W1015 Tonarmsteuerung trip dog

Hallo an die Wurlitzer Spezialisten,

ich bin seit einiger Zeit an meiner 1015 dran und mittlerweile an der Hauptmechanik angekommen. Viele Funktionen haben sich mir mittlerweile erschlossen, an einer Stelle komme ich jetzt aber ans Grübeln.
Nach dem Ausbau des "Tonarmpodests" habe ich auch die Tonarmwelle incl. der Steuernocken ziehen können. Am Ende des "Steuernockens" ist einen Rolle recht unkonventionell befestigt. Es sieht so aus, dass diese Rolle im Betrieb gegen den "Bügel - Ratchet trip wire" stoßt und daran etwas hochrollt.Ich denke hier wird das Plattenende ausgelöst. Laut Manual fehlt da ein Teil bei mir, der "Trip dog"
Frage: Welche Funktion hat der Trip dog und ist der verzichtbar? Ich denke die Maschine lief zuletzt auch ohne.
Ich hab mal ein Foto vom jetzigen Zustand (schon gereinigt) angefügt.

Viele Grüße Jens

Hallo Jens

Der bei Deinem Tonarmhebel fehlende "trip dog" ist ein Metallplättchen, welches beim Abspielen der Platte über die geriffelte Oberseite des "ratched trip wire" hinwegrutschte. Solange sich der Tonarm zur Plattenmitte bewegte, "ratschte" der "trip dog", weiter. Versuchte man den Tonarm, z.B. durch Rütteln am Jukeboxgehäuse wieder in Richtung Plattenanfang zu bewegen, verhakte sich der "trip dog" in der geriffelten Oberfläche des "ratched trip wire" und löschte die Platte.

Einen abgewandelten, aber ähnlich arbeitenden Mechanismus verwendete Rock-Ola in den 50er Jahren für denselben Zweck am Tonarm.

Meist wird der "trip dog" heutzutage ausgebaut, weil die Kräfte ihne zu bewegen ja von der Nadel und der Plattenrille aufgebracht werden müssen. Um heute die Platten so schonend wie möglich abzuspielen, werd der "trip dog" meist abgebaut.
In meinen alten Wurlitzern ist er überall ausgebaut.

Grüße aus Regensburg Axel

Hallo Axel,

vielen Dank! Wie immer kompetente Antworten. Der "Hund" verbeißt sich also an den Zähnen der "Zahnstange"....

Axel, noch eine Frage: Mein jetzt besorgter Lollipop Tonarm hat ca. in der Mitte unten diese "Gewindeblech" nicht dran. An diesem ist wird der kleine "Winkel" (latch plate) befestigt, an dem wohl der Aufsetzpunkt eingestellt werden kann.Da sind auch keine Punkte zu erkenne, an dem das mal befestigt gewesen sein könnte. Ist Dir das schon mal untergekommen? Wie kann man sich da behelfen. Ich kann da natürlich was "reinfummeln", aber vielleicht gibt es da ja schon eine bewährte Plaupause. Kann es sein, dass der Tonarm nicht von einer 1015 stammt und das in anderen Modellen anders gelöst wurde?

Viele Grüß Jens

Hallo Jens

Wenn diese Aufnahme an Deinem Tonarm fehlt, dann kommt mir spontan in den Sinn, daß Dein Tonarm evtl. von einem Tablecountermodell ( 41, 71 oder 81 ) stammen könnte. Bei den Tablecountern wird der Aufsetzpunkt auf die Platte ja ganz anders eingestellt.
Da hast nun evtl. ein sehr seltenes Teil.......aber es nützt Dir nichts.
Ich würde den Tonarm behalten und evtl. nach einem zweiten, korrekten Tonarm suchen.
Wenn Du oder jemand anderer mal einen Tonarm für einen Tablecounter suchen solltest, findest Du bestimmt keinen.
Und meiner Erfahrung nach ist es sehr wahrscheinlich, daß Du, nachdem jetzt schon eine 1015 bei Dir steht, auch irgendwann einen Tablecounter auf Deine "Habenwollen-Liste" schreibst.

Bei mir hat auch alles mal mit einer 1100 begonnen........wenigstens eine Box mit farbigen Drehzylindern wollte ich besitzen........und wohin hat es geführt...????

Servus Axel

Hallo Axel,

der Tonarm wurde in der Tat als Countertop -Tonarm angeboten. Ich hatte nur keinen Unterschied auf den Fotos erkennen können und angenommen, dass diese Tonarme baugleich zur 1015 sind oder der Anbieter sich schlicht geirrt hat, was ja auch schon mal vorkommt.Wie Du schon sagst, jetzt habe ich vielleicht das gesuchtere Exemplar, nur es nutzt mir nichts....
Gibt es da noch mehr Unterschiede, die sich evtl. erst im Betrieb zeigen? Mechanisch passt alles soweit. Die Aufnahmeplatte für ein 1/2 Zoll Abtastsystem war etwas straff, aber passte einigermaßen nach kleinen "nachfeilarbeiten".

Ein wenig hast Du auch den Nerv getroffen bzgl.: Dann nimm doch den Tonarm als Grundlage für die nächste Box...( getreu der weiblichen Logik: zum neuen Gürtel fehlt jetzt nur noch das neue Kleid).Ich hab in der Tat gedanklich was "Kleineres" im Kopf. Tablecounter oder eine Wallbox geistern da rum. Ich muss es nur noch meiner Regierung beibringen, denn eigentlich sollte die Drehzylinder- Box die Letzte sein, eigentlich...

Gruß Jens

Hallo Jens

Dein Tablecounter-Tonarm ist, bis auf den schon erwähnten Metallwinkel, meiner Meinung nach kompatibel mit dem Standard-Tonarm von Wurlitzer aus den Jahren 1940 bis 1947.
Da muß ich tatsächlich mal in meinen Tablecountermodellen kontrollieren, ob ich nicht evtl. einen "falschen" Tonarm von einer "großen" Box in den Tablecountern habe, wo wir dann evtl. tauschen könnten (evtl. auch mkt Wertausgleich).
Irgendwie habe ich im Hinterkopf, daß in meiner 71 eine "falscher" Tonarm sein könnte.......
Weil meine Tablcounter noch nicht bei mir wohnen dürfen, muß ich zur Tonarmkontrolle erst in mein Jukeboxlager fahren, was bis Dienstag dauern wird. Ich melde mich dann nochmal.

Wenn Du Deiner Frau erzählst, daß Dir "etwas Klein(er)es" im Kopf herumspukt, dann vergiß nicht gleich klarzustellen, was Du damit meinst....... ........sie könnte andere Vorstellungen als Du haben.
Ich verspreche Dir : es wird eine Wallbox u n d irgendwann ein Tablecounter kommen. Da wette ich !
Die Sucht ist nicht zu kontrollieren.

Servus Axel

Hallo Axel,

hast Du Deine Schätze besuchen können? Ein Boxen Außenlager ist natürlich ein Traum. Ich muss Lücken im Haus finden, aber ein paar Reserven hab ich noch. Die Krankheit scheint ja einen typischen Verlauf zu haben, so dass die sicher auch schnell gefüllt sind. Aber bei kleineren Geräten geht mehr auf die selbe Fläche, dachte ich mir so....
Bei meinem Tonarm muss ich dich aber warnen. Den hab ich verschlimmbessert, indem ich ihn hab neu vernickeln lassen. Die Oberfläche ist jetzt durchgehend glänzend. Die ursprünglichen Oberflächen sind ja etwas matter, bei Glas würde ich sagen satiniert.
Mir ist die Technik nicht bekannt, die damals für die Oberflächenbehandlung verwendet wurde.
Wenn ich den Tonarm anpassen muss, dann würden mich die Maße des Winkels interessieren, der da drunter geschraubt wird. Breite, Höhe der "Kröpfung" ( wie viel Millimeter unter dem Randniveau des Tonarms) und der Einstellbereich des Langloches bzw. wie viel Millimeter steht er seitlich raus.

Viele Grüße ins Bayerische, Jens

Mit dem "was Kleines" werde ich mich zurückhalten. Das eine Thema ist zwar durch, aber eine kleine Karatzahl ist gedanklich da auch schnell ausgelöst. Vorsicht ist die Mutter der Bastelkiste...

Hallo Jens

Nein ich bin noch nicht ins Lager gekommen, aber nachdem Du geschrieben hast, daß Du Deinen Tonarm hast vernickeln lassen (warum nur in aller Welt......wieder ein originaler weniger auf diesem Planeten) ist ein Tausch für mich ausgeschlossen. Der Tonarm ist jetzt für mich absolut entwertet.
Ein vernickelter Tonarm sieht doch in diesen alten Boxen schrecklich aus......... (gut.....meine persönliche Meinung).
Keine einziger Tonarm in einer 40er Jahre Wurlitzer war je vernickelt . Nur die Repros von Victory Glass wurden so ausgeliefert.

Der Winkel, der in Deinem Tonarm fehlt, war punktgeschweißt, würde ich sagen, und besaß eine kleine Gewindebohrung.
Die darauf festzuschraubende, gekröpfte "Platte" besaß einen Langlochschlitz, der zur genauen Einstellung des Tonarmaufsetzpunktes auf der Platte diente.
Ich muß mal nachschauen, ob ich einen einzelnen Tonarm mit dieser gekröpften Platte habe um diese fotogafieren und abmessen zu können.

Bitte mach nicht alles "neu" an Deiner 1015.........Du nimmst dem Gerät ihre Geschichte und ihren Charme.
Es gibt doch nichts langweiligeres als top restaurierte Oldtimer und Jukeboxen, die aussehen, als wenn sie gestern aus der Fabrik gekommen wären.

Viele Grüße Axel

Hallo Axel,

jetzt fühle ich mich etwas wie der Uli H. von den Bayern: Da habe ich wohl eine großen Frevel/ Fehler begangen und kann es nicht mehr ungeschehen machen. Entschichten und neu beschichten ( was ist das bloß für ein Verfahren) würde etwas mehr Authentizität bringen, aber eben nicht Originalität. Ich bin (noch) in der Phase: Sie soll so wie früher im alten Glanz erstrahlen....
So ab 10% Oberflächenmakel versuche ich das jeweilige Teil neu zu machen/ aufzuarbeiten. Das war bei diesen Tonarm genau der Fall - und vernickeln passt für mich irgendwie in diese Zeit - auch wenn der Tonarm original nicht vernickelt war.

Wenn Du dennoch die Maße abnehmen könntest!?
Ich werde jetzt zumindest das Hintergrundbild so belassen, auch wenn die schwarzen Anteile schon mächtig am Abblättern sind und ich das Repro schon da habe....


Gruß Jens

Hallo Jens

Ich wollte nicht mit Dir "schimpfen", aber ich bin eben ein Verfechter der originalen Substanz.
Bis zur letzten Schraube auf "neu" restaurierte Geräte wird es irgendwann wie Sand am Meer geben, aber richtig gute Originale eben nicht. In der Oldtimerszene hat sich diese Erkenntnis schon langsam durchgesetzt und es werden heute originale Fahrzeuge mit Patina weit höher gehandelt, als auf neu getrimmte.
Aus einer 60 jährigen Frau oder Mann kann man ja auch kein junges Mädel oder jungen Burschen mehr machen.


Zum Innenraum der 1015.
Wenn irgend möglich, würde ich auch die original Rückwandtapete der 1015 erhalten.
Die originale war geprägt, die Repros sind einfach auf glattes Papier gedruckt ( = langweilig ).
Die Noten und die silbernen Bögen waren geprägt, was gut zur Geltung kommt, wenn hinter dem "Vorhang" der 1015 noch eine Lampe installiert ist (hatten leider nur die frühen Seriennummern) und die Tapete flach beleuchtet.
(siehe erstes Bild)

Wenn Du den Aufkleber auf dem Plattenstapel anschaust, dann ist dieser Aufkleber kleiner, als der Deckel, auf dem er klebt.
Zudem sind auf diesem originalen Aufkleber die Plattenrillen und zwei Lichtreflexe angedeutet.
Die Reproaufkleber ist einfach schwarz gedruckt und so groß wie der Deckel selbst ( = langweilig ).
Ich würde mir, falls Du überhaupt einen Aufkleber verwenden willst, einen originalen Aufkleber besorgen. Sie tauchen hin und wieder in ebay.com auf.
Ganz streng genommen gehört auf den Plattenstapel der 1015 und all ihrer Vorgängerinnen gar kein Aufkleber. Den gab es erst ab der 1100 und dann auch ohne angedeutete Plattenrillen und Lichtreflexe.
Aber auf dem Plattenstapel meiner 1015 war dieser alte, originale Aufkleber drauf und deshalb habe ich es auch so belassen.


Zum Tonarmhaken:
Ich habe mal in meiner "Ersatzteilkiste" gekramt und einen originalen Tonarm gefunden.
Den Haken, der Dir fehlt, habe ich auch auf kariertes 5mm Papier gelegt, sodaß Du die Maße und die Kröpfung erkennen kannst.

Hoffentlich helfen die angefügten Bilder weiter (drei hier und drei im nächsten Beitrag).

Servus Axel

Hallo Jens

Hier die letzten drei Bilder.....

Hallo Axel,

vielen Dank - perfekte Fotos!
Damit müsste ich es nachbauen können. Dann werde ich mich mal an´s Langloch-feilen machen. Des Konstrukteurs Lieblingselement zur Herstellung der Passgenauigkeit, aber hier dient es ja der Justage....

Schöne kurze Woche, Jens.