AMI Continental 1 Tonoptimierung

geschrieben von - posted by Jens65 
AMI Continental 1 Tonoptimierung
14.01.13 20:55
Hallo aus Krefeld,

auch mich hat das Bastelvirus bei Jukeboxen befallen. Wie im User-Namen zu sehen, ist mein Name Jens. Schon als Kind war kein technisches Gerät vor mir sicher und Musikboxen haben mich da schon begeistert.Viele Jahre später hab ich dann zur Freude meiner Frau auf das dicke Motorrad zur Selbstbestätigung mit 45 verzichtet und mir eine eine Wurlitzer 2250 zum "ausprobieren" zugelegt. Nach ca. einem Jahr hatte ich sie am laufen und natürlich optisch wieder auf Vordermann.
Danach sollte es eine "schöne" Box als Nummer 2 sein, um meine Frau bei Laune zu halten - AMI Continental war das Ergebnis. Ich hab dann auch eine Conti 1 im recht erbärmlichen Zustand gefunden. Nach wieder einem Jahr, bin ich auch hier kurz vor der Vollendung. Jetzt kann ich wieder sicher mit Lötkolben, Lackierpistole umgehen und sogar brünieren von total verrosteten Tastaturblechen geht ganz gut von der Hand. Jetzt zum Thema - das Soundsystem:
Den Verstärker hab ich vollständig revidiert. Elkos; Koppelkondensatoren, brüchige oder vom Rost durchsetzte Kabel getauscht und fast alle Röhren ersetzt. Läuft alles ohne Blitzlichtgewitter nach dem einschalten. Nach dem kompletten Zusammenbau der Box hab ich auch Tonabnehmer und die festen Lautsprecher angeschlossen - und bin mit dem Ton nicht so ganz zufrieden. Es klingt alles ein wenig übersteuert, selbst bei sehr niedriger Lautstärke. Das System ist noch das GE VRII. Da keine Lautsprecher drin waren hab ich mir neue besorgt. Kann es sein, dass ich mich da im Anschlusswert für den Widerstand/ Impedanz mit 8 Ohm vergriffen habe. Ich hab weder in den Unterlagen noch im Netz das was gefunden. Könnte das die Ursache für den leichten Mißklang sein. Wenn ich den "Leistungswahlschalter" am Verstärker runter drehe, so auf 2 Watt, wird es etwas besser. Vielleicht könnt Ihr mir helfen, oder habt da noch den einen oder anderen Tipp für mich.

Viele Grüße Jens
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
15.01.13 09:40
Hallo Jens

Der unsaubere Klang kann alle möglichen Ursachen haben, von schlechten Arbeitspunkten bis zu einem defekten Ausgangstrafo. Für die Reparatur dieser Verstärker ist neben den Kenntnissen in Röhrentechnik auch noch einige Erfahrung mit der amerikanischen Schaltungstechnik erforderlich. Wenn Du nicht darüber verfügst, solltest Du den Verstärker durch einen Fachmann überholen lassen. Dadurch, daß Du selbst schon diverse Teile getauscht hast, wird es vermutlich etwas teurer, denn es muß kontrolliert werden, ob Du vielleicht einen Fehler eingebaut hast.

Die Impedanz der Lautsprecher müßte passen, ist aber auch nicht so wichtig. Es würden auch 4 Ohm oder 16 Ohm Lautsprecher verwendbar sein. Eventuell könnte man die Lautsprecher auch an die Klemmen für externe Lautsprecher anschließen. Da ist so ziemlich alles anschließbar von 2 bis 500 Ohm oder CV.

Das VRII System ist sehr gut für die Conti geeignet und auch nahezu unzerstörbar. Wichtig ist bei diesem System, daß die Nadel genau mittig zwischen den beiden Polschuhen steht.

Viele Grüße - charly49
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
15.01.13 20:25
Hallo Charly,

zunächst vielen Dank für deine Antwort und deine Tipps!

Du hast mich ein wenig bestätigt, in meiner Vermutung, dass die Anschlußwiderstände/ Impedanzen bei Röhrengeräten nicht ganz so kritisch sind (solange überhaupt was dranhängt). Bei Transistorverstärkern ist das wohl anders. Was tatsächlich von AMI verbaut wurde ist aber nirgends zu finden.
Zur Revision geben - ist sicher eine Möglichkeit, ich habe aber schon den Ehrgeiz, soviel wie möglich selbst hinzubekommen. Natürlich habe ich gerade bei den alten Röhrenverstärkern einen großen Respekt vor den Spannungen, sowie ein wenig Sachkenntnis ( und die linke Hand immer schön in der Hosentasche). Da ich schaltungstechnisch nichts weiter geändert habe und die Spannungen an den Röhrensockeln soweit i.o. sind wollte ich zunächst die Peripherie ausschließen, bevor ich an Arbeitspunkte und Übernahmeverzerrungen ran muss.
Nachdem wir den Lautsprecher als i.O. ansehen können hab ich mir heute mal das Abtastsystem angeschaut. Das ist ja noch das beim Kauf eingebaute VRII gewesen. Die Nadel ist schön zentriert zwischen den den Metallstreben. Ich habe aber festgestellt, dass das (vermutlich) Bakelit Gehäuse gebrochen ist. Zudem möchte ich gern auch Stereo Platten abspielen und das VRII ist meines Wissens ein Monosystem .Geht das überhaupt gut in dieser Kombination?
Also hab ich heute ein anderes aktuelles System aus der Ramschecke versucht "reinzubasteln". Die mechanische Anpassung ist recht schwierig, der Tonarm und die Systembefestigung sind "gerade", die Nadel aber in einer "schrägen" Aufhängung. Zudem taucht die Nadel recht tief ein, so dass das System lange auf der Platte auflag. Der Klang ist jetzt aber schon wesentlich besser, die Verstärkung kann ich auch wieder voll aufdrehen. Wie muss denn eine Conti klingen, damit sie dem damaligen Stand entspricht. Hab ich vielleicht zu hohe Erwartungen?
Welches System wären hier ein geeignetes, denn ich denke das "reingebastelte" werde ich nicht drin lassen. Das ist mir zu filgran und der Einstellbereich zwischen "springen" und Nadel "taucht ganz ab" zu eng. Bei welchem passt die "Schräglage" bzw. ist die Nadel starr genug.

Viele Grüße Jens
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
15.01.13 21:24
Hallo!
Folgende Systeme sind dafür am besten geeignet:
Stanton 400.V3
Shure M 44-G
Shure M 44-C
Shure SC-35-C
Diese Systeme halten den erforderlichen Auflagedruck von ca. 7 Gramm aus,
den die schlechte (schwergängige) Tonarmlagerung braucht.
Diese sind übrigends alles Stereosysteme.
mfg Willi!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.01.13 21:30.
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
16.01.13 08:40
Hallo Willi

Das SHURE M44G würde ich nicht empfehlen, der empfohlene Auflagedruck dafür ist nur 0,75 - 1,5 g. Siehe auch [www.jukebox-world.de] M44 . M44C sind sehr schwer oder gar nicht mehr erhältlich. Man kann aber ein beliebiges SHURE M44 System kaufen und den Nadeleinschub duirch einen (hellblauen) N44C ersetzen.

Viele Grüße - charly49



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 16.01.13 08:45.
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
16.01.13 09:08
Hallo Karl!
Ich kenne Lieferanten die alle genannten Systeme haben.
mfg Willi!
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
16.01.13 18:35
Hallo Jens,
zu den Magnetsystem für die Contis und anderer AMI Modelle aus dieser Zeit würde ich aus unserer Erfahrung sagen, daß das Laufwerk gut mit 3 - 5 Gramm Auflaggewicht zurechtkommt. Das VRII verträgt deutlich mehr (5-8 g) und spielt auch um 5 g am besten. Ich muß Karl zustimmen, daß es sehr robust ist aber die Nadel und der Nadelträger genau kontrolliert werden müssen.
Bei modernen Stereo-Platten kommt das VRII allerdings an seine Grenzen.
Alle Platten werden gut mit den alten Shure-Systemen M44 und M77 abgespielt. Diese sind gebraucht zu bekommen - das M44 auch neu.
Neue Magnetsysteme sind für den DJ-Bereich erhältlich, allerdings sollten möglichst "harte" Nadeln verwendet werden. So rüsten wir das Audio-Technica, das wir z.Zt. anbieten, auf eine Nadel um, die problemlos 3 Gramm verträgt.
Besonders für AMI-Modelle haben wir dieses System schon häufig verkauft und gute Rückmeldungen bekommen.
Voraussetzung ist natürlich immer ein gut überholter Verstärker.

Viele Grüße - Oliver Stamann
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
16.01.13 19:29
Hallo Zusammen,

wieder viel gelernt, Danke!

Dann habe ich jetzt genug Alternativen. Vom Shure habe ich viel Gutes gelesen. Dass mit einem einfachen Nadeltausch das System auf die "harte" Variante umgerüstet werden kann war mir neu, denn bei den recht leicht verfügbaren Varianten, waren mir die Auflagegewichte zu gering. Das Stanton hat mir von den Werten und der Geometrie eigentlich ganz gut gefallen und die Angebote von den Stamanns passen auch immer ganz gut.
Stereosysteme an Monoverstärkern - die Kanäle einfach zusammenschalten oder mit 2 kleinen Widerständen etwas entkoppeln?. Im Netz hab ich auch was von in Reihe schalten gelesen .Das könnte ich natürlich ausprobieren, aber vielleicht kann mir ja einer mit einem Tipp das "gefissel" am Tonarm ersparen..

Viele Grüße Jens
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
31.01.13 20:20
Hallo Zusammen,

ich hab jetzt das Stanton System eingebaut und die Tonarmeinstellungen angepasst. Die beiden Stereokanäle über zwei Widerstände zusammengeführt und noch 10k gegen Masse geschaltet. Der Eindruck, dass alles etwas übersteuert klingt ist damit erledigt. Es klingt recht sauber. Mit dem Klang bin ich in Summe aber immer noch nicht zufrieden.
Ich habe den Eindruck, dass ein Frequenzbereich fehlt, hauptsächlich die Höhen. Die Lautsprecher gehenaber beide, der Hochtöner aber sehr leise.
Ich habe die Frequenzweiche, wie im Original, sauber hergerichtet und dabei den Tonfrequenzkondensator getauscht. Die Lautsprecher, der Tieftöner und das Hochton Horn sind beide neu, hier von den Stamanns.
Wenn man das etwas verwirrend dargestellte Schaltbild der Frequenzweiche "aufdröselt" dann hängt der Tieftöner an der Spule und der Hochtöner am Kondensator, jedoch danach mächtig "runtergedreht" über einen Spannungsteiler 22/ 27 Ohm.
Frage: Hab ich da was in der Anpassung falsch aufgebaut. Waren die Original Hochtöner empfindlicher als die aktuellen Modelle. Kann ich den Spannungsteiler etwas entschärfen oder schicke ich den Hochtöner dann in den Lautsprecherhimmel. Ich finde auch leider keine Leistungsangaben zu dem Teil.

Viele Grüße Jens
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
01.02.13 00:15
Hallo Jens

Am Anfang hast Du folgendes geschrieben:

>>Den Verstärker hab ich vollständig revidiert. Elkos; Koppelkondensatoren, brüchige oder vom Rost durchsetzte Kabel getauscht und fast alle Röhren ersetzt. Läuft alles ohne Blitzlichtgewitter nach dem einschalten. Nach dem kompletten Zusammenbau der Box hab ich auch Tonabnehmer und die festen Lautsprecher angeschlossen - und bin mit dem Ton nicht so ganz zufrieden. Es klingt alles ein wenig übersteuert, selbst bei sehr niedriger Lautstärke. <<

Hast Du nach der Überholung vom Verstärker dessen Frequenzgang messtechnisch überprüft?
Denn wenn schon vom Verstärker zu wenig Höhen kommen, kann der Hochtöner nicht gut etwas wiedergeben.

Elkos und Koppelkondensatoren tauschen ist sicher richtig, aber im Verstärker gibt es auch noch andere Komponenten die den Frequenzgang beeinflussen.
Entzerrerschaltung, Bass- und Höhenregelung und noch die eine oder andere Maßnahme die sich die Konstrukteure speziell für Jukeboxverstärker zur "Klanganpassung" einfallen lassen haben.

Vor Du an der Weiche etwas änderst sollte folgendes durchgeführt worden sein:

1) Frequenzgang vom Verstärker mittels Signalgenerator feststellen
2) Frequenzgang vom Tonsystem mittels Testschallplatte überprüfen (auch wenn das System neu ist!)
Erst wenn da alles im grünen Bereich ist, kommt
3) Frequenzweiche und Lautsprecher

Gruß
Roland
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
01.02.13 20:01
Hallo Roland,

Danke für deine Bemerkungen!

Du hast mir leider alle Illusionen auf einen schnellen Erfolg genommen.

Ich war der Ansicht, wenn ich alles in den Originalen Zustand bringe, dann wird das schon funktionieren. Die Ingenieure der damaligen Zeit haben sich ja sicher auch was beim Schaltungsentwurf gedacht und ausgiebig getestet.
Da Du, sicher zurecht, auf systematische Fehlersuche hinweist, habe ich heute meinen meine alten Oszi und den RC-Generator rausgekramt. Nach einem kurzen "direkten" Test (nach 25 Jahren spannend) hab ich beidesl an den Verstärker angeschlossen. Das Signal kommt sauber durch alle Stufen. Der Gegentakt scheint damit auch i.O.
Nachdem ich die Frequenzbereichel durchgeschaltet habe, fällt mir auf, dass ab etwa 3kHZ die Amplitude runter geht. Bei 15kHz messe ich noch die halbe Signalstärke. Jetzt hab ich überhaupt keine Ahnung wie die Verstärker Anfang der 60-Jahre bzgl. des Frequenzgangs eingestellt waren?
Die Ton Einstellung wird mit 2 drei stufigen Schiebeschaltern vorgenommen. Da werden jeweils Kaskaden von Keramikkondensatoren reingeschaltet. Jetzt hab ich in dunkler Erinnerung: Bei Keramikkondensatoren passiert über die Jahre nichts, da geht in der Regel nix kaputt. Gibt es hier evtl. Verbesserungen die nachträglich empfohlen wurden?

Gruss Jens
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
01.02.13 22:06
Hallo Jens

ACHTUNG!

Der Verstärker ist für ein Magnetsystem ausgelegt und hat deshalb eine Entzerrerschaltung eingebaut.
Die Kurve entspricht zwar nicht ganz der RIAA ist aber ähnlich.
Bei der Herstellung einer Platte kommt eine Schneidekennlinie zur Anwendung (heute genormt RIAA), früher gab es zig dieser Kennlinien, die aber alle denselben Zweck hatten. Die tiefen Frequenzen werden abgesenkt und die hohen angehoben.
Im Verstärker wird das wieder durch eine sogenannte Entzerrung ausgeglichen.
Beim Tongenerator sollte die Amplitude bei 100 Hz, 1 KHz, 10 KHz, 20 KHz immer gleich groß sein, solange Du sie nicht gewollt veränderst.
Wenn Du an den Verstärkereingang 10 mV mit 1 KHz anlegst kommt auf Grund der Entzerrerschaltung natürlich ein wesentlich höherer Pegel heraus als bei 10 mV und 10 KHz, da die Schaltung die Frequenz die auf der Platte angehoben wurde wieder um denselben Wert absenkt.
Bei 10 KHz sind das 13,7 dB nach RIAA.
Das heißt Du musst statt mit 10 mV mit + 13,7 dB, also mit dem ca. 4,8-fachen Pegel arbeiten (48 mV).
Dann sollte am Ausgang derselbe Pegel zu messen sein wie bei 10 mV und 1 KHz.
Das wird beim Conti Verstärker aber nicht ganz genau so sein, da es da keine ganz lineare Toneinstellung gibt.
Bei einem Hi-Fi Verstärker sollte, wenn die Klangregler auf 0 ( dB ) stehen, der Frequenzgang absolut linear sein.
Probier einfach bei 10 KHz die verschiedenen Schalterstellungen durch, dann siehst Du ja sofort, wo am meisten Höhen vorhanden sind.

Bei 15 KHz sind es + 17,2 dB

Demnach ist Deine Beobachtung, dass ab 3 KHz der Pegel abfällt ein vollkommen richtiges Verhalten vom Verstärker.

Im Bassbereich ist es genau umgekehrt. Bei 100 Hz – 13,1 dB = 4,5 x weniger als bei 1 KHz.
Von 10 mV ausgehend sind das dann ca. 2,22 mV

Im übrigen solltest Du Dir von den Lautsprechern in der Jukebox keinen Frequenzgang bis 20 KHz erwarten.
Bei ca. 14 KHz ist da ziemlich sicher Schluss. Aber 14 KHz ist schon ein sehr hoher Ton.
Die tollen Angaben von 42 KHz bei so manchen Hi-Fi Boxen sind vermutlich gedacht um Mäuse, Marder und ähnliches Getier zu verscheuchen.
Ich habe mal einen Test mit verschiedenen Personen gemacht.
8 Jahre alter Bub: 20 KHz
40 Jahre alter Mann (Musiker): 16 KHz
78 Jahre alte Frau: 7,5 KHz

Noch Fragen?

Übrigens hört fast jeder Mensch auf beiden Ohren nicht gleich gut. Bis zu 2 KHz Unterschied kommt sogar häufig vor.


Gruß
Roland
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
03.02.13 18:48
Hallo Roland,

ja, da war was: Schneidekennlinienentzerrung. Danke für die Antwort und die ausführlichen Ausführungen dazu.

Ich hab jetzt mal folgendes gemacht: Am "AUX" Eingang (wofür der überhaupt da ist?) des Hauptverstärkers bin ich mit 200mV rangegangen. Das war zwischen 100Hz und bis 10kHz ziemlich linear. Die Amplitude ändert sich kaum. Die Stufe scheint damit in Ordnung.
Am Phono/ Systemeingang hab ich dann 10mV bei 1kHZ angelegt. Deine Werte oben übersetzt, müsste ich bei 100Hz ca. die 4-fache Amplitude haben und bei 10kHz nur noch 1/4 der Referenzamplitude. Nach "unten" passt das soweit. Bei den Höhen bekomme ich den Höreindruck aber bestätigt. Ab ca. 3 kHz geht die Amplitude sehr schnell nach unten. Bei 7-8 kHz ist fast nix mehr messbar. Das Viertel ist schon bei 5kHz erreicht. (Am Freitag hatte ich mich da vermessen beim Bereich umschalten). Die Klangbeeinflussung funktioniert zwar, aber die hatte ich sowieso schon auf max. bei den Höhen, so dass ein runter schalten das Ende nur vorgezogen hat.
Jetzt bin ich am Schaltung deuten, und suche die Elemente, die die Entzerrung/ Klangeinstellung vornehmen. Als "erstes" nach der Eingangsröhre 1. System kommt der Schiebeschalter (ich nehme an hier sind die Höhen dran). Die Kondensatoren im pF Bereich "killen" die Höhen, indem sie diese gegen Massen kurz schließen? Durch parallel schalten eines 2 Kondensators wird die "Kurzschlußfrequenz" abgesenkt? Zudem macht dieser Schalter das gleiche nochmal an der dritten Röhre. Bringt es was, hier was zu modifizieren. Sehe ich das überhaupt richtig, oder könnte mein Höhenverlust andere Ursachen haben.

Gruß Jens

PS: Ja, ich hab auch 2 unterschiedliche Ohren. Vielleicht hab ich deswegen nur Monomaschinen smiling smiley
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
03.02.13 22:50
Hallo Jens

Welche Verstärkerkomponenten sind in Deiner Conti verbaut?

Gruß
Roland
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
04.02.13 18:26
Hallo Roland,

der Hauptverstärker mit Netzteil ist der R 2017 B und die Vorstufe L 2156 A. Alles unverändert. Bisher hab ich nichts vom Schaltbild abweichendes entdeckt.

Gruß Jens
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
04.02.13 23:21
Hallo Jens

Deine Deutung der Schaltung (Höhenkiller) ist vollkommen richtig.
Wie Du am Schaltbild siehst, sind selbst in der Stellung FULL 2 Kondensatoren fix gegen Masse im Signalweg.
390 pF und 220 pF
Bei der Referenzfrequenz von 1 KHz beträgt der kap. Widerstand des 390 pF Kondensators rund 408 K
Bei 10 KHz nur noch ein Zehntel, also knapp 41 K und bei 15 KHz sind es nur noch 27 K
Bei 220pF sind es 723 K bei 1 KHz, 72 K bei 10 KHz und 48 K bei 15 KHz .

Du kannst die Werte der Kondensatoren kontrollieren.
Aber selbst wenn alle Werte stimmen ergibt sich eine Höhenabsenkung.
Versuchsweise kannst Du den Bereich für die Höheneinstellung “in die Luft hängen“ und dann den Signalpegel bei 10 KHz und 15 KHz messen.

Eine wirkliche Höhenanhebung gegenüber der Bezugsfrequenz von 1 KHz lässt sich mit dieser Schaltung nicht erreichen.
Denn jede Anhebung gegenüber 1 KHz erfordert zuerst eine Grunddämpfung der Bezugsfrequenz von 1 KHz.

Die meisten Jukeboxverstärker der 50er und 60er Jahre haben keine oder nur eine ganz geringe Anhebung der Höhen sondern hauptsächlich eine Absenkung.

Ich habe darüber hier im Forum schon öfter geschrieben.
z.B. hier:
[www.jbw-forum.de] Sechster Eintrag

Wünsche Dir viel Erfolg bei der "Höhensuche"

Gruß
Roland
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
06.02.13 08:53
Hallo Jens

Roland hat grundsätzlich recht mit seinen Betrachtungen bezüglich RIAA - Entzerrung und Frequenzgang. Eine Beschränkung des Frequenzgangs oberhalb 10 - 12 KHz ist allerdings beabsichtigt. Sie soll Nadelgeräusche weitgehend ausblenden. Da dieser Bereich nur zu einem ganz geringen Teil (Größenordnung 1%) zum Klang beiträgt, ist es (besonders in lauter Umgebung) nicht hörbar. Musikboxen sind - obwohl HiFi draufsteht - keine HiFi - Geräte im Sinne der bekannten DIN 45500 (die übrigens mittlerweile nicht mehr gilt). Sie sind ausgelegt für den Betrieb in Lokalen, wo viele Nebengeräusche vorhanden sind und auch die Raumakustik nicht optimal ist. Außerdem sollen auch verstaubte und zerkratzte Schallplatten möglichst störungsfrei gespielt werden können. Der Frequenzgang ist also ein Kompromiss zwischen möglichst originalgetreuer Wiedergabe und möglichst geringen Störgeräuschen, der übrigens bei den meisten Jukebox - Verstärkern sehr gut gelungen ist.

Der Abfall ab 3 KHz ist aber keinesfalls vorgesehen und daher auch nicht durch die Dimensionierung der Bauteile zu erklären. Es muß also etwas defekt sein. Der Verstärker ist ziemlich einfach aufgebaut und es gibt nicht sehr viele Bauteile, die einen Höhenabfall verursachen könnten. Ich sehe eigentlich nur das Dickschichtmodul im Anodenkreis der Eingangsröhre. Darin gibt es zwei Kondensatoren und vier Widerstände. Ich hatte schon einmal Probleme mit dem Frequenzgang, bei dem dieses Modul die Ursache war. Nachdem die Bauteilwerte angegeben sind, ist es relativ leicht nachzubauen.

Viele Grüße - charly49
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
06.02.13 19:20
Hallo Charly, hallo Roland,

zunächst erstmal vielen Dank für Eure Unterstützung und Eure Geduld. Es macht riesig Spass, nach so vielen Jahren und mit Eure Hilfe sich wieder in der Elektronik zurecht zu finden.

@ Roland: Die Höhensteuerung können wir abhaken. Ich habe, wie Du empfohlen hast, mal dem "Kamm" die Masseverbindung abgeklemmt, so dass die Kondensatoren "in der Luft" hängen. Da ändert sich leider nichts.

@ Charly: Du hast sicher recht, dass die Verstärker der damaligen Zeit weit weg von den heutigen modernen Verstärkern konzipiert worden sind. Den Anspruch habe ich auch ehrlich gesagt auch gar nicht. Ich denke aber, ein recht geschultes Gehör zu haben, und ein Frequenzabfall ab 3 kHz bringt einen Klang, der irgendwie nicht rund ist.

In der Tat, sind jetzt nicht mehr so sehr viele Ursachen in der Schaltung auszumachen. Ich habe eigentlich nur noch 2 Störenfriede im Auge. Das RC-Glied zwischen den beiden Trioden der Eingangsröhre und die sogenannte Squelch-Schaltung. Mit "Dickschichtmodul" meint Ihr sicher den Mehrfach-/ Doppelkondensator. Stimmt, die Werte hab ich im Schaltplan. Das würde ich als nächstes mal diskret nachbauen.
Wozu dient eigentlich die Squelch Schaltung? Vom Begriff her, hab ich mir das mit Rauschunterdrückung übersetzt. Sowas wird ja in der Regel auch über eine Höhenbeschneidung bewerkstelligt. Die Wirkungsweise hab ich ehrlich gesagt noch nicht ganz durchschaut.

Gruß Jens
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
06.02.13 22:26
Hallo Jens

Mit dem Dickschichtmodul meint Charly das RC-Glied, welches u.a. auch die Entzerrerschaltung beinhaltet.
Diese führt als frequenzabhängige Gegenkopplung von der Anode zum Gitter.
Wenn hier die Werte nicht mehr genau stimmen, dann stimmt auch der Frequenzgang nicht mehr.
Hier anzusetzen wäre auch bei mir der nächste Schritt gewesen.
Also, wie Charly bereits vorgeschlagen hat, die Schaltung nachbauen,
Falls Du mit dem Ergebnis der originalen Schaltungswerte nicht zufrieden bist, kannst Du noch ein wenig mit dem 300 pF Kondensator experimentieren. Der ist für die Höhenkorrektur zuständig.
Nachdem Du Tongenerator und Oszi hast kannst Du sehr schön sehen was sich tut wenn Du den Wert des 300 pF Kondensators veränderst.

Gruß
Roland


Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
06.02.13 22:51
Hallo Jens

Die Squelch - Schaltung gehört zur AVC. Das funktioniert folgendermaßen: Das zentrale Bauteil der AVC ist der 2µF Kondensator, der über den 2,2 M - Widerstand an der Kathode von V4 hängt. Der Kondensator wird kontinuierlich über der 15M - Widerstand auf eine Spannung von theoretisch - 30 V aufgeladen. Diese Spannung wird den beiden Systemen von V2 zugeführt und diese sperren auf Grund der hohen negativen Gitterspannung. Der Verstärker ist dadurch voll aufgeregelt. Das linke System von V4 verstärkt das NF - Signal und führt sie dem als Diode geschalteten rechten System zu. Diese Diode ist mit - 30 Volt vorgespannt und wird nur bei den Spannungsspitzen leitend, die diese Vorspannung übersteigen. Die Diode wird also leitend, wenn die Anode durch die Spannungsspitze positiv wird. Die Spannungsspitze erscheint daher auch auf der Kathode und entlädt den negativ geladenen 10 nF - Kondensator und in der folge auch den 2 µF - Kondensator. Je lauter die Aufnahme, desto mehr werden die Kondensatoren entladen. Die negative Gitterspannung an den Systemen von V2 wird geringer, die Röhren beginnen zu leiten und bedämpfen das NF - Signal, bevor es auf V3 kommt.

Das ist in vereinfachter Darstellung die Funktion der AVC. In Spielpausen oder während des Plattenwechsels ist kein NF - Signal vorhanden und die AVC würde daher den Verstärker voll aufregeln. Dadurch würden die ersten Takte einer Platte sehr laut gespielt werden, bis die Regelung wirksam wird. Um das zu verhindern, gibt es die Squelch - Schaltung. Das ist nichts anderes als ein Kontakt auf dem Muting Relay, der die Kondensatoren entlädt, so lange der Verstärker stumm geschaltet ist. Dadurch beginnt jede Platte etwas leiser und erreicht erst nach einigen Sekunden die volle Lautstärke.

Ich hoffe, daß die Beschreibung einigermaßen verständlich ist.

Viele Grüße - charly49
Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
14.02.13 16:51
Hallo Zusammen,

Abschlussbericht: Jaaaaaa, jetzt läuft die Conti wie vor 50 Jahren.

Ich habe das Dickschichtmodul nachgebaut (siehe Foto) und siehe da, jetzt sagen Höreindruck und Messergebnisse - es passt.Verglichen auf 1kHz bin ich jetzt bei 10kHz auf ca. 1/4 der Amplitude runter, aber das soll ja so sein.
Vermutlich ist in diesem Modul einer der Kondensatoren oder Widerstände aus dem Wert geraten. Die Widerstände des RC Gliedes sind in der Schaltung auch mit +/- 5% angegeben, da scheint es auch etwas genauer drauf anzukommen.

Ich würde jetzt noch Rolands Rat befolgen und den 300pF (eingebaut hab ich 330pF) in einen 270pF ändern, um noch etwas mehr Brilliance in den Klang zu bekommen.

Ansonsten allen Vielen Dank für die Hilfe. Jetzt ist die Einweihung mit den Nachbarn und dann die 1015 dran!

Viele Grüße Jens


Re: AMI Continental 1 Tonoptimierung
15.02.13 13:11

war im falschen Thread!
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