AVC-Schaltung

geschrieben von - posted by empress200 
AVC-Schaltung
09.05.07 14:02
Ursprüngliches Thema:

[www.jukebox-world.de]

Bitte gebt eure Erfahrungen und Meinungen zur AVC-Funktion von Jukeboxverstärkern bekannt.

Gruß,
Roland
Re: AVC-Schaltung
09.05.07 15:01
Hallo Roland,

es geht bei der AVC nur darum, daß ein möglichst konstanter Lautstärkepegel für alle Platten erreicht wird. Ob sich das mit den Grundsätzen von HiFi verträgt, ist eine andere Sache. Eine Musikbox ist nicht dafür gebaut, ein Konzert in allen Nuancen und mit dem vollen Dynamikumfang zu genießen, dafür ist der normale Umgebungslärm in der Kneipe (für die sie ja urprünglich gebaut wurde) sowieso zu groß. Die AVC hat einzig und allein die Aufgabe, die Lautstärke von leise aufgenommenen Platten über den Lärmpegel anzuheben bzw. die Lautstärke bei sehr laut aufgenommenen Platten auf ein erträgliches Maß abzusenkern, ohne daß jemand den Lautstärkeregler zu betätigen braucht. Ob dadurch Klang oder Dynamik beeinfußt wurden, stand eigentlich gar nicht zur Debatte. Für reinen HiFi - Genuß ist eine HiFi - Anlage besser geeignet. Bei dieser spielt es auch keine Rolle, wenn man die Lautstärke bei jedem Musikstück neu einstellen muß.

Es steht natürlich jedem frei, die AVC - Funktion abzuschalten, wenn er sie nicht will oder braucht. Auf jeden Fall war sie beim Einsatz in der Gastronomie sehr hilfreich und ich finde, sie gehört zu einer authentischen Musikbox einfach dazu.

Übrigens: ein Dynamikexpander hebt nicht leise Passagen an, sondern er vergrößert den Dynamikumfang von Tonmaterial, das entweder zu geringe Dynamik hatte oder dessen Dynamik zuvor komprimiert wurde. Die AVC setzt nicht bei einem bestimmten Pegel ein, sondern ist im gesamten Lautstärkebereich wirksam.

Viele Grüße - charly49





1 mal bearbeitet. Zuletzt am 09.05.07 15:19.
Re: AVC-Schaltung
09.05.07 16:26
Hallo charly49

Voll zustimmen kann ich Deiner Aussage, dass die AVC-Funktion bei der Aufstellung in der Gastronomie hilfreich war. Damals hat es es auch kaum jemanden gestört, dass der Verstärker einen "Grundbrumm" hatte. Der ging im Lermpegel vom Lokal sowieso unter. Doch heute stehen die meisten Boxen in privaten Räumlichkeiten, man sitzt nicht weit von der Box entfernt und im Raum ist es meist sehr leise. Dann fallen Dinge die bei der Aufstellung im Lokal keinen gestört haben plötzlich auf.

In anderen Bereichen reden wir scheinbar etwas aneinander vorbei.

Bitte erkläre mir und den anderen Lesern den Begriff Dynamik und wie die AVC funktioniert bzw, über den gesamten Lautstärkebereich wirksam ist. Weiters interessiert mich wie die AVC leise Pegel anhebt.


Schöne Grüße,
Roland
B&K
Re: AVC-Schaltung
09.05.07 16:52
Hallo Roland , Hallo Charly !

Ich habe zur Zeit 5 Rockola Verstärker in der Revision , wie man so schön sagt !
Und alle AVC (bei dreien getestet!) reagieren etwas anders und der Klangeindruck
ist unterschiedlich ! Ich kann das sehr gut vergleichen , da ich immer die gleiche
Capri nehme und die selben Platten!
ABER: eine einwandfrei instandgesetzte AVC (auch die simple Schaltung von
Rockola!) funktioniert bei mir einwandfrei ! Von "Pumpen" oder ähnlichem
ist da nichts zu hören und und in der gesamten Palette von 80 Scheiben
lasse ich sie jetzt nach der Reparatur immer an !
Häufig werden die 6CY7 vergessen , zumindest das zweite System arbeitet
häufig nicht gut ! Und besonders langlebig sind diese Teile auch nicht !
Sie neigen im Betrieb häufig zu Kurzschlüßen , die beim Prüfen dieser
Röhren (natürlich mit einem B&K !) auf Grund der kurzen Prüfzeiten nicht
unbedingt auffallen !!

Also ich bin ein Befürworter der AVC , wobei ich natürlich zugeben muß , das es nicht mit
einem SEEBURG Verstärker zu vergleichen ist !
Aber man sollte auch nicht Äpfel und Birnen vergleichen !!

Grüße aus dem Norden
Klaus
Re: AVC-Schaltung
09.05.07 22:13
Hallo Roland,

wie gewünscht, die Definition von Dynamik, etwas vereinfacht, aber leicht verständlich: Unter Dynamik versteht man, um welchen Betrag die Lautstärke des lautesten Tons höher ist als die Lautstärke des leisesten Tons, der noch gehört werden soll. Und zwar innerhalb des selben Musikstücks.

Die AVC - Schaltung erzeugt aus dem Tonsignal eine Regelspannung, die einem Mittelwert der Aufnahme - Lautstärke entspricht. Bei leisen Aufnahmen ist die Regelspannung klein. Je lauter die Aufnahme, desto größer ist die Regelspannung. Mit dieser Regelspannung wird die Verstärkung so eingestellt, daß sich für leise und laute Platten in etwa die gleiche Lautstärke ergibt. Im Idealfall sollte die Regelspannung während des gesamten Musikstücks gleich bleiben. Wie immer im Leben, gibt es den Idealfall natrürlich nicht, weil natürlich auch innerhalb des Musikstücks laute und leise Passagen vorkommen und daher auch die Regelspannung schwankt. Man muß daher einen Kompromiß eingehen. Man nimmt statt des Mittelwerts den Spitzenwert der NF - Spannung und lädt damit über einen kleinen Widerstand einen Kondensator. Die Spannung an diesem Kondensator ist die Regelspannung, mit der die Verstärkung eingestellt wird. Je höher die Regelspannung, desto kleiner wird die Vertärkung. Der Verstärker wird leiser gestellt. Damit der Verstärker nicht nach einem Schlag auf die große Pauke für den Rest des Musikstücks leise gestellt ist, wird der Kondensator über einen großen Widerstand langsam entladen, und daher die Verstärkung wieder erhöht. Wenn kein weiteres Schallereignis mehr eintritt, dauert es etwa 5 - 10 Sekunden, bis der Kondensator vollständig entladen ist und die maximale Verstärkung erreicht wird. Während eines Musikstücks wird es sehr wahrscheinlich keine so langen Pausen geben und der Kondensator wird daher immer wieder nachgeladen.

Im Mittel ist die Regelspannung bei leisen Aufnahmen kleiner als bei lauten Aufnahmen. Aber auch bei sehr leisen Aufnahmen ist eine Regelspannung vorhanden und der Verstärker daher nicht auf maximale Verstärkung gestellt. Es ist daher klar, daß die Gesamtverstärkung um einiges höher sein muß, da der Verstärker durch die AVC in jedem Fall etwas zurückgeregelt wird (bei lauten Aufnahmen mehr, bei leisen weniger). Wenn man also die AVC ausschaltet oder durch Entfernen der Regelröhre lahmlegt, ist natürlich die erreichbare Lautstärke höher. Dies wird manchmal gemacht, wenn der Verstärker durch leistungsschwache Röhren, defekte Widerstände oder Kondensatoren nicht mehr die volle Leistung bringt.

AVC - ja oder nein? Ich denke, das ist eine Geschmacksfrage und über Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten. Ich persönlich nehme lieber die kleinen Lautstärkeschwankungen innerhalb des Musikstücks in Kauf, als die großen Schwankungen von Platte zu Platte. Aber das muß jeder für sich entscheiden.

Alles klar?

charly49
Re: AVC-Schaltung
10.05.07 08:10
Hallo charly49

Danke für Deine Erklärungen.

Es gibt natürlich diese von Dir beschriebene AVC-Regelung.

Die RO Röhrenverstärker verwenden aber eine etwas andere Schaltung.
Dabei handelt es sich um eine Strom-Spannungsgegenkopplung über 3 Stufen.
Bei ausgeschaltener AVC-Funktion ist es eine fixe Gegenkopplung.
Wird die AVC-Funktion eingeschaltet wird daraus eine durch einen Thermistor gesteuerte variable Gegenkopplung. Die manchmal als AVC Röhre bezeichnete 6CY7 hat mit der eigentlichen Regelung nichts zu tun. Das erste System dieser Röhre arbeitet als Spannungsverstärker und das zweite System als Impedanzwandler für die nachfolgende LS-Regelung. Am Ausgang der Impedanzwandlerstufe wird das Signal für die Gegenkopplung abgegriffen. Die Regelung erfolgt durch die Röhre der ersten Stufe. Da der Thermistor eine gewisse Trägheit hat, ist die Ansprechgeschwindigkeit der Schaltung nicht so schnell wie bei anderen AVC-Schaltungen. Die Schaltung funktioniert bei "normalen" (nicht allzuschnellen) Pegelerhöhungen recht gut. Es gibt aber auch Aufnahmen, bei denen diese Schaltung "überfordert" ist. Solch eine habe ich gemeint, als ich den Pumpeffekt erwähnt habe. Mit dem überwiegenden Teil von Platten kommt auch diese Schaltung ohne Probleme klar.

Gruß,
Roland



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 10.05.07 08:15.
Re: AVC-Schaltung
10.05.07 09:35
Hallo Roland,

Es stimmt, daß Rock Ola eine etwas andere AVC - Schaltung hat. Die Grundidee ist die gleiche, nämlich die Schaltung relativ schnell ansprechen und langsam abklingen zu lassen. Der Thermistor wird rasch aufgeheizt (vorausgesetzt, der 4 µF Kondensator ist noch nicht ausgetrocknet), und kühlt langsam wieder ab. Wenn der Thermistor allerdings auf einen Metallteil oder ein Kabel aufliegt und dadurch eine zusätzliche Wärmebleitung hat, könnte es sein, daß er zu schnell abkühlt. Dies könnte möglicherweise das beschriebene Pumpen zur Folge haben.

Ein kleiner Tip am Rande: Die AVC kann man ganz leicht und ohne Meßgeräte auf ihre Funktion überprüfen. Man hebt während des Spielens einer Platte den Tonarm ab und setzt ihn nach etwa 1 - 2 Sekunden wieder auf. Der Lautstärkepegel darf sich nicht allzu sehr erhöht haben. Dann hebt man den Tonarm nochmals auf. Wenn man ihn nach zehn Sekunden wieder aufsetzt, müßte die Lautstärke ziemlich stark angestiegen sein. Nach dem Aufsetzen des Tonarms muß in beiden Fällen die Lautstärke innerhalb von maximal einer Sekunde wieder den ursprünglichen Pegel erreicht haben. Wenn man diesen Test öfters bei funktionierenden Geräten durchgeführt hat, hat man das richtige Verhalten im Ohr und kann in einigen Sekunden beurteilen, ob die AVC korrekt funktioniert oder ob sie einer genaueren Untersuchung bedarf.

Viele Grüße - charly49
Re: AVC-Schaltung
10.05.07 11:49
Hallo Charly,

jetzt sind wir ja wieder auf gleicher Linie was den Begrifff Dynamik und die AVC-Regelungen anbelangt.

Ein kleiner Unterschschied wird allerdings bleiben:
Bei Dir ist die AVC-Funktion auf EIN, bei mir auf AUS smiling smiley

Es gibt aber noch jemanden mit einem ungelösten Problem.
Wie geht's mit Andre und seiner 1100er mit dem Knackgeräusch weiter?

Schöne Grüße,
Roland
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