Seeburg-Verstärker

geschrieben von - posted by Guebei1 
Seeburg-Verstärker
06.12.13 14:53
Seeburg restauriert :
Vorgeschichte:

In den 70 zigern habe ich in Berlin u.a. für Seeburg Musikboxen als Kundendienst - Techniker gearbeitet.
Heute 44 Jahre später kamen wir auf die Idee in unserem Freundeskreis uns eine solche Jukebox anzuschaffen.
Ich nahm mir die Zeit dieses Projekt anzugehen.

Für unserem Bekanntenkreis fanden 3 Seeburg Modelle aus den 50 zigern.
(eine spielbereit, und 2 nicht spielbereite Seeburg Modelle (Import aus den USA )

Modell 100 J mit einer Steuereinheit WSR8-L6 , einem Verstärker HF MA1-L6, 2 Seeburgen waren mit dem Verstärker Modell MRA5 L6 ausgestattet.
Dabei konnte ich einige Kenntnisse wieder auffrischen.
Unterlagen, Justage - Anleitungen, Schaltpläne konnten via Internet besorgt werden.

Inzwischen funktionieren alle 3 Boxen.
Das 50 / 60 Hz Problem (Drehzahl) von 2 Boxen wurde mit einem 50 / 60 Hz Wandler im Zugang zum Motor gelöst.

Da wir den Originalzustand möglichst erhalten wollten, verwendeten wir auch die Original - Münzprüfer mit Quarter und haben die Anschlüsse auf 5 / 6 Plays gelötet.

Die Steuereinheit, Verstärker, Laufschlitten und Selct O Matic mit Tastatur wurden ausgebaut und mit Dampf vorsichtig gereinigt.
Danach haben wir die Kontakte eingestellt und gereinigt, jeden Kontakt individuell.
Die Verstärker wurden nachdem sie 100 % trocken waren teilweise mit neuen Röhren wieder bestückt und durchgemessen.

Alle Funktionsproben wurden ausserhalb des Boxen-Gehäuses vorgenommen.
Die gesamten Baugruppen wurden funktionell auf einemTisch aufgebaut.
So konnte man bequem Fehleranalyse und Reparaturen durchführen.

Bei einer Box wurde das System „Seeburg Read Head Stereo, da es keine Nadeln mehr gibt, auf Mono umgebaut, da die gesamte Box ja sowieso für Mono ausgelegt war.
Der gesamte Tonarm musste gewechselt werden, ein trickreiches Unterfangen.

Bei einzelnen Verstärkern wurden Kondensatoren innerhalb der Spannungsaufbereitung bis zur Röhre 12 AX7 getauscht.
Ein „Black Head „ System, das eingebaut wurde, klirrt noch etwas, das sich aber z.B. an einem modernen Phono Vorverstärker akzeptabel anhört.

Ein Entzerrvorverstärker, der anstelle der 5879 auf der 6SN7 Punkt 4 eigekoppelt wurde brachte eine Verbesserung, aber nicht optimal.
Alle 3 Verstärker waren sowieso individuell im Eingangsbereich modifiziert gewesen.

Da auch kaum Seeburg - Systeme zu bekommen sind, haben wir eines zur „Überholung „ gegeben.
An der Entzerrung eines MRA 4 / 5 werden noch einige Optimierungen vorgenommen werden müssen.
Bis auf das Ton Problem der einen Box funktionieren alle 3 Seeburgen jetzt.

Es wäre super, wenn noch jemand eine Idee zur Klangoptimierung eines Verstärkers für eine Seeburg 100 aus den 50ern hat.

Gübei1

Ein Aufbau vor dem Einbau in das Gehäuse:

[www.youtube.com]


Guenther Beiermeister



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.12.13 15:10.
Re: Seeburg-Verstärker
06.12.13 20:11
Also meines Wissens nach gibt es alle Seeburg Nadeln noch oder besser gesagt wieder . Wie es aber mit der Qualität aussieht kann ich nicht beurteilen . Mir ist lediglich bekannt das es immer mal wieder Serien gab die eine schlechet Tonqualtät hatten .

Ich habe es letzen schon einem 100J Besitzer geschrieben aber ich schreibe es gern nochmal . Baut da ein Originales Tonabnehmer System rein und baut den Verstärker wieder auf Original zurück . Die Amerikaner haben die Weisheit im Musikboxenbau auch nicht gepachtet . Daher sind nicht alle Modifikationen die aus Amiland kommen auch das Ei des Kolumbus . Ich kann beim besten Willen keinen tieferen Sinn darin entdecken einen Keramischen Tonabnehmer zu basteln als Ersatz für einen Magnetischen .
Re: Seeburg-Verstärker
06.12.13 20:23
Hallo Guenther

Einen Entzerrer/Vorverstärker an den Pin 4 der 6SN7 anzuschließen ist keine gute Idee, denn das ist die originale Entzerrerstufe. Nun wird das Signal sozusagen zweimal entzerrt, was natürlich nicht optimal klingen kann. Für eine optimale Reparatur sollte die Originalschaltung der Eingangsstufe wieder hergestellt werden, dann klappt es auch mit dem Klang (sofern nicht noch weitere Fehler vorhanden sind.

Ich weiß nicht, welche Elektronikkenntnisse Du hast und wieviel Erfahrung Du in Deiner Zeit als Servicetechniker in Verstärkerreparatur gesammelt hast. Damals beschränkten sich Reparaturen, speziell bei Seeburg-Verstärkern, hauptsächlich auf das Einstecken neuer Röhren. Das ist nach fast nach fast 60 Jahren natürlich nicht mehr so. Man muß Stufe für Stufe alles überprüfen. Wenn Du nicht über gute Kenntnisse und viel Erfahrung verfügst, ist es besser, den Verstärker professionell reparieren zu lassen.

Viele Grüße - charly49
Re: Seeburg-Verstärker
06.12.13 22:14
Danke für das Feedback!

Der Verstärker kann in der original Schaltung ODER mit dem Vorverstärker (wird lediglich in einem kleinen Gehäuse mit eigener Spannungsversorgung zwischengeschaltet.) betrieben werden, der Tonabnehmer Stecker kann INTERN oder EXTERN gesteckt werden und via Einkopplung betrieben.
Der externe Entzerr Vorverstärker (Spannungsverstärkung) kann Frequenz-Technisch justiert und angepasst werden.
(Hörprobe oder Scope)
Die Frequenzen wurden mit einem Frequenz - Generator des gesamten Verstärkers bis zur Endstufe angeschaut.
Wir haben das an 2 Verstärkern ausprobiert.
Der Sound ist da auch OK,
Die Systeme haben gezeigt dass diese sich sehr unterschiedlich im Frequenzband verhalten, und wir haben nur diese:
1x ReadHead, 2 x Black Head und ein Thorpe System das inzwischen einen guten Sound hat.

Es werden z.B.noch Kondensatoren erneuert werden und wir werden sehen was die individuelle Anpassung an das System bringt.

Die heutigen Möglichkeiten der Vorverstärker bieten andere Möglichkeiten als diese damals möglich waren.

Wenn der Sound super HiFi ist melde ich mich wieder.
Re: Seeburg-Verstärker
06.12.13 22:23
Danke für die Info !!

Ich werde das überprüfen, ich bin zwar viele Jahre aus der Röhrenverstärker -Technik raus, hatte aber die letzten 20 Jahre mit Mess und Regeltechnik u. a. mit Messverstärkern im digitalen Bereich zu tun. (Regelkreise AD / DA Wandler)

Ich bin deshalb für jede Info im Bereich der Röhrenverstärker dankbar.

mit freundlichen Grüssen.
B&K
Re: Seeburg-Verstärker
07.12.13 13:01
Hallo Guenther ,

Du schreibst , das der Amp mit einem Scope bis zum Ende durchgemessen wurde !?
Ich hatte in der Vergangenheit bisher zweimal Seeburg Verstärker , die vermeintlich
in Ordnung waren und auch spielten und auch mit dem Scope unauffällig waren !
Aber der Klang war trotzdem bescheiden .
Bei beiden Amps brachte erst der Austausch der Ausgangsübertrager den Erfolg.
Seeburg hat nie gute Transformatoren verbaut !

Evtl. ist das bei Dir ähnlich gelagert , wenngleich ich Charly beipflichte , verbastelte Vorstufen
sollten immer erst in den Originalzustand versetzt werden.
Gibt nur eine Ausnahme und das sind die Klangregler bei vielen Rockola Verstärkern ,
da diese unheimlich mies aufgebaut sind.

Gruß Klaus
Re: Seeburg-Verstärker
08.12.13 16:08
Hallo Guenther

Es ist schon richtig, was Klaus schreibt. Allerdings ist es oft schwierig, die Oszilloskopanzeige richtig zu interpretieren und zu erkennen, ob ein defekter Ausgangsübertrager oder ein anderer Fehler vorliegt. Daher auch mein Hinweis, daß Du neben den Fachkenntnissen auch eine Menge Erfahrung brauchst. Deine Erfahrungen mit Meß- und Regelverstärkern, vermutlich in Halbleitertechnik, sind dabei wenig hilfreich. Übrigens: Erfahrung ist das, was man bekommt, kurz nachdem man es gebraucht hätte smiling smiley .

Die 100J ist original mit einem Redhead - Monosystem ausgerüstet. Das Blackhead sollte annähernd gleichwertig sein. Das Thorpe oder auch das grüne Gauselmann bringen einen einigermaßen guten Klang (wenn auch nicht so gut wie ein Redhead), wenn sie optimal an den Verstärker angepaßt wurden. Die Anpassung ist allerdings nicht ganz einfach, weil auf verschiedene Kriterien geachtet werden muß (Lastwiderstand für das System, Regelbereich der AVC, Regelbereich des Lautstärkereglers bezüglich Wirkung der Loudness - Schaltung usw.).

Zum externen Entzerrer/Vorverstärker wäre folgendes zu sagen: Für die Aufzeichnung auf einer Schallplatte muß das Tonsignal aus physikalischen Gründen vorverzerrt werden. Das heißt, daß Bässe abgesenkt bzw. Höhen angehoben werden. Das geschieht nach der sogenannten RIAA (Recording Industry Assiciation of America) - Norm. Der Entzerrer/Vorverstärker hat die Aufgabe, diese Vorverzerrung für die Wiedergabe wieder rückgängig zu machen und die relativ geringe Ausgangsspannung des Tonabnehmers auf den Standardpegel von 1V anzuheben. Man kann davon ausgehen, daß die interne Entzerrerstufe (1 Triodensystgem der 6SN7) und der interne Vorverstärker (5879) diese Aufgabe optimal erfüllen können. Ein externer Entzerrer/Vorverstärker sollte auch nichts anderes tun. Eigentlich sollte es gar keine Einstellmöglichkeiten darauf geben, außer vielleicht einem Pegelregler, um unterschiedliche Ausgangsspannungen von unterschiedlichen Tonabnehmern ausgleichen zu können. Die Entzerrungskurve ist jedenfalls durch die RIAA - Norm vorgegeben und sollte (ebenso wie beim internen) möglichst eingehalten werden. Keinesfalls kann man - auch wenn es viele Einstellmöglichkeiten darauf gibt - damit Unzulänglichkeiten oder Fehler des Verstärkers ausgleichen oder verbessern.

Viele Grüße - charly49
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