Rock Ola 1484 Verstärker / Selen Gleichrichter

Hallo Rock Ola Verstärker Experten,

die Arbeiten am Gehäuse konnte ich an den letzten schönen Tagen des Jahres abschließen, in den Wintermonaten geht’s jetzt an die "Innereien".

Am Verstärker habe ich bisher das Lautstärke-Poti, die Koppelkondensatoren/Elkos und Kathoden-Elkos getauscht, er klingt jetzt sehr angenehm bis auf einen leichten 100Hz Brumm bei höherer Lautstärke.
Unschlüssig bin ich beim Selengleichrichter. Ich messe nach ca. 1h Betrieb ca. 50 Grad an der Gehäuse-Außenseite des Verstärkers, 40 Grad am Gleichrichtergehäuse innen. Alle Anodenspannungen sind in Schalterstellung 220V bereits ca. 7% unter den Werten im Schaltplan. Die Becher Elkos sind i.o. (bei Ablöten und Ersatz durch neue ändert sich nichts am Brumm oder an den Spannungen)
Die Stromaufnahme des Verstärkers liegt bei 200mA. Heizspannungen sind 6.3V in Schalterstellung 220V, 5.8V in Stellung 240V.

Wie sind eure Erfahrungen mit dem Gleichrichter, ist die Temperatur noch vertretbar oder ist mit baldiger weiterer Verschlechterung zu rechnen ?

Ist ein Austausch durch Silizium Gleichrichter und Vorwiderstand problemlos?
(Überspannung beim Einschalten sollte ja keine Auftreten da die Röhren ständig beheizt sind und die Anodenspannung erst bei "Play" eingeschaltet werden)

Würdet Ihr die Box eher in Stellung 240V oder 220V betreiben ?

Vielen Dank vorab für gute (Praxis) Tips. Bitte keine Grundlagendiskussion über Selen Gleichrichter

Viele Grüße…Jürgen

Hallo,

heute etwas Regen, daher konnte ich nicht auf eure Antworten warten...

Ich werde wohl den Selen Gleichrichter ersetzen, die Messungen bisher sehen sehr gut aus.
Die Schalterstellung 220V ist aus Verstärkersicht wohl die bessere Wahl.
Der Brumm ist ebenfalls komplett weg

Dauertest, Temperaturmessung des Widerstands und Foto des Umbaus folgen.
(wenn es wieder regnet)

Viele Grüße..Jürgen

Hallo Jürgen

Um dir moch mehr Arbeit zu ersparen, schau dir den Schaltplan vom Verstärker der RO-429 an.
Damit sollte alles klar sein.

Schöne Grüße
Roland

Hallo Roland,

vielen Dank!

Scheint die gleiche Endstufe zu sein, die Anodenspannungen sind etwas höher als bei der 1484.
Die Leistung der 1484 ist mit 2x10W angegeben, vielleicht hat man bei der 429 noch mal ein wenig "aufgebohrt" ?
Der Vorwiderstand zur 6CY7 ist mit 1070Ohm etwas grösser als bei der 1484 (820Ohm).
Am Ausgangsübertrager gibt es auch ein paar Unterschiede.

Die engültige Diemsionierung des Vorwiderstands mache ich von dessen Temperatur im Dauertest abhängig. Eventuell gehe ich dann noch ein wenig mit dem Widerstand runter und der Anodenspannung rauf.

Viele Grüße...Jürgen

PS: Jukebox basteln ist doch keine Arbeit - meine Arbeit beginnt immer am Montag

Hallo Jürgen

Es ist eigentlich die komplette Schaltung - bis auf ein paar unwichtige Kleinigkeiten - identisch.
Was ich dir damit zeigen wollte ist, dass du auf den Vorwiderstand komplett verzichten kannst.
Außerdem darf man die angegebenen Spannungen nicht immer ganz so genau nehmen.
Und gar nicht selten sind die Unterlagen auch fehlerhaft.
Zwischen Anode und Katode der EL84 sollte die Spannung nicht mehr als 300 Volt betragen.

Beispiel die Eingangsröhre ECC82 der Verstärker 1484 und 429.

Die Versorgungspannung (Anodenspannung) beträgt bei beiden Verstärkern 225 Volt.
Die Schaltungen sind komplett identisch. Bei beiden beträgt die Spannung an der Katode 2,4 Volt.
Und jetzt zu den in den Schaltplänen angegebenen Spannung an der Anode.
1484 - 85 Volt
429 - 65 Volt

Beispiel nach dem 4K7 Widerstand und dem 10 K Widerstand vom Netzteil

4K7
1484 - 250 Volt
429 - 265 Volt

10K
1484 - 225 Volt
425 - 225 Volt

Zum Schluss noch zur NF-Leistung

Diese ist bei fast allen Jukebox Röhrenverstärkern in den Prospekten aber auch den Servicemanuals mehr als optimistisch angegeben. Ich sage dazu nur "Papierwatt".

Aussagekräftig sind hingegen die Spannungsangaben an den Sekundärseiten der AÜ.
Da steht beim Verstärker der 1484 7,8 Volt an 16 Ohm. Das ergibt satte 3,8 Watt!
Diese Angaben stimmen recht gut mit den gemessen Werten überein.
Selbst die Verstärker mit 6973 Röhren bringen nicht mehr als 12 Watt Sinus Dauertonleistung / Kanal.
Und das auch nur wenn alles optimal ist.

Wobei die Leistung generell überbewertet wird.

Denn 0,4 Volt Ausgangsspannung entsprechen in etwa Zimmerlautstärke.
Das sind an 16 Ohm gerade mal 0,01 Watt also 10 Milliwatt.

Und was viele auch nicht wissen. Um die doppelte Schallleistung zu erzielen wird die 10-fache Verstärkerleistung benötigt. Z.B. empfinden wir erst 100 W doppelt so laut als 10 W. Soll das ganze dann noch einmal doppelt so laut sein sind wir schon bei 1000 Watt!

Ob ein Jukeboxverstärker 10 oder 12 Watt Leistung hat macht so gut wie keinen Unterschied.

Gruß
Roland

Hallo Roland,

vielen Dank für deine Mühe. Ich bin ein vorsichtiger Mensch (vor allem bei dieser Box) und habe den Widerstand schrittweise bis auf 30Ohm verringert.
In Stellung 220V, die ich ja eigentlich wegen der Heizspannung von 5.8V (5.3V in Stellung 240V) benutzen möchte, beträgt die Anodenspannung der EL84 (Pin7) dann bereits 300V, ok, da ist noch etwas Luft zu den Grenzwerten da die Kathode ja auf etwa 10V liegt.

An der ECC82 Anode habe ich übrigens auch eher 60V als 80V, deine Anmerkung zu Fehlern im Schaltplan kann ich nur bestätigen.

Ich denke ich bau jetzt mal 56Ohm ein, das sind dann ca. 3W Verlustleistung und ca. 12V Spannungsabfall. Der Selengleichrichter hatte ja auch im Neuzustand eine höhere Flusspannung als der "Siliziumkollege".

Die Temperatur werde ich nochmal messen, vielleicht folge ich dann doch noch deinem Rat.


Schönen Sonntag !

Jürgen

Hallo,

ich habe mich nun nach der Temperaturmessung für einen Vorwiderstand von 82Ohm entschieden,
das kommt meiner Meinung nach der ursprünglichen Auslegegung mit Selengleichrichter am nähesten.
Alle Messwerte siehe Bild.

Viele Grüße ...Jürgen