Rock Ola 441 Verstärker überholen

geschrieben von - posted by henselhofer 
Rock Ola 441 Verstärker überholen
09.10.18 17:20
Hallo zusammen,
ich habe eine angeblich Top gepflegte und funktionierende 441 deLuxe von einem Bekannten gekauft. Die 441 stand seit 15 Jahren im Wohnzimmer und wurde nur während Familienfeiern betrieben. Daheim ist mir dann aufgefallen, dass nur ein Kanal funktioniert und das Gerät in diesen 15 Jahren nicht gewartet wurde...
Ich habe dann eine Komplettreinigung durchgeführt, die Mechanik nach Plan (habe hier alles an passender Doku gekauft) geschmiert und den Verstärker überholt.

Im Verstärker wurden bis auf den großen Siebelko alle weiteren Elkos, Folien und Röhren gewechselt. Ich bin auf 7868 von Electro Harmonix umgestiegen und kann deshalb nicht mehr zurück zu NOS Röhren: die Pins der EH sind dicker als üblich und weiten die Kontakte auf - die alten Röhren halten dann nicht mehr!
Die Vorstufenröhre 7199 habe ich gegen JAN 6U8A mit Adapter getauscht.
Die anschließende Inbetriebnahme hat mich (und die Röhren) ordentlich ins Schwitzen gebracht. Sobald die Musik lauter wurde, hat abwechselnd irgendeine Röhre "rote Backen" bekommen. Ein weiterer Satz gematchte Röhren war auch nicht besser -> Verzweiflung!!!

Ich habe dann die Grid-Stopper Widerstände von 270k auf 220k verkleiner und es wurde besser - aber die Röhren schienen immer noch sehr heiß zu laufen. Auch bekamen die Übertrager Temperatur, nicht heiß aber schon ordentlich warm.
Da man im eingebauten Zustand nicht messen kann, habe ich 10 Ohm Kathodenwiderstände eingebaut und über Chinchbuchsen von außen zugänglich gemacht: ich hatte Ruheströme um 60 mA, welche bei Belastung (Hitze) bis 70 mA trotz kleineren Grid-Stopper anstiegen.

Ich hätte den Vorbesitzer würgen können, als ich den Fehler gefunden hatte: damit die Lampen schneller angingen, hatte er den Spannungswahlschalter auf 220V umgestellt sad smiley
In richtiger Stellung sind die Ströme bei etwa 40 mA, was mir immer noch hoch erscheint - aber die 441 funktioniert so gut.
Ein Problem ist aber geblieben: Ich habe einen leichten Brumm in den Lautsprechern. Dieser bleibt auch wenn die Vorstufenröhren gezogen sind - also definitiv die Endstufe.

Was könnte die Ursache sein?

Trotz gematchter Röhren sind zwischen den Röhren Unterschiede von bis zu 5 mA, doch ist der Ruhestrom DC und dürfte nicht brummen?

Weiterhin habe ich noch den originalen Siebelko in Betrieb, dieser hatte Werte von 134/31 uF (Soll 120/20 uF). Könnte dieser trotz guter Werte mit kleiner Messspannung unter Dampf (360V) schlecht sieben? Ich habe zwar ein Oszi, aber zum Messen muss ich den Verstärker anschließen und einbauen - dann komme ich wieder nicht an die Messpunkte...

Ich bin am überlegen, den Bias der Röhren über Poti zu justieren - macht dies überhaupt Sinn oder mach ich mich nur selber froh??? ;-)
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
09.10.18 17:29
Nachtrag:
Ich hatte im Forum irgendwo über den dumpfen Klang der 441 gelesen und auch selbst an meiner 441 gehört. Ein Test der originalen Tweeter an einem HiFi Verstärker haben auch die Ursache gezeigt. Die angeblich zu den Höhen hin abfallende Verstärkerkennlinie ist nicht das Problem, sondern die Lautsprecher klingen so dumpf und das konnte ich relativ einfach ändern: ich habe die ovalen Tweeter gegen Visaton FR 10 HM 8 Ohm mit Blende aus Sperrholz getauscht. Klingt um Welten besser!!
Dass der FR 10 HM anstatt 16 nur 8 Ohm hat, wird den Verstärker durch den Serienwirderstand mit 15 uF Elko nicht ärgern und die Tieftöner werden bei höheren Frequenzen auch hochohmiger....
Ich kann es wirklich empfehlen!
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
11.10.18 07:39
Hallo ?

(Schon wieder ein Namenloser)

Problem mit Umschalter 220 / 240 Volt behoben?!
Bei dem Verstärker ist sicher noch nicht alles o.k.
Ich kenne keinen einzigen Verstärker bei dem es ein Problem gibt wenn besagter Schalter auf 220 Volt steht und die Box an 230 Volt betrieben wird.
Wenn der Schalter auf 220 Volt steht sind die Spannungen im Verstärker um ca. 5 % höher und das macht überhaupt nichts aus.
Grundsätzlich ist eine Verstärkerreparatur in der Box nicht zielführend.
Wie du schon selbst geschrieben hast sind Messungen kaum möglich.
Ein Verstärker gehört auf einem vernünftig ausgestatteten Arbeitsplatz repariert.
Nur so sind sämtlich erforderliche Messungen machbar.
Hast du die Betriebsspannungen (im Schaltplan mit A / B / C bezeichnet) gemessen?
Dann auch noch die Restwelligkeit von diesen Spannungen kontrollieren.
Die Endröhren werden mit einer fixen Bias Spannung von 15,5 Volt versorgt. Ist diese Spannung an den Röhren korrekt.
Auch hier die Brummspannung messen.
Wieso hast du die Ruheströme nicht direkt gemessen sondern über zusätzlich eingebaute Widerstände? Zudem ist die Messung damit nicht ganz genau. Auch wenn der Wert mit 10 Ohm nicht sehr groß ist, wird dadurch die Bias Spannung verändert und somit auch der gemessene Strom.

Zum Brumm.
Jukeboxen sind Mal keine Hi-Fi Geräte. Die meisten Boxen haben einen leichten Grundbrumm.
An den Plätzen wo die Boxen ursprünglich gestanden sind ist das wegen dem vorhanden Grundlärmpegel nicht aufgefallen (Wenn doch, dann war das Lokal sehr schlecht besucht sad smiley )

>>….doch ist der Ruhestrom DC und dürfte nicht brummen?

Der Ruhestrom ist DC, kommt aber von keiner Batterie oder einem Akku.
Hast du dir die Siebung der Anoden- und Schirmgitterspannung der Endröhren angesehen?
Ein Elko mit 100 µF – fertig! Miss doch Mal die Restwelligkeit – wenn diese weniger als 3 Volt beträgt ist das schon toll. Nicht umsonst wird diese der Gleichspannung überlagerte Wechselspannung “Brummspannung“ genannt. Im Prinzip ist das bei einer Gegentaktendstufe egal (könnten sogar 50 Volt sein), da sich die beiden Spannungen im Übertrager aufheben. Aber eben nur wenn die Endstufe vollkommen symmetrisch ist.
Du kannst natürlich die Bias Spannung einstellbar machen und wenn die Röhren altern nachjustieren.
Die bessere Lösung ist eine ordentliche Siebung der Anoden und Schirmgitterspannung.
Wie gut die Siebung der Anoden- und Schirmgitterspannung ist lässt sich bei einer Gegentaktendstufe leicht und ohne Messgerät feststellen. Einfach eine der beiden Endröhren entfernen und auf die Veränderung der Lautstärke vom Brumm achten. Desto besser die Spannungen gesiebt sind, umso geringer wirkt sich der Betrieb mit nur einer Röhre auf die Zunahme vom Brumm aus.

Schöne Grüße
Roland
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
14.10.18 19:50
Hallo Roland,

es scheint sich mit dem Brumm so zu verhalten wie Du sagst: ich darf keine HiFi Ansprühe stellen. Das Brummen, welches ich bei zugedrehter Lautstärke höre, ist leiser als das Rumpelgeräusch der Schallplatte vor und nach der Musik - also auch blödsinnig einen Fehler zu suchen.

Was bleibt ist der hohe Ruhestrom der Röhren. Zwar ist die 441 betriebssicher (laute Nacht klaglos überstanden), aber in meinen Augen nicht optimal. Ich habe mit einem dünnen Draht an Pin 2 aller Röhren gemessen, Bias liegt bei 14,8 Volt trotz verkleinerter Grid-Widerstände. Laut Plan stehen die 15,5 Volt Bias aber vor den Grid Widerständen an. Und ja, mit einem Messplatz hätte ich dies längst schon kontrollieren können smiling smiley

Auf die Idee mit nur einer Röhre in der Endstufe zu messen, bin ich noch nicht gekommen - Du bist sicher dass hier nichts in die Hose geht??

Danke vorab und schönen Gruß

Jörg
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
01.11.18 21:04
Ich musste leider feststellen, dass meine 441 doch nicht betriebssicher ist. Nach mehreren Platten mit sehr hoher Lautstärke kommen die EH Röhren in einen Temperaturbereich, bei welchem zwei Röhren anfangen, den Strom ständig ansteigen zu lassen (>65 mA). Danach gibt es wieder rotglühendes Blech. Auslösen kann ich dies immer wieder durch Abspielen mehrerer Platten in sehr hoher Lautstärke.
Da ich mir mittlerweile einen provisorischen Messplatz gebastelt habe, konnte ich die BIAS Spannung prüfen. Nach der Diode (CR2) sind es genau 15,5 Volt, an Pin 2 der 7868 nur noch 14,8. Die von mir getauschten Koppelkondensatoren (0,047 uF, MKT) haben scheinbar sehr hohe Leckströme. Ich habe dann MKP von WIMA eingesetzt, jetzt sind es an Pin 2 schon 15,2 Volt. Aber der Ruhestrom liegt immer noch bei 40 mA.
Da ich mittlerweile weitere defekte Bauteile ausschließen kann, komme ich so nicht weiter.
Und da dieses Problem erst seit Einsatz der EH Röhren besteht, könnte mein Problem hier liegen - eventuell verhalten diese sich doch etwas anders als die alten Röhren von vor vielen Jahren.
Mein Plan: einstellbare Biasspannung für alle Röhren. Mittels Villard Schaltung verdoppele ich die Bias Spannung und hänge dann für jede Röhre ein 10k Poti zwischen -31 und -15 Volt. Der Abgriff speist dann den 270k Widerstand vor Pin 2 und ich kann die Spannung von -15 bis -31 Volt einstellen. Ich hab das mal provisorisch in den Schaltplan eingezeichnet. Da ich nicht genug 10k Potis habe, muss ich diese erst bestellen. Dann werde ich den Verstärker umbauen und berichten.
Falls ich hier einen absoluten Denkfehler drin habe, gerne ungefiltertes Feedback smiling smiley

EDIT: Schaltungsfehler korrigiert...



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 03.11.18 09:58.


Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
02.11.18 09:21
Hallo Jörg

Die 100 Ohm Widerstände für die Schirmgitter wurden kontrolliert und am besten auch gleich getauscht?

Gruß
Roland
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
02.11.18 11:05
Hallo Roland,

ja, die 100 Ohm Widerstände sind neu und i.O.. So weit ich recherchiert habe, unterdrücken die 100R nur Ausfälle der Röhren durch interne Überschläge, sind jedoch nicht "Stromrelevant".
Ich habe alles um die Endröhren mehrfach geprüft, sogar die Übertrager mit 1 kV auf Isolationsfehler getestet. Ich kann definitiv ein defektes Bauteil ausschließen.
Der Rest ist ebenfalls geprüft und sollte fehlerfrei sein, jedoch in Bezug auf den beschriebenen Fehler eher nicht relevant - auch bei entfernten Treiberröhren bleibt der Ruhestrom unverändert.

Da ich im Netzt ein paar mal von ähnlichen Problemen mit den EH 7868 gelesen habe, gehe ich auch von einem Problem der 441 mit diesen 7868 aus.
Aber nochmal zum Richtigstellen: die EH 7868 machen evtl. in Geräten mit Ruheströmen im Grenzbereich Probleme, nicht dass die EH 7868 schlecht wäre (eher besser, da mehr Strom/Verstärkung)!!!!
Ich habe dies in Verbindung mit alten "The Fisher" Röhrenamps gelesen, daher die Idee mit Anpassung der Bias Spannung.

Ich hoffe, dass mein Plan auch funtioniert...

Schönen Gruß aus dem Saarland
Jörg
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
02.11.18 11:16
Hallo Jörg,

ich bin auch eher bei Roland, es muss eine andere Ursache für den erhöhten Anodenstrom geben.
Die Schaltung war sicher ursprünglich nicht so an der Grenze der Röhre dimensioniert, sonst wären die Servicetechniker allesamt Stammgäste in den Wirtschaften und frühzeitig an Leberzirrhose gestorben.
Auch das Verhalten mit dem 220V Schalter deutet darauf hin, wie bereits angemerkt.

Gibt es im Schaltplan einen Soll-Wert für den Ruhestrom ?
Entsprechen alle Bauteile der Endstufe dem Wert im Schaltplan, oder ist das Teil "verbastelt" ?

Ich würde den Umbau an der Gitterspannung erst machen wenn alle anderen Fehlermöglichkeiten ausgeschlossen sind und definitiv die Charakteristik der Ersatzröhre verantwortlich ist.

Vorher besser nochmals alle Spannungen an der Röhre im kalten und warmen Zustand nachmessen, auch am G2.

Gruss...Jürgen
PS: Der Verdoppler scheint mir falsch gezeichnet, 470uF parallel zur Trafowicklung ?
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
02.11.18 13:23
Noch ein Gedanke zum Wochenende:
Manchmal verhalten sich die N/C pins von Ersatzröhren anders als das Original.
Wenn der N/C pin am Sockel als "Stützstelle" für irgendeine Verdrahtung verwendet wurde kann alles mögliche (oder auch nichts) passieren.
Gruss...Jürgen
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
02.11.18 13:31
Hallo Jürgen,

Danke für den Hinweis - ich habe den Verdoppler falsch eingezeichnet!!!!
Links am 470 uF sollten -31V anstehen und der Anschluss zum Trafo auf der rechten Seite beim 47 uF. Ich korrigiere diesen Fehler am Wochenende.

Da ich nirgendwo Ströme in der Doku oder im Netz finden konnte, Rock Ola gibt nur Spannungswerte an, hänge ich hier etwas in der Luft. Aber 40 mA wird zuviel sein, ähnliche Schaltungen mit dieser Röhre werden auf 28-30 mA eingestellt.

R.O. gibt jeweils 345V an Pin 9 (Anode) an, ich habe hier 360V. Meine Spannung A ist aber generell höher (380V anstatt 360V). Stelle ich den anfangs erwähnten Umschalter auf 220V, erreiche ich an A 415V und an der Röhre etwa 400V. In diesem Falle habe ich einen Bias von 16,8 Volt.

Der Verstärker war unverbastelt, ein Kanal funktionierte nicht wegen kalter Lötstellen an den Koppelkondensatoren. Da ich die originalen Röhren gegen die EH mit dickeren Pins ausgetauscht hatte, kann ich die alten Röhren nicht im Vergleich testen. Diese haben keinen zuverlässigen Kontakt mehr in den aufgeweiteten Sockeln.

Ich wüsste echt nicht mehr, was da noch falsch sein sollte:
- Übertrager i.O.
- 100 Ohm R i.O.
- 27k und 270k i.O.
- Koppel-C (0,047 uF) i.O.

Ich untermauere meine Theorie zu den Röhren mit einem Pärchen EH 7868 mit Produktionsdatum 06 18, die liegen bei 35 mA und sind nicht zum Wegdriften anzuregen. Alle anderen EH 7868 (Produktionsdatum 03 17 und 09 17) liegen bei 40 mA und haben das besagte Problem.

Leider finde ich keine Adapter von Novar auf Magnoval, damit könnte ich die alten Röhren nochmal testen.

..echt zum Mäuse melken.
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
02.11.18 13:33
...Jürgen, das könnte es sein. Alle Pins sind in Gebrauch!

Das prüfe ich mal nach - Danke!!!!!!

Beste Grüße
Jörg
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
02.11.18 15:48
Wäre aber fast zu einfach ...
Die hohe Anodenspannung und Spannung A ist n.i.o.
in der 240V Stellung müsste eigentlich Unterspannung vorliegen.
In Kombination mit einer Ersatzröhre könnte das grenzwertig sein.
Vermutlich ist auch die Heizspannung dann am oberen Limit.
Wurde vielleicht ein Selengleichrichter durch Silizium ersetzt ?
Dann sollte ein entsprechend dimensionierter Serienwiederstand eingefügt werden.

Viel Erfolg !

Gruss...Jürgen
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
03.11.18 08:55
Hallo Jörg

Du kannst ziemlich sicher sein, dass es an den Röhren liegt.
Ich finde die Qualität von EH-Röhren bescheiden – um nicht zu sagen beschi....!

Ich hatte bisher nur schlechte Erfahrungen mit EH Röhren, vor allem mit den 6973.
Als diese Röhren gerade neu eingeführt wurden, waren viele Leute happy.
Endlich ein preiswerter Ersatz für die teuren NOS Röhren.
Ich habe gleich Mal 20 Stück bestellt. Mehr als die Hälfte war sofort unbrauchbar, der Rest nach einigen Betriebsstunden. Seither verzichte ich komplett auf EH Röhren. Statt den 6973 verwende ich NOS 6CZ5.

Bei den 7868 ist das etwas schwieriger, da es keinen NOS Vergleichstyp gibt.
Die russischen Röhren die oftmals als preiswerter Ersatz genannt werden haben auch einen Magnoval Sockel - also mit dickeren Stiften und benötigen zudem eine wesentlich höhere Bias-Spannung. Bisher habe ich diese Röhren mit entsprechender Modifikation erst einmal in einem RO Verstärker verwendet. Mit entsprechender Bias-Spannung funktionieren sie aber sehr gut. Der Nachteil ist, dass keine 7868 mehr verwendet werden können.

Gruß
Roland
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
03.11.18 10:23
Guten Morgen zusammen,

der Hinweis mit den EH Röhren kommt sehr gelegen, denn Rock Ola hat von Werk aus den freien Pin 8 als Verteiler der Spannung A genutzt und der Umbau hätte ich etwas abgeschreckt sad smiley

Zur hohen Spannung A kann ich nur sagen, dass hier nichts geändert worden ist. Die Heizspannung ist eher niedrig, ohne Röhren genau 6,3 Volt und voll bestückt 5,9 Volt.

Da die Potis gekommen sind, baue ich die Biasregelung in den nächsten Tagen ein (sofern Frauchen keine Einwände hat smiling smiley) und hoffe auf Erfolg.
Wenn die EH wirklich höhere BIAS Spannungen benötigen, wäre das genau mein Problem und der Umbau könnte die Lösung sein.
Die oben hochgeladene Schaltung habe ich korrigiert - falls jemand das nachbauen will. Aber am Besten warten, ob/bis ich Erfolg vermelden kann - ich werde auf jeden Fall berichten...

Euch allen ein schönes Wochenende!

Jörg
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
04.11.18 09:14
Hallo Jörg,

hier eine interessante Disussion zum Thema EH7868 vs NOS.
[www.audioasylum.com]

Klingt für mich nach geringerer max. Verlustleistung gegenüber dem Original was deine "roten Backen" unter Last gut erklären würde, vor allem bei der erhöhten Anodenspannung.

Viel Erfolg bei der Umdimensionierung.
Das Originaldatenbatt der RCA Röhre hilft vielleicht dabei die Auslegung der RO Entwickler nachzuvollziehen. In der Regel hat man sich früher eigentlich immer an die Empfehlungen im Datenblatt gehalten.
[frank.pocnet.net]

Gruss...Jürgen
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
04.11.18 10:58
Hallo allerseits

Ich habe mehr als 10 Verstärker mit 7868-EH bestückt. Bei den ersten gab es ein Problem. Die Pins sind bekanntlich dicker als bei den "originalen" und zudem sehr steif. Wenn man beim Einstecken in die Fassung Gewalt anwendet, besteht die Gefahr, daß in der Nähe der Pins Haarrisse im Glas entstehen. Das kann auch noch einige Zeit nach dem Einbau passieren. Die Folge ist, daß Luft einsickert und die Röhre Gitterstrom zieht. Dadurch sinkt die Gittervorspannung und der Anodenstrom steigt.

Nachdem ich einige Röhren ruiniert hatte, habe ich ein Werkzeug gebaut, mit dem ich die Kelchfeder in der Fassung etwas ausdehnen kann. Ich habe einen Stahlstift mit 1,4 mm Durchmesser in einen Halter eingesetzt und von der Spitze des Nagels etwa die Hälfte abgeschliffen. Dieses Werkzeug drücke ich in jede Kelchfeder der Fassung. Danach kann die Röhre problemlos eingesteckt werden. Seitdem ich dieses Werkzeug verwende, hatte ich keinen Ausfall mehr.

Die von Roland beschriebenen russischen Ersatztypen habe ich auch schon versucht und festgestellt, daß sie zu hohen Anodenstrom ziehen, bzw. eine höhere Gittervorspannung benötigen würden. Bis jetzt habe ich sie nicht eingebaut, weil eine Änderung am Verstärker nötig wäre und danach die 7868 nicht mehr richtig funktionieren würden.

Die Betrachtungen in dem genannten Audioforum sind für Jukebox - Verstärker nur bedingt relevant. Die Leistung ist meistens mehr als ausreichend. Zu Problemen könnte es kommen, wenn größere Lautsprecheranlagen mit modernen Kompressionsboxen betrieben werden sollen. Jukebox - Lautsprecher haben einen hohen Wirkungsgrad und benötigen daher keine allzu große Verstärkerleistung. Die Schaltung ist zudem so ausgelegt, daß der Verstärker auch noch funktioniert, wenn die Röhren nicht mehr über ihre volle Leistung verfügen.

Der Verstärker sollte mit der Originaldimensionierung der Bauteile funktionieren. Wenn die Anodenbleche bei höherer Leistung zu glühen beginnen, muß es andere Fehler geben. Ein Beispiel wäre die Übersteuerung einer Vorstufe, bei der hochfrequente Oberwellen entstehen. Aus der Ferne ist eine Diagnose sehr schwierig bis unmöglich.

Viele Grüße - charly49
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
04.11.18 21:52
...so, es hatte doch zu viel unter den Fingernägeln gejuckt - ich habe die Bias Regelung eingebaut.
Leider hat die Schaltung zuerst nicht funktioniert, die 10K Potis waren vieeeel zu klein und ich habe rückwärts die ursprüngliche Biasspannung mit herunter gezogen. Jetzt sind 4 Stück 250K Potis eingebaut und zusätzlich noch ein 100K-Widerstand von der -15,5 V nach Masse zur Lasterhöhung. Weiterhin habe ich die Gridwiderstände von 270K auf 150K verkleinert.

Ergebnis:
Ich kann an jeder einzelnen Röhre den Bias von -16,4 V bis -31 V einstellen. Bei etwa -18,1 V bis -18,6 Volt habe ich 25 mA Ruhestrom an allen Röhren.
Weiterer Vorteil:
Absolut null brummen! Jetzt ist sogar leise hören mit der Kiste ein Genuss...

Die im vorherigen Beitrag hochgeladene Schaltung habe ich entsprechend angepasst, falls jemand nachbauen möchte.

In den nächsten Tagen mache ich ein paar Bilder zum Umbau und lade diese hoch.

Jetzt aber Gute Nacht!
Jörg



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.11.18 08:24.
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
05.11.18 19:38
Wie versprochen, hier Bilder vom Innenleben des Verstärkers:


Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
05.11.18 19:42
Hier im eingebauten Zustand, mit Messung der Spannung über dem 10 Ohm Widerstand (Anschluss über je eine Chinch Buchse für jede Röhre). Der mV Wert ist gleich dem Strom in mA. Diese Röhre kann ich z.B. so von 40 mA bis 5 mA über den Poti einstellen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.11.18 08:25.


Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
05.11.18 19:51
Die 441 funktioniert jetzt einwandfrei, habe Stresstest mit voll aufgedrehtem Lautstärkeregeler erfolgreich mehrere Platten lang durchgeführt. Mit klingeln jetzt die Ohren, aber die Röhren bleiben jetzt stabil bei 25 mA und keinerlei Brummen aus den Lautsprechern. smiling smiley



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.11.18 08:25.


Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
05.11.18 22:26
Hallo Jörg

Schön dass der Verstärker jetzt funktioniert.
Die regelbare Biasspannung hat natürlich den Vorteil die Endstufe komplett symmetrisch einzustellen zu können.
Nur mit den genannten Werten der Ruheströme hast du dich etwas vertan.
Die gemessen 250 mV entsprechen 25 mA und nicht 250 mA.
Und 25 mA sind auch etwas wenig.
Im Datenblatt der 7868 finden sich folgende Angaben (jeweils für 2 Röhren):
Anodenspannung und Schirmgitterspannung 350 V / Biasspannung - 15,5 Volt
Anoden Ruhestrom: 72 mA
Schirmgitter Ruhestrom: 9,5 mA

Das ergibt bei deiner Messung mit Katodenwiderstand in Summe 40,75 mA pro Röhre.

Somit waren die gemessen Werte eigentlich o.k.

Auf Grund deiner Aussage habe ich immer noch die Röhren in Verdacht.

>>Ich untermauere meine Theorie zu den Röhren mit einem Pärchen EH 7868 mit Produktionsdatum 06 18, die liegen bei 35 mA und sind nicht zum Wegdriften anzuregen. Alle anderen EH 7868 (Produktionsdatum 03 17 und 09 17) liegen bei 40 mA und haben das besagte Problem<<

Gruß
Roland
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
06.11.18 08:03
Hallo Jörg,

Vielen Dank für die Dokumentation deines Umbaus !

Die Erhaltung des Originalzustandes ist natürlich oberstes Ziel bei historischen Geräten, allerdings muss man bei den fixed bias Schaltungen berücksichtigen, dass die Entwickler damals bestens charakterisierte Röhren zur Verfügung hatten deren Verhalten über Produktionsstreuung und Lebensdauer bekannt war. Nur so konnte man eine Schaltung richtig dimensionieren, die ohne Abgleich auch bei Röhrentausch zuverlässig im Dauerbetrieb funktionieren musste.

Von den Herstellern der "Nachbauten" kann man diese Qualität oder gar seriöse Empfehlungen für die Dimensionierung in verschiedenen Schaltungstopologien eigentlich nicht erwarten, dazu sind die Stückzahlen zu niedrig und der Aufwand zu hoch. Vermutlich streut auch die Fertigung stärker als auf den Fertigungslinien der einstigen namhaften Hersteller.

Da der Bestand von NOS naturgemäß ständig weniger wird, müssen wir uns wohl mit diesem Umstand anfreunden und Umbauten am Verstärker tolerieren.

Die Bias Einstellung ist sicher ein guter Weg für Sammler- und Liebhabergeräte, die ja überwiegend nur sporadisch im Heimbetrieb laufen. Bessere Symmetrie und der daraus resultierende geringere Brumm ist ein Vorteil des Umbaus, beim Betrieb in lauter Umgebung weniger relevant und wurde wohl deshalb zugunsten der Servicefreundlichkeit "geopfert".

Die Einstellung des Stroms ist letztendlich immer ein Kompromiss an Lebensdauer der Röhre, erzielbare Leistung und Klirr, somit "Geschmackssache".

Für die Regler würde ich allerdings Metalltrimmer ohne Achse nehmen, dann fällt der Umbau weniger auf. Zur Strommessung gibt es auch Zwischensockel mit eingebautem Shunt dann könnte man sich den Einbau von Messbuchsen sparen. Aber das kann jeder selbst entscheiden.

Gruss…Jürgen
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
06.11.18 08:32
Moin zusammen,

ich sollte spät abends keine Beiträge schreiben - die Denkleistung lässt dann merklich nach smiling smiley Leider sind die Tage zu kurz!
Ich habe die Ströme dann mal auf die richtigen Werte geändert.
Danke Roland für den Hinweis!!!!!!

Klar ist die Juke Box im Original am schönsten und auch erhaltenswert. Mein Plan ist es, die 441 dauerhaft in der Familie zu behalten. Sollte ich mal nicht mehr da sein, könnte auch eine Person mit elektrischen Grundkenntnissen die Box am Leben erhalten. Daher das Ziel, Reparaturen so einfach wie möglich zu gestalten.

Schönen Gruß
Jörg
Re: Rock Ola 441 Verstärker überholen
06.11.18 08:44
...zum Thema verdächtige Röhren:

leider verhalten sich alle Röhren aus dem Produktionsjahr 2017 gleich (ich habe 6 Stück davon).
Die beiden nicht wegdriftenden aus 2018 sind das Überbleibsel von insgesamt 4 Stück. Die beiden anderen Kollegen aus 2018 wurden mit leicht schrägen Anschlüssen geliefert und haben nach dem (vorsichtigen) Einbau Luft gezogen.
Die Frage nach der Qualität von den Röhren lasse ich offen und hoffe auf eine lange Lebensdauer bei 25 mA Ruhestrom.
Ich habe natürlich mehrere Hörtests bei verschiedenen Strömen durchgeführt. Aufgrund des hohen Wirkungsgrades der Lautsprecher werden nur niedrige Leistungen benötigt, daher scheint der Ruhestrom hier nur wenig Auswirkungen zu haben. Ich höre eigentlich keinen Unterschied zwischen 25 mA und 40 mA. Gehe ich runter auf 10 mA ändern sich Klang und Lautstärke, ich habe hier aber keine weiteren Tests mehr unternommen - macht auch keinen Sinn.
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