wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?

geschrieben von - posted by Rockola 
wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 14:30
so mittlerweile neigt sich die Restauration derRO 444 dem Ende entgegen. Ein kleines Problem hab ich noch, kann aber noch warten. Sie tut jetzt schon ihren Dienst und das sogar sehr gut!
Habe aber mal eine ganz andere Frage..Wie war denn das eigentlich mit Gaststättenbetreibern etc. Haben diese Leute die Jukeboxen gekauft, oder wurden diese gemietet? Ich frage ,weil es doch fast jedes Jahr 1-2 neue Modellvarianten gab. Hat man sich da nicht geärgert, wenn man eine gekauft hat und schon knapp 1 Jahr später kommt schon ein neues Modell auf den Markt? Leider habe ich zu dem geschichtlichen Thema noch nichts hier gefunden..
lg chris
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 15:11
Also am Anfang war es wohl so das meistens Automattenaufsteller die Jukeboxen in Lokalen kostenlos aufstellen durften, da diese mehr Gäste brachten. Später wurden dann die Wirte am Umsatz beteiligt.
An besonders profitablen Standorten wurden wohl immer die neuesten Boxen aufgestellt und das alte Modell dann an einen weniger proftablen Ort gestellt.
Soweit ich mal gehört habe lag die Umsatzbeteiligung Mitte der 60er wohl bei rund 30%.

Wenn ich was falsches geschrieben habe bitte berichtigen, ich less mich auch erst ein. =)
Würde mich für weitere Infos auch interessieren. =)

Beste Grüße

Jürgen
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 15:36
Hallo Chris

Zu diesem Thema ist unser Charly der richtige Mann.

Mein Wissensstand (Gespräche mit schon lange pensionierten Automatenaufstellern) ist der, dass die meisten Boxen von Automatenaufstellern betrieben wurden. Die Boxen waren ihr Eigentum, wurden vom Aufsteller gewartet und repariert.
Auch die Schallplatten kamen von den Aufstellern.
Einige wenige Jukeboxen wurden von Gaststättenbetreibern gekauft.

In der "goldenen Zeit" bekam der Gaststättenbetreiber vom Aufsteller nicht einmal eine Beteiligung an den Einnahmen.
Die Gaststätte profitierte indirekt wegen der vorhanden Musik, da diese mehr Gäste brachte.

Irgendwann war das dann doch zu wenig Anreiz und die Gaststättenbetreiber wurden vom Aufsteller an den Einnahmen beteiligt.

Bei einem guten Aufstellungsplatz war das trotzdem für den Aufsteller ein lukratives Geschäft.

Du brauchst ja nur mal mit den Preisen von damals zu rechnen.
1 DM - 6 Spiele (Anfang der 60er Jahre). Bei 100.000 Spielen sind das über 16.000 DM.
Und die meisten Boxen haben wesentlich mehr Spiele auf ihrem Buckel (bzw. Mechanik).

Durchschnittlich war eine Box von einem Aufsteller 8 bis 10 Jahre im gewerblichen Einsatz.
Neue Boxen kamen meist zu guten Aufstellungsplätzen und die gebrauchten von dort zu einem Platz der weniger Einnahmen brachte.

Wie gesagt, Informationen von Aufstellern die in den 1950er und 60er Jahren tätig waren.

Bin gespannt ob diese Aussagen mit den Erfahrungen von Charly in etwa übereinstimmen.

Gruß
Roland
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 15:37

Jürgen war wohl etwas schneller.

Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 15:42
Während früher halt für Musik bezahlt wurde und in einer Musikbox Richtig gut was in der Kasse war ist es mit der Zeit immer weniger geworden . So ist es heute z.B. so das der Aufsteller an einer Musikbox nach Abzug der Kosten wie Anschaffung , Wartung , Gema , Steuer und Neuen CD's froh ist wenn er da mit + - Null rauskommt . Er macht sein Geld dann halt mit den Geldspielern . Sprich der Wirt sagt ohne Box kommst du hier nicht rein und der Aufsteller sagt gut die Geldspielerkasse ist so gut das sich das lohnt dann stellen ich halt ne Box dahin . Also das Geld wird heute nicht mehr mit der Musikbox verdient . Das ist aber schon sehr lange so . Nicht umsonst gingen einige Aufsteller dazu über dem Wirt eine Stereoanlage zu kaufen und zu schenken . Das war allemal billiger als dem eine Musikbox in die Kneipe zu stellen .

Ich kann mich noch gut an Musikboxen in der Kneipe erinnern . Jedoch verdienten die meisten Geräte da schon nur ihr Gnadenbrot . 1989 drückte ich noch an einer Prestige 120C meine Musikstücke . Wenn man überlegt wie alt die Kiste damals schon war kann man wohl nicht von lohnender Kasse sprechen sonst hätte man bestimmt mal was Aktuelleres hingestellt . Zu dem Zeitpunkt werden die zwar noch etwas Geld eingespielt haben aber von lohnen kann man da wohl bei den meisten Plätzen nicht reden .
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 17:18
Da ich mich gestern auch mit dem Thema etwas beschäftigt hatte, habe ich auch einen ziemlich Interessanten Link gefunden, welchen ich natürlich mit euch Teilen möchte.

Es geht dabei zwar allgemein um Automaten und das Aufstellergewerbe, aber Musikboxen kommen dabei immer wieder vor.

[www.goldserie.de]
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 17:42
Ich persönlich finde es sehr schade, das sich Jukeboxen in den Gaststätten kaum noch finden.

Während eines 3-wöchigen Urlaubs in den USA haben wir letztes Jahr 2 Gaststätten gesehen die noch eine Jukebox hatten. Eins davon war ein typisches Diner mit einer Seeburg, Seeburg Teardrop Speakern und unglaublichen 30 angeschlossenen und funktionsfähigen Wallboxen. Ich weis gar nicht wieviel Kleingeld ich an dem Abend versenkt habe, aber das war es definitiv wert.

Wir sind in unserer Freizeit öfter mal in Lokalen mit "amerikanischem" Ambiente, seien es nun American Diner oder was auch immer. In kaum einem Lokal findet man noch eine Jukebox.

Für mich wäre es ein massiver Anreiz dort hinzugehen und abends beim Essen meine Wahlen zu drücken.
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 18:56
Hallo!

Hier ein Zettel aus einer Jukebox

mfg. andreas
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 21:15
Hallo Andreas

......sehr gewagt den Zettel hier öffentlich zu posten.
Könnte gut sein, dass demnächst die Erben der Firma bei Dir zu Hause auftauchen sad smiley

Gruß
Roland
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 21:52
Hallo allerseits

Im Wesentlichen haben Jürgen, Roland und Swen die Situation richtig dargestellt. In den frühen 60er Jahren gab es tatsächlich viele Gastwirte, die auf eine Beteiligung am Einspielgeld verzichteten, nur um eine Box von einem Aufsteller zu bekommen. Es gab noch relativ wenige Boxen und auch wenige Aufsteller. Es gab aber auch relativ wenig Möglichkeiten, überhaupt die neueste Musik zu hören. Im Rundfunk wurde vorwiegend Klassik oder Volksmusik gespielt. Plattenspieler waren selten und die meisten Leute - besonders Jugendliche - konnten sich auch nicht leisten, jedes Monat die neuesten Schallplatten zu kaufen. Also traf man sich in einem Lokal mit Musikbox. Es wurde getanzt, getrunken und geflirtet und nebenbei wurde die Musikbox gefüttert. Es kam oft vor, daß die Musikbox noch am Vormittag des nächsten Tages einige Stunden die Platten spielte die am Vortag gewählt worden waren.

In dieser Zeit entstanden auch viele neue Aufstellfirmen, die auch einen Teil des Kuchsens abbekommen wollten. Sie versuchten daher (oft erfolgreich) gut gehende Aufstellplätze abzuwerben, indem sie dem Gastwirt eine höhere Beteiligung zusagten. Das war auch kein Problem, denn in einem gut gehenden Lokal wurden monatlich 4000 - 5000 Schilling (umgerechnet etwa 700 DM) eingespielt, auf Spitzenplätzen noch wesentlich mehr. Auch die Abgaben wurden im Lauf der Zeit immer höher. Anfangs lag es im Ermessen des Bürgermeisters, ob und wieviel Gemeindeabgaben bezahlt werden mußten. Etwa die Hälfte der Gemeinden verlangten gar nichts, der Rest verlangte 30, 50 oder vereinzelt 100 Schilling monatlich. Auch die AKM (GEMA) - Gebühren waren nicht sehr hoch. Es gab auch noch keine Mehrwertsteuer. Man brauchte nur 1,8% Umsatzsteuer zu bezahlen, wenn man den Aufstellbetrieb im rahmen eines Großhandels führte. Später wurden die Gemeinden darauf hingewiesen, daß sie bis zu 250 Schilling monatlich verlangen dürfen und daß sie diese auch einzuheben hätten, wenn sie Geld vom Land oder vom Bund brauchen würden. Dieser Betrag wurde in den 70er Jahren dann noch verdoppelt. Außerdem wurde die Mehrwertsteuer eingeführt und auch die AKM - Gebühren wurden einige Male erhöht. Damit war die gute Zeit vorbei.

Es gab noch weitere Entwicklungen, die sich negativ auswirkten. Es kamen immer mehr Gastwirte auf die Idee, die Musikbox selbst zu kaufen. Man kann sich vorstellen, daß es nicht die schlechtesten Plätze waren, die dadurch für den Aufsteller verloren gingen. Die Gastwirte, die die Box nicht kaufen wollten oder konnten, verlangten eine immer größere prozentuelle Beteiligung (bis zuletzt 50%) weil sie ohne Probleme einen Aufsteller finden konnten, der es bezahlte. Es wurde auch immer mehr Musik gratis angeboten. Im Radio und auch im Fernsehen geb es Sender mit moderner Musik. Jedermann hatte ein Kofferradio, ein Autoradio oder einen Walkman, das den ganzen Tag Gratis - Musik lieferte. Es gab auch immer mehr Discotheken, die außerdem noch eine wesentlich größere Auswahl bieten konnten. Die Einspielergebnisse wurden immer geringer, die Ausgaben stiegen. Das alles führte dazu, daß die Musikboxen aus vielen Lokalen verschwanden und durch eine Stereoanlage ersetzt wurden.

Wir stehen jetzt am Ende dieser traurigen Entwicklung. Es gibt zwar wieder einige Lokale, in denen die Musik ausschließlich aus der Jukebox kommt. Es funktioniert auch in diesen Lokalen. Die Einspielergebnisse sind zwar nicht übermäßig, aber doch kostendeckend. Für die breite Masse wird die Jukebox aber wohl nicht wiederkommen. Leider...

Viele Grüße - charly49
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 22:56
Hi ich war vor kurzem in meiner alten Heimatstadt Lübeck und bin mit meinem Cousin so durch die Altstadtkneipen. da waren in 4 von 7 Jukeboxen wie früher, allerdings nur mit CD`s, Stilbruch, no go oder eine neue Chance? Sahen richtig gut aus die Teile.

Aber wenn ich meine Rock-Ola 448 wieder hinkriegen sollte, kein Vergleich!!!!
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
20.03.13 23:22
Vielen Dank,das Ihr so zahlreich geschrieben habt, so bekommt man auch mal das "aha" Erlebnis, wie es gewesen ist...leider gewesen ist...Mein erstes Erlebnis mit einer Jukebox war als Kleinkind. Ich erinnere mich aber noch genau. Ich war noch nicht in der Schule und meine Eltern und ich waren Urlaub . Im Sauerland!!!! Im Hotel stand eine Jukebox , Mutter gab mir ein paar Groschen und meinte ich solle mal ein Lied "drücken". Tja ich kannte Zahlen und Buchstaben. So drückte ich dann was . Heraus kam "Heintje"-"MAMA"..und da diese Zahlen-Buchstabenkombination klappte..drückte ich dieses immer wieder.. Das dann wohl meistgehasste Lied von mir bis heute!. Im übrigen verfolge ich auch interessiert den Beitrag über die RO 448, da hört man ja auch das Brummen aus den Lautsprechen,was ich auch mal angesprochen hatte...



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 20.03.13 23:29.
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
21.03.13 11:38
Hallo Charly49,

Ohne Deinen Beitrag in irgendeiner Weise kritisieren zu wollen habe ich doch eine Frage. Du schreibst, "Es kam oft vor, daß die Musikbox noch am Vormittag des nächsten Tages einige Stunden die Platten spielte die am Vortag gewählt worden waren. "

Wie bitte soll das denn gehen? Jede Platte lässt sich doch nur für ein Spiel speichern. Okay, im Extremfall lassen sich 200 Spiele speichern. War das wirklich so?

Gruss Bruno
B&K
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
21.03.13 16:15
Bruno , das ist doch ganz einfach !
Wenn soviele Platten gewählt wurden , das es nicht möglich war , sie bis zum
Feierabend abzuspielen, dann wurden die eben am nächsten Tag gespielt.
Durch den mechanischen Speicher blieben ja alle Wahlen gesetzt!
Es ist richtig , jede Plattenseite konnte nur einmal angewählt werden , was aber
danach immer wieder erfolgen konnte.

Gruß Klaus
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
21.03.13 18:16
Hallo Bruno

es ist genau so, wie Klaus es beschreibt. Die Gäste warfen vor der Sperrstunde noch Geld ein, in der Hoffnung, den Gastwirt zu einer Überschreitung der Sperrstunde überreden zu können, bis die gewählten Platten abgespielt waren. Manchmal gelang es, manchmal aber nicht. Die Einhaltung der Sperrstunde wurde nämlich von Zeit zu Zeit durch die Polizei kontrolliert. Wenn eine Überschreitung der Sperrstunde festgestellt wurde, gab es zumindest eine Verwarnung. Wenn es mehrmals hintereinander passierte, hatten sowohl der Lokalinhaber als auch die Gäste ein Bussgeld zu bezahlen. Wenn der Gastwirt das nicht riskieren wollte, steckte er die Musikbox zur Sperrstunfe einfach aus. Die zu diesem Zeitpunkt noch vorgewählten Platten wurden dann am nächsten Morgen gespielt, obwohl meist niemand zuhörte.

In der Anfangszeit passierte das sehr häufig, später nicht mehr. Später mußte sogar oftmals der Gastwirt oder die Kellnerin einige Schillinge opfern, um die Gäste daran zu erinnern, daß es eine Musikbox gibt. Viele Jahre später übernahm der Controlcomputer diese Aufgabe (Autoplay - Funktion). Die erste Vorrichtung dieser Art war übrigens für die RoweAMI MM1 als Option zu bekommen (genannt Play Me Unit) und funktionierte elektromechanisch. Damit konnten aber nur bis zu vier vorgegebene Nummern gewählt werden. Es gab für diesen Zweck spezielle Schallplatten von bekannten Künstlern mit einer Werbung.

Viele Grüße - charly49
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
21.03.13 19:09
Hallo Klaus, hallo Charly49

Vielen Dank für Eure Antworten! Ich bin halt mit "Baujahr" 57 fast etwas zu jung um mich daran erinnern zu können. Interessant sind solche Informationen aber allemal.

Gruss Bruno
Re: wie war denn das damals so mit Gewerbetreibenden und Jukeboxen?
25.03.13 11:59
charly49 schrieb:
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Viele Jahre später übernahm
> der Controlcomputer diese Aufgabe (Autoplay -
> Funktion). Die erste Vorrichtung dieser Art war
> übrigens für die RoweAMI MM1 als Option zu
> bekommen (genannt Play Me Unit) und funktionierte
> elektromechanisch. Damit konnten aber nur bis zu
> vier vorgegebene Nummern gewählt werden. Es gab
> für diesen Zweck spezielle Schallplatten von
> bekannten Künstlern mit einer Werbung.
>
> Viele Grüße - charly49


Meine MM-1 hat diese Funktion ebenfalls, mit 4 Schiebeschaltern können 4 Titel ausgewählt werden, die dann nach einer gewissen Zeit automatisch gespielt werden. Beim Kauf der Box waren die ebenfalls erwähnten "Play Me" Platten sogar noch dabei...

Keep On Rockin'...
Roland
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