Seeburg Hifi Magnetic System

geschrieben von - posted by Jürgen02 
Seeburg Hifi Magnetic System
24.01.22 10:27
Hallo,
ich bräuchte bitte euren Rat.
Das abgebildete System aus einer Seeburg HF100G ist viel zu leise am MRA4 Verstärker, der Pegel ist sogar etwas niedriger als ein modernes Magnetsystem (<5mV).
Laut Schaltplan vom MRA4 sollte der Pegel doch deutlich höher sein (30mV), der Verstärker ist pegelmässig durchgemessen und ok. Die Spule misst 2kOhm/500mH. Eine Nadel (die blaue) ist defekt.
Die andere (türkis) sieht ok aus, Gummi ist weich. Der Nadelträger ist etwas verbogen, richtet sich aber gerade beim Einschieben und sollte gut aufliegen. Klang an einem Hifi Verstärker (Phono Eingang) ist -naja- ok, aber wie gesagt etwas leiser.
Kann der geringe Pegel an der Nadel liegen, ist das Sytem hinüber oder gar das falsche für diesen Verstärker?
Vielen Dank vorab.
Gruss
Jürgen



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.01.22 11:39.


Re: Seeburg Hifi Magnetic System
28.01.22 10:31
Hallo,
nachdem jetzt klar ist wie das Ding überhaupt funktioniert [pdfpiw.uspto.gov]
hab ich unter 50 Jahren Dreck den Luftspalt gefunden und gereinigt. Mal sehen ob es was hilft, ich werde es jetzt nochmal durchmessen.
Kann es sein dass der Permanentmagnet nachgelassen hat ?
Gruss
Jürgen


Re: Seeburg Hifi Magnetic System
28.01.22 13:51
Leider keine Verbesserung durch die Reinigung, im Vergleich mit einem billigen China Magnetsystem (ca. 4mV) liefert das Redhead mit der türkisen Nadel etwa 3dB weniger sad smiley
Kann es sein dass der Permanentmagnet nachgelassen hat ?
Oder ist der Pegel bei dem Ding so niedrig, dann passt es aber nicht zu diesem Verstärker ...
Oder doch die Nadel ?
Hat noch jemand eine andere Idee oder Erfahrungen mit diesem System?
Was gäbe es denn für Alternativen ?
Danke schön !
Gruss Jürgen


Re: Seeburg Hifi Magnetic System
28.01.22 15:01
Ganz viel hat es mit den Nadeln zu tun . Da ist eine unheimliche Menge an Schrott unterwegs . Gerade diese 3D gedruckten Dinger , Gräßlich . Sitzen die bei dir mit den Metallwinkel fast an dem roten Kunststoff ? Erst dann sind die weit genug eingesetzt . Ansonsten gibt es noch das Blackhead aus der B . Das gehört aber nicht in die G . Auch sind die Systeme unterschiedlich .
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
28.01.22 15:38
Danke Swen,
ja, der senkrechte Teil des Nadelhalters sitzt unmittelbar vor dem Luftspalt. Aber im Vergleich zum Foto der Nadel hier im shop [www.jukebox-world.de] sieht diese hier tatsächlich etwas schrottig aus. Wenn sich niemand einen Fehler am TA vorstellen kann, muss ich wohl die 49€ in die Hand nehmen um das herauszufinden, wäre halt ärgerlich wenn doch der TA hinüber ist.
Gruss Jürgen


Re: Seeburg Hifi Magnetic System
30.01.22 07:20
Auf der anderen Seite was willst du einbauen wenn der TA defekt ist ? Viele Möglichkeiten hast du da ja nicht .
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
30.01.22 10:59
Hallo Jürgen02

Ich beschäftige mich seit ca. 20 Jahren mit Jukeboxen, und seit 11 Jahren hauptberuflich.
Mein besonderes Augenmerk liegt dabei im Bereich Audio, also von der Tonnadel bis zu den Lautsprechern. Ein Ziel war und ist für mich die originalen Komponenten so zu verbessern, dass ein Optimum an Klang dabei herauskommt. Der Grund dafür ist, dass die Jukeboxen heute eine andere Nutzung haben als früher. In einem Lokal oder Kneipe stand der Klang nicht so im Vordergrund. Die Jukebox musste funktionieren, damit Geld reinkommt. Die Klangregelungen der Verstärker waren meist so ausgelegt, dass man nichts “verbocken“ konnte. Bass und Höhen voll auf, dazu Lautstärke bis Anschlag durften der Jukebox nichts anhaben können. Deshalb waren die Klangregelung – anders als bei Hi-Fi Verstärkern – meistens mit einem relativ kleinen Regelbereich ausgestattet. Zudem wurde die Höhenwiedergabe oft bewusst verringert, damit auch schlechte Platten noch lange genutzt werden konnten.
Heute stehen die Boxen überwiegend in einem leisen Wohnraum und werden vielfach in Zimmerlautstärke betrieben. Dabei fallen die kleinsten Nebengeräusche wie Brummen, Knistern etc. sofort auf. Früher ging das im Grundlärmpegel des Gastraumes unter.
Zudem haben sich auch die Qualitätsansprüche der Zuhörer geändert. Diese sind ständig anspruchsvoller geworden. Ich hatte schon einige Kunden, wo ich darauf hingewiesen habe, dass eine Jukebox keine Hi-Fi Anlage ist. Andere wiederum haben vom Klang ihrer Box geschwärmt, obwohl diese grottenschlecht geklungen hat. So unterschiedlich sind halt die Ansichten.

Siehe dazu auch:
[forum.jukebox-world.de]

Ungefähr in der Mitte vom Thread habe ich auch was dazu geschrieben.

Nach diesem Exkurs zu deinen Fragen und Problemen.

Das Tonsystem ist ziemlich sicher o.k.
Meine Messung vor einigen Jahren ergab folgende Werte:
435 mH und 1750 Ohm, beides @ 1 KHz

Schönes Chart, aber wie hast du die Werte bei deinem Vergleich ermittelt?
Testschallplatte?
RIAA Entzerrung?

Zu den Tonnadeln:
Ursprünglich gab es die geraden Nadeln.
Für diese waren die Verstärker ausgelegt. Diese Nadeln bringen die größte Ausgangsspannung, waren jedoch für die alten Mono Platten ausgelegt und zeigten bei den neuen Stereo Platten Abtastprobleme und wurden daher durch die so genannten L-Nadeln ersetzt.
30 mV haben aber auch die geraden Nadeln nicht gebracht!
Interessant ist auch, dass beim fast baugleichen MRA5-L6 “nur“ 25 mV Input angegeben sind.
Hier ein paar Vergleichswerte die ich irgendwann mal notiert habe.

Verstärker MRA4-L56 am LS Ausgang @ 8 Ohm, Bass und Höhen MAX

Shure M44C 0,6 Volt @ 1KHz 0,77 Volt @ 60 Hz
Seeburg – L Nadel 0,55 Volt @ 1 KHz 0,7 Volt @ 60 Hz
Seeburg - gerade Nadel 1,7 Volt @ 1 KHz 2,2 Volt @ 60 Hz

Das ergibt folgende Ausgangsleistungen:
Shure M44C 45 Milliwatt
Seeburg – L Nadel 38 Milliwatt
Seeburg – gerade Nadel 361 mW

Die gerade Nadel bringt also die 9,5-fache Ausgangsleistung!

Der Test mit einer Wurlitzer Testschallplatte mit 0 dB Testpegeln von 3 Khz und 250 Hz und voller Ausgangsleistung vom MRA4-L56 brachte vergleichbare Ergebnisse.
Dort betrug die Ausgangsspannung bei 250 Hz 11 Volt, entsprechend 15 Watt!

Was also tun?
Jetzt könnte man sagen, LS-Regler mehr aufdrehen.
Riesen Nachteil davon:
Da die Bassregelung direkt mit dem LS-Poti gekoppelt ist, klingt das ganze sehr dünn (wenig Bass).

Bessere Lösung:
Verstärker anpassen und bei der Gelegenheit gleich die Bassregelung von der Lautstärkeregelung entkoppeln.

Noch eine Frage zum Schluss:
Was wurde an dem Verstärker gemacht? Lade doch mal ein Foto von der Innenseite des Verstärkers hoch
Betreibst du den Verstärker mit AVC?

Schöne Grüße
Roland
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
30.01.22 19:55
Hallo Roland,
vielen Dank für deine ausführliche Antwort und deine Messergebnisse. Ich hatte auch schon einen alten Beitrag von dir gefunden [forum.jukebox-world.de] in dem du sogar einen Pegel von 9mV am Eingang bei einer KD200 (TPAU-1 Preamp) erwähnt hattest.
Dass die L-Nadel so deutlich weniger Pegel liefert als die gerade Nadel erschliesst sich mir noch nicht, die L-Nadel überträgt die Querauslenkung von der Nadelspitze eigentlich sehr direkt auf den Luftspalt ohne erkannbare Torsion, vielleicht liegt der Unterschied in den verwendeten Materialien. Ich will das auch gar nicht vertiefen, dazu versteh ich zu wenig von Physik. smiling smiley
Aufgrund deiner Ergebnisse gehe ich jetzt auch davon aus, dass der TA ok ist und der Verstärker eben entsprechend modifiziert werden muss. Vielleicht bringen neue Nadeln ja noch etwas mehr Pegel. Die Wirkung der Bassabsenkung durch das zusätzliche Poti ist in der Tat "leicht" übertrieben, das werde ich sicher noch ändern.
Ein Bild des Verstärkers erspare ich dir, er kam irgendwann in den "Genuss einer Kondensatorkur", bei dem Fehler eingebaut oder zumindest übersehen wurden. Mittlerweile ist der Verstärkerpfad wieder ok, mit den im Schaltplan genannten Einstellung kommen auch ca. 11V am Augang bei 30mV am Eingang raus. In der AVC ist noch ein Fehler der gefunden werden will. Während des Regelvorgangs (wenn man den Eingangspegel erhöht) kommt es kurzzeitig zu einem deutlich hörbaren 50Hz Brummen. Ohne Regelröhre bzw. ohne Gleichrichter läuft der Verstärker mit maximaler Verstärkung. Das Brummen stellt sich auch nach einigen Sekunden ein, nachdem die Brücke von J4 Pin 3 auf Masse geöffnet wird. Ich vermute einen Leckstrom bei C18 oder eine defekte 6SL7 bzw. 6SK7, oder verbastelt - leider sehr hochohmig die Ecke daher schwierig was vernünftiges zu messen.
TA Messungen mache ich an einem DJ-Dreher (DJTech USB10). Den gabs billig in der Bucht, hat SME Headshell, das Auflagegewicht lässt sich leicht einstellen, Stop Taste, 3 Drehzahlen und Cinch Ausgang schaltbar für Magnet (mit 47k abgeschlossen) und Line über einen eingebautem RIAA Verstärker. Zusätzlcih habe ich noch einen Umschalter eingebaut mit dem man die TA-Anschlüsse zur Messung von Keramiksystemen auch direkt auf die Cinch Buchse schalten kann. Für die abgebildete Vergleichsmessung mit dem AT3600 Klon habe ich den eingebauten RIAA Vertstärker benutzt, daher vermutlich der Abfall bei 3kHz, normalerweise benutze ich diesen Verstärker nicht, für die Vergleichsmessung war das aber erst mal der bequemste Weg. Der Sweep kommt von einer selbst gemachten Testplatte, die absoluten Pegelwerte sind daher nicht bekannt. SW ist "Audiotester" mit externem Soundinterface 16bit/96kHz, die Messung started automatisch mit Pilotton von der Testplatte, das dauert nur ein paar Sekunden. Die beiden Systeme wurden einfach nacheinander gemessen ohne die Pegel am Testsetup zu verstellen. Auflagegewicht 5g beim Redhead.
Gruss Jürgen
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
31.01.22 13:13
Hallo Jürgen

Danke für die Info bezüglich der Messungen.
Für Vergleichszwecke vollkommen ausreichend.

Soeben noch etwas gefunden.

Beim Verstärker HFMA2 (KD) ist der Eingangpegel mit 9 mV angegeben.
Auch bei dieser Box ist das Mono Redhead verbaut.

Wenn die AVC richtig funktioniert, wird der Pegel nicht nur abgesenkt sondern auch angehoben.
Vermutlich würde dein Verstärker etwas mehr Leistung bringen.

Wie ist denn die maximale Lautstärke derzeit?

Gruß
Roland
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
31.01.22 15:47
Hallo Roland,
aktueller Stand:
Alle DC Werte ok, Pegelmessung gemäss Punkt 8 (J4 Pin3/1 gebrückt, Kompensation:1, Sopran: max, Bass: min, LS-Schalter 16Watt) ebenfalls ok:
J6 1khz 30mV(rms) --> 11V(rms) am Ausgang, also ca. 50dB Verstärkung oder 15W/8Ohm.

In Stellung 1 des Kompensationschalters erhält ja die AGC kein Signal, das Signal zur Endstufe wird über R61/R34/35/36 abgeschwächt. Schalte ich jetzt den Kompensationschater auf 4, dann regelt der Ausgang langsam auf ca.7V runter und es überlagert sich der bereits erwähnte deutliche 50Hz Brumm.

Ohne 6SK7 erhöht sich in Stellung 4 der Pegel auf etwa 15V(rms) damit sind wir bei etwa 25Watt/8Ohm.
(brummfrei, aber bereits hörbare Verzerrungen)

Speise ich ein Musikstück mit etwa gleichem Pegel (RIAA korrigiert) ein, kling der Verstärker auch astrein mit bereits guter "Wohnzimmerpartylautstärke" bei 1/4 LS Regler. Die Wirkung der Klangschalter finde ich akzeptabel. Mit TA (Redhead und AT3600) muss man für gleiche Lautstärke deutlich weiter aufdrehen etwa 3/4, dann fehlen bereits deutlich die Bässe aufgrund des dämlichen LS Potis.

Der Verstärker ist aus meiner Sicht daher (mit Ausnahme des Brumms aus der AGC) soweit ok und verhält sich auch wie von dir beschrieben.

Ich denke ich muss jetzt erst mal die Ursache für den Brumm suchen und später dann die erforderliche Änderung an der Verstärkung und der Bassabsenkung vornehmen sofern sich bei der TA Thematik nichts Neues mehr ergibt. Brummen und Rauschen ohne Signal bei max. Lautstärke ist überraschend niedrig, da sollte auf jeden Fall Luft für eine Erhöhung der Verstärkung ohne grösseren Aufwand sein.

Ich habe jetzt an verschiedener Stelle gelesen, dass viele Leute die AGC lahmlegen (Röhre raus oder C22 entfernt), damit verliert man aber auch das "Fade In", das kommt mir aber mit 3-4 Sekunden auch etwas lang vor.

Gruss Jürgen



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.02.22 14:18.
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
01.02.22 20:58
Eine Frage an die Spezialisten bzw. an die Moderatoren:

Laut Übersicht (im Shop) gibt es 2 Varianten vom Redhead System:

246816 für Saphir und
246817 für Diamant

Wie unterscheiden die sich? Mechanisch oder elektrisch? Oder nur die Art der Bestückung bei Auslieferung?

Vielen Dank!
Christian



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.02.22 21:02.
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
02.02.22 07:51
Hallo Christian

Redhead Magnet-Tonsystem
(Seeburg #246816 with sapphire or #246817 with diamond stylii)

Das waren die Ersatzteilnummern je nach dem mit welcher Tonnadel das System bestückt war.

Man konnte auch bei den Nadeln Saphir oder Diamant bestellen.

Saphirnadeln sind günstiger, aber die Lebensdauer ist wesentlich geringer als bei Diamant.
Die Angaben dazu sind unterschiedlich. Häufig wird für Diamant eine bis zu 10x längere Lebensdauer genannt. Ich habe es selbst noch nicht getestet, verwende, wenn möglich, aber immer Diamantnadeln.

Gruß
Roland
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
02.02.22 08:48
Vielen herzlichen Dank für die kompetente Antwort!
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
11.02.22 21:47
Hi, ich hab genau das gleiche Problem bei meiner L100. Sie klingt sehr dünn. Ich hab mal mit einem auf wenig Lautstärke eingestellten mp3 Player den Tonabnehmer ersetzt und war erstaunt wie gut die Box Klingen kann. Nun dachte ich auch das Tonabnehmer System ist defekt. Habt ihr einen Tip was man ändern kann um das Signal zu erhöhen ? Habe mir schon überlegt einen zusätzlichen Vorverstärker einzubauen….
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
11.02.22 23:34
Die erste Stufe am Laufwerk hast du Überholt ?
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
12.02.22 07:35
Ja und sie verstärkt auch super, wenn ich den mp3 Player hier am Ausgang anschließe ist es deutlich leiser
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
12.02.22 08:07
Zum niedrigen Pegel der L-Nadeln gibt's noch keine neuen Erkenntnisse, warte noch auf die neuen Nadeln.
MP3 Player am Magnet Eingang sollte neben zu hohem Pegel auch deutlich zu viel Bass liefern. Um den Verstärker grob zu beurteilen musst du ein mit der RIAA Schneidkennlinie korrigiertes Musiksignal einspeisen.
Gruss Jürgen
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
12.02.22 16:15
Hallo Jürgen,
haben Sie denn wieder eine Nadel von dem Typ gekauft, die Sie schon haben (Bild in Ihrem ersten Beitrag?
Die Diskussion um "leise und laute" Redheads wird immer mal wieder geführt.
Es mag minimale Unterschiede geben, die man sicher im direkten Vergleich verschiedener Tonköpfe hören oder ausmessen könnte.
Unserer Erfahrung nach sind die Nadeln bzw. deren Komponenten und Konstruktion maßgeblich für den "Output" verantwortlich.
Wir sind mit den Nadeln, die wir anbieten können, sehr zufrieden. Gäbe es Reklamationen, würden wir denen nachgehen.
Besonders beeindruckend ist die gerade Nadel, die wir fertigen lassen. Klang, Dynamik und Lautstärke sind vor allem bei alten Mono Platten umwerfend.
Halten Sie uns auf dem Laufenden, was die neuen Nadeln bringen.

Viele Grüße - Oliver Stamann
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
12.02.22 16:50
Hallo Herr Stamann,
ich schau mir diese Sache für einen anderen Forumsteilnehmer an, der hat die Nadeln bereits bei Ihnen bestellt. Geplant ist, die Nadeln mit der vorhandenen intakten (türkis) zu vergleichen, die andere (hellblau) ist defekt. Bin auf das Ergebnis gespannt, sehr gerne hätte ich auch eine gerade Nadel zum Vergleich, da ich keine plausible Erklärung habe warum die L-Form so deutlich weniger Pegel liefern sollte wie Roland das einmal gemessen hatte.
Die Abbildung in der Patentschrift die ich ausgegraben hatte, weicht zwar etwas von der Kontruktion des Redheads ab, aber ich vermute dass es eine gute magnetische Kopplung beider Nadeln über den Metallstift und über den Nadelträger selbst zu den beiden Luftspalten geben muss. Vielleicht also ein Materialthema?
Am Nadelträger unterscheidet sich "Ihre" Nadel zumindest optisch schon mal deutlich von der vorhandenen.
Ich werde berichten, Versuch macht klug !
Viele Grüße
Jürgen



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.02.22 17:02.
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
12.02.22 17:48
Wenn du dich damit beschäftigst dann Leih ich dir gern mal eine aus meinem alten Huco Bestand zum Testen .
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
12.02.22 18:15
Sehr gerne, hab dir ein mail geschickt.
Gruss
Jürgen
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
13.02.22 20:56
Hallo Jürgen,

danke für die Rückmeldung.
Schicken Sie gerne mal ein Bild von der funktionierenden Nadel, die Sie bzw. Ihr Freund jetzt haben.
Die Nadel, die Sie bereits gezeigt haben, ist vermutlich "Made in Japan".
Getestet haben wir sie noch nicht, aber schon davon gehört.

Die alten Patente kennen wir auch; es hat in den vergangenen Jahrzehnten eine Vielzahl von Varianten (Konstruktion, Farbe usw.) gegeben.

Viele Grüße - Oliver Stamann
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
24.02.22 07:43
Hier die Messergebnisse, gemessen mit dem RIAA Entzerrer Vorverstärker an einer Hifi Anlage und Testschallplatte.

Redhead 2k/500mH
- Kurve 1a,1b (rot u. orange) mit den Stamann L-Nadeln
- Kurve 2 (pink) mit unbekannter L- Nadel (türkis)

Beide Nadelträger sind sehr passgenau, der Abstand zwischen Nadel und Luftspalt ist etwa gleich wenn man die Nadeln bis zum Anshchlag einschiebt.

Blackhead 470Ohm/80mH
Kurve 3 (schwarz) mit Stamann Nadel R-150
Beim System fehlte der Nadelgummi, hab erst mal den mitgelieferten "akustischen Spezialschaumstoff"
(Nadelverpackung) verwendet, funktioniert erstaunlich gut, die Frage ist wie lange - kennt jemand ein geeignetes Material oder gibt es eventuell sogar ein Ersatzteil ?

Kurve 4 (blau) AT3600(China Klon) als Referenz - 0dB bei 1kHz

Ergebnis:
Die unbekannte Redhead Nadel liefert wie im vorigen Test etwa 3dB weniger als das AT3600, damit am MRA4 Verstärker viel zu leise, am Hifi Verstärker etwas leiser als das AT3600 aber klanglich ok.
Die Stamann Nadeln liegen bei etwa +8dB über dem AT3600, am Hifi Vertärker etwas hohe Nadelgeräusche, ausreichend Pegel für den MRA4 Verstärker und klanglich top am MRA4 Verstärker ohne störende Nadelgeräusche.

Das Blackhead liefert über 20dB!! mehr Pegel als das AT3600, am MRA4 klanglich ebenfalls top, etwas verzerrt in den Bässen was vermutlich am Dämpfungsmaterial liegt.

Gruss
Jürgen



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 24.02.22 08:33.


Re: Seeburg Hifi Magnetic System
24.02.22 11:13
zur Info:

Tonnadelparadies Gleich in München bietet Reparaturen von Systemen (für ca. 100 € an). [www.plattennadel.de]

Ob die Reparaturen von Herrn Wolfgang Gleich selbst durchgeführt werden oder von

Herrn Otto Regler [orte.muenchen.de] weiß ich noch nicht.

Anbei 2 Bilder aus dem Buch "Zeitreise, wo vergangenes lebt" (Süddeutsche Zeitung Edition) ein sehr interessantes Buch über Münchner Firmen und Einrichtungen die es so (fast) nicht mehr gibt.

sehr interessant auch: [www.youtube.com]


Re: Seeburg Hifi Magnetic System
25.02.22 13:28
Hallo Jürgen,
vielen Dank für Ihren Beitrag und für die viele Arbeit, die Sie sich machen.
Wenn wir es genau wissen wollen, lassen wir solche Messungen von einem befreundeten Techniker machen.
I.d.R. lassen wir aber unsere Ohren beurteilen und entscheiden. smiling smiley
Mit den Jahren kann man bei vielen kritischen Nadeln bzw. Systemen recht sicher Aussagen zur Qualität machen.
Wenn diese subjektiven Einschätzungen durch Messergebnisse bestätigt werden, ist das natürlich wichtig und hilfreich.

Viele Grüße - Oliver Stamann
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
25.02.22 16:20
Hallo Herr Stamann und alle Mitleser,
Swen hat noch ein paar Nadeln geschickt die ich inzwischen gemessen habe.
Die geraden Nadeln haben tatsächlich nochmal deutlich mehr Pegel als die L-Nadeln (Kurven Red-SwenM1,M4,M3) Man muss nicht alles verstehen, aber es ist so smiling smiley.
Mit dabei war eine originalverpackte Huco363 L-Nadel (Kurve RedSwenHuco). Die liegt im Pegel wie die Stamann L-Nadeln, hat aber nicht die Überhöhung bei 4-5kHz, vielleicht gibt es ja noch Optimierungspotential ? Aber wie schon gesagt, die höheren Nadelgeräusche fallen nur an der Hifi Anlage auf und am Ende zählt der Klang der Box, nicht der Frequenzgang der Nadel.
Ich bin jetzt wieder etwas schlauer und die Frage nach dem Pegel ist geklärt und damit auch wie es mit dem Seeburg Verstärker weitergeht. Und meine Frau ist froh, dass ich im Ruhestand nicht anfange den Haushalt neu zu organisieren.
Danke für alle Beiträge.
Viele Grüsse
Jürgen


Re: Seeburg Hifi Magnetic System
25.02.22 20:26
Hallo Jürgen,

ein paar Physiker-Überlegungen zur Lautstärke der Nadeln wollte ich mal beisteuern:
Die Lautstärke ergibt sich aus der Schwingungsamplitude des hinteren (unsichtbaren) Nadelendes. Der Drehpunkt der Nadel liegt bei allen Typen etwa an der gleichen Stelle, nämlich beim Befestigungsdraht. Der Abstand zwischen Nadelspitze und Drehachse ist bei den L-Nadeln größer als bei den geraden Nadel, nach dem Hebelgesetz ist dadurch die Auslenkung des gegenüberliegenden Ende kleiner => leiser
So könnte ich es mir zumindest erklären.

Swens Huco-Nadel scheint auch eine Resonanz zu besitzen, aber sie liegt bei höherer Frequenz. Es sieht so aus, als wäre die Rückstellkraft größer (Gummi härter).
Es könnte sein, dass die Nadeln mit dem Alter besser klingen, nämlich wenn die Resonanz aus dem genutzten Frequenzbereich herauswandert. Als Nadelhersteller, würde ich jetzt etliche aus verschiedenen Produktionschargen ein paar Wochen bei 80°C und 90% Feuchte in eine Klimakammer legen und gucken, was sich so tut ... ;-)

Viele Grüße
Jens
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
26.02.22 09:36
Danke Jens, macht Sinn. Was ich noch aus dem Test von ein paar defekten Nadeln ergänzen kann:
- harter Gummi - geringe/keine Resonanzen aber auch insgesamt kleiner Pegel
- defekter Gummi /z.B eingerissen - grosse Resonanzen, hoher Pegel.
Das lässt sich auch am Blackhead mit dem "Schaumstoff Provisorium" gut sehen.
Vielleicht hat noch jemand einen Tip welches Dämpfermaterial für den Spalt geeignet ist.
Gruss Jürgen
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
26.02.22 09:54
Für alle die es wissenschaftlich exakt mögen.
Hier das Patent mit Zeichnungen und detailierter Funktionsbeschreibung.

[patents.google.com]

Im Nadelträger befindet sich ein ganz entscheidenter Teil (Nr. 33)

Embedded in the block or slide 31 is the magnetic coupling member 33 of substantially cylindrical or circular cross-sectional shape and made of material of high magnetic permeability similar to that of which the core 14 is made. The magnetic coupling member is preferably of the same cross-sectional size as the core and it is exposed at one surface of the slide so that when the slide is inserted in either recess 20 and 21 the coupling member 33 will be in direct alignment and in engagement with the end of the core.

Mounted in inductive relationship with respect to the coupling member and so that it may oscillate transversely with respect thereto without engaging it is the tubular stylus supporting armature 36 having the jeweled stylus 37 mounted in the outer end thereof, and having its inner end projecting into the elongated recess 35. The armature is made of a suitable material of high magneticpermeability such as soft iron or a nickel-iron alloy. It'is mounted so that it can oscillate transversely in response to a transversely modulated record. In oscillating, the inner end of the armature moves back and forth in the slotted aperture 35 maintaining approximately uniform spacing with respect to the parallel side walls thereof and without contacting the coupling member. The inner end of the armature should be spaced a greater distance from the closed end of the coupling member than from the side walls thereof in any operating position to prevent distortion from inadvertent vertical movements of the armature.

Die erzeugte Ausgangsspannung hängt im Wesentlichen von der Auslenkung und dem Material von 36 und 33 ab. Genaue Platzierung vorausgesetzt.
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
27.02.22 08:39
Vielen Dank an Roland für den tollen Link mit den Detailzeichnungen.
Als ich die Tage die neuen Nadeln von Oliver und Hildegard getauscht habe
haben sich die beiden feinen Metallstreifen gelöst. Ist das auf Bild 2 die
Detailnummer 27 ?
LG Fred
Re: Seeburg Hifi Magnetic System
27.02.22 13:36
Hallo Fred,
meinst du Bild7/27, das sind die "Blattfedern" die den Nadelträger im System festklemmen.
Ich denke die Stamann Nadeln (unten in meinem Bild) haben nicht das "entscheidende Teil 33", sieht so aus als ginge der Nadelträger direkt durch den Dämpfungsgummi bis kurz vor den "cylindrical core" Bild 4/14.
Der Pegel ist nur unwesentlich niedriger als beim Huco mit Teil 33. Ich nehme an, das erleichtert die Montage weil man den Nadelträger 36 nicht so exakt zentrieren muss. Stösst der Nadelträger bei der Abtastung der Rille innen am Teil 33 an, gibts Verzerrungen.
Gruss Jürgen



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 28.02.22 06:56.


Re: Seeburg Hifi Magnetic System
27.02.22 15:52
Hallo Jürgen, ja genau diese Blattfedern meinte ich. Aber wie Du sagst, das die nur
eine Klemmfunktion haben sind die bei meinem Red Head fast überflüssig, da die
Nadelträger je weiter ich sie einschiebe umso fester von alleine sitzen.
LG Fred
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