozusagen einmal die äußerst linke und rechte Position getestet ). Alle 3 Titel wurden problemlos gefunden und gespielt!
Also: Vielen vielen Dank für eure Tipps und Informationen. Habe wieder einmal eine Menge dazugelernt.......
Hoffe, dass sie jetzt erstmal wieder eine Zeitlang stabil läuft.

Thanks a lot.

Gruß und schönes Wochenende!
Manfred



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 13.10.23 17:28.

Quote
Mr. Bubbles
Hallo zusammen,

Die Nieten selbst habe ich nur gereinigt und die 4 Stifte sind sowie ich das sehe nicht abgenutzt und haben alle identischen Kontakt zu den Nieten bzw. zu der Fläche. (Ein Papiertest "klemmte" bei allen Stiften gleichmäßig )

Hallo Manfred

Schön, dass die Box wieder funktioniert.
Mich stören daran etwas die dafür verantwortlichen Ursachen. (Höhe vom Kontaktblock und Position vom Tormat)

Bist du sicher, dass die Stifte nicht eingeschliffen sind?
Ich kann mir das fast nicht vorstellen (es sei denn sie wurden schon mal bearbeitet).

Die 2 Abtaststifte (die über die Nieten fahren) sollen konvex (nach oben gewölbt) sein!
Durch Abnutzung schleifen sie sich ab und werden konkav (nach unten gewölbt).
Siehe meinen Anhang "Shaping Tormat Contact Pins" vom 28. September.


Gruß
Roland

PS: Bitte poste doch ein Foto von den Stiften.

Servus Manfred,
und gleich einmal sorry... Ich Depp hab' total übersehen, dass ja, wenn der Wagen nach links läuft, die B-Seiten gespielt werden. Logischerweise muss dann die Speichereinheit von hinten gesehen "um einen Hauch" nach LINKS geschoben werden, damit die Niete beim Schließen des Detentswitches auch schon sicher vom Kontaktstift erreicht wurde (wenn die Vermutung stimmt, dass der Detent-Switch zu macht, bevor die Niete vom Kontaktstift erreicht wurde).

Rolands Anmerkung die Kontaktstifte betreffend ist natürlich ganz wichtig. Diese sind wahrscheinlich mehrere Millionen mal über eine Niete drübergefahren, da ist es nicht unwahrscheinlich, dass die ursprüngliche Form (leicht nach oben gewölbt) sich ins Negative (übertrieben gesagt ein Loch bzw. eine Nut) umgekehrt hat. Das wird dadurch noch verstärkt, dass anscheinend viele Aufsteller damals bei Problemen mit dem Auffinden der richtigen Single als Erstes den Kontaktblock ganz nach oben geschraubt haben, wodurch die Kontaktstifte durch die Federung viel stärker als notwendig an die Speichereinheit "gedrückt" wurden und damit diese Stifte noch mehr "Abrieb" hatten. Ich habe selbst eine Seeburg und im Bekanntenkreis "betreue" ich 4 Weitere und alle haben den Kontaktblock an der höchstmöglichen Stelle montiert gehabt. Teilweise so hoch, dass die Federn komplett reingedrückt waren und der ganze Kontaktblock beim Überfahren der Nieten leicht hoch und runter ging... Dass die Kontaktstifte sich da schnell verformen ist klar.

Grüße
Hefter

Quote
Hefter
...damit die Niete beim Schließen des Detentswitches auch schon sicher vom Kontaktstift erreicht wurde (wenn die Vermutung stimmt, dass der Detent-Switch zu macht, bevor die Niete vom Kontaktstift erreicht wurde).

Hallo Hefter, Manfred, Roland, Seeburg Experten…
ich denke auch, es ist besser, wenn der Kontakt am Tormat geschlossen ist, bevor der Detent Switch den Lesepuls "abfeuert". Der Schleifkontakt an der Niete macht vermutlich im ersten Moment keine ausreichend niederohmige Verbindung bis er sauber aufliegt. Bei NSM gibt es da z.B. ein Abtastrelais das dafür sorgt, dass der Lesekondensator erst entladen wird nachdem der Kontakt am Tormat geschlossen ist. Bei guten Kontakten müsste es aber eigentlich egal sein, welcher zuerst schließt. Daher denke ich, dass so ein Fehlerbild auch ein Hinweis darauf sein könnte, dass der Lesestrom grenzwertig niedrig ist, weil entweder die Lesespannung zu niedrig ist, der Kondensator Kapazität verloren hat, nicht schnell genug nachgeladen wird oder irgendwo im Lesekreis ein zu hoher Übergangswiderstand ist, Kontaktstellen gibt es ja reichlich im Stromweg: J501> Detent Switch> Reversing Switch/A-B Umschaltung> Kontaktblock Niete> Kontaktblock Masse> Sicherung> J502.
Gruss Jürgen (Seeburg Lehrling)

Hallo zusammen,
erst nochmal vielen Dank für eure Bemühungen!
Ich habe mal eine Nahaufnahme vom vorderen Stift angehangen. Ich hoffe, man kann (beim zoomen) genug erkennen.
Im Vergleich mit der Skizze von Roland scheint mir der Kopf doch etwas ballig zu sein?!? Der hintere Stift sieht genauso aus. Habe aber keine wirklich guten Nahaufnahmen davon hinbekommen... Bin technisch relativ "analog" unterwegs und habe nicht das passende Equipement. ;-) Also hoffe, die Aufnahme ist aussagekräftig genug.
Die Justierung des Kontaktblocks leicht nach oben habe ich gemacht, da der angegebene Abstand zwischen dem Block und der Tormatfläche im Handbuch mit 1/4" angegeben ist. Der Block war etwas tiefer positioniert und ich denke, dass bei meiner Box damals entgegen den Erfahrungen von Hefter der Abstand "größer" gewählt wurde, damit eben nicht das passiert, was Hefter beschreibt. Aktuell habe ich somit den vorgegebenen Abstand eingestellt und die Stifte sind alle leichtgängig und haben genügend Spiel nach unten. Da ich leider im elektrotechnischen Bereich keine bzw. wenig Vorkenntnisse habe, wäre ich bei einem entsprechenden Fehler recht schnell aufgeschmissen und ich müsste schauen, an wen ich mich dann hier vor Ort ggf. wenden könnte. Solange sie jetzt erstmal läuft, warte ich mal ab. Sollte sich in den nächsten Tagen der Fehler erneut, oder ein ähnlich gelagertes Problem zeigen, dann muss ich mir was überlegen.

Danke euch und schöne Grüße!
Manfred