Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)

geschrieben von - posted by hansu 
Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
17.05.15 16:20
Hallo liebe Jukeboxfreunde,

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1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.05.15 16:33.
Re: Instandstellung HF100R (Teil 3)
17.05.15 16:32
Hallo liebe Jukeboxfreunde,

In diesem 3.Teil werde ich über die Reinigung und eventuelle Reparaturen vom Tonsystem wie Tonabnehmer, Verstärker und Lautsprecher berichten.

Der Verstärker ist bereits gereinigt als nächstes steht die Kontrolle der Kondensatoren an.

Der Verstärker vor und nach der Reinigung,






Ich habe festgestellt dass nicht der Originale Verstärker eingebaut ist.
Laut Handbuch wäre ein MRA5-L6, bei meiner Box ist aber ein HFMA1-L6 eingebaut.
Wenn er funktioniert ist mir das egal.

Auch der Tonarm mit dem Tonabnehmer scheint nicht Original zu sein.
Diese Box hatte doch ursprünglich keinen Stereo Tonabnehmer eingebaut, da wurde einmal umgebaut.

Meine Frage an die Spezialisten hier im Forum, funktioniert dieser Stereo-Tonabnehmer zufriedenstellend an meinem Mono-Verstärker, oder soll ich besser einen Mono-Tonabnehmer einbauen?




Fortsetzung folgt, mir geht die Arbeit noch lange nicht aus.

Mit freundlichen Grüssen
Hansu
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
17.05.15 16:38
Liebe Jukeboxfreunde,

Vier dünne Litzen gehen vom Tonarm auf einen Lötstützpunkt und von dort mit einem grünen abgeschirmten Kabel weiter zum Verstärker. Diese zwei Lötstellen haben mir gar nicht gefallen, so etwas habe ich noch nie gesehen.
Ich glaube da war einer mit dem "Bunsenbrenner" an der Arbeit und hat den Lötzinn anschliessend etwas verstrichen, ich glaube ein Maurer mit seiner "Kelle" hätte das besser hingekriegt.

Man sieht leider auf dem Bild die Lötstellen nicht so genau,


Also alles Ablöten, Litzen kürzen, abisolieren neu verdrillen und Verzinnen,


Wieder sauber verlötet,


Gruss Hansu
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
26.07.15 08:19
Hallo Jukeboxfreunde,

Ich habe am Verstärker die Spannungen gemessen und festgestellt dass zum Teil grosse Abweichungen vorhanden sind.
Also einige Kondensatoren auslöten und messen, Resultat sehr schlecht, also besser alle durch neue ersetzen.

Von diesen ca. 40 Kondensatoren waren 5 Stück welche eine Toleranz von +20% aufwiesen und noch zu gebrauchen wären, aber zum Messen muss man sie ohnehin auslöten, da kann man gleich Neue einsetzen.
Alle andern Kondensatoren hatten zwischen +100% und +400% Abweichung.

Verstärker mit den Neuen Kondensatoren,


Vorderseite mit Neuen Röhren,


Jetzt bin ich mit den Spannungen zufrieden und der Verstärker funktioniert auch, jedoch der Klang ist schlecht, ich habe neue Nadeln eingesetzt, keine Besserung.

Also Toneingang Cinch ausstecken und eine andere Tonquelle anschliessen, meinen "SD Audio Player" angeschlossen und siehe da "das ist Musik" so ist der Ton gut, also muss es am Tonkopf liegen.

Vermutlich passt dieser Stereo Tonkopf nicht an den Mono-Verstärker.

Ich habe mich etwas im Internet umgeschaut und ich glaube man kann nicht einfach zwei Tonkanäle zusammenführen, so wie das hier gemacht wurde.

Ich werde ziemlich sicher wieder einen Mono-Tonkopf einbauen müssen, aber welchen?

Es gibt da verschiedene Typen, ich habe hier im Forum gesucht und auch im Internet, ich habe gefunden:

Seeburg-Blackhead, Seeburg Redhead, Varco Cartridge, Thorpe Cartridge, Pickering 345-03D

Ich kenne mich da nicht aus, können mir die Spezialisten sagen welches System zu empfehlen ist.

Zum Voraus Besten Dank!

Mit freundlichen Grüssen
Hansu




Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
26.07.15 11:00
Hallo Hansu,

Tonsystem: original ist hier ein Redhead-mono dazugehörig. Mit neuen guten und stereokompatiblen Nadeln [www.jukebox-world.de] oder nur mono [www.jukebox-world.de] sollte es gut funktionieren !

Kondensatoren: Die alten Kondensatoren haben natürlich keinen Kapazitätszuwachs bekommen (nur am 1. April würde ich jetzt schreiben, daß die Folie sich längt und deshalb der Kond. meist auch aufplatzt...).
Es sind mehrere Parameter, die einen intakten Kondensator ausmachen, dazu gehört auch der Isolationswiderstand. Ist der nun zu gering (nur mit geeignetem Meßgerät feststellbar), ist der Kondensator als defekt einzustufen. Mit solch einem defekten Kondensator kommen die Meßverfahren vieler Kapazitätsmeßgeräte/Multimeter nicht klar, diese erkennen fälschlicherweise eine zu große Kapazität.

Ansonst, soweit auf dem Bild zu erkennen, eine handwerklich ordentliche Arbeit ! Wenn dann die Details stimmen, z.B. keine abgezwickte tote Drahtenden in den Lötstellen, sondern alte Bauteile komplett ausgelötet wurden, etc., ist es als gut gelungen zu bezeichnen!

Viele Grüße
Michael
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
27.07.15 09:01
Hallo Hansu,

Mit dem Klangempfinden ist es so eine Sache......was dem einen gefällt, kann der andere verdammen, also alles sehr subjektiv.
Ich habe in meiner Seeburg G und KD das Pickering 345-03D eingebaut.
Für meine Ohren war das Ergebnis im Vergleich zum originalen Redhead sensationell.
Das gesamte Klangbild wurde weicher, aber nicht dumpf, Stimmen sind wesentlich natürlicher. Was ich beim Redhead als "harsch" empfand, wurde mit dem Pickering rund und stimmig. Insgesamt sehr schöne Klangfarben. Basskontrolle ist mehr als in Ordnung, kein Dröhnen und gute Kontrolle.
Aber wie gesagt...alles subjektiv.
Sollte noch ein Pickering 345-03D irgendwo aufzutreiben sein, würde ich es auf jeden Fall kaufen.
Ich verwende die Pickerings nun seit über 10 Jahren. Würde mir eins kaputt gehen, ich würde fast jeden Preis für Ersatz zahlen.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit Deiner Seeburg

Bernhard Gschwenter
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
27.07.15 11:40
Hallo Michael,

Vielen Dank für deinen Bericht, ja ich weiss schon das mit den Kondensatoren ist so eine Sache, schwierig festzustellen wie gut oder wie schlecht sie sind. Aber wenn das Messgerät einen so stark abweichenden Wert anzeigt, hat sich der Kondensator sicher verändert, denn wenn ich einen neuen Messe stimmt der Wert.
Zum auslöten ist zu sagen, dass ich immer die ganzen Anschlussdrähte entferne, ist zwar mit ziemlich Arbeit verbunden weil alle Drähte um den Lötanschluss gewickelt sind, aber wenn man eine saubere Arbeit machen will geht es nicht anders.

Das Redhead Mono Tonsystem gehört also zu dieser Box und nicht das jetzt eingebaute Stereo System, ich werde mich mal umschauen ob ich so etwas kaufen kann.


Hallo Bernhard,

Auch an dich einen herzlichen Dank für deine Ausführung, dieses Pickering welches du empfiehlst wird schwer erhältlich sein und wenn, dann zu einem stolzen Preis.
Kennst du denn das Original Redhead auch und ist das Pickering besser?

Ich mache mich mal auf die Suche, sehen was dabei rauskommt.

Ihr hört wieder von mir wenn ich etwas gefunden habe.

Mit freundlichen Grüssen
Hansu
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
27.07.15 12:21
Hallo Hansu,

Ja, ich habe die beiden Seeburgs sicherlich 2 Jahre lang mit den Original-Redheads betrieben.
Nicht dass Du mich falsch verstehst....der Klang mit den Redheads war wirklich sehr gut.
Ich hatte kaum etwas zu beanstanden....und ich bin sehr heikel, was den Klang betrifft.
Bis ich dann (dank Oliver Stamann) das erste Pickering bekam.
Seitdem liegen die Redheads im Schrank...siehe oben.

Liebe Grüße aus Tirol
Bernhard Gschwenter
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
27.07.15 12:32
Hallo Hansu,

Schau mal ins allseits bekannte große Auktionshaus....
Artikel-Nr. 111726513616

Ob die gelben Nadeleinschübe gleichwertig mit den ursprünglich grünen sind, kann ich nicht beurteilen.

Liebe Grüße
Bernhard Gschwenter
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
28.07.15 06:58
Hallo Bernhard,

Danke für den Tip, ich habe dieses Pickering gekauft, mal sehen oder besser gesagt hören wie das klingt.

Ich nehme an das braucht auch eine andere Steckverbindung weil nur 2polig, auf jeden Fall habe ich eine bestellt.

Mit freundlichen Grüssen
Hansu
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
28.07.15 07:40
Hallo Hansu,

Ich denke, Du hast das Richtige getan und hoffe, dass Dir dieses Pickering in der Seeburg genauso viel Freude bereitet
wie mir die meinen.
Es ist zwar nicht ganz billig aber im Falle des Falles würde ich keine Sekunde zögern, diesen Preis zu bezahlen.

Liebe Grüße
Bernhard Gschwenter
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
29.07.15 09:01
Hallo Hansu,
ich hoffe, Sie werden mit dem 345 zufrieden sein.
Ich persönlich halte den Verkaufspreis für zu hoch. Zumal es sehr gute Alternativen gibt.

Als wir die neuen blauen Mono-Nadeln für das Redhead zusammen mit dem Hersteller entwicklet haben, habe ich oft das 345 im Vergleich mit dem Redhead getestet und keine markanten Unterschiede mehr hören können. Ausgenommen evtl. moderne Stereoplatten, bei denen das 345 mit seinen flexibler aufgehängten Nadeln besser abtasten kann.

Redheads sind zwar mittlerweile auch kaum noch unter EUR 100 zu bekommen - aber diese Investition lohnt sich aus meiner Sicht immer.

Das Stereo-System, das Sie jetzt eingebaut haben, ist ein ausgesprochen gutes System. Ich hätte gerne gewußt, warum es in Ihrer Seeburg nicht klingt. Ggfs. ist es nur falsch angeschlossen.
Die neuen T-Nadeln für dieses System, die wir ebenfalls mit dem Hersteller optimieren konnten, liefern einen phantastischen Klang.
In einigen Wochen können wir diese Nadeln auch für ein Auflagegewicht von 6 Gramm anbieten. Die aktuellen Nadeln sind für 3-4 Gramm eingestellt, was allerdings einigen Kunden Schwierigkeiten bei der Justierung des Tonarmes bereitet.

Ich bin mir bewußt, daß Diskussionen um Klangqualität sehr subjektiv sind und auch so beurteilt werden.
Ich kann hier nur von meinen Erfahrungen sprechen.

Vom Blackhead halte ich persönlich nichts. Bei Monoplatten läuft es gut, nur das Wechseln der kleinen Nadeln ist schon eine Zumutung.
Die "aftermarket" - Syteme von Gauselmann bis Varco klingen i.d.R. auch erstaunlich gut, wenn die Verstärker etwas angepaßt werden.
Das Redhead wäre aber immer meine erste Wahl für die Mono-Modelle von Seeburg.

Um das 345 in Ihrer Seeburg einzusetzen benötigen Sie einen originalen Mono-Tonarm.

Berichten Sie bitte einmal, wenn Sie das 345 eingebaut haben.

Viele Grüße - Oliver Stamann




Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
08.08.15 14:57
Hallo Bernhard,

der Pickering Tonkopf ist bei mir angekommen und ich muss sagen er sieht sehr gut aus, wenn er auch so klingt bin ich zufrieden.




Hallo Oliver,

Ich danke Dir für Deine Ausführungen und werde selbstverständlich darüber berichten wenn ich soweit bin, aber zuerst muss ich einen Mono-Tonarm besorgen und einbauen, so wie ich gesehen habe ist der anders.

Ich habe gemeint ich könne einfach die Steckbuchse durch eine 2 polige ersetzen aber das passt nicht.

Liebe Grüsse sendet
Hansu

Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
08.08.15 15:10
Wenn du einen anderen Tonarm von einer Box unterhalb der 222 oder 220 findest, ist im Tonarm der 2 polige Halter mit drin im Normalfall. Man kann aber auch den ganzen Schlitten mit dem Tonarm tauschen, der ist mit 2 oder drei Schrauben am kompletten Wagen befestigt. Ich würde sowieso empfehlen, den Schlitten auch rauszunehmen, falls du das noch nicht gemacht hast, ihn sauberzumachen und neu zu fetten. Der Schlitten sorgt für die Umstellung von A- auf B- Seiten und zurück. Wenn er sauber läuft, hast du später damit keine Probleme mehr.
Gruß
Markus
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
08.08.15 15:15
Sorry, hab gerade gesehen, dass du ja die Maschine komplett auseinandergehabt hast. Wenn du einen Tonarmschlitten brauchst, hab noch welche liegen. Komme aber erst im September wieder nach Deutschland
Gruß
Markus
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
08.08.15 17:16
Hallo Markus,

Danke für dein Angebot aber ich habe bereits eine komplette Mono Tonarmeinheit bestellt, sollte demnächst bei mir eintreffen.
Natürlich wird dann alles gereinigt und geschmiert damit es gut läuft.

Gruss Hansu
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
08.08.15 17:32
Hallo Hansu,

ich würde vorher noch herausfinden wollen, warum das Stereosystem nicht klingt. Wenn der Umbau gemacht ist, kommt man sicher nicht mehr dahinter.
Wie gesagt, das Stereosystem sollte alle Platten - egal ob mono oder stereo - mit einem sehr guten Klang abspielen.
Die beiden Kanäle lassen sich parallel oder in Reihe schalten, das hat auf den Klang keine Auswirkung.

Viele Grüße - Oliver Stamann

Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
09.08.15 07:29
Hallo Oliver, hallo an Alle,

Keine Sorge auch ich will natürlich wissen was mit diesem Stereo Tonkopf los ist und werde vor dem Umbau nochmals testen.

Im Moment bin ich noch mit dem Verstärker beschäftigt, ohne AVC klingt er gut und wenn ich das AVC einschalte wird er leiser und klingt nach einer Weile etwas verzerrt.

Ich habe dann nochmals die Spannungen an den Röhren gemessen und festgestellt dass an der 6SL7GT an Pos.5 die Spannung viel zu tief ist, nur 152 V statt 285, ich habe keinen Verdrahtungsfehler gefunden.

Warum gibt es in der Stückliste für diese AVC Schaltung verschiedene Werte für C29, C32, R26, R36, R46, R50 und (R49, R62)
war das eine spätere Modifikation und wie wirkt sich das auf das AVC aus?




Kennt sich da jemand aus und kann mir sagen welche Bestückung sinnvoll ist.

Zum voraus besten Dank, mit freundlichen Grüssen,

Hansu



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.08.15 07:32.
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
09.08.15 11:14
Hallo Hansu

Da ist kein Fehler in dem Verstärker.
Nach dem Schaltplan den ich habe, soll die Spannung an Pin 5 der 6SL7 145 Volt betragen.
Die von Dir gemessenen 152 V sind also o.k.

Zu den verschiedenen Werten kann ich nur das sagen, was in der Parts List angegeben ist.
Da gibt es den Vermerk, dass die anderen Werte beim Model HFMA1-L6J verwendet werden.
Dieses Verstärker Modell ist für die 100J.

Zu den Seeburg Verstärkern generell.
Obwohl ich ein absoluter Fan der Seeburg Technik bin (vor allem Tormat), sind die Verstärker technisch gesehen eine Katastrophe.
Dass alle vom "Seeburg Sound" so begeistert sind, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Die Verstärker selbst haben mehrere Eigenheiten:

1) Obwohl bereits 1955 die RIAA Norm für die Platten Schneidekennlinien eingeführt wurde, entsprechen die Seeburg Entzerrerschaltungen nicht dieser Norm (Jukeboxverstärker anderer Hersteller aber auch nicht).

2) Der Frequenzgang kann so gut wie nicht linear eingestellt werden (auch hier ist Seeburg keine Ausnahme).

3) Durch die Einbindung der Bassregelung mit dem LS-Poti (Anzapfungen) ändert sich das Klangbild je nach Lautstärke.
Daher kommt auch der oft erwähnte Effekt, dass Seeburg Boxen bei zunehmender Lautstärke immer schriller klingen.
Ab ca. 3/4 aufgedrehter Lautstärker hat das Verstellen vom Bass Schalter keine Wirkung mehr.

4) Die AVC Schaltung ist bei manchen Verstärkern zwischen der Höhenregelung und der Bassregelung!
Dadurch wird die AVC-Schaltung Frequenzabhängig.

Dann gibt es noch einige Ungereimtheiten in den Verstärkerplänen (Pegelangaben, Leistung etc.) und natürlich diverse - teils gravierende - Zeichnungsfehler.

Seeburg hat es aber trotz all dieser Unzulänglichkeiten seiner Verstärker durch gute Abstimmung der übrigen Komponenten (Tonsystem, Weiche, LS) geschafft, dass die Boxen ordentlich klingen. Einen Großteil dazu tragen die Utah Lautsprecher (nach diversen Quellen sollen diese in den 50er Jahren den Jensen Lautsprechern überlegen gewesen sein) und deren Einbau bei. Durch den Aufbau mit Plattengestell und Laufwagen war es möglich für die Lautsprecher - wie bei einer Lautsprecherbox - einen geschlossenen Raum zu schaffen.

Im Grunde lassen sich bei fast allen Jukeboxverstärkern durch kleine Schaltungsänderungen oder andere Dimensionierung von Bauteilen klangliche Verbesserungen erzielen.
Das größte Potential liegt im Bereich der Klangregelung. Hier wurden oft abenteuerliche Schaltungen mit vielen und aufwändigen Bauteilen (Mehrstufenschalter mit 2 Ebenen etc.) verwendet, obwohl es auch damals schon einfache und bestens bewährte Schaltungen gegeben hat. Vor allem AMI, Wurlitzer (USA) und Seeburg haben aus mir nicht erklärlichen Gründen keine diese bekannten Schaltungen verwendet, sonder immer wieder neue Varianten von Klangregelschaltungen hervorgebracht. Einzig Rock-Ola hat in den 1950er bis Mitte 1960er Jahre bewährte Standardschaltungen verwendet, allerdings bei den Einstellmöglichkeiten (Regelbereich) etwas eingeschränkt.
Am besten gefallen mir hier die Verstärker der deutschen Boxen und die RO NOVA Verstärker.


Wenn Du den Verstärker fertig hast, dann betreibe ihn Mal ohne 6SK7.
Danach entfernst Du noch C 18 (an Pin 8 der 6SK7 ablöten).
Bin auf Deine Meinung was diese Änderung (AVC deaktiviert) klanglich bewirkt gespannt.

Zum Tonsystem:
500 Dollar für ein Tonsystem würden nur ganz wenige bezahlen.
Vielen sind schon 150 Euro für eine Verstärker Überholung zu viel.
Nachdem Du nicht unbedingt auf 100%ige Originalität Wert legst hättest Du auch das spätere Stereo System verwenden können.

Ich wünsche Dir noch weiterhin gutes Gelingen bei Deinem Projekt und dass die Box letztendlich auch klanglich Deinen Vorstellungen entspricht.

Gruß
Roland




1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.08.15 11:16.
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
09.08.15 17:06
Hallo Roland,

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht, wenn die Spannung an 6SL7GT Pos. 5 in Ordnung ist muss ich nicht mehr weiter suchen, ich habe mit anderen Widerstandswerten von R46 probiert, so lässt sich die Spannung erhöhen aber es bringt keine Besserung im Klang, also löte ich wieder einen 470K Widerstand ein, wie im Schema angegeben.

Die von Dir vorgeschlagene deaktivierung des AVC werde ich demnächst testen, ich Berichte dann darüber.

Es ist möglich dass dann auch das Stereo-System besser klingt, ich werde diese Varianten ausprobieren.

Mit freundlichen Grüssen,

Hansu



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 11.08.15 09:47.
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
28.08.15 08:27
Hallo Jukeboxfreunde,

Die von Roland vorgeschlagene deaktivierung des AVC habe ich noch nicht getestet, aber ich habe mich noch einmal mit dem Stereo-System befasst.

Ich habe die Tonkopf-Steckerchen gereinigt, neue Kabel vom Tonkopf zum Lötstützpunkt eingezogen (die alten sahen sehr vergammelt und brüchig aus) dann das geschirmte Kabel welches zum Verstärker-Eingang geht ein kleines Stück gekürzt und neu angelötet und auf der Verstärker Seite auch gekürzt und einen neuen Stecker angelötet.

Jetzt klingt auch das Stereo-System viel besser als vorher, vermutlich war die Verbindung vom Tonkopf zum Verstärker nicht optimal. Jetzt weiss ich wenigstens das es nicht am Tonkopf gelegen hat.

Ich werde jetzt das Mono-System einbauen um zu hören wie das klingt, ich werde wieder Berichten wenn ich etwas weiter bin.

Mit freundlichen Grüssen
Hansu
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
06.09.15 07:53
Hallo Jukeboxfreunde,

Die Mono-Tonarmeinheit ist gereinigt und geschmiert, der Tonarm neu bemalt und der Pickering Tonkopf ist montiert.

Dann das Ganze nach Anleitung justiert und den ersten Probelauf gemacht, ich muss schon sagen dieses System ist sehr gut.



Ich betreibe meine HF100R vorerst über die Wurlitzer-Lautsprecher, weil die original Seeburg-Lautsprecher in der Revision sind, aber auch so ist der Klang gut, ich bin sehr zufrieden damit.

Die Seeburg-Lautsprecher waren in einem schlechten Zustand, Sicken und Membrane spröde und mit Rissen und Löchern, ich werde dann Berichten wenn die Revidierten Lautsprecher wieder bei mir angekommen und eingebaut sind, wie es dann klingt.

Mit freundlichen Grüssen
Hansu
Cle
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
07.09.15 20:45
Hallo zusammen,

ich selber habe zwar nie einen Pickering 345-03D System verwendet, aber Harold Hagen hat einiges dazu im Seeburg Reference Book geschrieben.
Er war offenbar sehr begeistert davon, schreibt aber von ein paar Eigenschaften, die zu beachten sind.
1) Das System (bzw. die Nadeln) sind für ein geringeres Auflagegewicht ausgelegt. Das Auflagegewicht ist bei den älteren Seeburg Mechanismen nicht leicht einzustellen, weil die Federn für beide Seiten gegeneinander arbeiten. Harold Hagens Vorschlag ist, Federn zu verwenden, die eigentlich für die neueren Mechanismen gedacht sind und diese etwas anzupassen.
2) Das System ist offenbar etwas leichter als das Redhead. Daher ist der Tonarm mit den originalen Gegengewichten nicht optimal ausbalanciert. Er schlägt vor, entweder das Gegengewicht am Tonarm zu verkleinern, oder auf der Seite des Systems ein zusätzliches Gewicht an den Tonarm anzubringen.
3) Für die Verstärker bis einschließlich G schlägt er vor, einen Widerstand zu verändern.

Zum Punkt 2) schreibt Harold Hagen allerdings auch, dass diese Modifikation nicht unbedingt erforderlich ist, sofern der Tonarm nicht dazu neigt zu "springen".

Wie gesagt habe ich persönlich noch kein Pickering 345-03D verwendet, und traue mir ehrlich gesagt auch gar nicht zu, den Klang zu bewerten. Ich verwende am liebsten Redhead Systeme, habe aber auch schon relativ aufwändig probiert, neuere Seeburg Stereo Systeme (die nach meinem Verständnis technisch identisch mit dem 345-03D sind, aber nur einen Bruchteil kosten) in alte Mechanismen einzubauen. Ich habe den gesamten Tonarmsockelrahmen aus einem neueren Mechanismus (inkl. Federn) verwendet. Auf diese Weise ist das Einstellen des richtigen Auflagegewichts kein Problem mehr.

Gruß
Clemens
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
08.09.15 17:43

Mann, die Redhead´s kosten jetzt auch schon 750 USD mit Nadeln
Entweder ist der Gute nicht mehr bei Sinnen oder ich hab meine verschenkt smiling smiley

[www.ebay.com]
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
09.09.15 07:19
Hallo Clemens,

Das Auflagegewicht ist bei meiner Box auf ca. 4-5 Gramm eingestellt und bis jetzt habe ich kein Problem mit dem "springen" des Tonarms, vielleicht habe ich per Zufall die richtige Stellung des Gegengewichtes gefunden.

Wegen dem Klang will ich nicht viel sagen, denn jeder Hörer bewertet das wieder anders, ich bin sehr zufrieden mit diesem System wenn auch sehr teuer, aber es hat sich nach meiner Meinung gelohnt.


Hallo Franz,

Ja vermutlich könntest du Heute einige Euro mehr bekommen für die Redhead's, aber so gesehen ist es nie der richtige Zeitpunkt zum verkaufen, denn ich vermute dass die Preise noch weiter steigen wenn die Nachfrage nach solchen Systemen weiter anhält.

Mit freundlichen Grüssen
Hansu
Cle
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
11.09.15 17:48
Hallo Hansu,

mit der Stellung der Gegengewichte kann man ein "zu leichtes" System nicht kompensieren.
Wenn das Gegengewicht zu schwer ist, dann verhält sich der Tonarm im Prinzip wie ein Stehaufmännchen, und möchte immer in eine bestimmte Lage zurückkehren.

So wie ich den Seeburg Mechanismus verstehe, ist das auch in einem gewissen Umfang so gewollt, und mit dem verschiebbaren Gewicht kann man einstellen wo diese Vorzugslage ist. Diese rückstellende Kraft ist aber nur sehr gering, und kompensiert die Komponente der Reibkraft (der Nadel auf der Platte), die die Nadel ins Zentrum der Platte ziehen würde.
Diese Kompensation wird bei Plattenspelern Anti Skating genannt, und kann natürlich auf verschiedene Arten technisch realisiert werden.

Wenn bei Seeburg Tonarmen das System leichter ist als es das ursprüngliche Desgn vorsieht, dürfte das Anti Skating nicht mehr so funktionieren, wie es der Konstrukteur vorgesehen hat. Die Anti-Skating Kraft müsste größer werden. Das müsste zunächst einmal dazu führen, dass bei Stereo Platten ein Kanal etwas lauter wird als der andere, und kann im Extremfall dazu führen, dass der Tonarm springt.

Jetzt nehme ich an, dass unsere 50er Jahre Mono Jukeboxen recht tolerant gegen diese Effekte sind, und wenn es für Dich passt, dann besteht auch kein wirklicher Grund etwas zu ändern.

Gruß
Clemens
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
04.10.15 14:05
Hallo zusammen,

ich denke eine HF100R kann phänomenal klingen wenn wirklich alles stimmt, was aber nicht so einfach hinzukriegen ist.

Auch ich habe bei meiner 100R u.a. verschiedene Tonabnehmer getestet. Mehrere Mono-Redheads sowie einen Pickering 345-03D und einen Thorpe (Varco Keramik-Ersatzsystem). Der 345-03D hat bei mir am Schlechtesten abgeschnitten. Allerdings kann ich nicht ausschliessen, dass dieser defekt ist (Widerstand 780 Ohm und kein Magnetismus erkennbar??). Habe vorerst keine Anpassungen vorgenommen bez. Gegengewicht etc. da nur probehalber eingebaut.

Der Thorpe tönt wider Erwarten verblüffend gut vor allem bezüglich Brillanz und Feinheiten bzw. Höhen. Dafür hat er leicht geringere Dynamik u. etwas weniger Bass (kann aber mit Bassstufe 4 und höherer Lautstärke locker ausgeglichen werden). Jedenfalls empfinde ich den Thorpe besser als ein schlecht erhaltener 345er oder Redhead.

Von den 4 Redheads mit gemessenen Widerständen zwischen 1700 Ohm und 1960 Ohm erachte ich denjenigen mit 1700 Ohm am besten. Wird dieser noch mit original alten NOS-Nadeln (L-shape 0.7 mil) bestückt ist der Klang für meinen Geschmack grandios. Extreme Dynamik und viel Power. Im Moment betreibe ich die Box in dieser Konstellation.

Weiss jemand welchen Widerstand ein „guter“ Mono-Redhead haben muss damit er dem damaligen Neuzustand nahe kommt? Ich denke ein tiefer Wert ist besser als ein hoher? Kann das jemand bestätigen?

Schöne Grüsse
Eddie
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
08.10.15 15:27
Hallo Clemens,

Ich werde wohl nicht darum herumkommen bei meinem 345-03d das Gewicht auszugleichen, denn bei einigen Platten überspringt der Tomarm ab und zu eine Rille.

Ich habe dann im Internet gesucht und etwas zu diesem Problem gefunden, dort steht dass der Redhead Tonkopf 19 Gramm wiegt und der 345-03d nur 9.5 Gramm.

Ob wirklich so ein grosser Unterschied ist weiss ich nicht, ich habe keinen Redhead aber ich nehme an es stimmt schon.

Meinen 345-03d habe ich auf die Waage gelegt und es zeigt 10.5 Gramm an.

Also müsste ich etwa 8 Gramm am Tonkopf anbringen um das auszugleichen.

Ich werde das bei Gelegenheit einmal ausprobieren.

Mit freundlichen Grüssen
Hansu
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
23.10.15 13:00
Hallo Jukeboxfreunde,

Ich habe oben am Tonkopf ein Gewicht angebracht es sind etwa 5.6 Gramm, total hat das Pickering jetzt 16,2 Gramm und bis jetzt ist das "überspringen" von Rillen nicht mehr aufgetreten, vielen Dank Clemens da wäre ich alleine nie darauf gekommen, dass es daran liegt.

Der Tonkopf mit dem Zusatzgewicht,


Die Mechanik-Abdeckung ist auch fertig geworden und montiert,


So langsam ist meine HF100R komplett, es fehlen noch die Lautsprecher und die Frontscheibe.

Mit freundlichen Grüssen
Hansu
Re: Instandstellung Seeburg HF100R (Teil 3)
04.02.16 11:24
Hallo liebe Jukeboxfreunde,

Ich melde mich auch wieder einmal, die Lautsprecher sind revidiert und eingebaut.






In der Zwischenzeit habe ich mir ein Redhead Tonsystem gekauft.
Ich wollte wissen wie der Klang dieses Tonkopfes ist.
Der Klang ist sehr gut, etwa gleich wie das 345-03D System. Der Redhead spielt bei gleicher Einstellung etwas lauter.



Die neue Frontscheibe ist auch eingetroffen und wurde eingebaut.



Die Seeburg ist nun fertig ich bin zufrieden mit dem Aussehen, der Funktion und vor allem mit dem Klang.

Hier noch Bilder von der fertigen Box.







Mit freundlichen Grüssen
Hansu



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 04.02.16 12:45.
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