W 1100 Fragen zum Verstärker

geschrieben von - posted by Jens65 
W 1100 Fragen zum Verstärker
11.02.21 15:02
Hallo Zusammen,

ich brauche mal wieder etwas Nachhilfe in Sachen Röhrentechnik.
Der verdreckte Rostklumpen, der mal ein Verstärker in meiner W 1100 war steht inzwischen wieder ganz gut da. Bei einigen Bauelementen sind sogar noch wiederverwendungsfähige Exemplare übrig geblieben. Sogar eine spezielle Kondensator Bauart war noch o.k. Vieles war aber schon optisch/ mechanisch oder messtechnisch nicht mehr in Ordnung und musste ersetzt werden...Die Inbetriebnahme verlief ohne Rauchwolken und Lichtbögen -irgendwie immer spannend, wenn das erste mal wieder Strom fließt. Es werden die angegebenen Spannungen und Ströme in einer Toleranz von 0...-5% erreicht, ausser
Mein Problem: Die Anodenspannung der 2. Röhre (6SJ7) bekomme ich mit der angegebenen Dimensionierung nicht in die Nähe der aufgeführten 85V. Der Wert macht mich an sich schon stutzig. Sollte hier nicht was um die 200V stehen? Bei mir kommen ca. 50V an, wobei der Anodenstrom die vorgegebenen 0,8mA aber auch wieder erreicht (über Spannungsabfall an den beiden Anoden Widerständen ermittelt). Die Schirmgitterspannung wird mit fast genau 25V super getroffen.
Die Röhre habe ich auch schon mal getauscht gegen eine aus einem anderen Kandidaten. War nicht besser. Und jetzt:
So akzeptieren, die Anodenwiderstände anpassen, oder habe ich irgendwo einen Fehler den ich noch finden kann?

Danke und Gruß jens


Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
11.02.21 15:07
Richtigen Plan erwischt ? Es gibt für die W1100 zwei Pläne .
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
11.02.21 15:22
Jup! Mit der Seriennummer abgeglichen!

Gruß Jens
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
12.02.21 07:24
Hallo Jens,
ist das immer noch der Verstärker aus der Box mit Wasserschaden ?
Ich hab nur einen schlecht lesbaren Plan, aber mal kurz mit Ub=250V durch den Simulator laufen lassen zur groben Orientierung. Die Spannung- und Stromwerte in deinem Plan sind denke ich mal korrekt.
Vielleicht hilft dir mein Bild für das Verständnis der Schaltung. (Die Darstellung im Originalplan ist ja etwas wirr)
Wenn du stark abweichende DC Werte hast (10-20% ist meist kein Problem), solltest du dir nochmal alle C`s im Anodenkreis und am G2 ansehen oder wechseln. Die Punkte sind sehr hochohmig, entweder gibts da einen Leckstrom oder dein Messgerät hat einen zu niedrigen Ri. Mess auch mal die Spannung an der Kathode, die definiert den Arbeitpunkt in dieser Schaltung (ca. -Uk).
Gruss Jürgen



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.02.21 08:15.


Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
12.02.21 16:18
Hallo Jürgen,

erstmal vielen Dank für deine Mühe. Ich habe mir den "Spannungspfad" in der der Tat auch erstmal rausgezeichnet, um zu sehen, welche Bauteile hier beteiligt sind. Ich gebe dir daher Recht, das ist in der Zeichnung von Wurlitzer sehr unüblich und eng gezeichnet. So wird die Anode "unten" mit rausgeführt - ich suche da immer "oben".
Bei mir würde die "Spannungsquelle" mit 265V starten --> Spannung an C23 nach dem "letzten" Widerstand. Zur Anode hin habe ich nach dem 100k Widerstand dann 178V und nach dem 150k Widerstand liegen dann die besagten 51V direkt an der Anode - Sollwert gem. Wurlitzer Schaltbild 80V. Am GitterG2 liegen nach dem 1M Widerstand gemessene 25V an= Sollwert. Für Kathode und Steuergitter G1 finde ich keine Werte im Schaltplan, gemessen habe ich K = 1,7V und G1 =0,5V.
Als Leckstromflüchtling könne ich C15 (1nF) prüfen/ tauschen. Ich schaue mir das heute Abend oder morgen nochmal genau alles an und messe mal mit meinem alten Zeigerinstrument alles nach.

Bis hierher Danke und Gruß Jens

PS: ja, das ist die Box, die mit "den Füssen" im Wasser stand. Es geht gerade etwas zäh bei mir vorwärts ... Aber Corpus und alles was an der Tür dran ist ist ganz prima geworden.


Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
13.02.21 07:42
Hallo Jens,
Bei Ug1 und Uk stimmt was nicht. Entweder die Messung, eine Masseverbindung oder Leckstrom über C12. Ist der Volume Control Plug angeschlossen bei deinen Messungen ? Hast du außer der zu niedrigen Anodenspannung auch ein hörbares oder messbares Problem mit dem Klang?
Gruss Jürgen
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
14.02.21 15:20
Hallo Jürgen,
Ich durfte heute nochmal in die Werkstatt und habe noch etwas gemessen und 2 alte Bauelemente getauscht. Der Kathodenwiderstand war mit 1,14k gegenüber dem Sollwert von 1k eigentlich für mich noch ok, aber nun ist er halt zur Sicherheit getauscht. Zudem hatte ich dann noch C14 mit 1nF belassen. Der war mit 1,5nF und keinem messbaren Gleichstromwiderstand auch noch ok.
Beides bringt aber keine messbare Veränderungen. Anode und Gitter G2 liegen bei 50/ 25V und das Steuergitter G1 liegt ein halbes Volt unter der Kathode von etwas über 1V.
Ein Signal an der Mutebuchse eingespeist, gibt einen ganz ordentlichen Klang bei einem entsprechend hohen Signalpegel. Mein Tongenerator ist leider nicht einsatzbereit, daher ersatzweise mit einem MP 3 Player. Die selbe Quelle an AUX über einen 10nF Koppelkondensator bringt fast gar nichts. Voll aufgedreht bin ich unter Zimmerlautstärke mit dünnem Klang.
Die Kontrolbox ist immer angeschlossen. Was mir noch auffällt, die 6SJ7 ist extrem „mikrophonisch“ und die Messspitze am Steuergitter gibt ein sattes Brummen was für mich eigentlich immer ein gutes Zeichen ist.
Hast Du noch Ideen?

Gruss Jens
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
14.02.21 16:10
Hallo Jens,
G1 sollte 0V sein. (liegt über R13 und R14 auf Masse). Wenn deine Messung richtig ist und die Spannung bei 0.5V liegt , kommt die Erhöhung evtl. über C16 oder C12 (das ist der Koppelkondensator zur 6J5 und sitzt in der Volume Control Box was mich auch etwas wundert. Hattest du nicht vorher 1.7V an der Kathode gemessen, 1V wäre ok bei 0.8mA Ia und 0.2mA Ig an 1Kohm. Irgendwie passen die Messwerte nicht zusammen, vielleicht übersehe ich gerade etwas. Du kannst auch mal ohne die 6J5 oder bei abgezogenem Volume Control Plug messen. Mehr fällt mir jetzt gerade nicht dazu ein. Die Röhre hattest du ja schon getauscht.
Gruss Jürgen
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
14.02.21 18:14
Hallo Jürgen,

Ha C16 getauscht Anodenspannung ist jetzt 60V Gitter 30V also a bisserl drüber. Dafür liegt die Kathode jetzt bei genau 0V und am Steuergitter fast genau 1V.
Die Signal/ Musikeinkopplung bringt jetzt eine deutlich größere Lautstärke wobei sehr dünn. Vielleicht sind meine 100nF als Koppelwiderstand an AUX etwas wenig und schneidet mir „untenrum“ zuviel weg und der Kopfhörerausgang ist ja auch sehr niederohmig.
Jetzt sind nur noch C20 und C27 von 1947.
sind die 60V o.k.oder weitersuchen?

Gruß Jens
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
15.02.21 06:29
Hallo Jens,
der Aux Socket ist ein niederohmiger Ausgang (Kathodenfolger 6J5), du musst am Preamp Socket Pin4 einspeisen. Wenn der Klang ok ist und Ug1=0V/Uk=1V (nicht umgekehrt wie du schreibst), kannst du das so lassen.
Gruss Jürgen
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
15.02.21 19:04
Hallo Jürgen,

ich habe heute am Gitter der 6J5 bzw. Pin 4 des pre Amp Soket das Handy angeschlossen und hatte einen schönen satten Klang, auch wenn ich die Quelle recht weit aufdrehen musste. Du hattest also Recht, der AUX Ausgang passt von der Anpassung her nicht wirklich. Zudem hatte ich heute noch einen zweiten Erfolg: Mein Tongenerator läuft jetzt auch wieder. Morgen werde ich mir mal die Signalqualität anschauen.
Bei den Spannungen an RÖ 2 hatte ich mich vertan. Die Kathode hat fast genau 1V, das sollte gut passen bei einem Kathodenwiderstand R27 von 1k und einem Anoden plus Gitterstrom von 1mA lt Plan. Das erste Gitter G1 liegt auf Masseniveau mit 0V die ich auch messe. Die Zeichnung ist nicht wirklich übersichtlich und die Leitungen kreuzen sich auch noch mächtig Sorry für die Verwirrung. Ich hoffe das Cobra Modul springt auch noch gut an, dann habe ich den Ausflug in die Elektronik des letzten Jahrhunderts erfolgreich gemeistert und kann mich der Mechanik widmen.

Vielen Dank für deine Hilfe und viele Grüsse Jens
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
16.02.21 12:31
Hallo Jens,
geringer Pegel aus dem Handy Kopfhöreranschluss ist normal. Die sind für 32Ohm Ohrstöpsel ausgelegt und wegen Gehörschutz darf da nicht mehr Spannung rauskommen. Dann hoffen wir mal dass dich die "Cobra nicht anspringt". Weiterhin viel Erfolg bei deinem Ausflug ins Röhrenzeitalter.
Gruss Jürgen
Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
25.02.21 17:36
Hallo Jens

Diesen Beitrag sende ich Dir unter Deiner 1100 Anfrage ....

Gegen oxydierte Öberflächen ist auch der Tegee Reiniger bestimmt machtlos.
Wenn ich solche Patienten auf dem Tisch habe, das sind dann aber nicht meine eigenen Geräte, dann muss auch schon mal vorsichtig mit Glasperlen gestrahlt oder neu verzinkt werden.

Ich mag den "vorher - nachher" Effekt auch sehr, deshalb fotografiere ich auch oft als Dokumentation die Arbeiten, aber Jukeboxen, bei denen zum Schluss optisch alles "neu" ist ( Lack, Chrom / Nickel usw. ) langweilen mich irgendwie.


Du arbeitest ja, wie es scheint, an einem 1100er Patienten......

Gerade bei der 1100 muss bei mir die Türmaserierung, selbstverständlich neben dem Nickel und den Plexigläsern, original sein, gerne professionell ausgebessert, z.B. durch Julia Gredel, aber jedenfalls keine Folie oder Abziehbild.
Auch die Mechanikbrettbedruckung und das Hintergrundbild möchte ich bei meiner eigenen 1100 unbedingt original haben.

Allerdings muss ich schon zugeben, dass in meiner eigene 1100 drei andere "aufgegangen" sind, d.h. dass ich nun meine dritte und beste 1100 besitze und die erste vor 20 Jahren nicht verkauft habe, bevor die zweite fertig war und die zweite nicht verkauft wurde, bevor die dritte fertig war.
Meine erste Jukebox 1983, eine Tempo 1/120, habe ich im Laufe der Jahre vermutlich 5 oder 6 mal zerlegt und durch Teile anderer Tempos, die ich kaufen konnte, weiter optisch verbessert.

Anbei drei Bilder meiner 1100 ..... der dritten und wohl auch letzten ..... es gibt ja noch andere Baustellen, die warten .....
Servus Axel


Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
27.02.21 20:43
Hall Axel,

das ist natürlich eine andere Liga und sicher schon (fast) eine museale Restaurierung. Wie schon gesagt, war der Ausgangszustand bei mir ein völlig anderer. Der Vogelahorn/ Wurzelholz Druck ist bei mir z.B. nur unter den Metallteilen intakt - habe ich auch gelassen, damit jemand mal in 50 Jahren das Original finden kann. Der Sichtbare Bereich war dunkelbraun übermalt und z.T. abgekratzt. Daher habe ich zu den verfügbaren Decals als für mich beste Lösung gegriffen. Diese hauchdünne Folie muss man aber mit Sie ansprechen - sonst bröselt die einem untern den Fingern zusammen. Bei den vernickelten Elementen habe ich ausser im Fußteil wieder einen ganz guten Glanz hinbekommen. Neu verchromen/ vernickeln sieht in der Tat irgendwie nicht passend für 70 Jahre aus und kommt nur bei massiven Schäden für mich in Betracht.
Anbei mal ein paar Schnappschüsse von meinem Patienten:

Gruß Jens


Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
27.02.21 20:45
... weitere Bilder.


Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
27.02.21 20:46
... und noch was mit Vorher/ Nacher


Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
27.02.21 20:47
... Ende


Re: W 1100 Fragen zum Verstärker
27.02.21 23:30
Hallo Jens

Respekt, sich an so einen Patienten heran zu wagen.
Dieser Patient war nicht nur scheintot, sondern schon in Verwesung übergegangen.

Für solche Projekte würden mir die Nerven fehlen und inzwischen, ich werde bald 64, auch die Lebenszeit.
Ich muss mit meiner Zeit haushalten und um noch ein paar meiner eigenen Jukeboxen fertig zu bekommen muss ich mich eher den guten Erhaltungszuständen zuwenden.

Alles Gute bei weiteren Projekten, die hoffentlich weniger Stunden auffressen.
Axel
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