Elektrikproblem zum Knobeln Rock Ola 440

geschrieben von - posted by ullchen 
Elektrikproblem zum Knobeln Rock Ola 440
05.02.08 09:52
Hallo Jukeboxfans,

seit über 15 Jahren halte ich eine Rock Ola 440 in Ehren. Technische Problemchen kamen eigentlich kaum vor. Vorgestern hat sie daher einen erstaunlich verzwickten Defekt ausgebrütet, den man eigentlich nur hier als kleine Knobelaufgabe zum Besten geben kann. Ja, nach meiner Meinung besitzen die alten Geräte ein ganz besonderes Eigenleben.

Zur Freude meiner beiden Kinder lasse ich die Box nun recht regelmäßig laufen. Und eben vorgestern war das Ding voll im Einsatz, als plötzlich ein komisches Geräusch aus der Box kam, das Licht ausging und die Musik für einen Moment wegblieb. Nach kurzer Zeit kam der Ton wieder und die Leuchtstoffröhren versuchten zu starten. Sie glimmten kurz an den Enden, doch zündeten sie nicht und blieben schließlich ganz dunkel. Bevor die Kinder ins Bett mussten, versuchte ich den Fehler noch ein wenig einzugrenzen. Die Drosseln der Röhren waren normal handwarm und weiter war nichts Besonderes zu bemerken. Auch lag kein komischer Geruch in der Luft. Ein kurzer Stromausfall war es auch nicht, da ja sonst diverse Uhren im Haus geblinkt hätten.
Die Leuchtstoffröhren haben alle die gleiche Beschaltung jeweils mit separater Drossel und Starter. Mit den amerikanischen 110 V Steckern sind sie an der Stromversorgung angeschlossen. An einer dieser Buchsen habe ich dann schnell noch mit dem Multimeter 120 Volt AC Versorgungsspannung gemessen. Was mich dann sehr verwunderte war die Widerstandsmessung an den Enden der Leuchtstoffröhren. Wo an den Stiften der Leuchtstoffröhren normalerweise der Widerstand der Glühfäden zu messen ist, war der Widerstand an allen Lampen unendlich hoch. Sind alle Glühfäden der drei Leuchtstoffröhren durchgebrannt, Messgerät kaputt??? Nun musste das Problem erst einmal verschoben werden, da es schon spät wurde. So ein Problem scheint mich dann im Schlaf weiter zu beschäftigen.
Am nächsten Tag fand ich sogar den Schaltplan der Box wieder und entdeckte den kunstvollen Abgriff der 110 Volt AC an der für 220 und 240 Volt ausgelegten Primärwicklung des Trafos – eine vom Spartrafo bekannte Sache. Es bestand kein Zweifel, wiederholtes Messen ergibt, dass alle Leuchtstoffröhren durchgebrannt sind. Die Untersuchung des Netzteils ergab eine defekte 3 Ampere Sicherung für die Lampen, ansonsten Alles in bester Ordnung. Aber wie kann man 120 Volt trotz durchgebrannter Sicherung messen? – Das blieb erst einmal ein Rätsel.
Also habe ich das Netzteil wieder mit einer neuen Sicherung eingebaut und komplett angeschlosssen. Nur die Lampen habe ich alle draußen gelassen. Bei erneuter Messung der Betriebsspannung für die Lampen ergab sich nun der Wert von 230 V AC. Nun doch so Viel??
Die Sicherung im Netzteil war auch wieder hinüber. Von den langen amerikanischen Sicherungen hat man sowieso immer zu wenig, grr )-:

Bald ist der Fehler gefunden. Wollt Ihr noch knobeln?
Re: Elektrikproblem zum Knobeln Rock Ola 440
05.02.08 14:06
Oha,
schon 27 Leser in so kurzer Zeit!
Dann geht es hier mal weiter:
Bei kaputter Sicherung noch 230 Volt Wechselspannung an der Versorgungsbuchse der Leuchtstofflampen zu messen, ist schon ungewöhnlich. Nun ist auch klar, warum die Lampen durchgebrannt sind. 230 Volt sind zu viel.
Mit ein wenig Probieren musste sich dann der Bösewicht stellen. Eine defekte Drossel von der oberen Leuchtstoffröhre (Dome Light) hatte einen Kurzschluss zum Gehäuse. Die Drossel war auf einem geerdeten Blech befestigt, so dass an beiden Kontakten der Drossel mehr oder weniger das Erdungspotential lag. Da an diesen Kontakten bei Normalbetrieb etwa 110 Volt anliegen sollten, brannte die Sicherung im Netzteil durch.
Nun lag zum Unglück am zweiten Pol des Lampensteckers die volle Netzphase an. Beim Spartrafo gibt es ja keine galvanische Trennung der Wicklung. Hätte der Netzstecker der Box genau anders herum gesteckt, wäre an diesem Pol der Nulleiter dran gewesen und nur die Sicherung wäre geflogen. Mit dem Kurzschluss wurde sozusagen der Trafo umgangen und es wurden auf diese Weise alle Lampen „geröstet“. Der Verstärker ist zum Glück extra abgesichert.
Ist Euch so ein schöner „Kupferwurm“ auch schon vorgekommen?

Wer also eine Drossel aus einer Rock Ola übrig hat, kann mir damit eine große Freude machen.
Ich wünsche Euch allseits gut gelaunte Schätzchen.

Grüße aus Berlin,

Ulrich Klein
Re: Elektrikproblem zum Knobeln Rock Ola 440
05.02.08 15:35
Da hätte eigentlich der FI, sofern vorhanden, auslösen müssen. In Altbauten fehlt der natürlich häufig.

Re: Elektrikproblem zum Knobeln Rock Ola 440
05.02.08 15:57
Hallo Ulrich,

ich hatte auch schon ein nettes Erlebnis mit einem Vorschaltgerät. Ein Bekannter hat eine Seeburg GEM, die ich auf Euro umstellen sollte. Bei der Gelegenheit sagte er mir, daß die Box manchmal elektrisiert. Ich vermutete, daß der Schutzleiter nicht angeschlossen ist. Das Phänomen kannte ich von alten Boxen, bei denen tatsächlich kein Schutzleiter angeschlossen ist. Bei diesen Boxen ist die einfachste Sofortmaßnahme, den Netzstecker umzudrehen. Das versuchte ich auch bei der GEM. Es hatte zur Folge, daß sofort der FI - Schalter auslöste. Ich zerlegte den Netzstecker und sah, daß der Schutzleiter und einer der stromführenden Drähte vertauscht waren. Ich stellte also den Anschluß richtig, was zur Folge hatte, daß der FI - Schalter in jeder Stellung des Netzsteckers auslöste. Nun war meine Verwunderung groß und um irgendetwas zu machen, holte ich mein Multimeter. ich stellte fest, daß mein ziemlich massiver Erdschluß mit etwas 20 Ohm bestand. Nach einigem Suchen fand ich die Ursache. Es war ein Vorschaltgerät. Nachdem ich es von der Unterlage abgeschraubt hatte, funktionierte alles einwandfrei.

Das Vorschaltgerät liegt noch immer auf einer Isolierunterlage, denn der Besitzer will kein neues Vorschaltgerät kaufen. Die Box hatte vorher jahrelang mit dem falsch angeschlossenen Netzstecker einwandfrei funktioniert. Warum der FI - Schalter nicht ausgelöst hat, ist mir noch immer ein Rätsel. Wahrscheinlich würde ich es nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte.

Viele Grüße - charly49
Re: Elektrikproblem zum Knobeln Rock Ola 440
05.02.08 22:12
Hallo charly49
Schon komisch, denk aber mal es liegt am FI-Schalter, wenn es eine sehr alte Anlage ist könnte es sein das ein Schalter mit 0,5 oder 0,3 Ampere verbaut ist, der löst nur aus wenn da richtig was über den SL fließt.
Bei 0,03 Ampere wie es eigendlich Heute üblich ist lößt er gleich aus.

Viele Grüße Roland
Re: Elektrikproblem zum Knobeln Rock Ola 440
06.02.08 15:58
Hallo charly49,

da hast Recht, dass an dieser Steckdose kein FI-Schalter installiert ist. Die Erdverbindung ist offensichtlich tadellos smiling smiley Das Vorschaltgerät habe ich zur weiteren Untersuchung noch aufgepult. Da sitzt eine in reichlich Teer eingegossene Spule mit Eisenkern drin. Der schwarz angekokelte Lackdraht wird nur durch Papier vom Eisenkern fern gehalten. Auf einen Spulenkörper aus Kunststoff oder Pertinax hat man verzichtet. Nicht einmal der Eisenkern hat trotz des vielen Teers keine sicheren Isolierung zum Blechgehäuse. Da hat sich der Hersteller nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Mich hatte gewurmt, warum da manchmal ein Kurzschluss drin ist und manchmal nicht. Nun wundert es mich nicht mehr so.
Dir hat die Seeburg am gleichen Bauteil auch einen schönen Streich gespielt. Schön ist es, wenn schon viel an Boxen herumgebastelt wurde und die Fehler miteinander ein frohes Zusammenspiel anstimmen.

Weiterhin einen vollen Musikgenuss und Grüße aus Berlin,


Ulrich
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