Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht

geschrieben von - posted by jtoschke 
Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht
06.05.07 09:17
Hallo allerseits. Ich versuche eine Rock-Ola 453 auf Vordermann zu bringen (bin allerdings Jukebox-Laie). Sie spielt meist, ich habe nur ein paar kleinere Probleme, die ich hier zusammen in einen Thread gepackt habe. Ich hoffe, das ist in Ordnung.

1. Nach dem Abspielen von etwas 2-3 Singles geht mit schöner Regelmäßigkeit die "Speaker Overload"-Leuchte an und der Ton vertummt. Natürlich ist die Funktion sinnvoll und ich will sie gar nicht umgehen, aber ich denke, die Frequenz mit der das passiert, ist nciht normal. Im alten Forum habe ich ein paar brauchbare Informationen hierzu gefunden, etwa dies hier: "...wie ist denn nun diese Overload-Lampe ausgegangen? - Hallo, der ist nachdem ich alle Kabel einzeln mit Kontaktspray gesäubert und neu angeklemmt habe weg gewesen." (zu finden hier: [www.jukebox-world.de])
Mich interessiert jetzt, ob jemand genauere Angaben machen kann, welche Kabel/Kontakte das sind. Wie gesagt, ich bin nicht gerade Elektrotechniker - aber handwerklich auch nicht gerade völlig unbegabt.

2. Die Neonröhre vorne in der Front leuchtet nicht. Ich habe schon eine neue eingesetzt und auch den Starter gewechselt. Leider leuchtet sie immer noch nicht. Hat da jemand eine Idee?

Allgemein ist der Ton der Box ziemlich dumpf. Aber dazu hatte ich schon einige Tipps im Archiv gefunden, so dass ich diesen Thread nicht noch mehr strapazieren will.

Vielen Dank
Jörg



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.07 09:20.
Re: Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht
07.05.07 05:38
Die Leuchtstoff-Röhre (nix Neon) und der Starter müssen identisch mit der alten sein, dünne Röhren funzen z.B. meist garnicht, die Spannungs-Angabe auf dem Starter muss auch stimmen.
Den Verstärker solltest du mal für 100 Teuronen überholen lassen,guckst du Rubrik Anzeigen und da links unten bei SERVICE.
Ansonsten wünsch ich weiterhin viel Spaß mit dem Teil.
Gruß Dieter
Re: Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht
07.05.07 11:15
Hallo Jörg,

Das Overload - Lämpchen leuchtet normalerweise auf, wenn der Verstärkerausgang überlastet ist. Dies könnte zum Beispiel durch falsch angeschlossene Lautsprecher oder durch einen Kurzschluß auf den Lautsprecherklemmen entstehen. Es kommt auch manchmal vor, daß Zusatzlautsprecher angeschlossen waren und die Kabel wurden nur abgeschnitten und hängen noch immer in der Box herum und verursachen einen Kurzschluß. Wenn alles korrekt angeschlossen ist, bin ich der gleichen Meinung wie Dieter, laß den Verstärker überholen.

Zum Thema Leuchtstoffröhren einige grundsätzliche Informationen in einer vereinfachten Form. Zum Betrieb einer Leuchtstoffröhre sind drei Komponenten notwendig. Ein Vorschaltgerät, die Röhre selbst und ein Starter. Die drei Komponenten müssen zueinander passen und für die vorhandene Betriebsspannung ausgelegt sein.

Das Vorschaltgerät hat zwei Aufgaben: es begrenzt den Strom, sodaß sich auf der Röhre die richtige Brennspannung einstellt und es erzeugt in Zusammenarbeit mit dem Starter den zum Starten nötigen Spannungsimpuls. Das Vorschaltgerät muß für die Betriebsspannung und für die Leistung der Röhre ausgelegt sein. In den meisten amerikanischen Geräten werden die Leuchtstoffröhren mit 110V betrieben. Ein bei uns handelsübliches Vorschaltgerät ist daher nicht geeignet. Die 110V - Vorschaltgeräte sind außerdem für 60 Hertz Netzfrequenz ausgelegt. Beim Betrieb mit 50 Hertz kommt es dadurch zu einer größeren Erwärmung. Bei allzu großer Erwärmung (so heiß, daß man es nicht mehr angreifen kann) sollte es erneuert werden, denn es besteht die Gefahr, daß die Leuchtstoffröhre zerstört wird. Viele neuere Geräte sind mit 220V / 50 Hz - Vorschaltgeräten ausgerüstet. Es gibt auch Vorschaltgeräte mit drei Anschlüssen. Diese haben eine Art Transformator integriert, der die Spannung etwas erhöht. Elektronische Vorschaltgeräte, kommen meines Wissens in Musikboxen nicht vor.

Die Röhre hat keine Spannungsangabe. Die benötigte Brennspannung stellt sich in Verbindung mit dem Vorschaltgerät automatisch ein. Die Brennspannung ist je nach Röhrentyp, Leisung und Länge in der Größenordnung von 50 - 70 Volt. Sie verändert sich im Lauf der Lebensdauer. Am Ende der Lebensdauer ist sie so hoch, daß die Zündspannung des Starters überschritten wird und das bekannte Flackern entsteht. Für die Zündung ist es notwendig, daß das Gas erhitzt wird (durch die Heizfäden an den Enden) und im Anschluß daran ein Hochspannungsimpuls aus dem Vorschaltgerät kommt, der den Ionisationsvorgang einleitet. Es gibt auch noch andere Zündungsmethoden, z. B. mit Hochfrequenz, diese kommen aber bei Musikboxen nicht vor. Nach einigen hundert Betriebsstunden beginnt schon der Alterungsprozess und die Helligkeit läßt langsam aber sicher nach. Der Alterungsprozess wird auch durch oftmaliges Starten beschleunigt.

Der Starter besteht aus einer Glimmlampe, einem Bimetallschalter und einem Kondesnator. Der Kondensator dient nur zur Funkentstörung, für die Funktion hat er keine Bedeutung. Trotzdem geht er manchmal kaputt und bewirkt, daß die Glühfäden dauernd brennen, ohne daß es zu einem Zündvorgang kommt. Der Starter hat die Aufgabe, den Zündvorgang einzuleiten. Sobald die Röhre brennt, ist er nicht mehr notwendig. Sobald die Spannung angelegt wird, zündet die Glimmlampe und erwärmt den Bimetallschalter, bis dieser schließt. Dadurch wird der Stromkreis Vorschaltgerät - 1. Heizfaden - Starter - 2. Heizfaden geschlossen und die Röhre wird beheizt. Die Glimmlampe wird dabei kurzgeschlossen und erlischt. Nach kurzer Zeit öffnet der Bimetallschalter und unterbricht den Strom. Dabei entsteht im Vorschaltgerät, ähnlich wie bei der Zündspule im Auto, ein sehr hoher Spannungsimpuls, der die Ionisation des Gases in der Röhre einleitet. Sobald das Gas ionisiert ist, genügt eine relativ geringe Spannung (die Brennspannung) um die Ionisation aufrecht zu erhalten. Die Brennspannung liegt auch wieder am Starter, ist aber zu gering, um ihn zu zünden. Die meisten bei uns erhältlichen Starter haben eine relativ hohe Zündspannung. Für 110 Volt sind (abgesehen von den original US - Startern, die natürlich für 110 V geeignet sind) nur Starter geeignet, die eine Aufschrift haben "110 - 240 Volt" und / oder "Series 240V" oder ähnlich haben. Diese Starter sind auch für den Betrieb von 2 Leuchtstoffröhren in Serie geeignet. Die Typenbezeichnungen sind je nach Erzeuger unterschiedlich und geben nicht immer Aufschluß über die erlaubte Betriebsspannung. Es gibt auch elektronische Starter, die wesentlich schneller uns sicherer zünden als die herkömmlichen. Sie sind ziemlich teuer, schonen aber die Leuchtstoffröhre. Es sind aber, genau wie bei den herkömmlichen, nicht alle für 110 V - Betrieb geeignet.

Ich habe mir zum Testen ein Hilfsmittel gebaut. Ich habe einen alten Starter (mit Blechgehäuse) zerlegt und das Innenleben entfernt. In die Blechkappe habe ich einen kleinen Drucktaster eingebaut und mit den Kontakten verbunden. Zum Testen drehe ich diesen modifizierten Starter in die Fassung. Wenn ich den Knopf drücke, müssen die Heizfäden der Röhre aufleuchten und beim Loslassen muß die Röhre zünden.

Viele Grüße aus Österreich

charly49
Re: Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht
07.05.07 14:44
> Die 110V - Vorschaltgeräte sind außerdem für 60 Hertz Netzfrequenz ausgelegt

Nicht unbedingt.
Bei Geräten aus deutscher Aufstellung sind Vorschaltgeräte für 110V und 50Hz verbaut.
Die Netztfrequenz und die Spannung steht aber auch auf den Vorschaltgeräten drauf, bei älteren steht allerdings statt Hz die Abkürzung Cy (Cycles) was auf's gleiche rauskommt.
Die Beleuchtung in den Boxen wurde aber auch oft von den Aufstellern umgebaut um die günstigeren Leuchtmittel aus europäischer Produktion verwenden zu können.
Re: Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht
07.05.07 16:55
Woa!! Hier hat charly49 praktisch alles zusammengefasst, was wir bisher auf zig einzelne Threads verteilt hatten!

Dann will ich aber noch ein wenig mehr ins Detail gehen, dann haben wir alles komplett:

- Die Lebensdauer wird vom Zustand der Oxydbeschichtung auf den Glühwendeln der Leuchtstofflampe bestimmt. Diese Beschichtung hat die Aufgabe, den Übergangswiderstand zwischen Elektrode und Gasfüllung so niedrig wie möglich zu halten. Bei jedem Zündversuch platzen nun einige Partikel davon ab (erkennbar als sich langsam einstellende schwarze Färbung an den Röhrenenden, wo sich diese Partikel niederschlagen). Irgendwann ist dann der Widerstand zu gross geworden, die Ionisation im Gas bricht nach dem Zündversuch wieder zusammen, und die Röhre geht sofort wieder aus. Das Ergebnis ist dann das allseits bekannte "Flackern", also sich wiederholende, erfolglose Zündversuche.

- Wenn ein Starter nicht mehr richtig funktioniert (Lampe glüht ständig vor oder glimmt an den Enden), dann kann durchaus auch der Bimetallkontakt "kleben". Mitunter kann man ihn dann durch vorsichtiges Klopfen am Gehäuse wiederbeleben; der Austausch bleibt aber natürlich die sichere Variante.

- Die Angabe der Betriebsspannung bei Startern führt gelegentlich zu Missverständnissen. Entscheidend sind daher Betriebsspannung und Startertyp (bzw. die Art der verwendeten Schaltung). Beispiele:

110V SINGLE: Starter ist für eine Lampe an 110V gebaut
230V SINGLE: Starter ist für eine Lampe an 230V gebaut
230V SERIE: Starter ist entweder für eine Lampe an 115V oder für ZWEI Lampen (Tandemschaltung) in Reihe an 230V gebaut

"230V SERIE" ist dabei praktisch baugleich mit "115V SINGLE". In Ländern mit 110/115V Netzspannung entfällt die Bezeichnung SINGLE meistens, da die Tandemschaltung hier ohnehin nicht möglich ist.

Ansonsten fällt mir noch ein, dass (wenn ich mich richtig erinnere, VDE-Spezialisten mögen mich ggf. korrigieren) Starter im Alubecher/Metallgehäuse hierzulande nicht mehr zugelassen sind...


C U
Catboy (Kai)
Re: Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht
08.05.07 20:36
Wow, vielen Dank an alle für die Informationen! Ihr wollt doch noch einen Elektrotechniker aus mir machen. Keine Chance...

Zum Speaker Overload: Guter Tipp, charlybrown, da sollte wohl wirklich ein Fachmann ran. Ich habe in der Service-Rubrik geschaut, der nächste für mich findet sich bei Hannover. Falls jemand einen Service näher an Hamburg kennt, wäre ein Posting nett.

Zur Neon...äh...ich meine zur Leuchtstofflampe: Die neue Röhre selber habe hier im Stamann Shop erstanden, die Parameter sind genau wie bei der alten, nur ist sie anstatt von Sylvana jetzt von Philips.

Der originale Starter (Tungsram IFG-2) hat folgende Parameter: "4...22W; Series 220-240V; Single 110-130V"
Der neue Starter (Philips S10) sieht so aus: "220/240V, 4-65W Single" (den gibt's auch hier im Shop)

Gehe ich Recht in der Annahme, dass der Starter nicht richtig ist, weil ich wohl eigentlich einen "110V Single" Starter haben sollte?

Schöne Grüße
Jörg



Re: Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht
08.05.07 20:44
Jörg,Volltreffer! Ist der Starter!! Ich bin auch in Hamburg, schicke aber Verstärker durch gute Erfahrungen ins Schwabenländle. Das sind gute Tüftler und Feinmechaniker. Ohne Schwaben wäre unsrere Kino-Technik lange nicht so weit wie heute. Ich glaub, Daniel Reuss wird mir zustimmen.
Ach ja, fast vergessen, der Tungsram ist auch deutsch, original war der bestimmt auch Sylvania. Tungsram gibts wohl nicht mehr.Die ham eigentlich immer nur alte Patente abgekupfert.Die Sachen hielten aber nie solang wie das Original.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 08.05.07 20:50.
Re: Rock-Ola 453: Speaker Overload / Neonröhre vorn leuchtet nicht
08.05.07 21:37
Super, vielen Dank charlybrown und auch an alle anderen - ich werde gleich einen passenden Starter ordern. Man sitzt ja hier direkt an der Quelle, sozusagen.

Und man lernt ja nie aus, seien es die Geheimnisse der Leuchtstofflampen oder die Vorzüge der Schwaben. Ich kenne eine Schwäbin, die mir wahrscheinlich nicht den Verstärker durchmisst, aber super Spätzle macht.

Nochmal vielen Dank! Ich werde posten, wenn es geklappt hat.
Schöne Grüße
Jörg
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