Wer benutzte die Musikbox? (Nutzer, Konsumenten)

Hallo zusammen,

ich schreibe gerade an einer wissenschaftlichen Arbeit und gehe unter anderem der Frage nach, wer die Musikbox in den 50er Jahren nutzte. Es geht darum, dass von bestimmten Historikern die These vertreten wird, dass überwiegend Arbeiterjugendliche und Volksschüler die Musikbox benutzten, während Gymnasiasten oder Studenten auf andere Phonogeräte zurückgriffen.

Was meint ihr dazu?

Gibt es Zeitzeugen, die ähnliches oder gegenteiliges berichten können?

Ich bin dankbar für jeden Hinweis!

Hallo chris87

In den 50er Jahren gab es (außerhalb der eigenen 4 Wände) nur zwei Musikquellen, Live - Musik und die Jukebox. Livemusik gab es vorwiegend an den Wochenenden. Mag sein, daß sich die Töchter und Söhne aus einem begüterten Elternhaus öfter leisten konnten, solche Liveveranstaltungen zu besuchen. Vermutlich waren viele davon Gymnasiasten und Studenten. Das hat aber nichts mit dem Bildungsstand oder gar mit der Intelligenz zu tun, denn nur begüterte Eltern konnten es sich leisten, ihre Kinder studieren zu lassen. Abseits der Liveveranstaltungen wurde die Musikbox von allen Gesellschaftsschichten gleichermaßen genutzt. Es waren auch keineswegs nur Jugendliche. Wir hatten in jeder Musikbox etwa 20 bis 30 % Platten, die vorwiegend vom älteren Publikum gespielt wurden.

Im privaten Bereich war es ähnlich. Es gab zwar in den meisten Haushalten ein Radio, aber Plattenspieler (und die nötigen Schallplatten) oder gar Tonbandgeräte gab es nur in reichen Haushalten. Die "Reichen" hatten also die Möglichkeit, ihre Lieblingsplatten sozusagen privat zu hören, aber alleine machte es nicht so richtig Spaß (außer einigen Sonderlingen, die keinen Kontakt mit dem gewöhnlichen Volk wünschten). Es wurde zwar ab und zu eine Party veranstaltet, aber meistens gingen auch die "Reichen" dorthin, wo alle waren - in die Kneipe mit der Musikbox.

Viele Grüße - charly49

Zu dieser Zeit standen Musikboxen in fast jeder Gaststätte. Sie wurden daher auch von allen Bevölkerungsschichten genutzt. Andere Phonogeräte standen den Gästen in den Gaststätten nicht zur Verfügung, es hat ja niemand seinen Plattenspieler mit in ein Lokal genommen.
Es gab sogar Firmen, die Musikboxen umgebaut haben, damit sie besser in die Einrichtung "gehobener" Gaststätten passten. Da wollte man dann kein Chrom o.ä. sehen. [www.jukebox-world.de]

Zuhause dürfte das anders gewesen sein, da werden die Kinder von finanziell besser gestellten Familien wohl eher einen eigenen Plattenspieler besessen haben. Das aber von der Schulbildung abhängig zu machen, halte ich für sehr gewagt.
Das war eher wie heute, nix zu fressen aber die dicke Stereoanlage auf 60 Monatraten kaufen. In den 50ern war's dann halt die Kuba-Truhe.