Rowe AMI JBM 200 Wiedergabe zu leise

Ein Hallo an die Musikboxfanatiker!

Schön zu sehen, dass es noch einige Leute gibt, die sich um das Wohl dieser alten Schätze kümmern. Ich selbst habe vor einiger Zeit mein erstes und bisher einziges Restaurierungsprojekt mit einer Rowe AMI JBM 200 Tropicana angefangen. Nun stehe ich kurz vor dem Abschluss, jedoch vor einem Problem, zu welchem ich euch gerne um Rat bitten möchte.

Die Jukebox kommt mit einem R-2680 CD Vorverstärker und einer R-2620A-B Endstufe. Als Quelle dient ein Shure M44C Abnehmer.







Bei einem Test der Wiedergabe ist die Musik über die angeschlossenen Lautsprecher zu hören. Allerdings ist die Wiedergabe recht leise (~Zimmerlautstärke, man kann das Ohr dran heben, ohne dass es weh tut), auch wenn der Lautstärkerregler aufgedreht ist. Auch erscheint der Klang eher dünn und mangelt an Tiefen. Der Pegel ist aber auf beiden Stereo-Kanälen etwa gleich.

Folgende Dinge wurden bisher bereits betrachtet oder vorgenommen:
- Alle Röhren beider Verstärker wurden durch neue ersetzt. Das Problem besteht jedoch weiterhin.
- Die Röhren glimmen bei Betrieb auf.
- Der Lautstärkerregler scheint zu funktionieren. Der Pegel kann, bis auf beschriebene Problematik, problemlos verstellt werden.
- Alle vier Lautsprecher sind optisch in einem guten Zustand.

Gerne bin ich bereit mit einem Messgerät einzelne Bauteile zu überprüfen. Mangels Erfahrung mit Röhrenverstärker möchte ich euch jedoch fragen ob sich die Suche auf bestimmte Komponenten einschränken lässt. Was ist am ehesten für einen Verlust an Lautstärke verantwortlich, wenn die Röhren bereits erneuert wurden? Die Schaltpläne beider Einheiten liegen mir vor und eine Kopie konnte ich ebenfalls online finden:

R-2680 CD Vorverstärker 1
R-2680 CD Vorverstärker 2

R-2620A-B Endstufe 1
R-2620A-B Endstufe 2

Vorab vielen Dank für eure Tipps!

Gruss,
KePa



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.10.18 22:06.

Hallo KePa

Deiner Beschreibung zufolge dürfte der Tonabnehmer falsch angeschlossen sein. Die Tropicana hat, wie viele Modelle vorher und nachher, das sogenannte Stereo Round - System. Dabei sind die seitlichen Lautsprecher an jeweils einen Stereokanal angeschlossen. Die Frontlautsprecher sind in einer Brückenschaltung an beide Kanäle angeschlossen. Damit das funktionieren kann, muß einer der beiden Kanäle am Tonabnehmer phasenverkehrt angeschlossen werden. Nur dann werden die Frontlautsprecher mit dem Summensignal der beiden Kanäle versorgt, andernfalls kommt nur das (wesentlich kleinere) Differenzsignal zu den Lautsprechern.

Der Tonabnehmer muß übrigens so eingebaut sein, daß die Nadel nach hinten zeigt, die Anschlüsse sind vorne.

Viele Grüße - charly49

Hallo charly49,

besten Dank für deine Antwort. Die Phasenvertauschung hatte ich tatsächlich gar nicht in betracht gezogen. Danke für den Tipp! Die Jukebox besitzt einen Shure M44c Tonabnehmer. Dieser ist auch korrekt montiert. Mit der Restaurierung habe ich jedoch das Tonarmkabel erneuern müssen da das alte in einem schlechten Zustand war. Ich werde die Verkabelung erneut prüfen und Bericht erstatten.

Danke und Gruss!

Hallo KePa,

Wenn ich auf die Bilder Ihres Verstärkers schaue, kann ich sehen, dass der Phono-Lautsprecher-Schalter und die Kabel, die zu den Ausgangsübertrager-Transformatoren gegangen sind, entfernt wurden.

charly49 ist richtig, wenn er sagt, dass das Phasing der Patrone mehr als wahrscheinlich dein Problem sein wird.

Ich habe auf vielen Seitenbesuchen erfahren, dass Kunden aufgrund der Phaser-Funktion der Patrone schlechten Ton von ihren Jukeboxen gehört haben, auf dem Modell M muss die Patrone außer Phase gesetzt werden, dies kann auf dem Schaltplan oder dein Handbuch.

Grüße
Alan

Alan Hood
Ami-Mann
Vereinigtes Königreich

Hello KePa,

Looking at the pictures of your amplifier, I can see that the phono speaker switch and the cables that went to the output transformer output transformers have been removed.

charly49 is correct in saying that the phazing of cartridge will be more than likely your problem.

I have found out on many site visits that customers have been listening to poor sound from their jukeboxes because of the phazing of the cartridge, on the Model M the cartridge needs to be set to out of phaze, this can be seen on the schematic or your manual.

Regards
Alan

Alan Hood
ami-man
UK

Hello Alan

I'm afraid you're wrong here. The phono speaker switch is present and set to 22 watts. The wiring is soldered to the bottom of the terminal strips, unlike later models where the wiring is screwed on top.

Phase reversal on the pickup is required on all models from the Continental 2 up to the R82. From the model R83, the phase reversal was realized by a circuit modification in the amplifier.

Best regards - charly49

Ich bin nun endlich dazu gekommen den Anschluss des Tonabnehmers zu überprüfen (die Jukebox steht an einem anderen Ort). In der Tat war einer der Kanäle falsch angeschlossen, was ich nun gemäss Schaltplan korrigiert habe. Leider aber hat sich an dem Problem der Lautstärke nichts geändert. Als nächstes testete ich die Wiedergabe mit einer anderen Quelle. Die Endstufe besitzt zwei Cinch-Eingänge, die gleich geschalten sind wie die Inputs des Vorverstärkers. So konnte ich hier ein anderes vorverstärktes Signal einspeisen. Allerdings war auch hier die Problematik die gleiche, was das Problem wohl auf die Endstufe einschränken dürfte. Gibt es noch heisse Tipps oder heisst es nun alles messen und ggf. ersetzen?

Besten Dank!


I now finally got the chance to check the cartridge's connection (the jukebox is standing at a different location). Indeed one of the channels was connected incorrectly which I fixed now according to the wiring diagram. Unfortunately though the volume problem didn't change. Next thing I tested was the playback with a different source. The power amplifier has to Cinch-inputs which are equally connected as the inputs coming from the pre-amplifier. This way I could connect a different pre-amplified signal. However, the problem was still the same which should isolate the issue to the power amp. Are there any other hot tips or does that now mean measuring everything and replacing if required?

Thanks a lot!

KePa

Hallo KePa

Das istg irgendwie unlogisch. Wenn ein Kanal am Tonabnehmer falsch angeschlossen war, müßte die Bass - Wiedergabe nach der Korrektur wesentlich verbessert sein. Wenn das nicht der Fall ist, war entweder die Korrektur nicht erfolgreich (noch immer falsch angeschlossen) oder es gibt einen Fehler in der Verkabelung. Ich denke dabei an die 7-polige Steckverbindung zwischen Tonarm und Cinch - Kabel zum Verstärker.

Das Einspeisen des externen Signals an der Endstufe kann nicht erfolgreich sein, denn auch dort muß ein gegenphasiges Signal vorliegen, um eine gute Basswiedergabe zu erreichen. Externe Signalquellen liefern in der Regel gleichphasige Signale.

Zum Testen kannst Du externe Lautsprecherboxen anschließen und zwar jeweils an die Klemmen E2 und E5 (für 8 Ohm - Boxen) am Verstärker. In diesem Fall ist es egal, ob die Signale gleich- oder gegenphasig sind. Wenn auch damit keine befriedigende Lautstärke erreicht wird, sollte der Verstärker überholt werden, am besten durch einen Fachmann, der über die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen verfügt.

Viele Grüße - charly49

Hallo

Wenn die Lautsprecher der Box original angeschlossen sind, bekommen diese ein Summensignal aus beiden Kanälen. Ist der TA nicht gegenphasig angeschlossen fehlt nicht nur der Bass - so wie das bei phasenverkehrt angeschlossenen Lautsprechern der Fall ist - sondern hat die Musik einen ganz eigenartigen Klang, weil es über den gesamten Frequenzbereich zu Auslöschungen und Überhöhungen kommt.

Ich vermute daher einen defekt im Verstäker.

Zum Test:

Es geht auch einfacher.
Das externe Signal abwechselnd nur an einen Kanal anschließen.

Gruß
Roland

Danke nochmals für eure Antworten. Dass der Tonabnehmer noch immer falsch angeschlossen ist, kann ich ausschliessen. Für die Korrektur verwendete ich jeweils an den Cinch-Steckern sowie Tonabnehmerverbindungen einen Durchgangsprüfer, um sicherzustellen, dass die Verbindungen gemäss Schaltplan wirklich korrekt sind. Vielleicht hat sich der Klang minimal verbessert (habe es nicht direkt verglichen), allerdings noch Welten entfernt von dem wo es eigentlich sein sollte.
Auch beim Anschluss der Lautsprecher kann man kaum etwas falsch machen. Die Lautsprecher selbst haben unterschiedlich grosse Steckverbindungen und vom Kabelbaum geht ein mehrpoliger Stecker zur Endstufe. Ein falsches Verbinden ist fast unmöglich.

Zwar kann ich mit einem Lötkolben umgehen, möchte aber nicht blindlings darauf losgehen ohne konkret zu wissen wo die Ursache liegen könnte. Deswegen bin ich dem Rat gefolgt und habe beide Verstärker nun an eine Hifi Reparaturwerkstatt übergeben und werde gespannt auf ein Ergebnis warten.

Trotzdem danke für eure Hinweise! Auf den gegenphasigen Anschluss wäre ich sonst wohl nicht gekommen.

Gruss,
KePa

Hallo KePa

>>Deswegen bin ich dem Rat gefolgt und habe beide Verstärker nun an eine Hifi Reparaturwerkstatt übergeben und werde gespannt auf ein Ergebnis warten<<

Hi-Fi Werkstatt klingt für mich im ersten Moment nicht nach einem Spezialisten für Jukebox Röhrenverstärker. Hast du dich erkundigt wie es dort mit der Erfahrung mit Röhrenverstärkern von Jukeboxen aussieht (...sind die erforderlichen Serviceunterlagen vorhanden etc.)? Hast du dich nach dem Preis für eine Überholung oder Reparatur erkundigt, um nicht eine unliebsame Überraschung zu erleben?

Da ich mich auf die Reparatur von Jukebox Verstärken spezialisiert habe, kann ich schon vor der Reparatur einen ziemlich genauen Preis nennen. Und sollten Mal unvorhergesehene Kosten (z.B. Röhren, Trafo, Übertrager...) anfallen wird der Kunde darüber natürlich vor der Reparatur informiert.


Schöne Grüße
Roland

Hallo Roland,

Von meinem Gespräch mit dem Geschäft scheint dieser Laden Erfahrungen mit solchen Röhrenverstärkern zu haben. Auch führen sie überholte Röhrenverstärker in ihrem Verkaufssortiment. Natürlich habe ich ihnen auch Kopien der Schaltpläne und technische Daten hinterlassen.
Die Vorgehensweise der Bearbeitung ist dabei schriftlich festgehalten. Ein einfaches Anschauen (vermutlich Sicht- und/oder andere einfache Prüfungen) ist kostenfrei. Sollte das Problem so nicht identifizierbar und eine nähere Überprüfung mit Messungen notwendig sein, kostet dies pauschal 39€ und wird nur durch Rücksprache mit mir durchgeführt, was meiner Meinung nach absolut vertretbar ist. Sollten dann Schäden auffindbar sein, wird ein Kostenvoranschlag für eine Reparatur erstellt. Wäre diese Transparenz nicht gegeben gewesen, hätte ich die Teile auch nicht dort gelassen.

Natürlich hätte ich auch einen Spezialisten spezifisch für Jukebox Verstärker im Internet aufsuchen können, allerdings verschicke ich soetwas nur sehr ungern per Post.

Auf diese Weise scheint es mir aber ein Versuch wert zu sein. Gerne berichte ich sobald ich mehr weiss.

Gruss,
KePa



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.10.18 09:12.

Hallo KePa

Danke für die Antwort.
Das klingt gut und sehr seriös.
Ich wünsche dir, dass alles gut abläuft.

Schöne Grüße
Roland

Nach langem Warten habe ich den Verstärker nun vor ein paar Tagen endlich zurück bekommen. Ich durfte ihn in der Werkstatt probehören und war angenehm beeindruckt von der Klangqualität, die er von sich gegeben hat. Auch die Lautstärke ist nun zufriedenstellend. Laut dem Techniker waren einige Kondensatoren defekt, welche nun ausgetauscht wurden. Auch gab es Kontaktprobleme an den Röhren sowie dem Mute-Relay, was mich nicht wundert, da die Jukebox wohl in einer Raucherbar stand und ich schon viele andere Teile mühevoll von der gelben Schliere befreien musste. So ist es nicht überraschend, dass auch solche Kontakte verschmutzt und fehlerhaft waren.

Trotz allem vielen Dank für eure Hilfsbereitschaft!

Gruss,
Kevin



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 07.12.18 11:29.

Hallo Kevin,

danke für die Rückmeldung. Schön, dass sich das Problem dank der Verstärkerüberholung gelöst hat - und dass Sie eine gute Erfahrung mit dem Betrieb gemacht haben.

Guten Hörgenuß und vielleicht findet sich ja auch die eine oder andere Weihnachtssingle in der Tropicana wieder.

Viele Grüße - Hildegard Stamann