Abbau Zierteile Wurlitzer 2100

Jetzt habe ich mich auch endlich hier registriert, nachdem ich schon sehr lange, passiver Weise, großen Nutzen aus dem Forum ziehen kann.

Ich habe eine ganze Weile gesucht, ob ich Hinweise finde wie man Zierteile an der 2100 abbauen kann, leider nichts gefunden dazu. Daher möchte ich hier gerne zwei Bilder einstellen, welche die Position der kleinen Fixier-Nägel zeigen, die ziemlich schwer zu finden sind, wenn man nicht weiß wo sie versteckt sind. Vielleicht braucht irgendjemand wieder einmal diese Information.

.......und da ich gerade dabei bin:

Ich bin Jahrgang 1964 und komme aus dem Großraum Wien. Wie so mancher hier, sammle und restauriere ich eigentlich Oldtimer. Vor etwa 15 Jahren war ich dann aber der Meinung, dass in der Garage neben den Fahrzeugen und einen Flipper auch eine Musikbox ihr zu Hause haben sollte und ich begab mich auf die Suche nach etwas Leistbaren. Was, war mir damals ziemlich egal, ein sichtbares Plattenspiel sollte sie aber haben. Im Gerümpel des Sohnes vom ehemaligen Dorfgasthausbetreiber fand sich eine Seeburg 100A (für Singles), wohl vor Jahrzehnten dort abgestellt. Da ich seinerzeit eine Lehre als Nachrichtenenlektroniker absolvierte und das später auch ingenieursmäßig vertiefte, traute ich mir die Sache zu.

In der Lehre hörten wir damals, dass "Röhren" eine veraltete Technik sein und wir uns daher nicht mehr damit beschäftigen werden. Wie kurzsichtig......

Jedenfalls brachte ich die Box dann zum Laufen und freue mich heute noch damit. Wohl wissend, dass ich dafür verbal verprügelt werde, muss ich gestehen, dass ich die Rückwand damals ausbaute, eine nachbaute und einen zweiten Verstärker einbaute und so auch CD,s etc. spielen kann und trotzdem die Beleuchtung mit der Wippe genießen kann. Alter Bestand wurde aber nicht angetastet und die originale Rückwand könnte in kurzer Zeit wieder eingebaut werden, dann wäre wieder alles original.. Beim Röhrenverstärker half mir damals ein alter Freund, Jahrgang 1930. Als ich seinerzeit meinte, dass der bestellte Schaltplan noch nicht da sei, meinte es nur, ich soll mich nicht lächerlich machen, für sowas braucht er keinen Schaltplan. Einige Stunden später kam der Anruf- "geht scho". Als ich dort war zeigte er auch einen "Berg" kaputter Röhren. Oje, das war's dann wohl, dachte ich mir. Seine Hand unterm Schreibtisch hielt aber schon alle neuen in der Hand. Das sei Lagerware bei ihm, meinte er!

Einige Zeit später entdeckte ich bei einer Bekannten im Keller, ehemalige Gastwirtin, eine Rowe-AMI RI-1 Heritage. Die Box wurde seit Jahren von ihren Katzen als Toilette benutzt, sie wollte sie aber trotzdem nicht hergeben, da nach ihrer Einschätzung der Wert dieser Box enorm hoch war. Eigentlich wollte ich sie ohnehin nicht haben, da sie kein offenes Plattenspiel hat aber das Gerät tat mir Leid. Irgendwann war der Platz im Keller knapp und der Zeitpunkt der Richtige, ich konnte sie kaufen. Bin mir nicht sicher ob es eine gute Entscheidung war, der Gestank war extrem penetrant. Dass die ehemalige Besitzerin die Box nach erfolgreicher Reparatur wieder zurück haben wollte, da sie mir die Box nur "zum Richtigen geborgt" haben wollte, ist ein kurioser Teil dieser AMI-Geschichte. Ich sollte weitere 2500.- Euro bezahlen oder die Box zurückgeben. An dieser Stelle vielleicht der Vorschlag, dass man (teure) Musikboxen eventuell wie ein Auto, mit Kaufvertrag verkaufe/kaufen sollte. In diesem Fall wurde die geleistete Zahlung (unter 4 Augen) glatt abgestritten.

Abschließend wieder zum Thema zurückkehrend, die 2100.
Vor sieben Jahren gekauft. Mitte Jänner zogen wir uns damals gerade leichte Kleidung um kurz danach zum Flughafen aufzubrechen, es stand eine Reise in eine wärmere Gegend dieser Welt an, da kam der Anruf eines Freundes. Er hätte sich gerade ein altes Motorrad aus einer Hausauflösung gekauft und der Verkäufer bringt es ihm in einer Stunde per Lieferwagen vorbei. Gratuliere, aber ich bin defacto am Weg zum Flughafen. Schade, hörte ich am anderen Ende, denn da gebs noch eine Musikbox. Welche?-- Keine Ahnung!--Wie schaut sie aus?--Na, so wie eine Musikbox eben ausschaut!--Sichtbares Plattenspiel?--Was meinst du damit?--Siehst du die Platten?--Ja, sind aber keine drin!--Gut, ich muss mit meiner Frau sprechen!

Wahrscheinlich können sich hier zumindest alle Männer vorstellen, was es geheißen hat, den Zeitpuffer für den Flughafen zugunsten eines technischen Schrotts leichtfertig zu verspielen, vorallem wenn solche unnützen Dinge eh schon im Doppelpack in der Garage stehen.....

Schnell ins Auto und ziemlich gleichzeitig mit dem Verkäufer beim Freund eingetroffen. Damals wusste ich eigentlich noch nicht, dass ich mit der 2100 eine sehr gefragte Box vor mir hatte. Man sah das einige Teile fehlten aber der Preis sprach ganz einfach für sich. Schnell bezahlt und meinen Freund gebeten die Box 14 Tage bei ihm im trockenen lagern zu dürfen.

Da sich jetzt viele denken werden, warum ist das MIR nicht passiert, sage ich jetzt auch nicht den Preis.

Das war vor 7 Jahren und die Box stand seitdem zugedeckt in einer Ecke, die beiden anderen sind regelmäßig in Betrieb und machen das, was man von ihnen erwartet. Mein Freund, Jahrgang 1930, erfreut sich nach wie vor guter Gesundheit und schön öfters habe ich ihm in der Vergangenheit darauf angesprochen, ob er mir nicht auch beim Verstärker "532" der 2100 helfen könnte. Unlängst dachte ich mir, ich sollte es jetzt konkretisieren, denn irgendwann, hoffentlich fern, wird der Tag kommen, wo er vielleicht auch nicht mehr so kann. Gesagt, getan. Der Verstärker dürfte wieder funktionieren, jedoch haben wir wegen des Cobra-Systems erst ab der zweiten Röhre ( so sagte er wohl) getestet. Von seinen zwei Röhrentestgeräten wollte er mir eines abtreten, in falscher Bescheidenheit habe ich natürlich "Nein" gesagt. Ob mir das nicht eines Tages Leid tun wird? Aber mit Röhren habe ich es ja nicht so (siehe oben).....

So beschäftige ich mich seit einigen Wochen mit der 2100 und hoffe das sie bald spielen wird. Trotz umfangreich bestellter Literatur von Stamann zum Thema, kann es gut sein das ich das Forum vielleicht um Hilfe bitten werde.

Die relevanten Teile (z.B. Pages) waren alle vorhanden bzw, konnte/kann ich sie in Holland bzw. bei Stamann erwerben. Nicht reproduzierte Teile, wie etwa die untere Rückwand, konnte ich glücklicherweise im Original finden.

Für viele wahrscheinlich ganz schlimm, die Box soll nicht restauriert, sondern nur repariert werden. So wie an manchen meiner Autos ist Patina durchaus erlaubt und gewünscht. Ich finde den Originalzustand nicht so schlecht, nur weist das Gehäuse seitlich leider sehr tiefe Kratzer auf.

Sorry, dass der geplante Hinweis auf die Befestigung der Zierteile, letztlich als 15-Jahre Jukebox-Geschichte ausgeartet ist.

Gruß

Robert

Hallo Robert,

Also, das nenne ich mal eine Vorstellung!! Ich glaube, so ausführlich hat das hier noch niemand gemacht. Und wenn in Zukunft alle neuen Mitglieder nur 25% davon über sich erzählen, dann wären viele sicher auch schon froh.

Herzlichen Dank dafür - und: herzlich willkommen hier im Forum.

Ich finde es immer wieder spannend zu lesen, welches die erste Musikbox war, nachdem sich jemand in den Kopf gesetzt hat, eine zu kaufen. Eine M100A - zumindest keine so häufige Box. Und umgebaut auf 45 rpm wurde sie damals sicher häufiger. Sie schreiben, dass Sie sie so angepasst haben dass auch CDs darüber laufen.
Zum Einen darf natürlich jede/r mit der eigenen Musikbox machen was er/sie will - wenn die Veränderung dann aber reversibel ausgeführt wurde, dann ist doch alles gut!

Die Geschichte um die RI-1 ist kaum zu glauben. Es gibt nichts, was es nicht gibt - mehr fällt mir dazu nicht ein.
Interessant ist der Aspekt, dass die Box einerseits sehr wertvoll sein sollte, gleichzeitig aber von den Katzen fast ruiniert wurde. So geht man/frau ja an sich mit Schätzen nicht um, dachte ich wenigstens bisher.

Mit der 2100 ist Ihnen ein exzellenter Griff gelungen. Davon träumen sicher viele - und gleichzeitig sei es jedem gegönnt, einfach auch nur Glück zu haben.
Zum Ihrem Glück gehört dazu, dass Sie den 1930 geborenen Techniker kennen. Nicht nur dass Sie ihn kennen, sondern dass er noch gesund ist und fleißig arbeitet. Das ist weder selbstverständlich noch üblich.
Es macht sicher Spaß, noch viel von ihm zu lernen, ggfs. auch über die veraltete Röhre (und das zweite Röhrenprüfgerät).

Nachdem Sie sich die Mühe gemacht haben und die Position der beiden Schrauben dokumentieren - ich denke, ich sollte es mit ins Archiv aufnehmen, ggfs. auf die Seite der W2100. Dann kann es auch dort gefunden werden - oder dorthin verlinkt werden.

Ich wünsche Ihnen ganz viel Spaß mit all Ihren Boxen, aber nun erst einmal bei der Aufarbeitung Ihrer 2100.

Viele Grüße - Hildegard Stamann

Hallo Hildegard

Die von Robert beschriebenen Leistenbefestigungen waren ab Werk mit Nagelstiften ( ohne Kopf ) ausgeführt.
Deshalb sind diese kleinen Stifte auch schwer auszumachen und nicht ganz ohne Beeinträchtigung der Holzoberfläche zu entfernen ( irgendwie muss man sie ja packen um sie herauszuziehen ... ).
Auf diese Weise waren die seitlichen Scheibenrahmen und die beiden Teile der hinteren beiden Schutzleisten re. und li. befestigt.
Zum Wiedereinbau habe ich immer sehr kleine Senkkopfschrauben verwendet, die sich auch bei einer erneuten Restauration wieder einfach entfernen lassen. Die meisten dieser Schrauben werden dann sowieso durch Innenfolien verdeckt und die sichtbaren an der hinteren Schutzleiste entlang auf der Gehäuseinnenseite stören optisch kaum, mit eingesetzten Rückwänden ebenfalls verdeckt.


Robert :
Viel Erfolg bei der weiteren Restauration der 2100er, für mich eine der schönsten Boxen der 50er überhaupt und farblich viel stimmiger, als die 2000er, die scheinbar jeder haben muss, der genug Geld dafür hat ( zugegeben ... ich habe auch seit gut 25 Jahren eine .... aber ich würde der 2100 immer den Vorzug geben).

Axel
( aus der Nähe von Regensburg )

Danke, Axel, für die ausführliche Erläuterung. Das ergänzt die Fotos wunderbar.
Ich habe es so umgesetzt:

[www.jukebox-world.de]

Viele Grüße - Hildegard Stamann