Restaurierung - Rock Ola 1484 [Bericht u. allgm. Fragen]

Der Beitrag hier soll zum einen immer mal wieder den aktuellen Stand bei meiner Restaurierung darstellen und zum anderen hoffentlich die dabei regelmäßig auftreffenden Fragen zur Diskussion stellen.

Ich wollte jetzt nicht unbedingt zu jeden Problem einen extra Beitrag eröffnen, aber wenn das im Forum so gewünscht ist kann ich auch dazu übergehen.

Kurze Beschreibung der Ausgangsituation:

- in meinen Augen weitestgehend originale 1484 Box
- Mechanikabdeckung mit zwei Rissen
- Gehäuse vermutlich vom Aufstellerservice foliert, da auch unter den Scharnieren Folie ist
- Folie teilweise schon abgezogen -> Kleberückstände, Verfärbungen, Maserung aber noch erhalten, einige Schadstellen
- Chrom besonderes an der oberen Tür stark abgeblättert
- Münzprüfer funktioniert nicht
- Mechanik funktioniert
- einige Tasten klemmen ab und zu
- Lautsprecher defekt (Anschlussleitung zur Schwingspule bei beiden LS ab) - Ton kommt an Ersatz-LS an
- Tonabnehmer: ELAC KST 103


Alles in allem denke ich eine überschaubare Sache die mit jede Menge putzen und wieder herrichten machbar sein dürfte.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 12.08.13 20:28.

Nach dem ersten halben Tag Hand anlegen sind nun die beiden Türen in alle Einzelheiten zerlegt, um mit dem zeitaufwendigen Verchromen anfangen zu können.

Meine erste Frage daher:

===> Aus welchem Material sind die vertikalen und horizontalen Metallteile der Türen? <===

Soweit ich gelesen habe sind die vertikalen, seitlichen Teile aus Aluminumguss und damit einfacher für Verchromer zu handhaben als Zinkdruckguss - stimmt das?

In den Schlitzen der oberen Seitenteilen konnte ich nach vorsichtigem Freikratzen unter der schwarzen Farbe das blau-metallic finden. Unten ist das blau noch erhalten - ich denke ich werde beides nach dem Verchromen wieder original blau lackieren...

Die horizontalen Teile würde ich einfach nur von Hand aufpolieren - Patina soll erhalten bleiben!

Soviel erstmal für heute, grüße!

Hallo HannesKoe

Gratuliere!
Originale Box mit guter Basis daraus wieder ein Schmuckstück zu machen.

Rechts unten fehlt der Kassenbehälter. Fehlt der?

[ssl.kundenserver.de]


Die 4 seitlichen (vertikalen) Teile sind aus Aluminium und wurden verchromt.
Leider ist vom Hersteller kein richtiger Aufbau der Galvanikschichten erfolgt. Vermutlich wurde hier gespart.
Ist bei anderen Modellen auch so (Capri, Rhapsodie...)

Die horizontalen Teile sind auch aus Alu wurden ab Werk aber nicht verchromt sondern eloxiert.

Häufig werden auch diese Teile verchromt, was ich aber niemals machen würde.

>>Die horizontalen Teile würde ich einfach nur von Hand aufpolieren - Patina soll erhalten bleiben! <<

Eine sehr gute Entscheidung!

Aber all zu viel wirst Du mit polieren nicht erreichen. Kratzer kannst Du mittels Polieren aus den eloxierten Teilen nicht entfernen.

Gruß
Roland

Herzlichen Glückwunsch Hannes,

sieht nach einer schönen Box aus, der du mit ein bischen Arbeit wirklich zu neuem Glanz verhelfen kannst. Viel Erfolg!

Ebenfalls gut finde ich deinen Ansatz keine Überrestauration zu machen, sondern Patina zu erhalten. Ich finde dadurch haben die Boxen ihren ganz eigenen Charme.

Gruss Kai

n'Abend

Der Kassenbehälter ist glücklicherweise da, hatte ich nur schon 'ausgebaut'.

Ja, das mit dem Aufarbeiten ist so ein zweischneidiges Schwert, wenn man die Teile erstmal einzeln in der Hand hat möchte man sie eigentlich fast nur noch im perfekten Zustand wieder verbauen.

Mit etwas Abstand und Zustimmung aus dem Forum ;-) überlegt man es sich dann doch.
Die horizontalen Teile werde ich wirklich bloß von Hand aufpolieren, auch wenn einige Kratzer drin, aber Kratzer gehören nach über 50 Jahren halt einfach dazu!

Bei den vertikalen Teilen bin ich jetzt auch fast schon soweit nur noch die oberen neu verchromen zu lassen - kostet auch weniger ;-) .
Die unteren haben zwar auch geringe Aufplatzungen aber in meinen Augen noch im tolerierbaren Bereich.
Ich hoffe nur, dass man zwischen dem neuen und dem alten Chrom keine zu großen farblichen Unterschiede sehen wird.
Ich denke die unteren Teile werde ich mit NeverDull aufpolieren und die offenen Stellen dann mit einem Tupfer transparenten Nagellack versiegeln.

Als Tagwerk für heute nach Feierabend (nach dem Einkauf von Bref und einem Glasfaserpinsel) war eigentlich angedacht mal eben schnell die Mechanikbaugruppe in das schon vorbereitete Arbeitsgestell rüberzuheben - aber seht selbst auf dem Foto...

Die Idee vom Arbeitsgestell hat mich sofort überzeugt und es wird sich sicher auch voll bewähren, wenn es dann mal soweit ist. Nur raus bekommen habe ich die Mechanik nicht ohne höhere Gewalt, selbst der Trafo ist nach meinen bisherigen Erkenntnissen im Weg, aber da hängt die Zuleitung dran,die wiederum an der linken Seitenwand fixiert ist...
Im Handbuch hätte es bestimmt gestanden... sicher auch wie man alle Platten aus dem Plattenkorb bekommt...

Hat wer zufällig eine pdf-Version vom Handbuch? Es gibt es zwar auch im Online-Shop, aber (neben dem Urlaub) wenn es wirklich eine Kopie und kein Original ist, halt ich den angegebenen Preis für 90 SW-Kopien für... - nun ja, an der Uni würde ein Copyshop bei solchen Preisen schnell dicht machen, aber vielleicht gibt es einen mir noch unbekannten Grund dafür...

Grüße!

Hallo Hannes,

Solange der Trafo noch eingebaut ist, ¨hängt¨ die Mechanik an den vorderen Winkeln, auf denen sie aufliegt.
Ich habe mir beholfen, indem ich die Mechanik vorne mit einem stabilen Draht hochgebunden habe (du könntest natürlich auch von unten einfach stützen), dann die Aflagewinkel links und rechts entfernt habe. Danach kannst du die Mechanik ganz bequem herausnehmen.

Die Platten bekommst du heraus, indem du den Korb drehen lässt, dazu drückst du den Service-Schalter in die Position ¨Scan¨, dadurch rotiert das Plattenmagazin.

Den Preis für das Handbuch finde ich ok. Sicherlich sind hierfür bei der Erstellung und Besorgung Kosten angefallen oder es wurden Lizenzgebühren bezahlt. Bei den Preisen, die wir für unsere Jukeboxen zahlen, finde ich das auch nicht wirklich störend.

Gruss Kai

Hallo HannesKoe

> "... halt ich den angegebenen Preis für 90 SW-Kopien für... - nun ja, an der Uni würde ein Copyshop bei solchen Preisen schnell dicht machen..."

Zum Copyshop an der Uni bringst Du die Vorlagen selbst mit. Wenn Du etwas kopieren lassen möchtest, von dem Du keine Vorlage hast (z. B. die Ergebnisse der nächsten Prüfung) würden die Preise auch erheblich höher sein.

Ich denke, daß wir froh sein müssen, wenn es jemanden gibt, der sich die Mühe macht, die Informationen zusammenzutragen, zu archivieren, bei Bedarf die relevanten Seiten herauszusuchen und zu kopieren und die Kopien zu binden. Die Preise dafür finde ich durchaus angemessen.

Viele Grüße - charly49

n'Abend zusammen!

Manchmal darf man auch Glück haben, aber dazu gleich mehr...

Das mit dem Handbuch stimmt schon, ich war wahrscheinlich nur von meinen anderen Radios bisher verwöhnt.
Da bin ich bei radiomuseum.org immer fündig geworden und habe Schaltpläne und Handbücher gefunden - aber von VEB Stassfurt erhebt ja auch keiner mehr Lizenzgebühren ;-)

Zumindest die 430 ist eingetragen:
[www.radiomuseum.org]

Heute ist unerwarteter Weise doch noch was geworden.
Mechanikbaugruppe ausbauen mit dem Hochbinden hat super geklappt. Der Rest ging dann auch fix.

Erste Reinigungsarbeiten in Form von Aussaugen sind auch schon abgeschlossen ;-)
Zum Schluß habe ich dann noch die Folie mit dem Fön abgezogen - ging super! Das mit dem Kleberesteentfernen mit Benzin werde ich hoffentlich am Wochenende testen können.
Aber das beste ist, dass die linke Seite in meinen Augen perfekt erhalten ist - und das ist die Seite die man sehen wird, wenn man auf der Couch sitzt.
Die rechte Seite hat leider eine Schadstelle im Furnier, diese Seite sieht man wenn man zur Tür reinkommt, aber da denke ich wird der Eindruck der Front das ganze überstrahlen

In diesem Sinne!




2 mal bearbeitet. Zuletzt am 15.08.13 20:32.

So, am Wochenende war erster Putztag!

Lüftungsverkleidungen, einige Anbauten, Kassenbehälter und Kabel gingen mit Bref in der Dusche einwandfrei!
Der Gilb auf dem Gehäuse war dagegen ganz schön hartnäckig. Zuvor habe ich noch ohne großen Aufwand mit Industrieentfetter und Kunststoffspachtel die Klebereste entfernt. Danach ging's auf den Hof: mit Bref, Schwamm und Wasserschlauch ging die gelbe Schicht nach und nach runter und offenbarte nun leider doch recht deutlich die lebhafte Geschichte der Box - siehe Bilder.
Ganz nach dem Italowestern "the Good, the Bad and the Ugly" habe ich die linke, obere und rechte Seite so getauft.

Der erste Gedanke war mal wieder alles aufarbeiten zu wollen, was sicher mit einem riesen Aufwand verbunden ist, z.B. hat im rechten unteren Teil sich mal jemand mit einem Strahlgerät probiert - all diese Unebenheiten auszuspachteln dürfte einiges an Zeit in Anspruch nehmen... ich denke ich werde aber nur die gröbsten Stellen mit heller Farbe und Pinsel ausbessern.
Gibt's da Empfehlungen?

Hallo!
Da wirst Du aber viel Freude haben mit dieser originalen Kiste.
Eines muss Dir klar sein mit ausbessern bekommst Du das nicht annähernd hin
und später im Wohnzimmer siehst Du diese Stellen immer als erstes und wirst Dich
ärgern das nicht ordentlich gemacht zu haben. Es gibt im Archiv einen Beitrag wo
die Neulasierung exakt beschreiben ist mit Fotos. Wenn Du willst ich kann Dir das auch
beschreiben, da ich das schon oft für verschiedene Boxen gemacht habe.
[www.jukebox-world.de]
Anbei noch zwei Beispielbilder von solchen Boxen.
mfg Willi!

Abend!

Einiges an Zeit ist inzwischen ins Land gegangen.
An der Jukebox ist einiges geworden, habe aber dann doch die freien Abendstunden lieber für die Jukebox aufgewendet als für's Berichte schreiben. Ich versuche es jetzt zumindest etwas nach zu holen.

Das Gehäuse habe ich doch mit Farbe, Pinsel und weiterem ausgebessert - ich finde es ist gut geworden. Sieht nicht aus wie neu, aber für mich zumdinest wohnzimmertauglich und original. Fotos folgen - habe nur gerade meine Kamera verborgt.

Fotos vom letzten Stand von der Montage habe ich noch auf der Festplatte gefunden und angehängt.
Die meisten Teile sind schon wieder an ihrem Platz. Den Verstärker habe ich auch gesäubert und die Röhren geputzt - ich mach das immer mit warmen Fit-Wasser und Ohrenstäbchen. Ob der Bierdeckel zwischen den Elkos wirklich so die tragende Rolle hat wird sich wohl erst beim ersten Test zeigen.

Bei der Mechanik konnte ich gerade so noch partiell Farbreste am Greifermechanismus finden. Habe mich zu Neulackierung entschieden, der Ausbau der Teile ging nach der Anleitung im Archiv problemlos - hoffentlich dann auch der Zusammenbau ;-)
Beim örtlichen Lackierer habe ich mir eine Spraydose anmischen lassen. Als Farbvorlage habe ich die Innenseite des Deckels des Kreditwerkes abgegeben. Für's Archiv: "Ford America M1070A" entspricht dem Metallic Blau wohl am ehesten.
Bis eben habe ich die Teile lackiert - müssen jetzt noch durchtrocknen und wenn ich meine Kamera wieder habe gibt's auch davon Fotos.

Nun noch ein Anliegen meinerseits:

Bei der De- und Montage sind mir einige Kleinteile, insbesondere Schrauben etc. aufgefallen, die mir fehlen.
Ich weiß die gibt's bei den Stamann auch im Webshop - ich hätte aber gern originale mit leichten Gebrauchsspuren ;-)

Ich brauche derzeit noch folgendes:
- 2 Muttern + 2 U-Scheiben für Zollschrauben mit Außendurchmesser 3,4 mm (220V Kabeldurchführungshalteblech)
- 4 Holzschrauben Durchmesser 3,3 mm x 11,5 mm lang, Kreuz
- 4 Standard-Gehäuse-Holzschrauben (brüniert) z.B. für die Kabelfixierungsbleche
- 1 Transportsicherungsschraube (Mechanikaufhängung)
- 2 Schlosschrauben + 2 U-Scheiben + 4 Muttern (Verbindung brünierten Mechanikhaltebleche <-> Gehäuse)
- 1 "Finger"/Kipphebel unterhalb des Münzprüfers
- 3 Gummilager Plattentellermotor
- original Plattenteller (-cover)
- evtl. blaue Kunststoffabdeckung auf der Rückseite der Tasten (ob Buchstaben oder Zahlenseite muss ich noch mal nachschauen)
- evtl. originale Preis- u. Anweisungsgläser

Eine Frage noch: wie sieht der originale Plattenteller von der 1484 aus? Ich habe einen mit schwarzem Rand und grauer 'Leder'auflage und ohne Dekor im Inneren.

Grüße, Hannes



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.10.13 16:03.

Hallo Hannes

So sieht ein originaler Plattenteller aus.
Der von der Regis ist identisch.

Gruß
Roland

n'Abend

bevor es nächstes Wochenende in den Urlaub geht wollte ich noch meine Schuldigkeit erfüllen und die Bilder vom aufgearbeiteten Gehäuse zeigen.

Danke Roland für die Fotos.
Hier noch ein Bild von meinem Plattenteller - weiß jemand zu welcher Box der original dazu gehört?

...und noch Bilder von meinen Lackierarbeiten, aufgrund der Lackrückstände bin ich davon ausgegangen, dass alle sichtbaren Flächen farbig gestaltet waren und habe diese auch so wieder lackiert.

Edit: besser Fotos im nächsten Post angefügt



3 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.10.13 17:45.

Hallo,
ist das auf dem 2. Bild hinter dem Karussel was wie Rost aussieht tatsächlich Rost?
Gruß PitinWHV.

Hallo PitinWHV,

Ich glaube (und hoffe für Hannes) dass es auf dem Foto täuscht und wir die Mechanik in einem Arbeitsgestell mit aufgelegter Mechanikabdeckung sehen. Das was wie Rost aussieht, scheint der Bodenbelag zu sein, ich bilde mir zumindest ein, an der linken Seite einen Blumentopf zu erkennen...
Gruss Kai

Korrekt, das ist der Boden von meinem Balkon.

Aufgrund der Limitierung auf 150 kB war die Farbwiedergabe bei voller Auflösung stark verfälscht.
Ich habe jetzt die Bilder nochmal hochgeladen.

Viel Zeit ist vergangen und die Box ist nun fertig!

Daher schnell noch einige Bilder von den letzten Etappen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.02.14 20:39.

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Bilder

und fertig!

ok, Kabelkanal muss noch gemacht werden, die "100" wird noch ersetzt und die Titelstreifen - was eigentlich die wirkliche Fließarbeit ist!

Dafür hat sie die erste Feuerprobe zur Geb.tagsfeier bravorös überstanden, ist von 9 bis 4 Uhr durchgelaufen, davon lange Zeit bei voller Lautstärke :-D

Ich freu mich, dass ich viel vom originalen Zustand erhalten konnte und man dem guten Stück die 54 Jahre auch ein wenig ansieht!


Wird wohl nicht die einzige bleiben... ;-)



An dieser Stelle noch mal vielen Dank an euch für die Unterstützung und Hinweise!

Hallo HannesKoe,

Danke für die Abschlussbilder und den Bericht.
Hast eine tolle Arbeit gemacht und dieses Schmuckstück wiederbelebt!

Viel spass damit.

Gruss Kai