Philips Mignon und AMI JCL-200

geschrieben von - posted by Hildegard 
Philips Mignon und AMI JCL-200
20.02.07 10:52
Hallo an Alle,

eine neue Musikbox - ein Halbautomat - befindet sich im Archiv in der Rubrik "Unbekannte Hersteller".
Das Interessante ist, dass ein Philips Mignon Plattenspieler verwendet wurde.
Leider fehlt die Rückwand der Box - und mit der auch das Typenschild. Weiß jemand hierzu mehr?
[www.jukebox-world.de]

Als zweites habe ich eine AMI JCL-200 entdeckt, die in Italien in Lizenz gebaut wurde.
Die Modelle JAL/JEL sind vielen ja bekannt - aber JCL? Hierbei handelt es sich um eine Wahlradversion mit dem Mechanismus 960. Zudem wurde sie farblich ein wenig verändert.
[www.jukebox-world.de]

Viele Grüße - Hildegard
WLM
Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
20.02.07 18:30
Bei dem Philips Mignon in der gezeigten Jukebox handelt es sich ja sogar um einen Philips Mignon für den Kfz-Einbau.

Im Gegensatz zur einfachen Tisch-Variante mit 220V wurde der Auto Mignon mit einem 6 Volt Motor geliefert, der zudem eine Fliehkraftregelung besaß, um auf holprigen Straßen die Geschwindigkeit halten zu könnten. Außerdem war der ganze Plattenspieler auf einem ausgeklügelten Federsystem gelagert, dass die Stöße, die während einer Autofahrt auftraten wohl gut absorbieren konnte. Ich habe dazu irgendwo noch einen interessanten Bereicht aus einer alten Funkschau (damals Zeitschrift für Radio/Fernsehtechniker)rumfliegen, falls es jemanden interessieren sollte.

Aufgrund der beschrieben Überdimensionierung des Mignons würde ich mal vermuten, dass es sich bei der Jukebox um einen Eigenbau handelt. Ich habe allerdings in einem Jukebox Museeum in Belgien (ich glaube das war sogar in Mechelen) schon mal so eine ähnliche Jukebox real gesehen. Die war allerdings mit einem normalen Philips Mignon ausgestattet.

Vielleicht als Info für die, die den Philips Mignon nicht kennen: Es handelt sich dabei um ein Tischgerät aus den frühen 60ern, dass man an sein Röhrenradio anschließen konnte (damaliger Neupreis 75 DM). Es besitzt vorne einen Schlitz durch den eine 45rpm Single eingeschoben werden kann, die dann sofort zu spielen beginnt. Nach dem Abspielen wird die Single dann wieder "ausgeworfen", so dass man sie entnehmen kann. Es gab auch batteriebetriebene Varianten mit eingebautem Verstärker und eben auch den Mignon fürs Auto. Der wurde oft mit einem kleinen Mittelwellensender geliefert, damit man ihn im Autoradio empfangen konnte. Es gab auch Vorgänger des Mignons für Schellackplatten (auch in den Musseum gesehen)

Gruß WLM



Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
20.02.07 22:05
Hallo WLM,

vielen Dank für die Ausführungen zum Mignon Plattenspieler. Dass die Kfz-Version dafür verwendet wurde, macht ja Sinn - denn Erschütterungen in der Kneipe usw. sind ja sicher an der Tagesordnung gewesen.

Ich vermute auch, dass das kein Serienmodell gewesen ist - in Deutschland hat es ja einige Firmen gegeben, die in Eigenregie etwas aus Teilen/Komponenten anderer Boxen gebaut haben. Immerhin wurde aber hier auch über Geldeinwurf usw. nachgedacht - der komerzielle Einsatz liegt also klar auf der Hand.

Vorn in der Box ist ja eine italienische Anweisung zu lesen ("Attenzione"), was sicher leicht auswechselbar ist/war. Das muß also kein Hinweis darauf sein, dass die Box in Italien gebaut wurde. Wäre es ein deutsches Modell - hätte man dann "Music Box" oder "Musik Box" geschrieben? Gleichwohl andere Modelle ja auch ein "c" anstelle eines "k" aufweisen - Lyric, Telematic, Panoramic usw.

Wenn im belgischen Museum (vielleicht in Menen?) auch so ein Gerät stand, dann vermute ich, dass diese Musikbox kein Einzelstück ist. Vielleicht weiß ja noch jemand etwas zu diesem Modell zu berichten.

Zur JCL bekam ich heute einen Anruf mit der Vermutung, dass das ein Fake ist: Mechanismus der Vorgängermodelle mit Kreditgerät der AMI H/I.
Hat jemand so ein Gerät schon mal gesehen?

Viele Grüße - Hildegard Stamann






Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
20.02.07 23:48
Hallo WLM
Als jahrzehntelanger Flohmarktgänger, Technik- und Oldtimerfan sind mir in den letzten 25 Jahren ziemlich viele Varainten des Mignon über den Weg gelaufen. Ich besitze drei unterschiedliche "Heimgeräte" zum Anschluß an 220/230V und den "Wohnzimmerradio", drei verschieden tragbare Geräte mit eingebautem Verstärker mit 6V Blockbatterie- beziehungsweise 6V Monozellenversorgung und einen Autoplattenspieler (davon gab es auch zwei Varianten und alle waren umschaltbar von 6V auf 12V).

Der Anschluß des Autoplattenspielers an das Autoradio erfolgte über ein abgeschirmtes Kabel mit dem damals üblichen 5-poligen Diodenstecker. Autoradios hatten damals nämlich durchaus einen Eingang für solche Zwecke. Auf meinem Dachboden schlummern auch diverse Ausführungen der Blaupunkt-Frankfurt-bzw. Blaupunkt-Köln-Autoradios (mit elektromechnanischem Sendersuchlauf), die alle diesen Anschluß besitzen.

Eine Variante des Mignon mit eingebautem "Mittelwellensender" wäre mir neu. Das wäre mit der damaligen Technik meiner Meinung nach mit vertretbarem Aufwand nicht machbar gewesen. Schon die Autoradios hatten, verglichen mit heute, ziemliche Ausmaße, besonders die mit Röhrentechnik ausgestatteten, die zum Betrieb noch einen mechanischen Zerhacker benötigten um die 6V- oder 12V-Bordspannung des Autos auf röhrennutzbare Spannungen hoch zu transformieren.

Woher stammt die Information mit der Mignon-Mittelwellensenderübertragung denn?

Seit kurzer Zeit gibt es ja mit hochmoderner und hochintegrierter Technik die Möglichkeit einen MP3-Player ins Autoradio über eine kurze Funkstrecke einzuspeisen. Eine ganz praktische Sache für Oldtimerfans, die am originalen Radio des Oldtimers nicht manipulieren wollen.

Servus Axel
Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
21.02.07 16:35
Hallo Hildegard,

ich glaube nicht, dass diese AMI ein Fake ist, ich habe mal einen "Wahlradmechanismus" von einer JAL / JEL gekauft, um das Wahlrad für eine manuelle Conti 1 weiterzuverwenden, ich habe auch schon diese Wahlradvariante gesehen, kann es aber leider nicht mit Photos oder "Quellenmaterial" belegen. Gelegentlich hört man von oder sieht italienische AMI Lizenzbauten, vor allem die Conti 1 und 2 sollen in Italien jeweils als Wahlradversionen in größerer Anzahl hergestellt worden sein, ich vermute, dass das bei dieser JCL auch so ist, die Teile sehen zu profesionell aus und ich hatte selbst schon Teile dieses "Wahlradmechanismus" in der Hand. Vielleicht tauchen ja Belege in Form von werbung oder Prospekten für diese italienischen Lizenzbauten auf, ich habe von italienischen werbepostkarten gehört, die z.B. die Conti 1 in der Wahlradversion abbilden. Auch in Deutschland gab es ja einen Lizenzbau, bzw. eine Endmontage von AMI...

Viele Grüße

Michael
WLM
Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
21.02.07 16:57
Hallo Hildegard,

wahrscheinlich hast du mit Menen recht, ich muss meinen Bekannten aus Vlaanderen noch mal fragen, wo wir da waren.

Die "Mignon-Jukebox", die dort ausgestellt war, hatte jedoch ein Mignon-Tischgerät verbaut. Auch waren die Platten waagerecht links und rechts angeordnet und hatten einen weiteren Abstand, so dass man sie wohl gut greifen konnte.

Gemeinsam mit mit der Jukebox auf dem Bild ist vor allem das runde Loch vorne in der Scheibe, durch das man die Jukebox "bedient". Ansonsten meine ich das die "Mignon-Jukebox" aus Vlaanderen von den Ausmaßen mehr einer Jukebox nahekam als die Box auf dem Bild. Die erinnert mich mehr an eine "Bimbobox", in der die Affen getanzt haben.

Über die Herkunft der Box dort habe ich aber auch keine Informationen. Ich fand aber damals (2001), dass sie aufgrund ihrer Einfachheit sehr gut zu Vlaanderen passte. Denn kurz zuvor war ich dort in einem Fondue-Restaurant, dass eine gemeinsame Gäste-Toilette für Herren und Damen besaß.(!) Neben den Urinalen befanden sich zwei Kabinen: eine für die Herren und eine für die Damen. Ich musste damals sehr schmunzeln, dass die Damen mit uns neben den Urinalen warteten, dass ihre Kabine wieder frei wurde. - Meine flämischen Gastgeber konnten jedoch nichts Ungewöhnliches an der Situation finden.

Gruß WLM
WLM
Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
21.02.07 17:54
Hallo Axel,

den Hinweis auf den Mittelwellensender habe ich aus eine alten Funkschau. Da die Zeitschrift damals aber wohl hauptsächlich für Rundfunk und Fernsehtechniker gedacht war, kann es durch aus sein, dass es sich nur um eine optionale Anschlussmöglichkeit handelt. Anbei habe ich dir mal den Originaltext von damals rausgesucht. Das Datum und die Heftangabe der Funkschau ist leider nicht ersichtlich, nur die Seitenangabe 210 - 211. Es ist aber sicherlich zur Einführung des "Auto-Mignon" erschienen.

Gruß WLM


Ein Plattenspieler für das Auto

Das Abspielen von Schallplatten im fahrenden Kraftwagen war bisher eine unsichere Angelegenheit, denn es gelang kaum, einen Plattenspieler herkömmlicher Art so sicher aufzuhängen, daß er allen Stößen und Schwingungen entgeht. Das geringe Auflagegewicht des Tonabnehmers (~ 10 g) und die geringe Rillentiefe (~ 40 µ) — insgesamt also die kleine Haftfähigkeit des Tonarms in der Rille — sind dem Abspielen von Mikrorillenplatten bei Erschütterungen unzuträglich.

Es gibt amerikanische Konstruktionen für Autoplattenspieler mit 16 2/3-Schallplatten, jedoch ist hier der Aufwand für Dämpfung usw. recht hoch. Im Gegensatz dazu ist der neue, von Philips entwickelte Auto-Plattenspieler „Auto-Mignon" aufwandsmäßig klein gehalten, obwohl er alle äußeren Bewegungseinflüsse ausgleicht wie Schwingungen, Stöße sowie Fliehkräfte durch Kurvenfahren und Schräglage.

Im Prinzip hat man hier die Mechanik vom Mignon-Gerät für das halbautomatische Abspielen von 17-cm-Kleinplatten übernommen (FUNKSCHAU 1956, Heft 21, Seite 883). Man schiebt die Platte mit herausgenommenen Mittellocheinsatz durch den Schlitz, womit alle Bewegungsvorgänge wie Einschalten des Motors, Anheben und Aufsetzen des Tonarms ausgelöst werden. Damit ist die im Kraftwagen sehr wichtige Forderung nach einfachster Bedienung erfüllt. Bild 1 zeigt das Innere des Gerätes.

Die auf die Schallplatte und den Tonarm einwirkenden dynamischen Kräfte werden von einem mechanischen Schwingkreis aufgefangen, dessen Eigenresonanz so niedrig liegt, daß das Plattenspielerchassis unempfindlich gegenüber den von außen einwirkenden mechanischen Einflüssen bleibt. Es ist freischwingend auf drei Druckfedern aufgehängt (Bild 2), von denen zwei auch in Bild 1 zu erkennen sind. Damit nun die Drehzahl des Plattentellers beim Ausfahren enger Kurven durch die dann auftretende Fliehkraft nicht beeinträchtigt wird, liegen zwischen dem 6-V-Motor und dem eigentlichen Plattenteller zwei Zwischenräder; nach Werksangaben bleiben die Gleichlaufschwankungen auf diese Weise unter 9 Promille. - Die Spannungsschwankungen der Wagenbatterie werden zwischen 4,5 und 7,8 V selbsttätig durch einen Fliehkraftregler ausgeglichen und haben daher einen vernachlässigbar kleinen Einfluß auf die Drehzahl (0,5 %).

Das Auflagegewicht des mit einem Gegengewicht statisch ausgewuchteten Tonarms beträgt 10 g; sein Kristallsystem hat einen Frequenzumfang von 30 bis 15 000 Hz und einen Abschlußwiderstand von 470 kOhm. Die Ausgangsspannung erreicht ~ 300 mV eff.

Ein Problem besonderer Art ist der Anschluß des „Auto-Mignons" an den Autoempfänger im Wagen. In der Regel hat dieser keinen TA-Anschluß, so daß man sich entweder durch individuelles Einlöten des Nf-Kabels zwischen Diode und Nf-Vorröhre des betreffenden Empfängers helfen muß, oder man nimmt als Zusatz einen kleinen Hf-Oszillator mit Pentode EF 93, der mit der Nf-Spannung des Tonabnehmers moduliert ist. Er schwingt auf 535 kHz (oberes Ende des Mittelwellenbereiches) und speist direkt in die Antennenbuchse des Empfängers ein, den man bei Plattenspielerbetrieb auf diese Frequenz einstellen muß. Die Hf-Leistung ist auf 0,3 µW [!] begrenzt. Ein Relais schaltet dann die Autoantenne ab und legt sie an Masse, so daß jede Ausstrahlung nach außen auch über diesen Weg vermieden wird. Die Deutsche Bundespost hat diesem Kleinstsender, dessen Strahlung außerhalb des Kraftwagens nicht feststeilbar ist, eine vorerst auf zwei Jahre befristete allgemeine Genehmigung erteilt.

Die Montage des „Auto-Mignons" ist einfach. Nach Abnahme des Gehäuses läßt sich dieses unter dem Armaturenbrett, am besten in der Wagenmitte, leicht befestigen. Das Chassis des Plattenautomaten wird dann einfach hineingeschoben. Der Einschub für Schallplatten wird beleuchtet, die Beleuchtungsstärke ist in zwei Stufen (Tag/Nacht) einstellbar. Vorn trägt das Gerät zwei Druckknöpfe. Der rechte übernimmt die Funktion einer Phonotaste am Heimrundfunkgerät (Umschaltung von Rundfunkempfang auf Platte und umgekehrt), und links ist der vom „Mignon" her bekannte Knopf für das Auswerfen der zu Ende gespielten Schallplatte angebracht.

Wir möchten noch besonders auf den Registrierstreifen Bild 3 hinweisen. Hier sind sowohl oben die auf das Mignon-Chassis auftreffenden Stöße bei einer Versuchsfahrt aufgezeichnet als auch unten die Ausgangsspannung des Tonabnehmers beim Abtasten einer 100-Hz-Meßplatte. Hätte man beispielsweise eine 1000-Hz-Meßplatte aufgezeichnet, dann wären Unregelmäßigkeiten der Ausgangsspannung überhaupt nicht oder fast nicht aufgetreten. Hingegen nähert sich die 100-Hz-Frequenz schon etwas der Frequenz der Erschütterungen (3...30 Hz). (kt – FUNKSCHAU ???? / Heft ??, Seite 210 – 211)




Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
22.02.07 18:43
Hallo Michael und WLM,

ja, in Deutschland hat Tonomat bzw. Canteen-Tonomat Contis und Lyrics zusammengebaut. In der Datenbank haben wir dazu je einen Eintrag, beide Nummern beginnen mit einem "D".

Zudem haben wir vor kurzem auch Bilder einer Wahlrad-Conti geschickt bekommen, die im Archiv auf der Conti-Seite zu finden sind (sie hat ein amerik. Typenschild).
[www.jukebox-world.de]

Nur dass es auch spätere Modelle mit Wahlrad gegeben hat, das war mir neu - gleichwohl der 960er Mechanismus ja bekannt ist. Ich vermute, dass vor allem bei Lizenzbauten gerne auf ältere Komponenten zurückgegriffen wurde - wie eben hier, gleichwohl ROWE ja schon den 1100er Mechanismus mit der JAL/JEL herausgebracht hatte. Zudem ist der Wahlradmechanimus an sich sicher kostengünstiger und einfacher im Service - vielleicht war auch das ein mitentscheidender Faktor.

Vielen Dank zu den ausführlichen Infos zum Mignon Plattenspieler. Das ist wohl auch eine Materie für sich. Leider ist auf der Website des Radiomuseums dieses Modell nicht zu sehen - gleichwohl ja einige Raritäten dort zu finden sind.

Ich bin gespannt, ob sich eines Tages mehr dazu findet.

Viele Grüße - Hildegard


WLM
de clarence aapjes machine
22.02.07 22:41
Hallo Hildegard,

ich bin jetzt auch mal die Website des JukeboxMuseums [jukeboxmuseum.skynetblogs.be] durchgegangen und ich glaube, ich habe das Gerät, das ich damals dort gesehen habe, wiedergefunden.

Ich muss aber zugeben, dass ich es, wie schon beschrieben, etwas anders in Erinnerung hatte. Auch an die Affen kann ich mich nicht so recht errinnern. Aber immerhin das Loch in der Scheibe und das Philips Mignon Tischgerät sind vorhanden. (siehe Foto in der Anlage)

Quote

dit model uit frankrijk met de aapjes is zeer zeldzaam Je kon er een plaatje kiezen door uw hand door de ruit te steken en een plaatje in een platen slikker te steken( Meer juke box dan de bimbo box op volgende foto) Er was plaats voor 25 plaatjes Geen enkel idee hoeveel ervan gemaakt zijn Maar weinig zijn het er zeker

Für die, die noch schlechter Flämisch verstehen als ich sei mal der Versuch einer Übersetzung gewagt:
Dieses Modell aus Frankreich mit den Äffchen ist sehr selten. Du kannst dort eine Platte auswählen, in dem Du deine Hand durch die Scheibe steckst und eine Platte in einen Plattenschlucker steckst (Mehr Jukebox als Bimbo-Box auf dem beigefügten Foto) Es war Platz für 25 Platten. Keine Ahnung wieviele davon hergestellt wurden, aber es sind gewiss wenige.

Gruß WLM




Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
23.02.07 22:12
Hallo WLM,

dankke für die Infos und das Bild. Das ist ja auch ein herrliches Modell! Vom Design der Rückwand her würde ich ja auf ein Baujahr Anfang der 60er Jahre tippen.

Der Mignon müßte, wenn ich das richtig erkenne, das reg. Standmodell von 1957 sein. Der Plattenständer ist einer, den man manchmal auf Flohmärkten sieht.
Ich frage mich, wofür der Münzeinwurf wirklich da war: wenn es ein reg. Plattenständer ist, wie hat man es dann geregelt, dass die Single erst nach Münzwinwurf freigegeben wurde? Denn das ist ja die Idee beim Halbautomaten. Oder ist die Münze für das Tanzen der Affen?

Haben Sie die Box zufällig spielen sehen/hören?

Viele Grüße - Hildegard

P.S: Für alle, die sich nach der Literatur der letzen "Die Musikbox" (halbjährliche Zeitung des "Musikboxenverein e.V.", [www.musikboxenverein.de]) gefragt haben, was eine "500 Miraben" ist - im Archiv ist nun eine "600-A Miraben" zu sehen.
Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
23.02.07 23:19
Hallo WLM
Danke für die ausführliche Erklärung bezüglich der Mittelwelleneinspeisung des Mignonsignals in ein Autoradio ohne TA-Buchse. Das war mir wirklich völlig neu.

Aber wenn ich die Beschrebung so durchlese, ist das eine Einspeisemöglichkeit für "Fachleute" und von dem "Normalanwender" kaum zu realisieren. Diese EF 93-Röhre benötigte ja auch eine Spannungsversorgung, die nicht aus dem Autoplattenspieler entnommen werden konnte.

Auf jeden Fall wieder etwas dazu gelernt......

Servus Axel
WLM
Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
25.02.07 19:44
bitte löschen



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 25.02.07 19:56.
WLM
Re: Philips Mignon und AMI JCL-200
25.02.07 19:56
Hallo Hildegard,

spielen gesehen habe ich die Mignon-Jukebox nicht. Zum einen schien mir der Mechanismus ja von meinem eigenen Tischgerät klar, und zum anderen durfte man "eigentlich" die Jukeboxen nicht selber bedienen.
(Ok, bei der Wiegandt Tonmaster habe ich so getan, als wenn ich das flämische Verbotsschildchen leider nicht verstanden habe ;O)

Aufgrund der scheinbaren Einfachheit der beiden "Mignon"-Jukeboxen würde ich mal vermuten, dass es sich bei beiden Modellen um einen ganz normalen Plattenständer handelt und man also beliebig viele Platten entnehmen kann.

Denn das Arretieren der übrigen Platten, nachdem die gewünschte Platte entnommen wurde, ist zu einen mechanisch aufwendig und zum anderen würde es nicht verhindern, dass die entnommene Platte wiederholt im Mignon abgespielt werden kann, in dem man sie immer wieder in den Mignon zurückschiebt, nachdem sie, nach erfolgtem Abspielen, vom Gerät ausgeworfen wurde.

Von daher gehe ich eher davon aus, dass man bei der Kreditvergabe am Mignon angesetzt hat. Zum Beispiel könnte nach erfolgtem Münzeinwurf, am Mignon solange Strom anliegen, bis die Platte wieder ausgeworfen wird.

Gruß WLM



Aus Heft 21 / FUNKSCHAU 1956 (Seite 883 - 884):

Der Schallplattenautomat „Mignon"

Bei aller Einfachheit der Konstruktion ist der neue Philips - Plattenspieler „Mignon" eine bemerkenswerte technische Leistung. Das aus Bild 1 ersichtliche Kunststoffgehäuse in beige und dunkelrot ist bis auf den schmalen Schlitz an der Vorderseite geschlossen. In diesen Schlitz schiebt man eine 17-cm-Kleinplatte (45 U/min) hinein, ähnlich wie man einen Brief in den Postkasten wirft, und sofort wird die Platte abgespielt. Nach Beendigung dieses Vorganges springt sie wieder halb aus dem Schlitz heraus, so daß man sie fassen und herausziehen kann. Es ist somit der ideale Plattenspieler für technisch unbegabte Phono-
freunde, für Kinder und für jene, deren Hände schon etwas zittern und die daher für das Aufsetzen des leichten Tonarms nicht recht geeignet sind. Die sinnvolle und sicher funktionierende Automatik wird allerdings durch die Beschränkung auf nur eine Plattenart erkauft. Philips entschied sich für die 17-cm-Kleinplatte mit 45 U/min, deren Anteil an der deutschen Schallplattenproduktion auf bereits 40% gestiegen ist und deren Vorzüge allgemein bekannt und unbestritten sind.

Bild 2 zeigt das Chassis des neuen Plattenspielers von oben. Der Anschlagstift C ist das zentrale Steuerorgan; er wird durch die hineingeschobene Schallplatte um 24 mm ausgelenkt. Der Stift ist mit dem Schaltsegment L verbunden (siehe Bild 3), dessen drei Steuerarme die im Zeitschema Bild 4 dargestellten Vorgänge auslösen. Der eine Arm betätigt den Netzschalter N, so daß der Motor anläuft. Der zweite hebt über den Steuerhebel P das Mittelstück K, allgemein „Bobby" genannt, auf dem Plattenteller an und zentriert auf diese Weise die hineingeschobene Platte. Der dritte Arm schließlich senkt über den Hubstift M das Tonabnehmersystem B auf die Schallplatte. In diesem Augenblick geht der Bobby K nach oben und öffnet dabei den Nf-Schalter O. Noch kurz vorher hat der sich seiner Endstellung nähernde Anschlagstift C die horizontale Tonarmbewegung durch Entsperren der Klinke E freigegeben. Die Schallplatte läuft . . .

Nach dem Erreichen der Auslaufrille stößt der Mitnehmer F den Kipphebel G an, der unter Federvorspannung steht. G wird von einer Zahnscheibe unter dem Plattenteller zurückgestoßen. Das Schaltsegment L läuft in seine Ausgangslage zurück und löst dabei folgende Vorgänge aus:

Der Bobby senkt sich und gleichzeitig hebt sich der Tonkopf an; durch Senken des Bobbys wird der Nf-Schalter geschlossen.

Der Tonarm wird herausgeführt; Anschlagstift C läuft nach vorn, er schiebt die Schallplatte aus dem Schlitz hinaus;

der Tonarm wird durch die Sperrklinke E arretiert, und zuletzt wird der Motor abgeschaltet.

Die Bürste D wird vom Anschlagstift C beim Hinein- und Herausschieben der Schall-
platte jeweils einmal unter dem Saphir durchgezogen und reinigt diesen.

Vorn am Gerät ist die Unterbrechertaste I angebracht; sie drückt bei Betätigung das Schaltsegment L und damit den Anschlagstift sofort in die Ausgangslage, so daß die vorstehend aufgezählten Funktionen ausgelöst werden und die Platte unmittelbar vorn herausspringt.

Der zeitliche Ablauf aller Funktionen ist so genau festgelegt, daß Fehlschaltungen eigentlich unmöglich sind. Zwischen dem Einschieben der Platte und dem Beginn des Abspielens liegen nur Bruchteile einer Sekunde; eine evtl. kurzfristige Verzögerung im Beginn der Wiedergabe ist auf die manchmal dem eigentlichen Platteninhalt vorgespannten wenigen Leerrillen zurückzuführen.

Aufmachung und „finish" des Gerätes sind vorbildlich und absolut geschmackvoll, und auch die Unterbringung des 150 cm langen Netz- und des 120 cm langen Verbindungskabels (zu den TA-Buchsen des Empfängers) ist durch ein abgedecktes Kabelfach auf der Unterseite gut gelöst. Im täglichen Gebrauch ist dieser Musikautomat sehr angenehm; man sitzt beispielsweise behaglich am Kaffeetisch, reicht seinem Gast einen Stapel Kleinplatten mit der Bitte um Auswahl -und schon kann man diese und jene der herausgesuchten Schallplatten hintereinander oder mit Pause abspielen. Die Erweiterung des Gerätes um eine längere Anschlußverbindung zum Empfänger mit eingefügtem Lautstärkenregler würde die Anlage vorteilhaft ergänzen.

Bei der Konstruktion mußten sich die Entwickler für die Verwendung von 17-cm-Klein-platten mit dem ursprünglichen großen Mittelloch (38 mm) oder mit Einsatzstück entscheiden. Sie wählten den in Bild 2 erkennbaren und im Text mehrfach erwähnten Bobby, so daß der Benutzer des Gerätes die Einsatzstücke seiner Kleinplatte herausbrechen muß. Jetzt kann er diese Platten nicht mehr durch einen handelsüblichen Plattenwechsler mit dünner Mittelachse laufen lassen, sondern muß sich — soweit noch nicht geschehen — eine dicke, auf den Wechsler aufsteckbare Achse mit zentralem Abwurfmechanismus beschaffen, wie sie unter dem Namen „Wechselspindel" oder „Stapelachse 38" von verschiedenen Firmen geliefert wird. Wer jedoch den Automaten „Mignon", dessen Vorläufer für Normalplatten mit 78 U/min wir vor mehreren Jahren einmal im Ausland gesehen hatten, als einzigen Plattenspieler wählt, wird nicht in diese Verlegenheit kommen.

Keine 78er-Schallplaften mehr bei Columbia

Aus den USA wird gemeldet, daß Columbia allmählich sämtliche 78er-Schallplatten aus dem Katalog streicht. Künftig werden volkstümliche Neuerscheinungen fast nur noch auf 45er-Platten in den Handel gebracht. Auch bei den anderen Firmen ist man geneigt, die Normalschallplatten mit 78 U/min aufzugeben. In Deutschland wird die Umstellung nicht so schnell erfolgen wie in Amerika oder England, weil dann viele Schallplattenfreunde neue Laufwerke anschaffen müßten. Plattenspieler, die nur mit 78 Umdrehungen arbeiten, sind noch recht weit verbreitet. Die Schallplatten-Hersteller setzen sich jedoch sehr für eine Bevorzugung der 45er-Platte ein. Der im vorhergehenden Beitrag beschriebene neue Philips-Plattenspieler Mignon ist ein weiterer Schritt auf diesem Wege.




In diesem Forum dürfen nur registrierte Mitglieder schreiben.
Zum Einloggen oder Registrieren folgen Sie LogIn - Registration.

Sorry, only registered user may post in this forum.
To login or getting registered please follow LogIn - Registration.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen - Click here to log in