Röhren/Röhrenprüfgerät

geschrieben von - posted by kohaku 
Röhren/Röhrenprüfgerät
11.01.13 13:12
Hallo allerseits,

ich habe da mal wieder eine Frage.Und zwar habe ich vor kurzem ein Röhrenprüfgerät bekommen von Eico,Model635.Logischerweise habe ich gleich angefangen sämtliche Röhren in meinen Boxen zu testen.Manche waren gut,manche schlecht,ist ja auch normal,weiß der Geier,wie lange die schon ihren Dienst getan haben.
Da ich immer gerne Vorrat habe,falls mal Bedarf ist,hatte ich mir schon vor einiger Zeit diverse Röhren als Ersatz besorgt,von verschiedenen Verkäufern,alle als neu und getestet angepriesen.Natürlich habe ich dann auch diese Röhren geprüft.Sie waren laut Messgerät auch alle im grünen Bereich.Nun muß ich kurz dazu sagen,das Gerät hat einen roten"bad" Bereich von 0-45,einen kleinen weißen Bereich von 45-50 und einen grünen"good" Bereich von 50-100,kann man hoffentlich einigermaßen auf den Fotos erkennen.Wie gesagt,alle Röhren waren schon im grünen Bereich,aber die Meisten nur so grade eben bei 50-60.Lediglich zwei Röhren,überigens Made in USA,waren so im Bereich bei 85.
Meine Frage an die Röhren-Experten wäre nun,sollte bei neuen Röhren der Zeiger auf der Skala nicht ganz ausschlagen bis zur 100,oder ist das normal und korrekt,wenn neue Röhren so grad eben im "grünen Bereich" sind.Hat es vielleicht auch mit der Herkunft der Röhren zu tun,USA;Russland;Germany usw.Oder taugt möglicherweise auch mein Gerät nichts?

Wäre für jede Antwort dankbar,Axel.

P.S.:Auf dem Foto wird grad eine "angeblich" neue 12AX7,made in USA getestet.


Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
11.01.13 14:42
Hallo Axel

Röhrenprüfgeräte sind gute Hilfsmittel für Röhrenhändler oder Sammler. Man kann damit feststellen, ob die Heizung in Ordnung ist, ob die Röhre einen Elektrodenschluß oder eine Unterbrechung hat und man kann den Anodenstrom bei einer bestimmten (meist relativ kleinen) Anodenspannung und Gittervorspannung messen. Bei so einfachen Geräten gibt es nicht viel mehr Möglichkeiten. Für manche Anwendungen braucht man zwei oder vier Röhren mit gleichen Werten, z. B. für Gegentaktendstufen. Eventuell kann man damit zusammenpassende Exemplare ganz grob ermitteln. Es gibt auch wesentlich komplexere Röhrenprüfgeräte, die auch Vakuumfehler anzeigen und das Erstellen von Kennlinien ermöglichen. Diese sind aber auch wesentlich komplizierter zu bedienen und man braucht gute Kenntnisse in Röhrentechnik, um die Messergebnisse interpretieren zu können.

Bei der Verstärkerreparatur sind die Anzeigen nicht besonders aussagekräftig. Kein Röhrenprüfgerät kann feststellen, ob eine bestimmte Röhren in einer bestimmten Schaltung richtig arbeitet. Ich verwende daher kein Röhrenprüfgerät, Mein Röhrenprüfgerät ist der Verstärker, in den die Röhre eingesetzt ist. Am Verhalten der Schaltung kann man nicht nur defekte Widerstände und Kondensatoren erkennen, sondern auch den Zustand der Röhre.

Ich denke, die Anzeige sollte Dich nicht beunruhigen. Die Röhren haben offensichtlich keinen Totalausfall durch einen Kurzschluß oder eine Unterbrechung. Die Emission ist im wahrsten Sinn des Wortes im grünen Bereich. Die Röhre sollte in den meisten Verstärkerschaltungen daher funktionieren.

Viele Grüße - charly49
B&K
Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
11.01.13 15:35
Hallo Axel !

Heikles Thema , da hier die Meinungen doch stark auseinandergehen.
Die Methode von Charly mag bei Jukeboxverstärkern anwendbar sein , doch perfekt ist sie sicher nicht.
Evtl. hilft ja das hier zum Verständnis:


WISSENSWERTES ÜBER RÖHRENPRÜFGERÄTE :

Auf den besseren (und schon bei Erscheinen sehr teuren) amerikanischen Prüfgeräten, etwa von Hickok oder B&K Precision, kann man die für die Qualität einer Röhre entscheidende Steilheit (Gm oder S = d Ia / d Ug in mA/V, "Verstärkung") direkt ablesen. Je nach Gerät in "µmho" oder in % dynamisch. In USA wird die Steilheit gemeinhin in µmho "Micromho" (Micro-Ohm rückwärts gelesen) angegeben, wobei 1000 Micromho gleich 1 mA/V sind. Hat man ein Datenblatt zur fraglichen Röhre, lassen sich auf diesen Prüfgeräten auch Röhren testen, die nicht in den mitgelieferten, meist recht umfangreichen Tabellen oder Vergleichslisten zum Gerät aufgeführt sind, zumal sich die Röhrenpins über Stufen- oder Kippschalter frei den Test- und Heizspannungen zuweisen lassen. Man erkennt hochwertige Röhrenprüfgeräte an einer Bezeichnung wie "Mutual Transconductance", " Dynamic Mutual Conductance" oder "Dynamic Transconductance". Das Prinzip ist, an das Gitter wird eine Wechselspannung mit bekannter Höhe und einstellbarem Gleichspannungsanteil (Gittervorspannung, "BIAS") gelegt, das Messinstrument zeigt dann den sich ergebenden Anoden-Wechselstrom und damit die wirkliche Verstärkung der Röhre an.

Preiswerte Geräte, welche nur die Emission der Röhre prüfen, mögen für manche Zwecke durchaus reichen, diese schalten jede Röhre als Diode und messen lediglich den Anodenstrom (z.B primitive Funke W18, W19, W19S und EICO 635, 625; Heathkit TC2, IT17, IT21; einige Mercury Tester usw.usw.; um nur einige zu nennen) der lediglich ein Indiz für den Verbrauchszustand der Glühkathodenbeschichtung ist. Für die Praxis ist dieser Wert genau genommen nutzlos, da dieser, vereinfacht gesagt, keinen Aufschluß über die Verstärkungsleistung der Röhre gibt, das was uns bei Audioröhren gemeinhin ja eigentlich interessiert. Je nach Gerät bleiben auch Gitter-Defekte hier leider unentdeckt, weil die eigentliche Steuerwirkung der Röhre nicht überprüft wird und weitere konstruktionsbedingte Mängel die aufzuzählen zu lange dauert. Solche Geräte werden mithin auch nicht als "Tube Tester", sondern treffender als "Tube Checker" bezeichnet. Vom technischen Aspekt gesehen muß ich mich immer wieder wundern wie man z. B. für einen Funke W19 um die 800 Euro und mehr bezahlen kann !??

Somit gehört Dein Tester von Eico zu den ganz einfachen Emissionstestern !

Hier werden sich sicher noch andere Forumsmitglieder zu Wort melden , da ich auch sicher weiß ,
das sich einige Hobbymäßig genau mit diesem Thema beschäftigen (z.B. Roland, oder ?!)

Gruß Klaus
Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
11.01.13 15:50
Hallo Charly,

danke für die rasche Antwort,da bin ich ja einigermaßen beruhigt.Ich dachte schon ich hätte viel Geld für Röhren ausgegeben,die dann auch nicht viel besser sind als die Alten.
Weil,das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen.Ich habe vor ca. einem 3/4 Jahr den Verstärker meiner RO Regis von einem Fachmann,der hier im Anzeigenteil inseriert,überholen lassen.Und der schrieb mir mit auf seine Rechnung,das einige der Röhren nicht mehr die volle Leistung haben und ich diese in absehbarer Zeit austauschen sollte.Da der Klang für mich aber eigentlich ganz OK war,hab ich das bis jetzt nicht gemacht,erst nachdem ich nun mit meinem Gerät die Röhren durchgemessen hab und tatsächlich auch die im "roten Bereich" waren,die er mir genannt hatte,hab ich sie jetzt gegen Neue gewechselt.Am Klang hat sich dadurch aber rein gar nichts geändert!Es waren übrgens die vier 6973er Röhren.

Hätte ich da auch die Alten drin lassen können?

Gruß Axel
Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
11.01.13 15:56
Hallo Klaus,

auch dir ein Dankeschön für deine ausführliche Erklärung.Ich hatte schon fast vermutet,dass mein Gerät wohl nicht das "gelbe vom Ei" ist.Gott sei dank hab ich keine 800€ ausgegeben,sondern es "relativ" günstig in den USA erworben.

Gruß Axel
Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
11.01.13 17:56
Klaus hat da schon recht
Ich prüfe meine Musikbox Röhren mit dem Mercury 2000 einem Mutual Conductance Tester bei dem im Manual auch die werte in Micromhos angegeben sind

Als zweites Gerät hab ich ein Funke W19s welches aber dafür jede Röhre, auch Vorkrieg prüfen kann
Wenn man eine teuere Röhre wie E88cc oder ECC802 s mal verscherbeln will ist die Chance gutes Geld zu bekommen mit dem Funke bedeutend höher warum auch immer

Ich denke eine Röhre mit 60-70 % Leistung können die wenigsten von einer mit 100 % unterscheiden
Ich persönlich will bei meinen USA Boxen Röhren mit 100 % Leistung Original RCA und eine gute Beschriftung habe

Unser Empress 200 (Röhrenprofi) wird sich zu diesem Thema bestimmt noch melden
Beste Grüße
Franz






1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.01.13 17:57.
Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
11.01.13 22:35
Hallo Axel

Emissionsschwache Endröhren können, wie Dein Beispiel zeigt, noch durchaus ihren Zweck erfüllen. Durch die verringerte Emission verändert sich in erster Linie der aussteuerbare Bereich. Du hast dadurch nicht mehr die volle Ausgangsleistung zur Verfügung. Bei kleiner Leistung kann es sein, daß Du nichts davon merkst. Erst bei größerer Lautstärke oder mit zusätzlichen Lautsprechern beginnt dann die Übersteuerung, die sich mit verzerrtem Ton bemerkbar macht. Du könntest die alten Röhren also noch benutzen, bis die Emission so schwach wird, daß die Verzerrungen auch bei kleinerer Lautstärke hörbar werden.

Du kannst Dein Röhrenprüfgerät (oder wie Klaus sagen würde, Deinen Tube Checker) natürlich verwenden, um die Röhren zu prüfen. Die als defekt getesteten Röhren sind in den meisten Fällen auch tatsächlich defekt. Wie das Beispiel mit den 6973 zeigt, kann aber die eine oder andere Röhre trotz negativem Testergebnis noch verwendbar sein. Es wird aber auch Fälle geben, wo Röhren, die laut Tube Checker in Ordnung sind, in der entsprechenden Schaltung nicht richtig funktioniert. Das Prüfergebnis sollte daher mit einiger Vorsicht betrachtet werden.

@Klaus: man sieht, daß Du Dich sehr intensiv mit Röhrenprüfgeräten beschäftigst (daher auch Dein Nickname smiling smiley ). Es ist schon richtig, daß mit hochwertigen Röhrenprüfgeräten diverse Parameter gemessen werden können. Das ist wichtig bei der Entwicklung von Schaltungen, möglicherweise auch bei der Optimierung von Highend - Verstärkern. Für die Auswertung der Messdaten ist eine Menge Fachwissen erforderlich, für technisch interessierte Laien haben die Daten nicht allzu viel Wert. Er kann zwar die Daten lesen und eventuell Abweichungen von den Sollwerten laut Datenbuch erkennen, er weiß aber nicht, welche Auswirkungen die Abweichungen in einer Verstärkerschaltung haben können.

Ein B&K Precision ist für Schaltungsentwickler, für Techniker im Highend- oder Musikerbereich (Stichwort Gitarrenverstärker, deren Röhren im Grenzbereich betrieben werden), aber auch für Röhrenhändler, die sündteure Spezialröhren mit Prüfprotokoll verkaufen, ein wichtiges Hilfsmittel. Jukeboxverstärker sind bekanntlich alles andere als Highend, die meisten entsprechen nicht einmal der HiFi-Norm. Die Röhren darin arbeiten in einem sicheren Bereich, sodaß sich die Alterung sehr wenig bemekbar macht.. Für die ordentliche Funktion spielen einige Zehntel mA/V, bzw. einige Hundert µMhos mehr oder weniger keine große Rolle. Wieso soll man eine Röhre tauschen, die noch gut funktioniert, aber nicht mehr die im Datenblatt angegebenen Werte erreicht? Viel wichtiger ist, daß die Röhre kein Rauschen oder sonstige Geräusche und keine Verzerrungen erzeugt. Ich denke, das kann man am besten in dem Verstärker feststellen, in dem Röhre arbeiten soll.

Viele Grüße - charly49
Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
12.01.13 00:18
Hallo

@ Franz
Danke für die Bezeichnung

Ich beschäftige mich tatsächlich schon seit weit mehr als einem Jahrzehnt (wie die Zeit vergeht) ausgiebig mit Röhrenprüfgeräten.
Dabei haben sich inzwischen über 50 Geräte angesammelt. Ich kenne so ziemlich jedes gängige Gerät und auch ein paar die (bei uns) noch im Dornröschenschlaf verweilen, weil in D und AT einfach Funke und Neuberger als Maß der Dinge angesehen werden.
Wie viel Unwissenheit bei Käufern von Röhrenprüfgeräten oft vorhanden ist, habe ich des öfteren erlebt.
Da waren einige darunter die u. a. teure Röhren (€ 300 - 600 / Stk.) für ihr Hi-End Equipment mit einem billigen Tube Checker matchen wollten.

Ich kann Charly nur zustimmen, wenn er sagt, dass ein Techniker für die Reparatur bzw. Überholung eines Verstärkers ohne Röhrenprüfgerät auskommen kann. Denn das beste RPG ist das Gerät in dem die Röhre arbeitet.
Charly hat das am Beispiel der 6973 gut erklärt. Wer mit Zimmerlautstärke hört kann eine Endröhre wesentlich länger nutzen als jemand der seinen Verstärker mit Maximalleistung betreibt bzw. betreiben muss (häufig bei Gitarrenverstärker der Fall).

Und es gibt auch einige Fehler die mit einem Röhrenprüfgerät nicht gefunden werden. Nichts ist 100%ig.

Aber ganz nutzlos sind RPG nicht.
Wer Röhren kauft kann überprüfen ob die Angaben vom Verkäufer richtig waren. Selbst neue Röhren sind nicht immer in Ordnung.
Wer Röhren verkauft erzielt für nachweislich getestete Röhre in der Regel einen besseren Preis.
Als Techniker kann man auf Grund der Ergebnisse entscheiden in welcher Schaltung Röhren noch verwendet werden können und wo nicht.

Übrigens waren RPG früher auch sogenannte "Moneymaker". Bei einer Reparatur oder einem Service wurden die Röhren geprüft und die Kunden über die Ergebisse informiert. Wenn eine Messung z.B. in den ?-Bereich viel, wurde dem Kunden oftmals geraten die Röhre vorsorglich zu tauschen um ein eventuelles Service wegen einer in Kürze ausfallenden Röhre zu vermeiden. Auf diese weise sind sicher Unmengen von Röhren getauscht worden, wo es eigentlich nicht unbedingt nötig gewesen wäre.

Als Anhang nochmals (war 2010 bereits bei einem Thread dabei) ein Auszug aus meiner Kaufberatung / Ratgeber für Röhrenprüfgeräte. Hier sind die gängigsten Messmethoden möglichst einfach erklärt.

@ Axel.
Unter Punkt 1) / Schwachpunkte Punkt 1) steht wieso selbst bei neuen Röhren die Anzeige meist nicht bis 100 geht.

Gruß
Roland


Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
12.01.13 08:19
Guten Morgen zusammen,

Charly,Klaus,Franz und Roland besten Dank nochmal für eure Beiträge und vor allem dafür,dass ihr es so erklärt habt,das es auch ein Laie(also ich) verstehen kann!
Ich bin jetzt jedenfalls ein ganzes Stück schlauer!

Angenehmes Wochenende allen,Gruß Axel.
B&K
Re: Röhren/Röhrenprüfgerät
12.01.13 08:31
Moin allerseits,

ich gebe dir Karl , wie oben erwähnt , bei unserem Hobby durchaus recht.
Wenn man einmal in die Schaltung eines Rockola Verstärkers schaut , dann ist das
einfachstes Machwerk. Die wollten offenbar simple , zuverlässige Schaltungen.
Die 6973 macht immer noch seinen Job , auch wenn sie laut RPG längst raus sollte.
Für den HighEnd Bereich ist ein RPG meines Erachtens absolute Pflicht und zum
Matchen , wie Roland erwähnt hat , sowieso!

Aber ich schrieb ja auch am Anfang , " heikles Thema" !
Es sind im Netz soviele unterschiedliche Meinungen gepostet und für alte
Vorkriegsröhren ist ein Funke 19 ( besser natürlich ein W20) sinnvoll.
Nur damit beschäftige ich mich nicht und deshalb habe ich auch kein Funke.

Zum Thema Messwerte kann ich noch aus Erfahrung sagen :
Drei Röhrenprüfer >>>> drei Ergebnisse , die aber ( wenn die Geräte kalibriert sind )
immer die gleiche Tendenz zeigen.
Auch ein sog. Life Test kann manchmal helfen. Wenn man eine verbrauchte Röhre
lange genug heizt , hat sie immer noch Emission , setzt man dann aber die Heizspannung
runter, offenbart sich das Problem schnell . Eine gute Röhre zickt dann garnicht !

Insofern ein schönes Wochenende
und grüße aus dem Norden
B&K alias Klaus
In diesem Forum dürfen nur registrierte Mitglieder schreiben.
Zum Einloggen oder Registrieren folgen Sie LogIn - Registration.

Sorry, only registered user may post in this forum.
To login or getting registered please follow LogIn - Registration.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen - Click here to log in