Lautstärkeregler Seeburg TSA9 defekt

Hallo zusammen,
Von meiner Seeburg SE100 habe ich den Amp gereinigt. Dabei habe ich gesehen, dass ein Draht am Lautstärkeregler nicht richtig verlötet war. Das habe ich zum Anlass genommen den Draht wieder richtig anzulöten.
Leider hat dies eher zu einer Verschlechterung geführt. Wenn ich die Lautstärke erhöhe, geht dies zunächst von sehr leise bis zur mittleren Lautstärke gut. Wenn ich aber weiter die Lautstärke erhöhe, verstummt irgendwann der Ton gänzlich. Drehe ich dann noch ca. 90 Grad weiter, wird es auf einmal sehr laut. Es scheint, dass auf 90 Grad eine Unterbrechung auf dem Drehregler ist.

Kann ich bei dem Lötvorgang den Kondensator, der an dem gelöteten Pin hängt, derart gestört haben, dass auf 90 Grad des Drehreglers Totalausfall ist?

Gruß
Ingo

Hallo Ingo,

Ich kenne den Seeburg Laustärkeregler leider nicht genau, aber ja, da kann man Schäden anrichten. Ich hoffe du hast nicht den Lötkolben vom Spengler und der Dachrinnenverlötung genommen. Die Widerstandsbahnen sind nur sehr dünn im Regler aufgedampft und wenn du die Lötfahne an einem sogenannten „Abgriff“ erwischt hast, dann kann auch mitten in der Bahn der Widerstandsfilm weggebrutzelt sein.
Der Aussetzer kann natürlich auch andere Ursachen haben. Die Bahn ist an der Stelle schon so durchgeschlafen, dass da ein Aussetzer entsteht oder voller Dreck oder die Feder mit der der Schleifer auf die Bahn gedrückt wird, hat Kontaktprobleme.
Wenn du den Regler für defekt erklärst, könnte man auch einen Reparaturversuch wagen. Die Regler lassen sich in der Regel durch zurückbiegen von Metallnasen öffnen und dann kann man meist erkennen was Sache ist. Das würde ich aber nur machen, wenn nix mehr zu verlieren ist - vor allem wenn es der erste derartige Versuch ist.
Auch wenn es verlockend klingt, das Ding bitte nicht Kontaktspray vollpumpen, in der Hoffnung damit wird alles gut. Das Zeug klingt nach der Lösung aller vermeintlicher Kontakprobleme, ist aber alles andere als Feeenstaub.

Gruß Jens

Hallo Jens,

Vielen Dank für die schnelle Antwort.

Stamann hat einen im Angebot, der dem Original sehr nahe kommt. [www.jukebox-world.de]

1. Zu deiner ersten Anmerkung. Ich nutze einen Lötkolben mit Namen LF-389D. Sollte eigentlich geeignet sein. Habe ich mit einer Temperatur von 320 Grad genutzt.
2. Zum Thema Dreck: Der Drehschalter war sehr schwergängig, so dass ich einen Tropfen Öl am Drehregler eingesetzt habe. Eventuell ist dieser in den Poti vorgedrungen und führt hier jetzt zu Kontaktproblemen.

Der Schalter lief gut vor der Reinigung. Deswegen schließe ich eine Abnutzung erst einmal aus.

Ich trau mir schon eine Menge zu. Ich glaube aber, dass der Schalter hin ist, wenn ich ihn öffne.

Wie kann man über Messen Fehlerquellen auschließen?

Gruß
Ingo



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 13.12.21 15:30.

Hallo Ingo,

Du kannst den natürlich durchmessen. Über deinen Link habe ich mir den mal angeschaut. Es ist ein Stereopotentiometer mit 2 Abriffen.
Was etwas komisch ist, dass beide Kanäle aussetzen? Es wäre ein sehr großer Zufall, dass beide Bahnen an der gleichen Stelle aussetzen, oder ist nur ein Kanal der beiden Stereokanäle betroffen?

Zum messen: Alles ist aus, kein Strom in der Kiste! Du brauchst ein Ohmmeter. Die Funktion ist eigentlich heute in allen Multimetern/ Messgeräten enthalten. Das Multimeter stellst du auf Widerstandsmessung. Jetzt müsstest du eigentlich alle Anschlüsse ablösen, aber vielleicht kannst du auch nur einen Stecker vom Potentiometer ziehen, damit du nicht den „Verstärker mitmisst“. Ob das bei deiner Seeburg so ist, können dir die Spezialisten sagen.
Die zwei Anschlüsse vom Ohmmeter musst Du an den „Schleifer“ und an das Ende/ den Anfang der Leiterbahn anklemmen. Das sind die 3 Anschlüsse, die direkt nebeneinander sind, wobei der Mittlere Anschluss in der Regel der „Schleifer“ ist. Dabei sind Ende/ Anfang und die Polung der Messleitungen egal. Je nach Anschlag des Drehreglers hast du dann 0 Ohm Widerstand oder den maximalen Wert (25kohm). Wenn du jetzt am Regler drehst nimmt der Widerstandswert ab oder zu, bis Du am anderen Ende genau den anderen Zustand hast (25 kOhm oder 0 Ohm). Wenn der Widerstandswert zwischendurch beim drehen, mal springt oder gegen unendlich geht, ist da ein Fehler. Das Prozedere kannst du für beide Ebenen/ Kanäle des Potentiometers machen. Sollte sich der Widerstandswert beim drehen kontinuierlich verändern, dann ist das Potentiometer eigentlich in Ordnung.

Gruß Jens



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 13.12.21 16:05.

Hallo Jens,
Vielen Dank für die gute Beschreibung.

Ich habe die Poti komplett ausgebaut und wie beschrieben die Messung durchgeführt. Die Messung ist beim Drehen ständig zusammengebrochen. In einigen Bereichen null Anzeige.

Daher habe ich die Potis komplett aus einander genommen. Die Schieber sind tatsächlich total runter und leiten an vielen Stellen nicht mehr. Problem dann wohl identifiziert. Danke dafür. Jetzt wird interessant wie ich Ersatz bekomme. Der Poti bei Stamann passt zwar. Leider lässt sich aber der Motor der PRVC nicht damit verbinden.

Noch ein Frage. Kannst du dir erklären, warum ein Poti so schnell verschleisst. Vor der Reinigung ging der noch gut ohne jede Störung. Können ein paar Tropfen Öl (SAE20) die Beschichtung zersetzen?

Gruß
Ingo

... einfache Antwort: Ja

Ist halt Wissenszuwachs durch ausprobieren. Kursgebühr 48,- Euro.

Das ist allen schon mal hier in der Runde passiert. Ich habe auch schon in meinem frühen Radio Bastelleben mal mit einem "Reinigungsmittel" die komplette Widerstandsbahn weggereinigt. Zum Glück gibt es Ersatz. Das ist leider nicht bei allen Lautstärkereglern mit Abgriff der Fall. Da ist dann improvisieren angesagt.

Weiterhin viel Spass mit deiner Box oder wie man in Teilen von Bayern sagt: Mit dem Seeburg!

Gruß Jens

Ein wenig zu voreilig . Den Originalen Poti mit dem Anschluss für die Motorwelle gibt es meines Wissens nicht neu . Man kann schon Froh sein das es Überhaupt einen Ersatz Poti gibt . Ich hätte den Poti vor dem zerlegen mal mit Oszillin T6 von Teslanol behandelt . Wenn das nicht Hilft kann man davon ausgehen das es der Poti hinter sich hat .

Hallo Jens und Swen,
Der Satz "Ist halt Wissenszuwachs durch ausprobieren. Kursgebühr 48,- Euro." gefällt mir sehr gut und beschreibt mein Vorgehen. Wer keine Fehler macht lernt nichts.

Ja, Der Poti ist hin. Liegt zerlegt vor mir. Habe ich wohl kaputt gereinigt. Die Widerstandsbahn leitet nicht mehr. Die Beschichtung ist komplett bis auf wenige Stellen runter. Ich habe mir jetzt erst einmal eine alte TSA bei ebay geordert, in der Hoffnung, dass der Poti hier noch geht.

Dann reduziert sich die Kursgebühr eventuell von 48,- auf 39,- EUR. Oder erhöht sich um den gleichen Betrag. Lotteriespiel ist auch eines meiner Steckenpferde.

Wie immer: Vielen Dank für eure Hilfe und Sichten auf das Thema.

Gruß
Ingo

Hallo zusammen,

Der Poti ist jetzt wieder ganz und eingebaut. Ich habe die defekten Widerstandsbahnen samt Träger ausgebaut und ersetzt. Quelle für den Ersatz war ein Poti, welcher früher in einem RSVC (Fernregler für die Lautstärke z.B. einer Seeburg 222) verbaut war. Die werden derzeit relativ günstig (12,00 USD) in der Bucht angeboten. Es waren kleinere Umbauten nötig. Der Poti ist wieder so verbaut, dass der Stellmotor der PRVC genutzt werden kann. Ein Foto zum Vergleich der Potis. Sollte also ein Poti eines anderen TSA mal streicken, kann dies eine Lösung sein.

Was habe ich gelernt: Keine aggressiven Flüssigkeiten in das innere von Potis! Spezialpotis wie dieser sind am Markt eigentlich nicht zu bekommen.

Gruß
Ingo