Seeburg J Mechanismus "verreißt" B-Seiten

geschrieben von - posted by 100J 
Seeburg J Mechanismus "verreißt" B-Seiten
04.10.22 14:45
Mein nach Manual penibel überprüfter und grundsätzlich super funktionierender Mechanismus hat noch eine Baustelle, zu der ich Euch um Rat bitte:

Der Tonarm hat unmittelbar nach Absenken der Nadel auf die Einlaufrille der "geraden" Seiten die Tendenz, über die ersten Rillen zu rutschen. Es gibt bei einem befreundeten US-Forum hierzu eine detaillierte Abhandlung zu genau diesem Problem, die jedoch in meinem Fall leider nicht Abhilfe schafft: [jukeboxaddicts.proboards.com]

Frage an Euch: Hat jemand das schonmal gehabt und kann mir vielleicht noch einen Tipp geben? Es muss eine kleine Kraft geben, die den Arm auf der rechten Seite (und nur da!) um ca. drei mm zur Plattenmitte zieht. Ausgleichsgewicht und Auflagekraft habe ich bereits entsprechend justiert. Es passiert nur bei den "modernen" Singles aus den 80/90ern.

Vielen Dank
Stefan



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.10.22 14:24.
Re: Seeburg J Mechanismus "verreißt" B-Seiten
10.02.23 11:00
Hallo an alle Interessierten,

nach einigen Überlegungen und Experimenten konnte ich inzwischen auch dieses Thema lösen:

Bei der „kleinen Kraft“, die den Tonarm bei meiner 1955er Maschine auf den B-Seiten an der Einlaufrille und nur bei neueren (Stereo-) Platten nach innen gezogen hat, handelte es sich um nichts anderes als das physikalisch bedingte „Skating“.
Ich habe lange nach der Ursache für das Auftreten ausschließlich auf der rechten Plattenseite gesucht und die Begründung in der Bauweise des vertikalen Seeburg Laufwerks gefunden. Streng genommen ist diese Konstruktion mit Umkehr der Laufrichtung demnach nicht optimal, denn gemäß anhängender Skizze tritt ein Skating nur unter bestimmten Bedingungen auf bzw. wird durch folgende Faktoren hervorgerufen und im Ausmaß beeinflusst:

• Tonarmgeometrie
• Auflagedruck (je größer, desto mehr Skatingkraft)
• Nadelschliff
• Rillentiefe (der Schallplatte)

Die Tonarmgeometrie ist dabei für diese relativ frühen Seeburg-Laufwerke entscheidend. Durch die Anordnung des Tonarms an gleicher Stelle für A- und B-Seite, ein Abspielen „gegen den Strich“ sowie die sehr nahe Position der Nadel am Plattenzentrum bei A-Seiten kann in dieser Spielstellung ein Skating kaum entstehen. Anders verhält es sich jedoch bei den B-Seiten, da die Nadel hier durch die größere Entfernung zur Mittelachse und die andere, „richtige“ Laufrichtung zur Plattenmitte gezogen wird – der klassische Skating-Effekt eben.

Es stellt sich jetzt natürlich die Frage, warum dies wohl nie ein unbeherrschbares Problem bei diesen Laufwerken war. Meine Beobachtung hierzu ist, dass das Skating bei alten Monoplatten trotz relativ hoher Auflagekraft wegen deren größerer Rillentiefe so gut wie nicht in Erscheinung tritt.
Später wurde der Auflagedruck mit moderneren Stereoplatten und Abtastsystemen deutlich gesenkt und die Skatingkraft somit reduziert. Zudem hat der Schliff der verwendeten Abtastnadel weiteren Einfluss.

Im Fall meiner Box (ausgestattet mit dem roten Stereosystem) konnte ich den Effekt schließlich durch die Reduzierung der Auflagekraft auf 4,5p unter Verwendung der originalen Tonarmfedern eliminieren.

Stefan


In diesem Forum dürfen nur registrierte Mitglieder schreiben.
Zum Einloggen oder Registrieren folgen Sie LogIn - Registration.

Sorry, only registered user may post in this forum.
To login or getting registered please follow LogIn - Registration.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen - Click here to log in