Wurlitzer 1100 "Bombernose"

Hallo Liebe Forummitglieder.

Ich hatte schon ein Thema geöfnet, in dem es um die Feder der Titelwahl ging.
Ich weiß leider nicht genau wie dieses Forum funktionieret und deshalb hier eine neue Frage.

Nachdem ich leider mit mäßigem Erfolg die Feder nachgefertigt habe, habe ich ein neues Problem mit der 1100er.

Ich wähle einen Titel und die Platte fährt nur zur Hälfte heraus und die Mechanik rattert stark.
Wenn ich am Hauptzahnrad (Das Große) nachhelfe und es nach unten drehe, spielt der Titel tadellos.
Das beenden und das zurücklegen der Platte, funktioniert auch tadellos!

Wähle ich einen neuen Titel, kann es sein, das plöltzlich alles rund läuft und die Platte wird abgespielt.

Wähle ich erneut einen Titel, kommt es wieder zu Problemen, die Mechanik rattert stark die Platte hängt so lange fest, bis ich am Zahnrad händisch nachhelfe "!
Die Platte fährt zur hälfte raus oder sogar ganz, wird aber nicht nach oben zum Tonarm geführt. Es rattert nur stark.

Hat jemand eine Idee ? Ist da eine Einstellungssache oder ein defekt ?


Ich freue mich über jede Hilfe
Dankeschön



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 10.09.23 16:52.

Hallo Schröder (klingt wie ein Nachname)

Das große Zahnrad wird über ein Schneckenrad angetrieben welches direkt mit dem Motor verbunden ist. Wenn beim „nachhelfen“ am großen Zahnrad die Maschine läuft, dann scheint der Kraftschluss zwischen Zahnrad und Schnecken nicht ganz in Ordnung zu sein. Entweder ist das Spiel da zu groß oder das Zahnrad hat an einer Stelle Karies - einen Zahnschaden. Das erscheint mir deiner Schilderung nach auch die etwas wahrscheinlichere Variante zu sein. Das Spiel zwischen Zahnrad und Schnecke verändert sich eigentlich nicht bzw. ist konstruktiv fast fix.
Also bitte mal den „Zahnstatus“ des großen Zahnrads ermitteln - sind alle Zähne in Ordnung oder fehlt an einer Stelle der Biss.

Gruß Jens



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.09.23 10:59.

Hallo Jens,

habe mal das Zahnrad genauer angeschaut, es sind ein paar kleinere Abnutzungen zu sehen.

Werde es mal komplett reinigen, nochmal genauer untersuchen und eventuell tauschen.
So wie ich es sehe kann dort leider nichts ein/nachgestellt werden.

Vielen Dank für die schnelle Hilfe.

Viele Grüße

Hallo Schröder

Du schreibst so locker, dass Du das Hauptzahnrad evtl. tauschen möchtest.
Da Du wegen Deiner W 1100 "Probleme" hier eine Hilfesuche begonnen hast, gehe ich mal davon aus, dass Du noch keine Wurlitzer - Mechanik aus den 40er Jahren schon zerlegt und restauriert hast.
Das Tauschen das Hauptzahnrades ist nämlich eine etwas anspruchsvollere Aufgabe und nicht "mal schnell" erledigt.

Wenn die Zähne Deines Hauptzahnrades nicht abradiert sind, könnte man das Schneckenrad bzw. natürlich den Lagerbock mit dem Schneckenrad "unterfüttern" um zwischen Pertinaxzahnrad und Schneckenrad einen besseren Kraftschluss zu bekommen.
Als "Unterfütterung" genügt manchmal ein ölgetränktes Blatt Papier.

Voraussetzung ist natürlich dass sowohl das Pertinaxzahnrad, als auch die Schnecke sauber und nicht verklebt sind.

Wurde Deine W 1100 schon mal irgendwann mechanisch restauriert ( komplett bis zur letzten Schraube zerlegt, alles pikobello gereinigt, das Lager der Hauptantriebswelle, auf dem das Pertinaxzahnrad dreht, neu gelagert und auch die Messingkugel in der drehenden, herzförmigen Scheibe evtl. durch eine notwendige Übergröße ersetzt ) ?.
Nur so hat man wieder dauerhaft Freude an so einer alten Jukebox, meine ich.

Servus Axel

Servus Axel,

Du hast recht, ich habe noch keine 40iger Jahre Jukebox - Mechanik gemacht,
allerdings schon einige 40iger - 2000er Jahre PKW Mechanik (Motor,Getriebe, Karrosserie..)
Deshalb traue ich mich ran.

Es hat mal ein Mensch konstruiert und es läuft tatsächlich bis heute.
Also kein Hexenwerk, man muss nur wissen wo hinlangen und was man tun kann bzw. muss.

Deshalb bin ich hier.

Ich habe, so wie ich es sehe, kein Pertinax Zahnrad, sondern eines aus Metall bzw. Guss.
Zumindest fühlt es sich so an. (Kann mich natürlich täuschen)
Das Zahnrad ist auch nicht durchgängig wie das Pertinax Ersatzteil welches ich habe, sondern gelocht Siehe Bild!
Die Zähne sehen eigentlich noch ganz gut aus !

Du schreibst unterlegen mit Ölpapier.
Das ist für mich ein völlig neuer Aspekt und genau das hatte ich mir in diesem Forum erhofft !

Die 1100er wurde vor vielen Jahren mal restauriert und lief tadellos.

"" das Lager der Hauptantriebswelle, auf dem das Pertinaxzahnrad dreht, neu gelagert und auch die Messingkugel in der drehenden, herzförmigen Scheibe evtl. durch eine
notwendige Übergröße ersetzt ) ?.""

Das weiß ich leider nicht !

Ich werde es mal mit dem ÖL-Papier versuchen.
Hast Du mir nen Tipp welches Papier oder ist das Egal.

Und hast Du nen Tipp wo ich Ersatzteile also Lager und Scheibe herbekomme.

Ich habe ein Pertinexzahnrad gekauft, im Fall ich es benötige. Wenn nicht lege ich es als Ersatz in meinen Fundus.

Viele Grüße Schröder



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 21.09.23 16:05.

Hallo Schröder

Entschuldige, wenn ich das hier so schreibe, aber ein metallenes Hauptzahnrad ist ein "Verbrechen" und deutet mir auf ehemaligen "Mexiko-Schrott" hin.
Ich habe zweimal in meinem Leben genau so eine metallenes Hauptzahnrad zu Gesicht bekommen und jedes Mal war die Mechanik bzw. die ganze 1100 ein Mexiko - Import und die Mechaniken "total am Ende".

Wurlitzer hat ab Werk sicher niemals so ein metallenes Hauptzahnrad eingebaut, weil
1. die Paarung Metallschnecke --- Pertinaxzahnrad einen leisen Lauf gewährleistet
2. diese Paarung durch das Pertinaxzahnrad auch eine Art "Sollbruchstelle" darstellt, damit nicht im Falle einer
klemmenden Mechanik der Motor gestoppt wird und dann dadurch "abraucht"

Wenn diese Mechanik schon irgendwann mal gewissenhaft und verantwortungsvoll restauriert worden wäre, dann
hätte man dieses unsägliche Metallzahnrad durch ein neues oder zumindest makelloses Pertinaxzahnrad ersetzt
und das Metallzahnrad sofort dem Abfall übergeben.
Da dies an Deiner Mechanik nicht erfolgt ist, würde ich an Deiner Stelle sofort und ohne über irgendeinen Kompromiss nachzudenken, die komplette Mechanik bis zur letzten Schraube zerlegen und gründlich überholen.

Das ist meine Sichtweise, nachdem ich seit Mitte der 90er Jahre sehr viele 40er Jahre Wurlitzer - Mechaniken gründlich und absolut gewissenhaft für mich selbst, aber auch für andere restauriert habe und in nun 28 Jahren keine Reklamationen erhalten habe, für die ich nicht mal alle Finger einer Hand benötige.

Eine 40er Jahre Wurlitzer - Mechanik hat meiner Meinung nach genau so auszusehen .... wie auf den angehängten Bildern.
Dann war sie komplett zerlegt und es wurden alle "Unzulänglichkeiten" und verschlissene Teile entdeckt und auch hoffentlich gewechselt.

Servus Axel

Ergänzung : Ersatzteile oder besser Verschleißteile gäbe es bei Victory Glass in den USA ......



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 22.09.23 21:38.

Servus Axel,

OK Krass, das sieht wirklich Perfekt aus.!!

Danke für die ehrlichen Worte!! - ist mir lieber als Gefasel...
So weiß ich woran ich bin.

Ich werde mich also an die Mechanik machen und das Teil überholen.
Wie gesagt Pertinaxscheibe habe ich schon.

Wenn du mir noch eventuell sagen könntest welche Teile am besten erneuert werden sollten, wäre das Super.!!

Denn dann muß ich nicht so lange suchen und könnte, wenn vorhanden diese Teile gleich bestellen.
Wie gesagt, ich habe bei 1100 noch keine Erfahrung.

Ich würde gerne alle Verschleißteile erneuern, egal ob noch gut oder nicht.

Wenn zerlegt dann gleich alles neu, sonst macht das ja keinen Sinn.

Viele Grüße Schröder

Hallo Schröder

Deinen Entschluss die gesamte Mechanik zu überholen kann ich nur begrüßen.
Alles andere ist bei einer über 70 Jahre alten Mechanik, die vermutlich schon lange "Dienst" tun musste, nur "Flickwerk" und bringt nur immer wieder Probleme.

Die beiden "Hauptverschleißteile" sind meiner Erfahrung nach :
- die hintere Lagerstelle der Hauptwelle ( die Welle mit dem Pertinaxzahnrad ) ist im Gitterrahmen meist
verschlissen, weil Wurlitzer diese Stahlwelle einfach im Gußteil lagerte und am hinteren Ende der Welle hohe
Seitenkräfte auf die Welle wirken ( Nocken, der die Plattenringe aus dem Magazin drückt )
- die Messingrolle, die in der herzförmigen Scheibe läuft und die Auf- und Ab-Bewegung des Sucharmes für
die Plattenwahl lenkt

Da beide Teile vermutlich meist nicht regelmäßig mit Öl zur Schmierung versorgt wurden, habe ich hier immer den
größten Verschleiß mit dringendem Handlungsbedarf vorgefunden.

Die hintere, meist oval eingelaufene Lagerstelle im Gußrahmen muss man zentrisch ausbohren und ausbuchsen.
Eine Sinterbronzebuchse gibt es bei Victory Glass, die aber nach dem Einbau noch auf das Wellenmaß aufgerieben werden muss.
Die kleine Messingrolle gibt ( gab ? ) es bei Victory Glass in einer ersten und zweiten Übergröße.
In den Mechaniken, die ich in meinem Leben überholt habe, musste ich, soweit ich mich erinnere, nur einmal die zweite Übergröße einbauen, die erste Übergröße aber regelmäßig.

Noch ein Hinweis zur Zerlegung der Mechanik :
Es ist nicht nötig alle Nocken von den Wellen zu entfernen.
Nur die Nocke am hinteren Ende der Hauptwelle muss abgenommen werden, weil man sonst die Welle nicht aus dem Gußrahmen bekommt und die Lagerstelle nicht sanieren kann. Die Nocke ist durch einen konischen Stift auf der Hauptwelle fixiert ..... also erst den "Schmulch" entfernen, genau schauen, auf welcher Seite das dickere Ende des konischen Stiftes zu sehen ist und dann versuchen, auch mit Unterstützung von Hitze, den konischen Stift herauszutreiben ( Stellung des Nocken zur Welle kennzeichnen ! ).

Viel Erfolg
Axel



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.09.23 14:54.

Hallo Axel,

vielen, vielen Dank für die guten Tipps.
Ich werde jetzt auf Teilesuche gehen und dann loslegen.

Melde mich wieder.

Viele Grüße