Wurlitzer Verstärker 532: Fragen nach Tausch der Kondensatoren

geschrieben von - posted by Hefter 
Wurlitzer Verstärker 532: Fragen nach Tausch der Kondensatoren
12.08.25 18:47
Hallo!
Vorgeschichte: Ein Freund (hat Löterfahrung und Grundkenntnisse) hat die Kondensatoren des Verstärkers (532) seiner Jukebox (Wurlitzer 2104) getauscht und mich, da der Verstärker jetzt sehr seltsam klingt (blechern, die Höhen total übersteuert, mehr dazu unten), zu Hilfe geholt. Prinzipiell scheint er alles korrekt gemacht zu haben, allerdings gibt es 3 Punkte, bei denen ich auch nicht sicher bin, und daher zur Sicherheit die Experten hier kontaktieren möchte. Ich habe einen Auszug des Verstärkerschaltplans an diese Nachricht angehängt, es geht um die drei mit Pfeilen markierten stellen

1. (grüner Pfeil) C32: Dieser Elko (20uF, 25V) ist beim Ausbau leider so "zerbröselt" dass ein Ablesen der Polung nicht mehr möglich war. Im Schaltplan ist die Polung ja leider auch nicht angegeben. Deshalb die Frage: Wierum gehört der angeschlossen? Plus-Pol zum AUX.AMP.-Ausgang, oder zum Verbindungspunkt von R-17, R-18 und C-39?

2. (roter Pfeil) fehlender Verbindungspunkt im Schaltplan? Auf der Platine ist der "Pfosten", an dem der violette Draht angeschlossen ist, nicht nur mit R29 verbunden, sondern auch mit Pin1 der 6AN8 sowie einem Beinchen des Netzwerkes PEC.1. Ich habe von den Verstärker 532 drei unterschiedliche Schaltplanversionen (erkennbar an unterschiedlicher Zeichnung der Röhrenheizungen) und überall ist an dem mit dem roten Pfeil gekennzeichneten Punkt KEIN Verbindungspunkt gezeichnet. Im Schaltplanausschnitt sind ja links von dem violetten Draht 2 weitere Drähte (weiß und gelb) eingezeichnet, die ebenfalls auf einem Pfosten landen (ebenfalls ohne Punkt auf der darüber quer verlaufenden Leitung/Leiterbahn, die allerdings auf der Platine jeweils KEINE Verbindung zu Pin1 der 6AN8 sowie einem Beinchen des Netzwerkes PEC.1 haben, obwohl die Zeichnung dort genau so aussieht wie beim violetten Draht. Ist hier einfach ein Fehler in allen Schaltplänen, oder gab es da eine spätere Revision der Platine, wo das geändert wurde?

3. (blauer Pfeil) R28, BIAS-Control: Da mein Freund auf Grund des unter Punkt 4 dargestellten Soundproblems nochmals alles kontrolliert hatte und dabei auch leider das BIAS-Poti verstellt hat (natürlich ohne sich aufzuschreiben, welcher Widerstandswert eingestellt war) sollte der "Arbeitspunkt" neu eingestellt werden. Ich denke, dass man da an der Kathode der 12AU7 Pin3 die Spannung im Verhältnis zum Gitter (Pin2) oder der Anode (Pin1) einstellt. Ich würde dazu, wenn das möglich ist, aber etwas Fernunterstützung benötigen. Oszi, DMM, Funktionsgenerator usw. sind vorhanden, auch das Wissen um die teilweise hohen Spannungen um die 385V. Mit dem Wissen über Röhren happert es halt etwas bei mir und ich will da nicht etwas einstellen, was dann zwar eine Zeit lang funktioniert, aber letztlich die Röhre oder sonstige Bauteile killt.

4. "Blecherner" Sound: Der Verstärker klingt prinzipiell schon viel, viel besser als vor der "Kondensator-Kur", die Lautstärke bleibt konstant, Bässe lassen sich ebenso regeln wie die Höhen. Aber er klingt total "blechern", als ob die Höhen total übersteuert wären und ein Echo/Hall im Hochtonbereich auftritt. Ein an Aux-Amp angeschlossener externer Verstärker klingt genauso "komisch", es kann also nicht an der Klangregelung des 532, die ja erst nach der Abzweigung zum externen Verstärker erfolgt, liegen. Alle Widerstände und Kondensatoren wurden auf Werte und korrektes Einlöten überprüft, ich konnte keinen Fehler feststellen. Auch das testweise ersetzen der Röhren 12AU7, 12AX7 und 6AN8 brachte keine Besserung. Die beiden 50 Ohm-Leitungen (kurz und dünn vom Tonarm, sowie dicker zum Verstärker) wurden ebenso wie der Anschlussstecker schon getauscht, das hat aber nichts gebracht. Wenn ich das richtig verstanden habe ist das Tonsystem selbst ja ausgesprochen einfach, der Träger ist nur eine 1:1 Durchverbindung. Die Ton-Nadel ist getauscht auf eine Neue, keine Änderung. Was kann diesen Hall bzw. diese total übersteuerte Wiedergabe der Höhen noch verursachen?

Wir wären für jede Hilfe dankbar. Die Jukebox sieht jetzt wieder wirklich passabel aus, alles ist leichtgängig und bis auf den blechernen Ton funktioniert wieder alles perfekt (Hat laut meinem Freund aber über 1 Jahr gedauert, das alles wieder so hinzubekommen ;-) )

Grüße
Hefter


Re: Wurlitzer Verstärker 532: Fragen nach Tausch der Kondensatoren
12.08.25 21:34
Servus, jetzt antworte ich mir schon selbst:
Punkt 4 ("blecherner Sound") ist erledigt.
Wie geschrieben haben wir ja die originale Ton-Nadel, die eigentlich den Namen Nadel nicht mehr verdient hat, weil da nichts mehr vorhanden war, getauscht.
Mein Freund hatte 3 Ersatznadeln gekauft (bitte fragt nicht wo, ich habe ihn schon ordentlich ausgeschimpft deshalb, es war jedenfalls nicht hier im Shop!) und wir haben 2 der Nadeln schon eingesetzt gehabt, die genau gleich mies klangen. Bei optischer Kontrolle der Nadeln (mit Lupe!) sah ich dann, dass 2 der 3 neuen Nadeln viel weniger von dem weißen Zeugs auf der einen Seite drinnen hatten als die 3. Nadel. In meiner Verzweiflung habe ich vor ein paar Minuten dann die 3. Nadel, in der mehr von dem weißen Etwas drinnen war und die wir bislang nicht ausprobiert hatten, in die Wurlitzer eingebaut. Und siehe da, die Jukebox klingt traumhaft, Echo/Hall restlos verschwunden.

Ich denke, dieses weiße Zeugs ist eine Art Dämpfungsmaterial, weil die Nadel ansonsten wie blöd hin und her wackelt und dieses Echo, diesen Hall erzeugt? Das würde erklären, warum die beiden anderen (neuen) Nadeln bei denen dieses weiße Zeug NICHT die Nadel (innen) berührt, so grausam klingen.

Somit stellt sich aber die Frage, ob die beiden anderen Nadeln nicht auch tun würden, wenn da genug von dem weißen Zeug drinnen wäre und sofort die weiteren Fragen: was ist das für ein weißes Zeug und kann man das irgendwo herbekommen?

Grüße
Hefter
Re: Wurlitzer Verstärker 532: Fragen nach Tausch der Kondensatoren
12.08.25 21:39
Hallo Hefter

Punkt 1: Minus an Aux Amp.
Wenn man sich nicht sicher ist, einfach einen Folienkondensator an Stelle des Elkos anschließen und über diesen die Spannung messen. Dann weiß man wie die Potentialverhältnisse aussehen. Der Kondensator muss dafür nicht den Kapazitätswert vom Elko haben.

Punkt 2: Da fehlt der Knotenpunkt. Im Plan vom Amp 530 ist dieser eingezeichnet. Also ein Fehler im Plan.

Punkt 3: Bias Poti kann von Anschlag bis Anschlag verstellt werden ohne dass dabei ein Schaden entsteht.
Die Spannung an der Kathode der Regelröhre soll zwischen 21 und 25 Volt betragen. Mit R28 kann das Regelverhalten der AVC in einem gewissen Bereich eingestellt werden.

Punkt 4: Ohne den Verstärker oder die Box vor mir zu haben kann ich dazu leider nichts sagen.

Noch eine Frage: Wie hast du den Verstärker ohne den 20uF Elko überhaupt betrieben?

Gruß
Roland
Re: Wurlitzer Verstärker 532: Fragen nach Tausch der Kondensatoren
12.08.25 21:50
Das weiße Zeugs dient zur Dämpfung und ist ganz wichtig für den Klang vom Cobra System.
Zuviel davon klingt dumpf, zu wenig weißt du inzwischen.
Was da original drin ist kann ich dir auch nicht sagen, von der Konstistenz her etwas in Richung Silikonfett. Es sollte eine Masse sein, die nicht aushärtet (dauerplastisch). Die optimale Menge lässt sich nur durch Hörprobe ermitteln.
Re: Wurlitzer Verstärker 532: Fragen nach Tausch der Kondensatoren
12.08.25 22:39
Servus Roland!

Punkt1: Deine Frage nach dem Betrieb ohne 20uF-Elko: Ich habe einen 25uF/50V Elko eingebaut mit Minus zum Aux-Amp, weil mir das irgendwie "logischer" vorkam. Deine Idee mit dem Folienkondensator wäre natürlich noch eleganter gewesen, aber da bin ich nicht drauf gekommen...

Punkt2: Danke, was einem so ein kleiner Punkt im Schaltplan, wenn er NICHT da ist, für Kopfzerbrechen bereiten kann smiling smiley

Punkt 3: ebenfalls Danke, dann steht der eh schon ganz gut mit ca. 23V an der Kathode.

Punkt 4: Wie gesagt die Nadel mit zu wenig von dem "Silikonfett" war der Verursacher. Gut zu wissen, dass es anscheinend ganz entscheidend für den Klang ist, wieviel davon eingebracht wurde. Vielleicht mach ich mich dran und experimentiere mit den beiden neuen, aber grauslich klingenden Nadeln noch ein wenig herum. Kaputter klingen als jetzt können die ja eh nicht mehr...

Danke jedenfalls für Deine Antwort. In wenigen "Minuten" hast Du jedenfalls die 4 Punkte, die uns einige Stunden beschäftigt haben, gelöst... find ich genial!

Grüße
Hefter
Re: Wurlitzer Verstärker 532: Fragen nach Tausch der Kondensatoren
13.08.25 08:14
zu4)
Ich bin kein Installateur aber ich verwende hierfür Armaturenfett. Wichtig ist, das Dämpfungsmittel auf beiden Seiten des Nadelhalters einzubringen, von der Menge her decke ich etwa den Bereich des runden Teils des Nadelhalters ab.
Keine oder zu geringe Dämpfung ergibt starke Resonanzen, zu viel Material oder ein zu zähes Fett führt zu Höhenverlust.
Die Rote Kurve zeigt zum Vergleich ein modernes, preiswertes Magentsystem AT3600.
Das Cobra ist ein ausgezeichnetes Mono System und da die Technik etwas sehr besonderes ist, finde ich es immer schade wenn es durch ein Keramiksystem ersetzt wird.

Gruss Jürgen


PS: Detaillierte Funktionsbeschreibung des Cobra Systems (aus Zenith Plattenspieler Manual)



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 13.08.25 08:25.


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