Habe eine Wurlitzer Lyric M und somit ein paar Fragen

Moin Leute,
habe von einem Gastwirt ne Wurlitzer Lyric M bekommen. Leider hat die Box 20 Jahre im Keller gestanden. Nun versuche ich das gute Stück wieder zum Laufen zu bringen. Daher erstmal folgende Dinge:
Im Verstärker stecken drei Röhren ECL 86. Vor dem Trafo ist noch ein Röhrensockel, leider kann ich dort keine Beschriftung mehr lesen. Was gehört dort hinein? Eine Röhre oder der Fernwähler? Kann man die Wurlitzer eigendlich auch ohne Münzen betreiben? Die Münzeinheit liegt lose im Gerät. Das wäre es fürs erste, um eine Spannung anzulegen.
Danke für Hilfe
Frank

Hallo Frank,

der Verstärker benötigt vier ECL 86 Röhren. Die stecken alle in einer Reihe und die Röhrenfassungen sind entsprechend beschriftet.

Der fünfte "Röhrensockel" ist für einen "Fernwähler" und nicht für eine Röhre vorgesehen. Da es für die Lyric M allerdings keinen Fernwähler gibt, bleibt der Fernwähler Sockel frei.

Über der Kasse befindet sich die Halterung, in dem die Münzprüfereinheit normalerweise steckt. Am unteren Ende befinden sich drei Taster, auf die normalerweise die entsprechenden Münzen fallen. Du kannst die Taster auch manuell kurz nach unten antippen, um eine Münze zu simulieren und Kredit aufzuzählen.

Sofern bei der Box kein Manual dabei war, bestelle Dir am besten schon einmal das SERVICE MANUAL Lyric 1962-1969. Gibts auch hier im Shop.

Gruß WLM

Hallo WLM,
danke für die ersten Tipps. Habe alle Röhren eingesteckt. Dann den Hauptschalter betätigt. Die Leuchtstoffröhren gehen an, die Röhrenheizung funktioniert ebenfalls. Nun kommt aus dem Verstärker noch kein Ton, habe eine externe Tonquelle angeschlossen. Gut, damit beschäftige ich mich später, habe mal Kommunikatonselektronik gelernt. Wenn ich nun eine Münztaste drücke, zieht im oberen Bereich ein Relais an, und eine Sofitte leuchtet. Lasse ich die Taste wieder los, fällt das Relais ab und die Lampe geht aus. Ist das richtig? Mehr geht leider noch nicht. Auch weiß ich halt noch nicht, wie man überhaupt ne Platte auswählt. Das Manual werde ich mir wohl besorgen, aber vielleicht kann mir hier jemand vorab schon mal etwas unter die Arme greifen.
Danke schon mal im Vorraus
Frank

Einfach einschalten ist keine gute Idee, immerhin hat das Gerät ettliche Jahre gestanden. Um den Verstärker brauchst du dich noch nicht kümmern, erstmal ist die Mechanik an der Reihe.
Verstärker in Musikboxen sind i.d.r. nur dann aktiv wenn eine Platte spielt, ansonsten werden sie stummgeschaltet, auch um die Geräusche beim auflegen der Platte zu unterdrücken.
Bevor du den in Betrieb nimmst sollte der überholt werden, sonst brauchst du bald schon wieder neue Röhren.

Was die Wahl angeht, da gibt es bei deinem Modell verschiedene Versionen, je nachdem ob du die Variante mit Wahlrad oder Tasten hast.

Hallo Marc,
danke für den Tip mit der Stummschaltung. Ich habe eine Lyric M mit einem Wahlrad in der Mitte, den Tasten A u. B, sowie zwei Münzschlitzen, den normalen mit der Kreditleuchte und den, wo ein Pfeil auf dem Glas ist 7 Spitzenschlager 1 DM.
Gruß
Frank

Solange du da Rumtestest dreh doch einfach die Sicherung für die Anodenspannung raus . Kann jetzt nicht genau sagen welche das ist solte aber irgendwas zwischen 300 und 800 mA sein . Somit kann da erstmal nix passieren nur die Röhren heizen halt weiter aber das tut dennen nicht weh .

Hallo Frank,

wahrscheinlich werde ich nicht alle Fragen in der Ausführlichkeit beantworten können, dass für dich alles klar wird. Auch ich habe die ganzen Funktionsprinzipien die in der Lyric M stecken erst nach und nach begriffen und finde selbst heute immer noch neue Einzelheiten, die mir vorher gar nicht genau bewußt waren.

Ich habe in diesem Forum über die Zeit schon auf verschiedene Fragen zur Wurlitzer Lyric geantwortet und versucht einzelne Funktionsprinzipien etwas ausführlicher zu erläutern. Eventuell findest Du über die Forumsuche darunter einiges für Dich, was die Dinge klarer erscheinen lässt.

Die (deutsche) Wurlitzer Lyric wurde in verschiedenen Variationen von 1962 bis 69 mit senkrechter Plattenabspielung produziert.

M bezeichnet dabei das Grundmodell mit Manuellem Wahlrad.
Über eine flexible Welle werden zwei Schießmagnete um die runde Wahleinheit unter dem Plattenkarussell bewegt. Mit den Tasten A und B werden in der Wahleinheit bestimmt Klinken aus dem Klinkenkranz hochgeschossen. Jede Klinke steht für eine bestimmte Seite einer bestimmten Schallplatte.

Das Modell E für Elektrische Wahl, hat außen nur noch Tasten. Die Wahlradwelle wird intern nach einem leicht abgewandelten Prinzip über Elektromotoren gedreht.

Das Modell F hat intern keine Wahlradwelle mehr. Die Jukebox wurde dadurch Fernwahl fähig.

Bei Modell C verschwand der Plattenspieler unter einer Console.


Deine weiteren Fragen reiße ich hier erstmal nur in Kürze an:

Fällt eine Münze kurz auf Ihren Münztaster, stellt eine Spule in der Krediteinheit ein Zahnrad um die entsprechende Anzahl an Krediten weiter, und die Tasten A und B bekommen über das Kreditwerk Strom, damit man über sie die entsprechenden Klinken für die gewünschte Plattenseite im Klinkenkranz hochschießen kann. Bei jedem Hochschießen einer Klinke wird im Kreditwerk wieder ein Kredit runtergezählt.

Sobald eine Klinke aus dem Klinkenkranz hochspringt (egal ob von einem der Schießmagneten hochgeschossen, oder weil man testweise manuelle gegengetippt hat) fängt die Wechslereinheit an zu Laufen und legt die gewünschte Plattenseite auf. Dabei wird die hochgeschossene Klinke auch wieder zurückgesetzt.

Die Platte wird abgespielt und der Verstäker eingeschaltet. Am Ende der Platte wird der Verstärker wieder stumm geschaltet. Und die Platte wird ins Plattenkaroussell zurück gelegt.

Sind noch weitere Klinken hochgeschossen, beginnt das Ganze von vorn bis alle ausgewählten Plattenseiten abgespielt wurden.

Die Röhren im Verstärker glühen immer, wenn die Jukebox eingeschaltet wurde - auch wenn noch keine Platte spielt und der Verstärker noch stumm geschaltet ist.


Gruß WLM


PS. Der zweite Münzschlitz (für die 7 Spitzenschlager) leitet die Münze zwar auch durch den Münzprüfer und damit auf ihren entsprechenden Münzkontakt. Allerdings geht der Stromimpuls dann (kurzeitig) nicht an das Kreditwerk (,um die entsprechenden Kredite zur freien Auswahl aufzuzählen), sondern er geht direkt an einen gesonderten Magneten am Klinkenkranz der 7 bestimmte Klinken auf einmal hochschießt. Nämlich die 7 Klinken, die für die 7 vordefinierten Spitzenschlager stehen.



4 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.05.08 21:40.

Hallo Frank,
zur Zeit restauriere ich von Grund auf die Lyrik M mit Wahlrad. Meine hatte ca. 18 Jahre gestanden! Wie schon Marc geschrieben hat, steht die Mechanik im Vordergrund. Diese Lyric ist solide gebaut und man versteht schnell den Aufbau von der Wahl bis zum Plattenton. Wenn du schon Strom angeschalten hast, kannst du auch einfach prüfen, ob eine Platte genommen wird.
Du tippst mit dem Finger am Selektor eine Feder an und dann müßte ein Stift, egal ob innen oder außen, herauf springen. Dann beginnt der Plattenkorb sich zu drehen. Du kannst unterhalb des Plattenkorbs folgendes beobachten: Dort ist ein Arm mit zwei Metallstiften, im Ruhezustand kannst du diesen wie eine Wippe betätigen. Wenn eine dieser Mettallstifte vor dem herausgeschossenen Stift diesen berührt, bleibt der Plattenkorb stehen. Es bewegen sich seitlich die beiden Arme für die Einlage der Platte hoch. Auf einer Seite legt dieser die Platte ein, der andere stößt gewollt vor den Plattenkorb. Wenn alles in Ordnung ist, müßtetst du jetzt Ton hören.
Da ich am Anfang bei mir auch nichts tat, reinigte ich Teil für Teil alle Kontakte. Wichtig ist dieser (siehe Photo). Wenn der nicht genau stimmt, geht nichts! Weitere sind hinter dem Plattenarm, am Wählrad (geht aber nur im ausgebauten Zustand usw.) Für die Anwahl ist dieser wichtig und ganz von unten gesehen (mußt du dich schon auf den Rücken legen) siehst du an der Mechanik drei Schleifkontakte, die auf Bahnen schleifen. Die Bahnen müssen blank sein, Reinigung wie schom mehrfach im Forum beschrieben.
Am besten ist, für die vernünftige Reinigung, Wartung usw. muß die Maschine ausgebaut werden, um an alles zu gelangen.
Der Verstärker sollte auch überholt werden! Alle braunen Elkos (siehe Photo) und nach Bedarf andere auch, sollten ausgewechselt werden. Nachdem ich diese bei meinem getauscht habe, war das ständige z.B. Brummen weg.
Ich habe die hier nur grob einiges Wichtige angerissen.
Ich schreibe die noch eine private Mail.
Viele Grüße Ronny

Hallo Leute,
erstmal vielen Dank für die freundliche Unterstützung. Ich werde mich mal vorsichtig ranmachen, das gute Stück überhaupt zum Laufen zu bringen. D.h. alle Kontakte reinigen, die Wahlscheibe gängig machen und sehen, dass sie aus dem Spielmodus herauskommt. Es ist nämlich der rechte Plattenarm ausgefahren. Dann sehe ich mal weiter.
Frank