Kurze Vorstellung und (Elektronik-)Probleme mit einer NSM Consul 120

Hallo zusammen,

ich möchte mich kurz bei euch vorstellen, mein Name ist Jonas, ich bin 33 Jahre alt und wohne in der Nähe von Bingen/Rhein.

Da ich mir seit längerer Zeit eine Jukebox wünsche, habe ich mir diesen Wunsch verwirklicht und eine NSM Consul 120 von 1971 gekauft, die sich in einem relativ guten "Original"-Zustand befindet. Die Wahl fiel darauf, weil diese Boxen nicht so teuer sind und ich das schön finde, ein Gerät aus der unmittelbaren Region zu besitzen.

Die Box spielt leider nicht mehr, stammt aus einer Haushaltsauflösung und hat lt. dem Enkel des Vorbesitzers früher funktioniert. Es scheint sich also um einen alterungsbedingten Schaden zu handeln.

Leider bin ich absoluter Neuling, was Jukeboxen angeht. Ein bisschen Erfahrung mit Elektrik/Elektronik habe ich.

Ich habe aber auch schon viel darüber gelernt, folgendes Funktionsmuster der Box zeigt sich:

* Wenn 1 DM eingeworfen wird, erscheint "Single wählen", d.h. addieren und subtrahieren am Zählwerk funktioniert, auch über die entsprechenden Tasten am Münzprüfer.
* Bei Wahl einer Single passiert nichts weiter.
* Das Laufwerk verfährt allerdings bei Tastendruck (linke Seite), einmal nach links und wieder nach rechts in den Endanschlag.
* Dabei leuchten die entsprechenden "Positionsanzeigen" über "Single wählen!" auch zuverlässig auf.

Was mir aufgefallen ist:

* Auf diversen Youtube-Videos ist zu sehen, dass bei der Wahl immer mindestens die erste Taste rastet. Das wird über einen Elektromagneten realisiert, bei mir rastet da nichts.

Ich habe mir die technischen Unterlagen zu der Box besorgt. Darin habe ich etwas über den Kernspeicher gelesen. Und dass der Kernspeicher mit 300 VDC arbeitet. Die Sicherungen sind alle heil. Ich habe an der Versorgungseinheit außen gemessen, zwischen Masse und "Einschreiben" liegen 0 VDC an, zwischen Masse und "Abfragen" liegen 35 VDC an. Macht diese Messung überhaupt Sinn?

Ich habe danach die Versorgungseinheit ausgebaut und umgedreht. Sofort aufgefallen ist mir ein expandierter Elko C 11 (1000 uF, 35V) auf der "Auslöseverstärker-Platte". Diesen Elko habe ich ersetzt. Er war auch vorher schonmal ersetzt worden, das hab ich gesehen.

Ich würde jetzt ungern einfach alle Teile der Impuls-Platte austauschen, ich gehe davon aus, dass es hier in diesem Forum Spezialisten mit Erfahrung gibt, die die Schwachstellen der Box kennen. Ich vermute dass keine 300 VDC mehr produziert werden, sicher bin ich mir nicht, vielleicht kann mir jemand von euch einen Tip geben, was ich mal messen kann.

Weiterhin ist mir aufgefallen, dass auf der Impuls-Platte der Keramik-Widerstand R11 total heiß geworden ist. So heiß, dass man nicht mal mehr die Aufschrift lesen kann (Bilder folgen). R11 ist der Vorwiderstand der Zenerdiode ZD 1 steht im Handbuch.

Viele Grüße und einen schönen Sonntag

Jonas

Anbei noch wie versprochen die Bilder

Hallo JW,
prüfen Sie doch bitte mal die Zenerdiode, wenn die hinüber ist (Kurzschluß) zieht R11 natürlich zuviel Strom und wir dadurch sehr heiß.
Weiterhin C7/C8 prüfen, damit wird die Einschreibspannung (300V) gemacht.
Viel Erfolg, Gruß PitinWHV.

Die 300V haben erstmal nichts mit der Funktion der Tastaturspule zu tun . Es kann sein das der Tastenmagnet defekt ist . Kommt schon mal vor . Also am Tastenmagnet mal Messen ob da ca. 30VDC ankommen .

Das Netzteil braucht ne Elko Kur sonst schraubst du die Kiste jede Woche auseinander bist du durch bist .

Hallo zusammen,

vielen Dank für die Antworten und auch für die PN

Ich nehme den Ratschlag ernst und habe jetzt erstmal die Elkos alle bestellt (+ Feinsicherungen, da sind überall zu hohe Werte drin).

Besonders schwierig zu beschaffen war C10 (250 uF, 70V), der ist total ungängig. Hab jetzt einen radialen gefunden, 270 uF, 400 V. Hoffentlich hab ich die Beschriftung richtig interpretiert.

Ich löte die ein, sobald sie da sind und werde dann das Ergebnis berichten.

VG Jonas

Hallo, wie versprochen nun das Feedback:

Ich habe die Platinen der vorgeschlagenen “Elko-Kur” unterzogen. Habe die alten Kapazitäten nachgemessen, die waren alle in Ordnung, trotzdem ist der Tausch bestimmt kein Fehler gewesen. Die 300V liegen nun auch an, warum dies davor nicht der Fall war, keine Ahnung.

Durch Ausprobieren (und tel. Beratung, danke dafür) weiß ich jetzt, dass mein(e) Problem(e) nicht an der 300V-Versorgung liegen.

Folgende Funktion konnte ich der Box nun abverlangen:

1. Der Elektromagnet für die Tastatur war aufgrund des hochgebogenen Kontakts N2 nicht aktiv. Habe vorsichtig nachgeholfen, die Wahl ist nun wieder möglich.

2. Wenn ich wähle bleiben die Tasten gerastet, nichts passiert. Betätige ich den Kontakt N3 kurz, dreht sich die Walzensteuerung um 70°, bucht ab (N4), schreibt ein (über das Zählwerk). Dann passiert nichts weiter.

3. Betätige ich nun manuell den Fahrknopf, wird (nahezu) die gewünschte Position angefahren, die Platte geholt, das Lied abgespielt. Das war auf jeden Fall ein Erfolgserlebnis. Das Lied spielt zu Ende, der nachgelagerte Vorgang läuft fast bis zum Schluss (ich erläutere das gleich noch näher).

Folgende Sache weiß ich nun: Das Einschreiben der gewünschten Position funktioniert, die Position wird auch (nahezu) gefunden, das Abspielen des Liedes funktioniert.

Folgende Fragen/Vermutungen habe ich:

In der Serviceanleitung der Box steht: “Werden eine ( auf " single " eingestellte ) Zahlentaste und eine Buchstabentaste eingedrückt, so wird über beide Tasten der Stromkreis des Wahlanlauf-Relais geschlossen und so die Wahl eingeleitet.”

Wenn ich in der Steuerzentrale das entsprechende Relais (Wahlanlauf) kurz drücke passiert das Gleiche wie bei einem kurzen Druck von N3. Allerdings verstehe ich nicht, warum die Box das nicht selbst macht (wie sie eigentlich müsste). Zahl und Buchstabe ist ja gedrückt, der Stromlauf geht lt. Plan über das TR- und WS- Relais, da verstehe ich noch nicht ganz warum. Die zwei kleinen Relais auf der mittleren Platine (Wahlanlauf und Single) habe ich vorsichtig sauber gemacht, beide Spulen haben einen Widerstand von ca. 670 Ohm. Das sollte denke ich alles o.k. sein. Vielleicht hatte jemand von euch schonmal den gleichen Fehler und kann mir einen Tip geben.

Weiter steht in der Anleitung: “Vom Wahlmotor wird das Spielezählwerk einen Schritt weiter gedreht und der Kontakt des Zweischrittschalters geschlossen. Durch den Zweischrittschalter werden der Spielmotor und die elektrische Kupplung im Laufwerk eingeschaltet (siehe “Abtastung”). Kurz vor Beendigung des 1. Subtraktionsimpulses schaltet N2 den Tastenmagnet und das Wiederanlauf-Sperr-Relais aus. Dadurch ist die Tastenverriegelung aufgehoben. Die Tasten springen in ihre Grundstellung zurück.”

So wie ich den Satz verstehe, müsste ja der Wahlanlaufmechanismus (der ja bei mir läuft) den Zweischrittschalter mechanisch betätigen (so wie wenn ich den Fahrknopf manuell drücke). Das passiert bei mir leider nicht. Vielleicht liegt es daran, dass das Zählwerk fehlt, vielleicht fehlt hier zusätzlich ein notwendiges Teil dafür (irgendwie komisch?!?). Ich kann gerne Bilder davon machen, wie der IST-Zustand bei meiner Box ist und hochladen.

Betätige ich den Fahrknopf manuell, fährt der Schlitten genau eine Position rechts neben der gewünschten Position und hebt auch die (rechts daneben liegende) Platte ab, die abgespielt wird, leider streift sie dabei an dem weißen Plastikeinschub. Woran kann das liegen? Ist der Schlitten justierbar? Es ist immer die gleiche, verkehrte Position, unabhängig von der eigentlichen Wahl.
Ich habe die Platten nun aus diesem Grund entfernt, um Beschädigungen zu vermeiden und teste ohne.

Ist das Spiel zu Ende, wird die Platte wieder (mehr oder weniger) in den Einschub zurückgelegt, der Schlitten will in seine Endposition fahren. Das geht leider auch nicht, hier blockiert irgendetwas, er versucht es, wenn man leicht daran ruckelt, fährt er in Endposition. Ich habe das komplette Teil ausgebaut und kontrolliert, ob der Mechanismus leichtgängig ist (das ist er), leider ergibt sich trotzdem keine Veränderung.

Wie ihr seht, habe ich an der Box wohl noch mindestens drei unabhängige Probleme zu lösen, bis sie richtig funktioniert, aber das macht ja auch ein bisschen den Reiz daran aus. Auf jeden Fall lerne ich gerade viel dabei. Sorry für den vielen Text und Danke für eure Hilfe im Voraus.

Gruß, Jonas

Anbei noch die Bilder vom Zählwerk/Nockensteuerung.

Das Problem, dass die falsche Schallplatte geholt wurde, habe ich behoben. Da war der Hebel hinten verbogen. Das klappt jetzt schonmal.

VG Jonas

Hallo,

ich habe im Archiv diese Anleitung gefunden:

[www.jukebox-world.de]

Unter 9. ist eine Explosionszeichnung des Spielezählers/Nockensteuerung. Bei mir war nur die Feder ausgehangen. Dadurch hat sich das Problem erledigt, dass der Schlitten nicht anfährt.

Jetzt bleiben "nur noch" die Probleme, dass der Schlitten hakt nach Abspielen der Schallplatte und die fehlende Ansteuerung beim Start (s.o.).

VG Jonas

Hallo Jonas,

auch wenn die ausgebauten Elkos mit einem Multimeter OK erscheinen, heißt das nicht, dass sie bei Nennspannung nicht doch einen zu großen Leckstrom haben. Dass die 300V nun vorhanden sind, beweist das eigentlich. Auch der überhitzte R11 (original 7k5; 8k2 tun's auch) passt dazu. Er wird aber auch mit frischen Elkos gut warm.

Der Verstärker ist momentan in die Box eingebaut und auch angeschlossen, oder?

Die fehlenden Zählwerk-Rädchen haben keine Auswirkung, die sind nur für die Optik.

Viele Grüße
Jens