Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!

geschrieben von - posted by Healin 
Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!
29.06.10 11:17
Hallo liebe Jukebox-Fans,

ich studiere Musikwissenschaft in Hamburg und habe mich im Rahmen eines Seminars eingehender mit dem Thema Jukebox beschäftigt. Nun muss ich noch eine Hausarbeit schreiben und muss daher noch etwas weiter in das Thema einsteigen.

Da es hier so viele Begeisterte gibt, würde ich gern einige Fragen stellen und hoffen, dass jemand so lieb ist, sie mir zu beantworten winking smiley

1. Wo liegt der Unterschied zwischen den Boxen der einzelnen Marken, also Wurlitzer, Seeburg, etc.? Ist es eine reine Liebhaber-Geschichte, hat es was mit der Optik zu tun oder gibt es qualitative Unterschiede in der Technik?

2. An die Zeitzeugen unter euch: Inwiefern hat die Jukebox auf euch einen Reiz ausgeübt? War sie der einzige Grund warum man in ein bestimmtes Lokal ging oder war sie mehr schmückendes Beiwerk?

3. Wie würdet ihr die Auswirkungen der ehemaligen Musikbox-Faszination auf die heutige Musikszene einschätzen? War sie vielleicht richtungsweisend bzgl. Stil und Indiviualität?

4.Wie geht es der Musikbox-Szene heute? Ist die Musikbox ein reines Liebhaber- und /oder Deko-Stück geworden, d.h. haben andere Medien (CDs, Mp3s, Radio, Fernsehen, etc.) die Musixbox endgültig verdrängt oder erlebt sie vielleicht ein Comeback?

5. Gibt es Fachliteratur zu Technik, Design und Herstellern?

Es würde mir wirklich sehr weiterhelfen, wenn ein paar Antworten gepostet würden. Vielen Dank schon mal im Voraus!

Liebe Grüße,
Healin
Re: Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!
29.06.10 15:59
Hallo Healin,

schau mal da...

[www.juke-box.dk]

Gruß Ralf
Re: Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!
29.06.10 20:24
Hallo healin,

ich wage einmal den Versuch, einige Antworten zu geben - in der Hoffnung, dass noch weitere Beiträge kommen, die ggfs.. zum Diskutieren einladen.


1. Wo liegt der Unterschied zwischen den Boxen der einzelnen Marken, also Wurlitzer, Seeburg, etc.? Ist es eine reine Liebhaber-Geschichte, hat es was mit der Optik zu tun oder gibt es qualitative Unterschiede in der Technik?
>>> Das ist natürlich keine Frage der Liebhaberei. Unterschiede gibt es in der Optik, Technik, Qualität, verwendete Materialien, Produktionszahlen, Zuverlässigkeit, Anzahl der Wahlmöglichkeiten, Preise usw.
Beispiel: optische und bezügl. der Wahlmöglichkeiten sehen Sie Unterschiede, wenn Sie die Modelle der verschiedenen Hersteller aus demselben Jahr vergleichen. Ein deutliches Beispiel ist das Jahr 1948, wenn ich die vier großen US Hersteller nehme:
Seeburg: Modell M100A, 100 Wahlmöglichkeiten, Design eher in die 50er Jahre weisend.
AMI: Modell C, 48 Wahlmöglichkeiten, Design noch eher 40er Jahre typisch
Wurlitzer: Modell 1100, 24 Wahlmöglichkeiten, Design noch typisch 40er Jahre
Rock-Ola: Modell 1428, 20 Wahlmöglichkeiten, Design noch typisch 40er Jahre
Hatte Seeburg also eine zeitlang die Nase vorn, was technische Innovation anbelangte, war Wurlitzer mindestens in Bezug auf das Design in den 40er Jahren führend.
AMI hatte schon Mitte der 30er Jahre einen Mechanismus zum beidseitigen Abspielen der Schellackplatte.
Seeburg darf man sicher einen Anteil zum Durchsetzen der kleinen Single mit 45 U/Min zusprechen. Zudem haben sie die erste Stereo-Box auf den Markt gebracht. Rock-Ola hat als erster Hersteller 120 Wahlmöglichkeiten umgesetzt (1952 - Modell 1436).
Andere Unterschiede findet man zwischen US und europäischen Musikboxen - nicht nur auf den Preis bezogen.



2. An die Zeitzeugen unter euch: Inwiefern hat die Jukebox auf euch einen Reiz ausgeübt? War sie der einzige Grund warum man in ein bestimmtes Lokal ging oder war sie mehr schmückendes Beiwerk?
>>> Vorweg: ich bin keine Zeitzeugin. Aber ein Aufsteller sagte uns einmal: "Die Musikbox war aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken."

Und ein weiteres Zitat aus dem Buch "Zwischen Steckrüben und Himbeereis" (Verlag: Museumsdorf Cloppenburg):
" ....mit den Worten eines Automatenaufstellers, der seit 1954 in dieser Branche tätig ist:
„Die Musikbox in Deutschland hat Lebensfreude gebracht!“
Bis 1953/54 waren kaum Musikboxen in den Gaststätten zu finden. Um so mehr sorgten die ersten
aufgestellten Geräte für Begeisterung. Wirte und Aufsteller berichten davon, daß Lokale nur wegen
der neuen Musikbox besucht wurden. Diese Attraktion wurde zum Gespräch in den Straßen und
Gemeinden. Dem Bedürfnis nach Unterhaltung, Geselligkeit und Zerstreuung wurde entsprochen.
Die bunten Musikautomaten spielten die bekannten Schlager der Zeit oft ohne Unterbrechung für
viele Stunden am Tag: „...morgens, mittags, abends und die liebe lange Nacht.“
Eine Aufstelleranekdote beschreibt die folgende Situation: ein Monteur wurde zur Musikbox
gerufen, die aus unerklärlichem Grunde kein Geld mehr annahm. Nach einer kurzen Inspektion
stellte er fest, daß der gesamte Münzkanal von der Kasse bis zum Geldeinwurf voll war!
Bei einem Preis von 10 oder 20 Pfennig pro Musiktitel läßt sich erahnen, welchen
Dauerbelastungen die Geräte ausgesetzt waren."



3. Wie würdet ihr die Auswirkungen der ehemaligen Musikbox-Faszination auf die heutige Musikszene einschätzen? War sie vielleicht richtungsweisend bzgl. Stil und Indiviualität?
>>> Ob die damalige Musikbox für die heutige Musikszene richtungsweisend war, weiß ich nicht. Die Fragen sind: was waren die Auswirkungen der Musikbox-Faszination? Und was ist die heutige Musikszene?
Ich glaube, Musikboxen haben nicht den Stil der damaligen Musik geprägt oder Hits hervorgebracht. Dafür waren vermutlich eher Radiosender verantwortlich: was dort viel gespielt haben, wurde ggfs. ein Hit. Und der landete in der Musikbox. Zudem wurden Musikboxen so bestückt, wie es das Publikum bevorzugte - nur so hat sie am meisten Geld eingebracht.



4. Wie geht es der Musikbox-Szene heute? Ist die Musikbox ein reines Liebhaber- und /oder Deko-Stück geworden, d.h. haben andere Medien (CDs, Mp3s, Radio, Fernsehen, etc.) die Musixbox endgültig verdrängt oder erlebt sie vielleicht ein Comeback?
>>> Ich würde sagen, dass die meisten alten Musikboxen heute in privater Hand sind - also als Sammler- oder Dekostück bzw. in Partykellern als Musikanlage fungieren. Es gibt jedoch noch CD- und Mp3-Musikboxen, die auch für den professionellen Einsatz gebaut werden.
Dennoch muß man sagen, dass es heute keinen vergleichbaren Markt für die Musikbox gibt. Denn ehrlich: wer geht heute in ein Lokal, um Musik zu hören?


5. Gibt es Fachliteratur zu Technik, Design und Herstellern?
>>> Das ist am leichtesten zu beantworten:
[www.jukebox-world.de]


Nun bin ich gespannt, auf weitere Antworten - Hildegard Stamann
Re: Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!
30.06.10 09:33
Hallo,

eine sehr schöne Lektüre zum Thema ist auch „Der Jukebox-Mann“ von Ake Edwardson, das Buch gibt es in der gebundenen Ausgabe bei Amazon zum Preis von EUR 8,95


Es war eine schöne Box, WurliTzers Jubiläumsmodell von sechsundfünfzig, eine 1900er, ein 104-Wähler, und Sie drückte auf eine dieser hundertvier Wahltasten und Johnny wusste, dass Sie B21 gewählt hatte, bevor der erste Pianoschlag ertönte. Dann drehte Sie sich um und mit dem Tortenheber als Mikrophon vorm Mund imitierte Sie stumm die Worte "I’d rather give everything that I own in this world, than to be all alone, and unloved", und er schnippte zu dem Gospeltakt mit den Fingern und tanzte auf Sie zu. Der Raum wurde ein anderer innerhalb dieser zwei Minuten und zweiunddreißig Sekunden, das war genau die Zeit, die nötig war, um grauen und blauen Alltag in etwas anderes zu verwandeln, denn alles, was zu sagen oder zu tun war, konnte innerhalb von zwei Minuten und zweiunddreißig Sekunden geschehen oder wenigstens innerhalb der drei Minuten, die eine Single sich drehte, das reichte, und alles konnte passieren.
(Der Jukebox-Mann, Ake Edwardson)


Die Geschichte von Johnny Bergmann, dem Jukebox-Mann, spielt in der Mitte der 60er Jahre in Schweden. Johnny ist Musikbox-Aufsteller und man bekommt einen kleinen Einblick in die Sorgen und Nöte dieses Berufsstandes in der letzten Phase der Jukebox-Ära.
Interessant sind nicht nur die Beschreibungen der Konditionen mit den Inhabern der Cafes und Bars oder der technischen Probleme der einzelnen Jukeboxen, sondern auch die Tatsache, dass immer wieder Modellbezeichnungen genannt werden, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ake Edwardson hat sich bei der Recherche zu seinem Buch sehr viel Mühe gemacht, das merkt man an den Kleinigkeiten, wie der Beschreibung, dass die Singles plötzlich mit kleinen Löchern auf den Markt kamen und der Aufsteller diese dann erst auf den größeren Lochkreis „umrüsten“ musste. Auch heute noch ein bekanntes Problem unter den Jukebox-Sammlern und Liebhabern. Lediglich ein kleiner Patzer ist Ihm untergekommen, als er die WurliTzer 1015 als die schönste Box aller Zeiten beschreibt (natürlich ist das die W 1100 ;-) und die Anzahl der Platten mit zwölf angibt. Diejenigen, die sich für Jukeboxen des „golden age“ interessieren, wissen natürlich, dass bei WurliTzers 1015 vierundzwanzig Schellacks im Magazin sind, von denen jeweils nur eine Seite gespielt werden kann, weil die Mechanik die Platten nicht dreht oder den Tonarm von unten auflegt.
Johnny mag Elvis und kennt die Tastenkombination seiner Lieblingssongs in den Jukeboxen, er lebt gedanklich in der Vergangenheit der 50er Jahre, als das Geschäft mit den Jukeboxen noch einträglich war und die V8 der amerikanischen Dickschiffe noch fröhlich blubberten. Man bekommt einen Einblick in die sich verändernde Zeit der späten sechziger, als sich die Menschen die Unterhaltung mittels Plattenspieler, Radio und TV mehr und mehr nach Hause holten und die Jukeboxbranche die Auswirkungen zu spüren bekam. Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle und dabei ist es eigentlich egal, ob die Geschichte in Schweden oder in Deutschland spielt.
Es war ein sehr kurzweiliges Buch und ich hab mich immer darauf gefreut, abends weiterlesen zu können.

Eric
Re: Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!
30.06.10 11:01
Hallo Healin

Ich bin Zeitzeuge und seit frühester Jugend mit der Reparatur und später mit dem Verleih von Musikboxen beschäftigt. Ich denke, ich kann Dir einige Informationen liefern.

Zu 1.: Die technischen Unterschiede der einzelnen Marken sind in der geschichtlichen Entwicklung begründet. Die Entwicklungsabteilungen versuchten natürlich, ihr Gerät zu verbessern und so einen Wettbewerbsvorteil zu erringen. Sie konnten aber nicht alles so bauen, wie sie wollten, weil manche Details schon von den Mitbewerbern erfunden und patentiert waren. Es gab auch viele Klagen wegen Patentverletzung. Das Aussehen hing wohl vom Geschmack des jeweiligen Designers ab. Jeder Designer versuchte, seine Ideen zu verwirklichen, was natürlich nicht immer den Publikumsgeschmack traf. Es wurden auch Details aus anderen Bereichen (z. B. aus der Autoindustrie) kopiert. Das Design war ein wichtiges Verkaufsargument. Der legendäre Paul Fuller hat z. B. mit seinen Kreationen viele Jahre die Marktführerschaft von Wurlitzer mitbegründet, obwohl die Technik eigentlich schon veraltet war.

Zu 2.: Die Musikbox war viele Jahre lang der optische und gesellschaftliche Mittelpunkt vieler Lokale. Die jungen Leute versammelten sich in der Nähe der Musikbox, es wurde getanzt und geflirtet. Man spielte die Lieblingsplatte für die Angebetete und so mancher Bund fürs Leben hatte vor der Musikbox seinen Anfang. Im weitesten Sinn ist es vergleichbar mit den heutigen Diskotheken, hatte aber den Vorteil, daß man noch miteinander sprechen konnte und daß man die Musik auswählen konnte. In Diskotheken wird gespielt, was der Diskjockey als passend empfindet und es ist so laut, daß eine normale Unterhaltung nicht möglich ist. Viele Jugendliche sind dadurch gar nicht mehr in der Lage, in zusammenhängenden Sätzen zu sprechen und sich ohne Alkohol und Drogen zu unterhalten.

Zu 3.: Ich glaube nicht, daß die heutige Musikszene von der Musikbox beeinflußt wird. Heute wird die Musik vor allem durch Videoclips im Fernsehen (MTV, VIVA etc.) oder im Rundfunk zum Publikum gebracht, ohne daß dieses eine Auswahlmöglichkeit hat. Wenn eine Platte oder ein videoclip oft genug in den Musiksendern läuft, ist es ein Hit, egal ob es gute Musik oder einfach nur Lärm ist. Früher war das anders. Im Rundfunk wurden einige Musikrichtungen (Jazz, Rock'n'Roll, Blues usw.) nicht oder nur sehr selten gespielt. Die Automatenaufsteller kauften gerade diese Platten, lange bevor sie das erste Mal im Radio gespielt wurden. Zeitweise wurden 60 - 70% der Schallplatten für die Verwendung in Musikboxen produziert. Es ist klar, daß sich die Musikschaffenden darauf einstellten und darauf geachtet wurde, den Publikumsgeschmack zu treffen. Ich denke, daß ohne Musikbox viele gute Musikstücke gar nicht produziert wurden wären. Es fällt auf, daß gerade in der Hochblüte der Jukeboxzeit eine riesige Zahl von Superhits entstand, die auch heute noch zu den besten zählen und mit Coverversionen an die Spitzen der Hitparaden kommen. Heute werden sehr oft Musikstücke produziert, die zwar musikalisch wertlos sind, aber duch obszöne Texte oder freizügige Videoclips die Aufmerksamkeit gewisser Moderatoren erregen und daher zum Hit gemacht werden.

Zu 4.: Heute gibt es leider keine Jukeboxszene mehr, zumindest keine öffentliche. Die meisten Boxen sind in privater Verwendung. Es gibt aber einen Hoffnungsschimmer. In letzter Zeit gab es einige Anfragen von Lokalen, die wieder eine Musikbox haben wollen. Es ist zwar momentan noch kein besonders großer wirtschaftlicher Erfolg, weil die Leute immer und überall mit Gratismusik berieselt werden. Es gibt aber wieder Leute, die einige Cent dafür ausgeben, die Musik auswählen zu können. Möglicherweise verstärkt sich dieser Trend.

Viele Grüße - charly49
Re: Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!
30.06.10 22:13
OK dann schließe ich mich hier auch mal an smiling smiley

zu 1.) Ich glaube, genau darüber wird auch hier im Forum gerne und lange diskutiert.
Die aufrechten Plattenmagazine der Seeburg, Jupiter und NSM Modelle werden gerne von leuten genommen, die auch Ihre Platten möglichst schonend abgespielt wissen wollen.
Alle anderen Hersteller bewegen den Korb und nicht den Abspielapparat, was optisch interessanter ist. gerade, wenn man den Mechanismus des Auflegens sichtbar plaziert hat
Daher sind Boxen mit sichtbarer Abspielung immer bevorzugt.
Das Design der verschiedenen Epochen spielt aber auch eine Rolle. Was der Eine ganz wunderbar findet, mag dem Anderen grausig erscheinen. Mein absoluter Liebling ist. z.B. die Fanfare Box der NSM, die ein -an sich haarsträbendes- Konzept zu Selektion und Abspielung verwendet... Der Techniker rauft sich die Haare, der Schallplattensammler ebenso, aber der Laie steht vor dem Gerät und staunt smiling smiley

zu 2.) Auch wenn ich meine ersten Schritte in einer Zeit gemacht habe, in der Jukeboxen längst Ihre beste zeit hinter sich hatten. So ist eine meiner ersten Erinnerungen , wie ich im Clubhaus der NSM vor o.G. Fanfare stand und einfach nicht vom gerät weg zu bewegen war, wenn die Box lief.
Und auch bis heute führt mich mein erster Gang zur Jukebox ..sofern noch eine dort steht.
Fakt ist: Der Mensch auf der Straße, denkt automatisch and die Wurlitzer 1015
Die ja als One More Time auch immer noch am Markt positioniert ist. Auch zeigen -wenn auch schlechte - Kopien des Gehäusedesigns mit normalen Kompaktanlagen, wie sehr diese Maschine auch heute noch in unsere Kultur präsent ist.
In der Schwulenszene war die Jukebox, bis in die 60er Jahre das einzige Mittel, wenn zwei Männer Kontakt aufnehmen wollten ( Blickkontakt: Einer wählt ein Lied, der nächste antwortet mit einem anderen Song ....Das haben mir zwei Freunde erzählt, die seit über 50 Jahren ein Paar sind)


zu 3.) sicher übt die Jukebox heute keine offensichtliche Vorbildfunktion in der Musikszene aus, das war in den 70ern noch anders
Das geht so weit, dass z.B. die Band 'Electric Light Orchestra' in Ihrem Doppelalbum 'Out of the Blue' ein Raumschiff als Coverbild designen ließen, dass dem Außenlautsprecher der Wurlitzer 1015 entspricht.
Ich gehe sogar sehr stark davon aus, dass im allgemeinen Retro-Trend gerade Bands im Independent Bereich hier sich so manche Anleihe holen.
Bis heute tauchen Jukeboxen in Hollywood-Filmen auf ( z.B. Batman Returns -> in dem 'Hauptquartier der Gangster steht eine NSM Prestige 160E, Die berühmte Töpferszene in Ghost -Nachricht von Sam .. eine AMI-Continental spielt unchained Melody, Start Trek der erste Kontakt ... auch in dieser Hinterwäldlerkneipe steht so ein Ding rum ...siehe letzte Szene mit den Vulkaniern, TopGun nicht zu vergessen grinning smiley )
Ich denke, dass hier so ein gegenseitiges Ding läuft ... Filmemacher inspirieren Musiker, Musiker wiederum Filmemacher und eins der Transportmittel ist die Jukebox.
Die Musikindustrie war sich sehr wohl der verkaufsfördernden Wirkung der Jukeboxen bewusst, die Entwicklungen der Musikboxhersteller wurden ausgiebig mit den neuesten Platten bemustert. Ausgewählte Aufsteller wurden regelmäßig interviewt, die Spielergebnisse mit denen der Charts abgeglichen.
Manche Plattenfirmen stellten Pressungen eigens für Jukeboxen her.

zu 4.) Ich denke dass, abseits der Retro- und Indie-Szene, Musik einfach viel zu beliebig und billig wurde. Durch die Dauerberieselung, der man heutzutage nirgends mehr entgehen kann, ist Musik zu einem Ramschartikel verkommen, für den niemand mehr Geld ausgeben mag. Aber genau das war die Faszination der Jukebox: Ich konnte mir 'mein Lied' dann anhören, wenn ich es mir leisten wollte.
Eine Kneipe, in der keine Beschallung läuft macht weniger Umsatz.
Trotzdem ist die Jukebox nicht tot: Der heutige MP3 Player hat sie ersetzt. Nicht ohne Grund wurden die ersten Player oft mit dem Zusatz 'Jukebox' versehen. Aus diesem Winkel betrachtet ist die Jukebox-Szene nicht nur nicht tot. Sie hat sich quasi transformiert, ist dabei leistungsfähig wie nie und für den Benutzer auch so teuer wie nie ... zumindest, wenn man sich die Musikstücke auf legalem Weg beschafft.
Die Vinyl-Jukebox ist heute (leider) nur noch ein Sammlerstück, für die einen kurios und altbacken, für die anderen einfach etwas, aus einer Zeit, wo ein Stück Musik noch ein Ereignis war.

zu5.) Ja gibt es : sogar bei den Betreibern dieser Seite ( Hildegard , Du bist zu bescheiden ;-)))) )
[ssl.kundenserver.de]
Genau so gibt es Unmengen von Clips zu Boxen auf DVD und auch bei YouTube



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 01.07.10 10:09.
Re: Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!
01.07.10 08:36
Ich kann da meine persönlichen Eindrücke aus meiner Kneipenzeit so in den späten 60zigern / 70zigern beisteuern.

Eine Kneipe ohne Musikbox war einfach nur öde.

In unserer Stammkneipe kannten wir,(meine Freundin und ich) die Wahlnummern unserer Lieblingsplatten auswendig.

Offt hörte man,wenn jemand zur Musikbox ging,den Ruf "die E 2 7 bitte mach mal".
Und da ergab es sich dann auch mal,das man einem Mädchen, mit dem man in Kontakt kommen wollte,einfach ihre gern gehörten Platten wählte.
Und wenn man an der Box stand,stellte sich ein Mädchen dazu um dich bei der Auswahl zu unterstützen,das war dann schon eine kleine Ermunterung zum Flirt.
Also war die Musikbox auch so eine Art Kontaktmaschine.
Und da gab es auch Musikpausen,in denen man mal flüstern konnte.
Anderreseits gab es auch mal Unmutsäusserungen,wenn jemand die Musik nicht mochte,.Das ziehen des Steckers,um die Musik zu beenden, konnte dann zu einigen unschönen Beulen führen.

Zur Ausstattung einer "richtigen" Kneipe gehörte eben eine Musikbox,ein oder zwei Fripper,und ein Geldspielgerät.

Wie eine Box aussah war da eigendlich zweitrangig,Hauptsache die richtigen Platten waren drinn.
Diese Kultbildung für besondere Musikboxen setzt doch erst mit ihrer Ausmusterung ein,und wird dann von den "Sammlern" bestimmt.

Zur heutigen Zeit fällt mir auf,das da ein dauernder Musikbrei durch die Kneipe wabert,der nicht wirklich wahrgenommen wird,er ist eben immer vorhanden,wie das Lärmen der Autos auf einer nahen Autobahn.

Dieter

Re: Die Jukebox als Thema einer wissenschaftlichen Arbeit - Hilfe gesucht!
12.07.10 13:23
Hallo noch einmal!

Vielen lieben Dank für die vielen hilfreichen Antworten! Ihr habt mir wirklich sehr weitergeholfen!

Liebe Grüße,
Healin
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