Wurlitzer 536 Verstärker

Hallo Jukeboxfreunde,

Um etwas in Übung zu bleiben, habe ich einen Wurlitzer 536 Verstärker gekauft, welcher wieder funktionsfähig gemacht werden soll.
Der Verstärker war in einem sehr schlechten Zustand, siehe Bilder,









Auch auf der Unterseite sah es nicht besser aus,





Ein "normal denkender " würde hier sagen, schmeiss das Ding weg !
Aber ich wollte es trotzdem versuchen, denn man lernt ja dabei einiges.

Also habe ich mich entschieden, alles auszubauen, Teile reinigen, Chassis abschleifen und neu verzinken, dann alles einbauen und neu verdrahten.


Alles ausgebaut,



Neu verzinktes Chassis,



Die Beschriftung auf Water-Slide,



Einige Teile sind schon montiert,





Fertig aufgebaut und verdrahtet,





Nun kommt die Stunde der Wahrheit, einschalten einige Spannungen messen, alles scheint gut zu sein, also alle Kabel einstecken, einschalten und eine Platte wählen.

Etwas scheint nicht zu stimmen, die Box läuft zwar und es kommt auch Musik aus den Lautsprechern, jedoch viel zu leise, bei voll aufgedrehtem Lautstärke Poti erreichte der Verstärker nicht einmal Zimmerlautstärke.

Also an allen Röhrensockeln die Spannungen messen, laut Schema.
Alle Spannungen in Ordnung bis auf Röhre 6AU6, da scheint etwas nicht zu stimmen, auf Pin 2 und 7 sind anstatt 2V 135V auf Pin 5 statt 73V 298V und auf Pin 6 statt 91V 247V

Auch mit einer anderen Röhre das selbe Ergebnis.

Also vermute ich eine falsche Bestückung eines Widerstandes.
Die Widerstände in diesem Bereich kontrolliert, alles in Ordnung, was nun?

Da ich einen 532 Verstärker habe, welcher in Ordnung ist, habe ich alles in diesem Bereich verglichen und festgestellt, dass Widerstand R31 im 532 Verstärker 680 Ohm hat und im 536 Verstärker 680 K , vermutlich ein Stücklistenfehler.


Schema-Ausschnitt,



Stückliste, links 536, rechts 532,



Also ein anderer Widerstand eingelötet, Spannungen gemessen, alles im grünen Bereich.

Wieder alle Kabel eingesteckt, eine Platte gewählt und Oh Schreck es haut mir fast die Fensterscheiben aus den Rahmen,
ich habe vergessen das Lautstärke Poti leiser zu stellen.

Auch der Ton ist gut, ich bin voll zufrieden mit diesem Verstärker.

Mal schauen, was ich als nächstes in Angriff nehme, eine andere Box würde mich schon reizen, aber der Platz und die Preise, naja mal sehen.

Liebe Grüsse sendet
Hansu

Hallo Hansu!
Gratuliere zu Deiner Arbeit!!!
Wirklich sauber, zu Deinem Problem mit falscher Stückliste, solche Fehler habe ich schon einige gefunden,
auch im Stromlaufplan von den Boxen. Einmal habe ich mir bei einer Wurlitzer 1700 die ich für meinen Sohn
restaurierte erlaubt das Gehäuse vom Verstärker vergolden zu lassen, der Preisunterschied zum verzinken
war nur € 10,- Im Anhang ein Bild davon.

Hallo Willi,

Danke für Deine lobenden Worte.

Ja dieser Verstärker der W1700 sieht auch super aus, ich gratuliere ebenfalls !

Hoffentlich hast Du diesen Verstärker aussen am Gehäuse angebracht, damit man ihn auch sieht !

Gruss Hansu

Hallo Hansu

Sehr gute Arbeit. Kann man aber nur für sich selbst machen, weil als Auftragsarbeit unbezahlbar.

Fehler in technischen Unterlagen gibt es jede Menge.
Damit hat man als Techniker zu leben gelernt.

Ich habe vor einiger Zeit einen 532 Verstärker mit dem selben Symptom bekommen wie Du es bei Deinem 536 Verstärker hattest.
Der Besitzer hatte ebenfalls sämtliche Bauteile erneuert und nach Stückliste vom 532 neu aufgebaut.

Leider hatte er keinen anderen Verstärker zum Vergleichen und so ist das gute Stück bei mir gelandet.

Auch bei diesem Verstärker hatten die Spannungswerte von der 6AU6 nicht gepasst.
Ich hatte zwar keinen Verstärker für Vergleichszwecke, aber wenn man sich mit Verstärkertechnik auskennt weiß man, dass hier 680 K als Kathodenwiderstand nicht funktionieren können.

Der Rest war wie bei Dir.
680 Ohm Widerstand und booooom!

Mich wundert, dass in dem 536 Schaltplan den Du hast 680 K steht
In den Plänen die ich von den Verstärkern 530 und 536 habe ist der Wert mit 680 Ohm richtig angegeben.
Im Schaltplan vom 532 steht 680 K.


Gruß
Roland

Hallo Hansu,

Gratulation zu so einer konsequenten Lebensrettung. Bei diesem Ausgangszustand hat die "Patinafraktion" noch nicht mal für den Erhalt der Originalsubstanz plädiert ...
Ich wollte mich aber aus einem anderen Grund ganz besonders für den Beitrag bedanken. Ich habe lange an meinem 532 Verstärker repariert und mit Hilfe der Spezialisten im Forum auch die letzten bösen Fehler gefunden.So richtig war ich mit dem Klang aber immer noch nicht zufrieden und daher habe ich in einem Fleißanfall auch noch alle Widerstände geprüft und 80% getauscht - da oft weit aus der Toleranz. Wie Du, habe ich mich dabei an die Stückliste gehalten und genau diesen Fehler eingebaut - 680k statt 680 Ohm. Typischer Fall von Verschlimmbesserung..
Darauf war wie bei dir die Lautstärke sehr gedämpft. Irgendwann hat es dann mal "geprasselt" und die Lautstärke war wieder fast wie vorher nur immer noch verwaschen und wieder ein leichter Brumm in den Lautsprechern. Jetzt vermute ich, dass der C17 wegen des hohen Spannungsabfalls an R31 gestorben ist - aber die Ursache ist ja jetzt klar. Ich werde mir morgen gleich mal die 2 Bauteile mit den richtigen Werten besorgen und hoffe nun endlich den viel gerühmten Wurlitzer Sound an dieser Maschine genießen zu können.

Gruß Jens

Hallo an alle, hallo Hansu,

sehr schöne Arbeit. Über genau diesen Widerstand bin ich auch "gestolpert", bei meinem 532er Verstärker, da ich mir vor langer Zeit angewöhnt habe alle Bauteile vor dem Einbau zu prüfen, blieb mir große Sucherei erspart. Ich habe alle Widerstände und Kondensatoren gewechselt da ebenfalls teils sehr große Abweichungen festzustellen waren. Der Klang ist jetzt einwandfrei, und die automatische Laustärkereglung funktioniert ebenfalls sehr gut.

Grüße Falk




1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.02.15 08:21.

Hallo Jens, hallo Falk,

Ja es ist schon ärgerlich, wenn einem so ein "Ei" gelegt wird, aber man lernt ja auch wieder daraus.

Ich wünsche auf jeden Fall allen Jukeboxfreunden " Gutes Gelingen" bei Ihren Arbeiten an den unterschiedlichsten Jukeboxen.

Liebe Grüsse sendet
Hansu

Als Nicht-Technikerin will ich auch noch etwas schreiben.

Es hängt davon ab, welchen 532 Schaltplan man verwendet.
In den 532 Plänen der Modelle 2100, 2104 und 2150 ist der Wert in der Stückliste korrekt mit 680 angegeben.
Im Plan der Modelle 2204, 2200 und 2250 steht er (diesem Beitrag nach fälschlicherweise) mit 680k drin.

Dafür sind in den ersten Plänen andere Fehler, z.B. ist der Widerstand R76 zwischen PEC2 und Pin 2 der 12AX7 auf dem Schaltplan als R74 bezeichnet.

Aber genau diese Dinge herauszufinden kennzeichnen den versierten Techniker!


Viele Grüße - Hildegard Stamann

Hallo Hildegard,

Vielen Dank !

Darum finde ich es gut, dass solche Fehler hier diskutiert werden, damit andere nicht auch darüber stolpern und nachher nicht mehr weiter wissen.

Grüsse an alle sendet
Hansu

Hallo Hansu,

Super Arbeit, einfach perfekt!
Darf ich fragen wie Du die Beschriftung gemacht hast? Ich habe selber schon Versuche hinter mir mit dem Ausdrucken auf Selbstklebefolie. Allerdings ohne wirklichen Erfolg. Entweder hielt die Druckfarbe nicht oder die Folien waren ungeeignet.

Viele Grüsse
Eddie

Hallo Eddie

Wasserschieber

Steht ganz oben und ist auch abgebildet.

Gruß
Roland

Hallo Eddie,

Ich habe die Beschriftung mit Wasserschiebe-Folie gemacht.
Die gibt es im Internet zu kaufen, die sind viel dünner als die Klarsicht-Klebefolien, auf den ersten Blick sieht man kaum Ränder sondern nur die Schrift.
Das Anbringen ist etwas heikler, weil sie so dünn sind, aber es geht schon.
Es gibt zwei Sorten, eine für Tintenstrahl- und eine für Laser-Drucker.
Ich habe einen Tintenstrahl-Drucker, weil ich etwas Angst hatte, dass sich die Schrift im Wasserbad auflöst, habe ich den beschrifteten Bogen mit Klarlack eingesprüht um die Schrift zu "versiegeln" funktionierte bestens.

Ich wünsche Dir "Gutes Gelingen"

Mit freundlichen Grüssen
Hansu