SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN

geschrieben von - posted by Musikquad 
SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
25.07.11 20:11
Hallo !

Ich bin neu hier. Wer kann mir was über die Seeburg-Quadrofonie-Musikboxen sagen. Ist bei diesen Boxen ein Matrix-Decoder
nach SQ oder QS eingebaut? Hat jemand Quadrofonie-Singles? Ich habe einige Singles die nach dem SQ und QS Quadrofonie-Verfahren aufgenommen wurden. Ich bin gespannt auf Eure Antwort.

Grüße
Musikquad
Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
25.07.11 22:23
In den Boxen gab es keinen Dekoder. Die zusätzlichen Lautsprecher waren lediglich phasenverdreht angeschlossen.
Die Box die das erledigte, war nicht umsonst vernietet. Ein Dekoder war zu teuer für die paar Quadro-Singles.
Anthony J. Miller Seite zu diesem Thema, die auch im Archiv verlinkt ist, gibt es leider nicht mehr. Das Internetarchiv findet aber diese Version.
[web.archive.org]
Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
25.07.11 22:34
Hallo Musikquad

Die Sache mit der Quadrophonie war wohl nur ein Werbegag. Es handelte sich nicht um echte Quadrophonie mit matrix - Decoder und Vierkanalverstärker sondern nur um Pseudo - Quadrophonie. Es wurden der Original Tonabnehmer und der Original Stereoverstärker und auch die Original Lautsprecher verwendet Für die rückwärtigen Kanäle gab es ein sehr einfaches Zusatzteil mit einem passiven Widerstandsnetzwerk, das Summen und Differenzsignale erzeugte. Man braucht daher auch keine speziellen Schallplatten, sondern man hat mit jeder Schallplatte einen (mehr oder weniger guten) quadro - ähnlichen Effekt.

Das Bild zeigt den "Quadrophonic Decoder", der außer den drei Drahtpotis keine weiteren Bauteile enthält. Ich müßte irgendwo noch einen Schaltplan haben. Wenn es Dich interessiert, müßte ich ihn suchen.

Viele Grüße - chqarly49


Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
26.07.11 14:41
Hallo !

Schönen Dank für Eure Information zu den Seeburg-Quadrofonie-Musikboxen. Trotzdem würde mich mal interessieren
wo man sich diese Seeburg-Quadrofonie-Musikboxen einmal anhören kann.

Gruß
Wolfgang
Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
26.07.11 16:39
Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
30.07.11 07:27
Hallo !

Weiß denn keiner, wo man sich die Seeburg-Quadrofonie-Boxen einmal anhören kann?

Gruß
Wolfgang
Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
04.08.11 14:54
Japan-Quadrofonie-Singles Simon & Garfunkel "El Condor Pasa"


Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
26.08.11 14:58
Hallo !

Kennt jemand die Seeburg Quadraphonic Singles und weiß, wo man die evtl. noch bekommen kann? siehe auch Anhang


Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
02.09.11 15:43
Ich habe mir die Funktionsweise des SQD1, welcher in der "Seeburg Quadraphonic First Editon" eingebaut ist, angesehen und ein paar Recherchen durchgeführt. Es handelt sich danach um ein Patent der Firma Dynaco. Dynaco, die auch unter dem Markennamen Electro Voice Geräte gebaut hat (und auch heute noch baut) hat dass erste Quadrophonieverfahren für Schallplatten am Markt gehabt. Es nannte sich EV-4. Nähere Informationen kann man unter www.quadrophonie.de nachlesen.

Der Electro Voice bzw. Dynaco-Decoder funktionierte als einfacher Phasenshifter. Nach dem Prinzip: Gleichphasige Signale sind vorne, gegenphasige hinten. Die ursprüngliche Bauform des Decoders sieht vor, dass man diesen, wie alle anderen Quadrophoniedecoder, zwischen Vor- und Endstufe einschleust. Das hat natürlich zwingend zur Folge, dass man vier Endstufen benötigt.

Tatsächlich kann man die Arbeit, die der Decoder durchführt, aber auch nach der Endstufe erledigen lassen, quasi auf dem
Weg zu den vier Lautsprechern. Die Bauteile im Decoder müssen halt für die Leistung der Endsufe ausgelegtsein. Derartige
Schaltungen werden bei echten Quadro-Kennern natürlich nicht wirklich ernst genommen und mit der "Quasi-Quadrophonie"
in einen Topf geworfen.

Fakt ist aber, dass wenn der SQD1 der Seeburg tatsächlich auf dem Patent der Dynaco beruht, es sich um den ursprünglichen
Quadro-Decoder für Matrix-Systeme überhaupt handelt und nicht "NUR" um einen "WERBEGAG" Wunder und großartige
Quadrophonieeffekte sind von der Seeburg allerdings nicht zu erwarten, da die Kanaltrennung dieses Systems sehr bescheiden ist. Außerdem führen Phasenverschiebungen, die in der Endstufe auftreten können, zu einer Verschiebung des
Quadrophonieeindrucks.
1974 hat Dynaco die Weiterentwicklung seines Systems zu Gunsten des Konkurrenten SQ aufgegeben. Dynacos EV-4 und SQ
sind kompatibel, somit ist die Seeburg Quadrophonic First Edition streng genommen nur für Quadro-Singles beider Systeme geeignet. Gruß Musikquad
Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
02.09.11 23:15
Hallo Musikquad

Ich glaube nicht, daß man dieses Seeburg - Ding (und andere ähnliche) als Decoder im Sinn des Wortes bezeichnen kann. Es werden lediglich Phasendifferenzen ausgenützt, um zwei zusätzliche neue Musiksignale zu erzeugen, die es vorher (bei der Aufnahme) nicht gab. Theoretisch könnte es funktionieren, wenn es eine Aufnahme mit zwei Mikrofonen in einem Konzertsaal ist. Auf diese Weise funktionierte z. B. die sogenannte "Kunstkopf - Stereophonie", die einige Jahre forciert wurde und erstaunlich gute Ergebnisse zeigte. Der große Erfolg blieb aber aus, weil der räumliche Klangeindruck nur entsteht, wenn man die Aufnahme mit Kopfhörer hört. Bei Studio - Aufnahmen wird jedes Instrument oder jede Stimme in einem annähernd schalltoten Raum getrennt aufgenommen, auf einer eigenen Aufnahmespur gespeichert und später zusammengemischt. Es gibt also keine Informationen (zumindest keine authentischen) über den Raumklang.

Richtige Quadrofonie heißt, es gibt zwei Front - Kanäle, die das Orchester wiedergeben, und zwei Kanäle, die den von der Rückwand des Saales reflektierten Klang wiedergeben. Dafür sind vier Mikrofone, vier Aufzeichnungskanäle (z. B. eine Vierspur - Tonbandmaschine) und auch vier Wiedergabekanäle erforderlich. Auf einer Schallplatte gibt es nur die Möglichkeit, zwei Kanäle in Echtzeit aufzuzeichnen. Ein ähnliches Problem gab es beim Stereo - Rundfunk. Beim Rundfunk steht nur ein Übertragungskanal zur Verfügung auf dem zwei Kanäle übertragen werden sollen. Für die Lösung wurde in beiden Fällen ein ähnliches Verfahren eingesetzt. Man zeichnet zusätzlich eine höherfrequente Trägerwelle auf, auf der der zusätzliche Kanal aufmoduliert ist. Dadurch ist aber eine wesentlich höhere Bandbreite (Frequenzbereich) des gesamten Übertragungswegs (Speichermedium, Tonabnehmer und Verstärker) erforderlich. Für Quadrofonie - Schallplatten ist die Trägerfrequenz, wenn ich mich richtig erinnere, etwa 30 KHz und die Bandbreite etwas über 40 KHz. Es wird daher ein besonders feinkörniges Plattenmaterial verwendet, ein spezieller Tonabnehmer mit einer speziell geschliffenen Nadel (Shibata - Schliff) und ein Breitband - Verstärker. Zusätzlich ist noch der Decoder notwendig, der die Musiksignale der vorderen Kanäle von den Trägerwellen trennt und die auf den Trägerwellen aufmodulierten hinteren Kanäle wieder herstellt. Das ist natürlich nur eine vereinfachte Darstellung, aber sie gilt für alle echten Quadrofonie - Systeme.

Leider ist keines der echten Quadrofonie - Systeme kompatibel zur herkömmlichen Stereofonie. Wenn jemand eine Quadrofonie - Anlage hatte, brauchte er zusätzlich noch seine alte Stereo - Anlage, um die alten Schallplatten spielen zu können. Für diese Leute wurde die Pseudo - Quadrofonie "erfunden". Mit so einem Preudo - Decoder war es möglich, beim Abspielen von Stereoplatten (mit dem alten Plattenspieler) auch den hinteren Lautsprechern Klänge zu entlocken, die zwar nichts mit Quadrofonie zu tun hatten, aber doch irgendwie dazu paßten. Später wurde dann aus der Not eine Tugend gemacht und diese Geräte als eigenständige Quadrofoniegeräte vertrieben Es wurden auch eigene Schallplatten produziert, bei denen die Phasendifferenzen der beiden Stereokanäle optimiert wurden, um ein möglichst kräftiges Signal für die hinteren Kanäle zu bekommen.

Der erreichbare Effekt dürfte mit der damaligen Technik in keinem Verhältnis zum Aufwand gestanden sein. Daher wurde die Produktion und auch die Entwicklung nach einigen (relativ erfolglosen) Jahren eingestellt. In der heutigen Zeit stehen wesentlich mehr Möglichkeiten für die Signalaufbereitung zur Verfügung. Daher wurde die Idee wieder aufgegriffen und daraus die modernen Surround - Systeme entwickelt.

Viele Grüße - charly49
Re: SEEBURG QUADROFONIE-MUSIKBOXEN
10.09.11 08:31
Hallo Charly 49 und alle anderen, die sich für Quadro interessieren!

Als Quadrofan der ersten Stunde muss ich hier mal ein paar Dinge erläutern.

Charly49 du hast natürlich recht, wenn du schreibst, dass man die vier Kanäle möglichst nicht „vermischen“ sollte. Für die Schallplatte gab es allerdings zwei grundsätzlich verschiedene Systeme: Zum einen das von dir beschriebene System mit der Trägerwelle und dem erweiterten Frequenzbereich bis 45 kHz, es nannte sich CD-4. Die genaue Funktionsweise wird auf www.quadrophonie.de (Quadro von 1969 bis 1980) ausführlich erklärt. Dieses System war sehr wohl stereokompatibel, da es im normalen Frequenzbereich die Summensignale rechts vorne + rechts hinten und links vorne + links hinten übertragen hat. Mithilfe der Trägerwelle wurden dann die Differenzsignale gebildet und so die vier ursprünglichen Kanäle wiederhergestellt. Letztlich ist ja auch der UKW-Stereorundfunk, auf den du dich beziehst, auch mono-kompatibel.

Neben diesem Trägerwellensystem, welches besonders Plattenmaterial und besondere Nadeln (Shibata-Schliff) erforderte, gab es ein halbes Duzend sogenannter Matrixsysteme: EV-4, SQ, QS usw. Auch alles genau beschrieben auf www.quadrophonie.de (Quadro von 1969 bis 1980). Diese Systeme mischen die vier Kanäle mithilfe genau definierter Phasenbeziehungen zueinander. Auch wenn die Einzelinstrumente in schalltoten Räumen ohne echte Phasenlage aufgenommen wurden, so ist es doch mit Phasen-ENcodern möglich, den Signalen die gewünschten Phasenbeziehungen zu geben.

Ein Beispiel: Wird ein Instrument über den Encoder genau gegenphasig links und rechts eingespielt, so löschen sich die Signale gegenseitig aus. In mono wäre also Stille zu hören. In stereo scheint das Signal diffus im Raum zu hängen (Du kennst das vielleicht von verpolt angeschlossenen Lautsprechern) und in Quadro wird über den Decoder das Signal vorne ausgelöscht (links + rechts ergibt gegenphasig = null) allerdings hinten abgebildet, da das Signal durch den Phasenshifter auf dem Weg zu einer hintern Box „gedreht“ wird. Das ist nichts anderes als passives Phasenshifting. So, oder ähnlich, funktionieren alle Quadro-Matrix-Decoder. Also auch Dolby-Surround, welches ja schließlich Jahrzehnte auf Videocassetten, Laserdiscs und im Kino angewandt wurde funktioniert im Prinzip nicht anders. Da alle Signale vorhanden sind, sind auch diese Schallplatten natürlich stereokompatibel.

Kein echter Quadrofan benötigt also zusätzlich eine Stereoanlage! Er würde sie sowieso nicht wollen, da jeder, der einmal echtes Quadro gehört hat, sich nie wieder vor nur zwei Boxen setzt um Musik zu hören.

Gute Matrix-Decoder begrenzen ihre Arbeit allerdings nicht nur auf das Phasenshiften sondern unterstützen das Ganze mit sogenannten Logic-Schaltungen, die in Abhängigkeit von der Phasenlage bestimmte Signale verstärken. Zum Beispiel ist Dolby Pro Logic II ein solcher Decoder. Andere aktuelle Beispiele sind Lexicon oder Circle Surround, letzterer wird bei diversen TV-Sendern eingesetzt, soweit sie kein Dolby Digital 5.1 senden.

Der Seeburg Decoder ist das Urgestein dieser Decodertechnologie. Peter Schreiber hat das mathematische System in den 60er Jahren entwickelt und hält meines Wissens das Patent auf Matrix-Schaltungen für Quadrophonie. Und Dynaco hat als erstes nach diesem System Platten gepresst (Electro-Voice-Four-Channel-Stereo). Der Dynaco-Decoder war nur ein ganz einfacher Phasenshifter ohne Logic. Und wenn ich die Patent-Nr. sehe, so muss es sich bei dem Seeburg-Decoder eben um dieses Ding handeln. Müsste mich schwer täuschen.

Wie gesagt: Der Quadroeffekt der Seeburg wird einen nicht vom Hocker hauen, weil das Phasendreh-Ding zu simpel und wahrscheinlich, weil nach der Endstufe eingeschleust, auch fehlerhaft arbeitet. Es darf sich aber Quadro nennen.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen.
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